An einer Universität (Regensburg) findet ein Kongress statt – unter dem Schlagwort „Komplementärmedizin“. Hier wird die Homöopathie einsortiert. Dagegen verwahre ich mich!
Die Schulmedizin, also das Ergebnis der Hexenverbrennung[1], führte dazu, dass es weder Heiler*innen noch Magier*innen gab. Wer als solcher arbeitete, war des Todes (Verbrennung auf dem Scheiterhaufen).
Arzt und Universität
Es heißt nicht mehr „Heilkunde“ – es heißt „Medizin“, seit sich die Kirche im 13. Jahrhundert der Universitäten bemächtigt hatte. Bis dahin trafen sich Frauen, Moslems, Juden und Christen gemeinsam an den Hochschulen Salernos oder Montpelliers, um das Wissen zu mehren. Nun aber – und es gilt bis heute vom Grundsatz her – legte sie, die Kirche, eine neue verbindliche Studienordnung fest:
„Man musste männlichen Geschlechts, streng katholisch und ehrbarer Herkunft sein … und bevor das eigentliche (medizinische) Studium aufgenommen werden durfte, standen Theologie, Philosophie, Latein und Logik auf dem Lehrplan.“[2]
Heilerinnen und Heiler, Magierinnen und Magier… gab es zu allen Zeiten. Aber auch hier hat die Kirche okkupiert: sie bietet deshalb den Exorzismus an – also die „Teufelsaustreibung“. Wobei der „Teufel“ als „Leibhaftiger“ zuständig ist für Sex und Nachkommen. Das kann man natürlich verdrängen, aber nicht ignorieren, sonst sterben die Menschen aus.
Es wurde zusätzlich noch ein Gesetz erlassen (das Territorium von Montpellier gehörte inzwischen zum päpstlichen Besitz), welches vorschrieb, jedem Patienten die Beichte abzuverlangen, da die Ärzte gleichzeitig auch Priester waren. Vorher durfte keine Behandlung erfolgen. Von nun an arbeiteten Heiler*innen illegal (vergl. heutiges Verhalten der Schulmedizin[3] beim Heilpraktiker-Beruf).
Diese geschichtliche Kenntnis sollte gegeben sein, um den weiteren Verlauf einschätzen zu können.
Das, was wir heute Schulmedizin nennen, hat vor allem Erfahrung in der Reparatur von Menschen, die in Kriegen verstümmelt wurden. Als Feldscher zogen Chirurgen mit dem Tross und schauten unter den gefallenen Soldaten, wen sie noch retten und eben reparieren konnten. Dies taten sie schon zu Zeiten der Alten Römer, wo ein Arzt namens Galen ein hervorragendes chirurgisches Besteck entwickelt hat, das noch heute den Anforderungen standhalten kann.
Von Heilung jedoch verstanden diese Leute nichts, denn das alte Wissen des Volkes und seiner Heiler*innen war mit den Hexenverbrennungen in ganz Europa vernichtet worden. Wer noch etwas davon verstand, verschwieg es tunlichst.
Wenn heute die Schulmedizin – und dieser Ausdruck ist sehr zutreffend, denn auf Heiler-Tradition kann sie nicht zurückgreifen, aber auf Schulung in Universität und Institut – auf Medikamente zurückgreifen kann, dann verdankt sie das immer noch dem Krieg und der chemischen Industrie. Laudanum und andere Mittel wurden vor allem bei Schmerzen und Ängsten eingesetzt. Paracelsus hat es bereits im 16. Jahrhundert entwickelt. Es wurde aus Mohn gewonnen (Mohnsaft). Darüber hinaus hat sich noch die Weidenrinde in der Pharmazie erhalten, die als Aspirin Karriere machte. Doch alles darüber hinaus sind chemische Produkte, die vorhandene Beschwerden unterdrücken sollen, als sei der Mensch ohne Beschwerden gesund.
Betäubungsmittel helfen bei jeder Operation, Schmerzmittel bei allen Schmerzen. Substrate des Körpers werden chemisch hergestellt, seien es Enzyme oder Hormone, und helfen, Defizite zu überbrücken. Die mit Flemming Mitte des 20. Jahrhunderts gefundenen Antibiotika vernichten Bakterien (von denen wir nicht einmal wissen, ob sie Ursache oder Folge eines Vorgangs sind) und sind Pilze. Alle übrigen chemisch-pharmazeutischen Mittel unterdrücken oder puschen natürliche Vorgänge – mit Heilung hat dies absolut nichts zu tun, denn es erfolgt daraus Abhängigkeit.
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Wenn wir einmal annehmen, dass es keinen Krieg gibt, dann leben Menschen sehr lang, wenn sie nicht vorher durch Misswirtschaft oder Fürsten verarmen bzw. verhungern.
Vorausgesetzt, diese Menschen haben ein Dach über dem Kopf, können ihren Wohnbereich ausreichend warm halten, haben Kleidung und Hygiene und immer genug zu essen und zu trinken, geht es ihnen gut. Wenn sie von keiner elitären Volksgruppe unterdrückt werden (z.B. Frauenungleichbehandlung, was auch für Männer eine irrwitzige Belastung darstellt), dann leben sie 70 – 100 Jahre.
Kriege jedoch gab es die letzten 5000 Jahre zu Hauf. Die norwegische Akademie der Wissenschaften hat errechnet: Seit dem Jahre 3.600 v.u.Z. bis heute fanden insgesamt 14.513 Kriege statt. Dabei gab es 3 Milliarden 64 Millionen Tote (3.064.000.000 !). Nur 292 dieser rund 5.600 Jahre waren ohne Krieg. Vom Jahr 650 v.u.Z. bis heute gab es 1.656 Versuche, durch Wettrüsten den Frieden zu bewahren. Sie führten 1.640mal zum Krieg, in den restlichen 16 Fällen zum wirtschaftlichen Ruin der Beteiligten. Das macht den Krieg zum „Vater aller Dinge“.
