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von Myristica fragrans, Muskatnuß, Myristicaceae.

Name:

Myrística frágrans Houtt. Muskatnußbaum. Französisch: Noix muscade; englisch: True nutmeg; dänisch: Moskus nöd; norwegisch: Muskattnött; italienisch: Noce moscata; polnisch: Galka muszkatolowa; russisch: Muskatnyj oriech; schwedisch: Muskatnöt; tschechisch: Muškátový ořišek.

Verbreitungsgebiet

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Namensursprung:

Nux moschata, ebenso wie Muskat, kommt von Moschus wegen des angeblich moschusartigen Geruches der Früchte; Myristica leitet sich vom griechischen μνριστιχς (myristikos) = balsamisch ebenfalls auf Grund der ölig aromatischen Früchte ab; fragrans = wohlriechend, duftend.

Botanisches:

Der 10-20 m hohe, im tropischen Asien heimische Baum besitzt getrenntgeschlechtliche, angenehm duftende Blüten und längliche, unterseits nur in der Jugend behaarte Blätter. Sechs Monate nach der Blüte werden die Früchte gepflückt und vom Fruchtfleisch befreit. Der Rest wird in Samenmantel und Samen zerlegt und getrocknet. Man nennt den zusammengedrückten, getrockneten Samenmantel der Muskatnuß auch Macis oder Flores Macidis, Muskatblüten. Der Samen wird als Sem. Myristicae oder Nux moschata (Muskatnuß) bezeichnet. Im Handel wird zwischen dem Öl aus den Nüssen und dem Samenmantel kein Unterschied gemacht. Das Öl heißt Oleum Macidis oder auch Oleum Myristicae. Als wirksamen Schutz gegen Insektenbefall behandelt man die Samenkerne mit Kalkmilch. Die Asche enthält 2,53% P2O5.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Literatur des klassischen Altertums bringt keine sicheren Belege für die Kenntnis und Verwertung der Muskatnuß in der damaligen Zeit. Verschiedene auf Macis deutende Stellen in den Werken von Scribonius Largo, Dioskurides, Plinius, Galenus usw. können ebensogut auf die Rinde des ostindischen Baumes Ailanthus malabarica bezogen werden. Fest steht jedenfalls, daß die arabischen Ärzte schon lange Macis und die Muskatnüsse gebrauchten, und daß diese durch sie in Europa bekannt wurden. Zuerst dienten die Muskatnüsse zu Räucherungen in Kirchen und bei Festen, ihre Verwendung zu kosmetischen und pharmazeutischen Präparaten beginnt wohl erst im 12. Jahrhundert. Um diese Zeit waren sie bereits der h l. Hildegard und Albertus Magnus bekannt und wurden sogar in Dänemark in den Schriften von Harpestreng erwähnt. Die richtige Herkunft der Droge scheint aber erst im 16. Jahrhundert durch die Reisenden Lodovico Bathema und Pigafetta bekannt geworden zu sein. Die Portugiesen bemächtigten sich zuerst nach der Besitznahme der Gewürzinseln des Handels mit den Muskatnüssen, mußten aber ein Jahrhundert später den Holländern weichen, welche den Handel monopolisierten, auf Banda und Amboina beschränkten und alle Muskatbäume auf den anderen Inseln ausrotten ließen, sowie deren Verpflanzung und Kultur verboten. Im Jahre 1769 gelang es den Franzosen, den Muskatbaum nach Mauritius zu verpflanzen, und Anfang des 19. Jahrhunderts begannen die Engländer mit seiner Kultur in Benkulen (Sumatra) und Penang. Das destillierte Muskatöl war bereits im 16. Jahrhundert bekannt und wird von Valerius Cordus, Conrad Gesner u. a. genannt. Neben der echten Muskatnuß sind häufig Nüsse von verschiedenen anderen Arten, z. B. die Papua- oder Neuguinea-Muskatnuß von Neu-Guinea, die Batjang-Muskatnuß von M. speciosa Warburg, die Bombay-Muskatnuß von M. malabarica Lam. usw. in den Handel gelangt.

