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Rebendolde, Umbelliferae.

Name:

Oenánthe crocáta L. Giftige Rebendolde. Französisch: Oenanthe safranée; englisch: Hemlock water-dropwort; dänisch: Klaseskärm; tschechisch: Halucha žlutoštavná ungarisch: Borgyökér.

Verbreitungsgebiet

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Namensursprung:

Der Gattungsname Oenanthe setzt sich aus dem griechischen ονος (oinos) = Wein und νθος (anthos) = Blüte zusammen und wird bei Theophrast zur Bezeichnung einer Pflanze mit weinduftähnlichen Blüten gebraucht; crocata = safrangelb, auf Grund des sich an der Luft gelb färbenden Saftes.

Botanisches:

Die zweijährige, feuchtigkeitliebende Pflanze mit an der Luft sich gelb färbendem Safte ist in Südwesteuropa und Marokko beheimatet. Der röhrige Stengel trägt dreifach fiederschnittige Blätter und weiße Blüten in großen Doppeldolden. Die Früchte besitzen eine borkig-schwammige Wandung, die teilweise als Luftgewebe ausgebildet ist. Dadurch wird die große Schwimmfähigkeit der Früchte erreicht. Der Wurzelstock ist kurz und geringelt und trägt viele fleischige, gelbe Wurzeln. Blütezeit: Juni bis August.

Geschichtliches und Allgemeines:

Eine Berührung der frischen Wurzeln mit den Händen kann einen heftig juckenden Ausschlag verbunden mit einer Schwellung des Gesichtes, Fieber usw. zur Folge haben. Vergiftungsfälle infolge von Verwechslungen mit den eßbaren Wurzeln von Oenanthe peucedanifolia und pimpinelloides, sowie mit Bunium bulbocastanum sind öfters vorgekommen. So aßen in der Gegend von Lorient drei Matrosen die Wurzeln der Oenanthe crocata. Nach kurzer Zeit stellten sich eine Entzündung der Mundund Rachenhöhle sowie heftige Schmerzen in der Oberbauchgegend ein. Der Genuß von Quellwasser verschlimmerte den Zustand. Der eine Matrose, der am meisten von den Wurzeln genossen hatte, starb nach vier Stunden, während die beiden anderen erst nach längerer Zeit wieder gesund wurden. Rochard berichtet von 36 Soldaten, die eine Vergiftung durch die Wurzeln erlitten. Der eine von ihnen starb, und bei der Sektion befanden sich die dünnen Gedärme in einem entzündeten, teilweise brandigen Zustand. Die übrigen Soldaten, die heftige Magenkrämpfe und Ohnmachten hatten, wurden durch Brechmittel gerettet. Auch in den Ölstriemen der Früchte werden Giftstoffe ausgeschieden, die auf den Menschen und besonders auf körnerfressende Tiere schädigend einwirken.

Nach Zaunick wird die Rebendolde auf Sardinien und in Portugal auch als Betäubungsmittel beim Fischfang verwendet.

Wirkung

Matthiolus schreibt den Wurzeln der Oenanthe-Arten hustenlindernde und steintreibende Kraft und Wirkung gegen Harnwinde und Enuresis zu.

Das Infus der Blätter und der Saft wurden nach Bentley und Trimen erfolgreich zur Behandlung von Ichthyosis, Lepra und anderen hartnäckigen Dermatopathien angewandt. Die Wurzeln dienten zu Breiumschlägen bei Nagelgeschwüren. Weiter wird berichtet, daß Hope aus Edinburgh das Blätterinfus mit gutem Resultat als Emmenagogum verordnete.

Auch Pulteney berichtet von einem Fall von langjähriger, hartnäckiger Hauterkrankung, der durch Oenanthe vollkommen geheilt wurde.

Nach Taup, der seine Berichte durch zwei Anfallskurven erhärtet, wirkt Oenanthe croc. auf die Anfallsbereitschaft bei Epilepsie ein und setzte die Zahl der Anfälle bedeutend herab. – In einem Falle von vegetativer Neurose mit curareartigen Sensationen, vom Magen emporsteigend, fiel die Pulszahl, die bis dahin auf 140 bis 170 in der Minute stehen blieb, nach Oenanthe-Medikation prompt auf 80-90.

