Fenchelholzbaum, Lauraceae.
Name:
Sássafras officinális Nees (= Laurus sassafras L.). Fenchelholzbaum. Französisch und englisch: Sassafras; tschechisch: Sassafras lékarský; ungarisch: Csombor.
Verbreitungsgebiet
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Namensursprung:
Sassafras wird vom spanischen sassafras = steinbrechend abgeleitet, in bezug auf die Wirkung der Droge gegen Blasensteine.
Botanisches:
Der Fenchelholzbaum wird 6-8 m hoch. Die Borke hat graue und später gelblichbraune Farbe. Die jungen Triebe sind filzig-zottig ebenso wie die Blütenstiele. Die Blätter sind wechselständig, gestielt, länglich oder verkehrt eiförmig, kurz gestielt, ganzrandig, die später (nach dem Blühen) entwickelten meist dreilappig. Die kleinen, zweihäusigen gelben Blüten stehen in gipfelständigen, büscheliggehäuften Trugdolden. In den männlichen Blüten finden sich neun fruchtbare Staubgefäße von der Länge der Blütenhülle mit drei sehr kurzen unfruchtbaren am Grunde. In den weiblichen Blüten findet sich neben langen unfruchtbaren Staubgefäßen ein Fruchtknoten mit einfachem Griffel und einfacher Narbe. Die Beeren sind erbsengroß, schwärzlich-blau und werden von der bleibenden Perigonröhre umschlossen. Der Baum hat seine Heimat in Nordamerika von Kanada bis nach Florida und Missouri.
Geschichtliches und Allgemeines:
Ihres angenehmen Aromas wegen wurde die Sassafraswurzelrinde unter dem Namen Pavane schon lange von den Eingeborenen Nordamerikas als Kaumittel und als Zusatz zu erfrischenden Getränken verwendet. Aber auch als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten, besonders als Blutreinigungsmittel, stand sie bei den Indianern in hohem Ansehen. Bei ihrer ersten Landung auf Florida im Jahre 1512 soll den Spaniern der Baum aufgefallen und seiner aromatischen Rinde wegen von ihnen für einen Zimtbaum gehalten worden sein. Wie der spanische Arzt Monardes berichtet, lernten auch die Franzosen während ihrer Expedition nach Florida (1562-64) den Gebrauch der Rinde als Heilmittel kennen und schätzen. Einen späteren Bericht über den Baum finden wir bei dem schwedischen Forscher und Botaniker Peter Kalm (1748), der auch von dem allgemeinen Gebrauch der Rinde und des Holzes zur Würze von Wurzelbier und Branntwein, sowie als Heilmittel spricht. In Deutschland wurde das Sassafrasholz und die Sassafrasrinde im 16. Jahrhundert unter dem Namen Lignum pavanum, Lignum Xylomarathrum, Lignum floridum als neue amerikanische Droge eingeführt und zunächst als Antisyphilitikum benützt. Auch in England wurde die Droge rasch bekannt, und 1612 wurden dort schon junge Sprößlinge des Fenchelholzbaumes angepflanzt. Sassafras galt als Diaphoretikum und Stimulans, wurde aber in der britischen Arzneikunde nur in Verbindung mit Sarsaparilla und Guajacum verwendet. Das destillierte Öl ist wohl zuerst von Angelus Sala, dem Leibarzt des Herzogs von Mecklenburg, hergestellt worden.
Wirkung
In den deutschen mittelalterlichen Kräuterbüchern wird Sassafras noch nicht erwähnt,
während Johnson bereits eine ausführliche Schilderung des Baumes bringt und die Wurzelrinde gegen Leberkongestionen, Magenschwäche, Flatulenz, Indigestion, anhaltenden Vomitus und stinkenden Atem empfiehlt. Er erwähnt auch, daß sie diuretisch wirke und bei Frauen die Konzeptionsfähigkeit fördere.
v. Haller rühmt die schweiß- und harntreibende, „eröffnende und verdünnende“ Kraft dieser Droge und ihre Wirkung bei Katarrhen als Blutreinigungsmittel, gegen Syphilis, Magenwinde, Nierengrieß, Fluor albus, gegen Gicht und Podagra.
Als gelind reizendes, erhitzendes, diuretisches und transpirationsförderndes Mittel wird Sassafras von Hecker bezeichnet, der es bei chronischen Katarrhen, Rheuma, Gicht, chronischen Exanthemen, Lues und Hydrops gebrauchen läßt. Der bittere Extrakt soll magenstärkend wirken und bei Schwäche der Abdominaleingeweide, Hypochondrie und Wechselfieber empfohlen worden sein. Das Sassafras-öl werde von Hoffmann gegen Krämpfe und Husten sehr gerühmt.