Wirkung

Bei Paracelsus scheint sich die Muskatnuß besonderer Wertschätzung erfreut zu haben, denn er verordnet sie bzw. das Muskatöl recht häufig bei Uterusbeschwerden, Menstruationsstörungen, Ausflüssen, als Kardiakum, als Prophylaktikum bei Pest, gegen Vomitus – namentlich bei Nausea marina – und gegen Blasensteine.

Von Lonicerus und Matthiolus wird Nux moschata als magenstärkend, stopfend, diuretisch, wirksam gegen Magenerkältung und Herzzittern geschildert.

Nach v. Haller stärkt Muskat Magen, Eingeweide, Kopf, Uterus und alle Nerven, stillt Kolikschmerzen und zerteilt Blähungen. Er empfiehlt ihn besonders als Zusatz zu stärkeren Laxantien, um das Grimmen zu verhüten.

Als Zusatz zu magenstärkenden Arzneien wird die Muskatnuß von Hecker bei Verschleimung, Blähung, Vomitus und Diarrhöe empfohlen. Daß sie insbesondere bei galliger Diarrhöe von guter Wirkung sei, schreibt auch Reusch, Königsberg, ein Mitarbeiter Hufelands.

Bei Blähungsbeschwerden, krampfhaftem Vomitus und Diarrhöe läßt Clarus eine Tinktur von Muskatblüten gebrauchen.

In Indien wird die Muskatnuß gegen Übelkeit, Magenkrampf und Dysmenorrhöe gebraucht. Äußerlich wird sie in Verbindung mit Branntwein und Salz zu stärkenden Einreibungen bei Müdigkeit und Mattigkeit benützt. Eine aus Muskatnuß und Rinderfett hergestellte Salbe soll zu Einreibungen der Brust bei Keuchhusten Anwendung finden. Der Tee der getrockneten Blüten wird als Karminativum getrunken.

Im Arzneischatz der amerikanischen Medizin gilt Nux moschata als Karminativum, Anodynum und Adstringens und wird in kleinen Dosen bei Strangurie gegeben. Das ätherische Öl gilt als externes Stimulans bei Paralyse und chronischem Rheumatismus.

In der Volksmedizin ist die Muskatnuß als fieberwidriges, das Erbrechen der Schwangeren stillendes Mittel beliebt.

Über die homöopathische Wirkungsweise äußert sich Hahnemann: „Nach Langes braunschweigischer Hausmittelpraxis hat sich die Muskatnuß sehr hülfreich in hysterischer Ohnmacht erwiesen; doch wohl aus keinem natürlicheren Grunde, als weil sie in hoher Gabe (nach Cullen) ein Verschwinden der Sinne und allgemeine Unempfindlichkeit bei gesunden Personen zu erregen fähig ist!“

Hysterie mit ausgesprochener Tympanie und kataleptischen Erscheinungen, Dyspepsie, Meteorismus durch verminderte Peristaltik, Dysmenorrhöe, rheumatisch-nervöse Störungen, besonders nach Erkältung sind die Indikationen der homöopathischen Literatur.

Infolge ihres Gehaltes an ätherischem Öl und Myristicin wirkt die Muskatnuß stomachisch, regt die Magensaftsekretion und den Appetit an und fördert die Verdauung.

Als Samen von Myristica fragrans ist auch die chinesische Droge Joutouk’ou, die in der Enzyklopädie der Han-Arzneistoffe als Aromatikum aufgeführt wird, indentifiziert worden. Die Chinesen wenden sie gegen Meteorismus und Herzkrankheiten an.

In größeren Dosen erzeugt sie Gastroenteritis und wirkt auf die Schleimhaut der Harnwege irritativ, worauf sich wohl ihre Anwendung als Aphrodisiakum und Abortivum gründet. Auch Herzklopfen, Niesen und Ohnmachtsanwandlungen wurden beobachtet, in einem Falle Hyperhidrosis, Erythem und Ödem des Gesichts.

Das Muskatöl wirkt in großen Dosen narkotisch; Mitscherlich sah starke Pulsfrequenz, leichte Atembeschleunigung, Hämaturie und schließlich komatöse Symptome.