In der homöopathischen Literatur wird sie bei Meningitis serosa, Apoplexie, Epilepsie mit krampfhaftem Zucken der Gesichtsmuskeln (Stauffer hatte hier allerdings keinen Erfolg) genannt.

Bei Vergiftung mit Oenanthe crocata kommt es zur Entzündung und Blasenbildung im Munde und entzündlicher Reizung des Verdauungstraktus, Vertigo, Koma und stundenlang anhaltenden Krämpfen mit blutigem Schaum vor dem Munde und Mydriasis. Auch Steifheit und Krämpfe der Beine und epileptiforme Krämpfe des ganzen Körpers wurden beobachtet. Charakteristisch soll dabei die grünliche Gesichtsfarbe der Erkrankten sein. Häufig beginnt die Vergiftung plötzlich; die Vergifteten stürzen unter Aufschreien zu Boden, erbrechen und werden bewußtlos. In anderen Fällen gehen Brennen in Mund und oberen Atemwegen, Schwächegefühl, Schwindel, Unruhe, Muskelzittern und Kältegefühl voraus. Bei Tieren treten Stomatitis, Kolik, Diarrhöe und allgemeine Lähmungen auf, im Verdauungsschlauch zeigen sich blasenbildende Schleimhautentzündungen, Blutergüsse und Ulzerationen. Charakteristisch war bei Tiervergiftungen auch das plötzliche Hinstürzen. Bei Mäusen, Meerschweinchen, Ratten und Hunden wurden starke Reizwirkungen bei perkutaner und subkutaner Gabe festgestellt; meist kam es zur Entstehung von Nekrosen, die nach einiger Zeit abheilten.

Diese Vergiftungen sind bedingt durch das im Wurzelstock enthaltene Oenanthetoxin, einem Vertreter der außerordentlich schweren, krampferregenden Gifte der Pikrotoxingruppe. Die einheimische röhrige Rebendolde enthält die gleiche Substanz in geringerer Menge.

Nach Lewin ist die Giftigkeit von Oenanthe crocata sogar noch größer als die von Conium maculatum.

Bei Untersuchungen über Toxingehalt wurden in Oenanthe crocata sehr geringe Mengen von ausfällbarem Eiweiß von starker Giftigkeit gefunden.

Im Wurzelstock wurden ferner u. a. gefunden: Mannit, ätherisches Öl und Pectinsäure.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Oenanthe crocata wird im Anfangsstadium der Epilepsie mit wechselnder Zuverlässigkeit verordnet. Bei älteren Fällen der corticalen Epilepsie ist das Mittel gemäß Prüfung an 100 Fällen in einer epileptischen Heilanstalt unwirksam. Es wird gegeben, wenn die Epilepsie mit Tic convulsif verbunden und von Somnolenz verfolgt ist, und wenn oft Lähmung der Sprache eintritt, und vor allem bei dem Petit mal.

Weitere Indikationen sind: Meningitis serosa, Apoplexie, Lähmungserscheinungen, Schwindel, Delirien, ferner Urämie, Atembeschwerden (Asthma, Pertussis, Lungen- und Bronchialkatarrh) und hartnäckige Hautleiden.

Als Wechselmittel werden Cicuta, Artemisia, Cuprum acet. und Lobelia Oligoplex genannt.

Angewandter Pflanzenteil:

Es sind besonders die englischen Autoren (Stephenson und Churchill, Bentley und Trimen, The British Flora Medica, Clarke) und die amerikanische Homöopathische Pharmakopöe, die den Wurzelstock als wirksamsten Teil empfehlen. Er soll zur Zeit der beginnenden Blüte gesammelt werden.

Geiger erwähnt daneben auch die Verwendung des Krautes.

Kobert spricht von der Wurzel.

Das HAB. läßt zur Herstellung der homöopathischen Urtinktur den frischen Wurzelstock mit daranhängenden Wurzeln verwenden (§ 3).

Das „Teep“ wird aus denselben Teilen der Pflanze bereitet.

Sammelzeit: Mai bis Juni.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ drei- bis viermal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 1% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,0025 g Rhiz. Oenanthis crocatae.)

In der Homöopathie:

dil. D 3-4.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, doch treten bei größeren Dosen Vergiftungserscheinungen auf. Vgl. Wirkung.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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