Hufeland verordnete die Droge gegen Favus und Skrofulose.
Die von Clarus angegebenen Indikationen decken sich im Wesentlichen mit denen Heckers.
Nach Kobert wird sie als Antisyphilitikum verwandt.
Die amerikanische Medizin gebraucht die Droge als Blutreinigungsmittel und in Verbindung mit Sarsaparilla und Guajacum bei Hautleiden, rheumatischen und syphilitischen Affektionen. Gegen den durch Rhus toxicodendron bedingten Hautausschlag soll sie – intern und extern benützt – spezifisch wirksam sein.
Klemperer-Rost geben an, daß Cortex Sassafras früher viel als Diuretikum und Diaphoretikum bei Rheumatismus, Gicht und chronischen Hautkrankheiten gebraucht worden sei, und zwar meist in Verbindung mit Rad. Sarsaparillae und Lignum Guajaci. Das Oleum Sassafras werde äußerlich als Einreibung gegen Bienen-, Wespen- und Moskitostiche empfohlen.
Die Sassafras-Wurzelrinde enthält 6-9% ätherisches Öl mit dem Hauptbestandteil Safrol, Pinen, Phellandren, Campher und Eugenol.
Das Safrol reizt die Nieren und entfaltet in großen Dosen eine phosphorartige Giftwirkung.
Lewin berichtet, daß nach größeren Gaben des Öls Bewußtlosigkeit mit Kälte und Blässe der Haut, gefolgt von einige Zeit anhaltender Schwäche und Mattigkeit in den Gliedern, nicht selten auch bläschenförmige Exantheme beobachtet wurden.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Sassafras wirkt blutreinigend, vorwiegend diuretisch und schweißtreibend und wird sehr häufig gegen Syphilis angewandt. Im einzelnen gibt man es ferner bei Hydrops, zur Anregung der Nieren- und Hauttätigkeit, bei Dermatopathien, Pickeln, Pusteln, „unreiner Haut“, Skrofulose, Lupus, Kachexie, Geschwüren, Rheuma, Gicht, Quecksilber- und Bleivergiftung. Außerdem wird es noch gegen Würmer und Nervenleiden genannt.
Sassafras wird allein oder im Teegemisch mit anderen blutreinigenden Mitteln wie Sarsaparilla, Guajacum, Juglans regia, Frangula, Senna und Agropyrum repens verordnet.
Angewandter Pflanzenteil:
Johnson, v. Haller und Potter erwähnen nur die Wurzelrinde, während Hecker, Hufeland, Kobert und Clarus vom Wurzelholz schreiben.
Daß Wurzelholz und Wurzelrinde verwendet würden, geben an: Geiger, Wasicky, Dragendorff, Zörnig, Thoms und Hager.
Nach dem HAB. wird die Tinktur aus der getrockneten Wurzel bereitet (§ 4). Aus dieser wird auch das „Teep“ hergestellt, solange frische Wurzeln nicht zur Verfügung stehen.
Lignum Sassafras ist offizinell in Deutschland, Österreich, Holland, Spanien, Portugal und Japan.
Cortex Sassafras ist offizinell in der Schweiz und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, hier mit der Stammpflanze Sassafras variifolium O. Kuntze.
Dosierung:
Übliche Dosis:
0,5-2 g des Pulvers (Dinand). 2-3 Teelöffel voll (= 8 bis 12 g) des Holzes zum kalten Auszug täglich.
1/2 Teelöffel voll der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Als Blutreinigungsmittel:
Rp.:
Ligni Sassafras conc. 50 (= Fenchelholz)
D.s.: 2 knappe Teelöffel voll mit 1 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen, abgießen, den Teerückstand mit 1 Glas kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, beide Auszüge vermischen und tagsüber trinken.
Bei Dermatopathien (nach Ulrich):
Rp.:
Ligni Sassafras (= Fenchelholz)
Rad. Sarsaparillae (= Sarsaparillawurzel)
Fol. Juglandis (= Walnußblätter)
Fol. Sennae (= Sennesblätter)
Lign. Guajaci (= Pockholz)
Rad. Graminis aa 15 (= Queckenwurzel)
M.f. species. D.s.: 1 Teelöffel auf 1 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen
Bei Syphilis:
Rp.:
Species Lignorum 100
D.s.: 2 Teelöffel auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen
Zusammensetzung nach DAB. VI:
Ligni Guajaci 50 (= Pockholz)
Rad. Ononidis spinosae 30 (= Hauhechelwurzel)
Rad. Liquiritiae 10 (= Süßholzwurzel)
Ligni Sassafras 10 (= Fenchelholz)
Vgl. Rezeptvorschriften bei Carex arenaria.
_____________________________________ Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.