Durch Versuche wurde festgestellt, daß die narkotische Wirkung der ganzen Nuß die des Öls bei weitem übertrifft. Das Zentralnervensystem reagierte auf große Dosen Muskatnuß mit Kopfschmerzen, Vertigo, Stupor, Geistesstörung, einem dem alkoholischen ähnlichen Delirium, Spasmen, Anästhesie und Angina pectoris; sogar letaler Ausgang der Vergiftung soll beobachtet worden sein. In einem Falle traten für zwei Tage Verlust des Sehvermögens und der Sprache auf.

Öl aus guten Ceylon-Muskatnüssen ergab: etwa 80% d-Pinen und d-Camphen, etwa 8% Dipenten, 0,2% Eugenol und Isoeugenol, 4% Myristicin, etwa 6% d-Linalool, d-Borneol, Terpineol und Geraniol, 0,6% Safrol, 0,3% Myristinsäure, etwas Essig-, Ameisen-, Butter- und Caprylsäure, außerdem neue Säure C13H18O3, die Spur eines wohlriechenden Aldehyds und eines Alkohols. Ferner sind auch vorhanden ß-Pinen, p-Cymol und Terpineol.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Nux mochata ist vorwiegend ein Nervenmittel, das beim gastrokardialen und gastro-zerebralen Symptomenkomplex angewendet wird. Man gibt es also gern bei Hysterie (häufig mit Ekel vor dem Essen, Schlafsucht und Blähungen verbunden), Hypochondrie, Idiosynkrasien, wie Platzangst, Lach- und Weinkrämpfen, Kopfschmerzen, Gedächtnisschwäche und bei Dysmenorrhöe. Bei Schwangerschaftsbeschwerden und Schwangerschaftserbrechen darf die Muskatnuß nur in geringen Dosen verordnet werden.

Von den nervösen Gastropathien sind es in erster Linie Dyspepsie, Blähungen („stark aufgeblähter Magen wie eine Trommel“), Trockenheitsgefühl im Munde, Schlingbeschwerden, Magenschwindel und Vomitus, die günstig von Nux moschata beeinflußt werden. Bei Hyperazidität, häufig mit Enteroptose verbunden, wurde zusehende Besserung nach Nux moschata mit Gentiana im Wechsel beobachtet.

Doch wird das Mittel auch oft bei Blähungen nicht hystero-neurasthenischer Natur, bei Darmkatarrh mit Koliken, Gastritis, Sommerdiarrhöen, Sodbrennen und Magenschmerzen (sofort nach dem Essen auftretend) verordnet. Pfleiderer, Ulm, nennt es außerdem noch das Hauptgegenmittel bei Milchüberfütterungen und Milchschäden.

Eine weitere wichtige Indikation für Nux moschata sind Nieren- und Blasenblutungen, vereinzelt werden auch Darmblutungen genannt. Bei Nierenblutungen gilt es als ein prompt wirkendes Mittel. Doch ist die Wirkung keine anhaltende. Andere Heilmittel, wie Rubia und diätische Kuren, müssen folgen.

Seltener wird das Mittel bei rheumatischen Erscheinungen, insbesondere Rheuma des linken Deltoides, Beschwerden bei Witterungswechsel und Erkältungsfolgen, Asthma, trockenem Krampfhusten und Blasenleiden (Harndrang) genannt. Auch gegen Impotenz wird es empfohlen. Schließlich nennt Funke noch die Muskatnuß bei Zungenlähmung und Hämorrhoidalbeschwerden, und Gablick machte gute Erfahrungen bei Augenlidschwund.

Angewandter Pflanzenteil:

Wie schon der Name der Droge besagt, werden die Semina Myristicae oder Nuces moschatae zur Herstellung der Arzneien verwendet. Aus ihnen wird auch das „Teep“ gewonnen. HAB.: Getrocknete Samen (§ 4).

Die Droge ist offizinell in allen Staaten außer Deutschland, Dänemark, Finnland und Norwegen.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,5-1,5 g Muskatnuß (Hager).

1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ drei- bis viermal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Sem. Myristicae.)

In der Homöopathie:

D 3-4 der Pflanzensubstanzverreibung.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, doch wirken größere Dosen giftig und abortiv.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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