Die Mutter jedoch ist die Natur. Wenn wir ihr folgen, können wir gesund sein. Das sind wir jedoch nicht. Wir sind es nicht, weil das Gleichgewicht und der Umgang miteinander zu Lasten der „unten“ verschoben ist. Da kann einen Reparaturmedizin nicht ändern. Sie kann es vor allem dann nicht, wenn sie auf keinerlei Heilmittel zurückgreift. Genau das war es, was Samuel Hahnemann hat zornig werden lassen, nachdem er ein Studium der Medizin und der Pharmazie absolviert hatte. Er wollte nicht mit unzulänglichen Mittel wie Aderlass, heißem (bis kochendem) Wasser oder Quecksilber die Leute noch mehr schädigen. So widmete er sich der Übersetzung medizinischer Schriften.
Damit stieß Hahnemann auf alte Schriftsteller und Ärzte wie Paracelsus und Cullen. Dies brachte ihn auf die Idee, in den Pflanzen, Tieren und Elementen das Wissen der Heilung zu suchen und es den Menschen mit Homöopathie zu vermitteln. Ihm ging es um Heilung. Er entwickelte die Verdünnungen und Potenzen (Verstärker). Im Gegensatz zur Schulmedizin, die er „Allöopathie“ nannte, bezeichnete er seine neue Methode mit „Homöopathie“: Ähnliches mit ähnlichem heilen (Similia similibus curentur). Seine Methode erwies sich als äußerst wirksam. Sie hatte nur einen Haken: der Arzt heilte und der Patient kam nicht wieder, weil Gesunde keinen Arzt brauchen.
Genau das machte einen Teil der Kollegen zu erbitterten Feinden. Dies bestätigte auch 1903 ein angesehener Arzt.
Im Jahr 1846 wurde in den USA eine Organisation von nicht-homöopathischen Ärzten gegründet. Dies war die AMA (American Medical Association). Sie war zur Bekämpfung von Homöopathie und anderen natürlichen Heilmethoden angetreten. Sie verbot die Mitgliedschaft bzw. die Zusammenarbeit mit Homöopathen[4] für ihre Mitglieder. Einer der Gründe, dass die Homöopathie solch eine Bedrohung für sie war, lag darin dass die homöopathischen Ärzte gut ausgebildet und konsequent mit einem philosophischen Hintergrund arbeiteten. Unter anderem kritisierten Homöopathen scharf, was zum Teil in der Allopathie praktiziert wurde; wenn hier unterdrückt oder am Abbau der Gesundheit gearbeitet wurde. Der letztendliche Grund jedoch war ein finanzieller: Auf einer Sitzung im Jahr 1903 des AMA gab einer der angesehenen allopathischen Ärzte zu, dass sie nie gegen die Homöopathen des Prinzips wegen gekämpft hätten, sondern wegen des Geschäftes. Homöopathen hatten einfach zu große Erfolge. Somit setzte die AMA ihre Angriffe auf die Homöopathie fort und verursachte, dass Schulen und Kliniken geschlossen werden mussten. Die deutsche Ärzteverbindung heißt „Ärztekammer“, entspricht im Grundsatz der AMA mit vermutlich vergleichbaren Zielen.
In den Köpfen der Schulwissenschaften herrscht inzwischen ein Dogma: die gesetzten Grenzen dürfen nicht überschritten werden, wenn Forscher arbeiten.
- Es muss außer Frage stehen, dass es böse Erreger sind und Bechamp Unrecht hatte.
- Es muss außer Frage stehen, dass eine verstümmelnde Operation unumgänglich ist.
- Es muss außer Frage stehen, dass zerstörerische Medikamente unvermeidlich sind…
Das Ergebnis:
- Nur dann hat ein Forscher die Aussicht, eine Studie bezahlt zu bekommen, die niemand mehr aus der Geldbörse selbst finanzieren kann.
- Nur dann hat ein Forscher die Chance, mit seiner Arbeit Anerkennung zu bekommen.
- Nur die Forschung ist gestattet, die das vorherrschende Weltbild der „Schule“ unterstützt.
Ansonsten kommt es zu Anfeindungen und übler Nachrede (Prinz Charles als „Schlangenbeschwörer“ etc.).
Eine Wissenschaft, die so handelt, ist kein Versuch, Wissen zu schaffen. Es ist ein Glaubensbekenntnis wie zu Zeiten von Montpellier oder Salerno. Und vorher sollte man als Arzt ehrlicherweise noch die Beichte ablegen:
„Ich habe keine Ahnung von Heilung. Ich kann im Höchstfall reparieren. Und alles andere ist des Teufels!“
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[1] zeitgleich mit dem „Humanismus“. Was daran human ist, weiß ich nicht zu sagen.
[2] Bochnik, Peter, „Die mächtigen Diener – Die Medizin und die Entwicklung von Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus in der europäischen Geschichte“, Reinbek, 1985
[3] „Schulmedizin“ bezieht sich per Begriff immer noch auf die kirchliche Schule = Unterrichtung. Dies wurde noch erweitert durch „Seminare“ und „Institute“, die von der Kirche gegründet wurden, um die wegen der Hexenverbrennung fehlenden Heiler*innen zu ersetzen.
[4] Auch heute ist es Ärzten verboten, mit Heilpraktikerin zusammenzuarbeiten. Die AMA gilt letztlich auch in der BRD.