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Schwarzkümmel, Ranunculaceae.

Name:

Nigélla satíva L. (= N. indica Roxb., = N. truncata Viv.). Schwarzkümmel. Französisch: Nigelle, toute épice; englisch: Cultivated Devil-in-the bush, Fennel Flower; dänisch: Niegellefrö; italienisch: Cuminella; polnisch: Czarnuszka; russisch: Czernuszka; schwedisch: Svarkummin; tschechisch: černucha setá, černý kmin; ungarisch: Katicavirág.

Verbreitungsgebiet

*

Namensursprung:

Der Name Nigella ist aus dem lateinischen niger = schwarz, bzw. nigellus = schwärzlich auf Grund der Farbe der Samen entstanden.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Wird zum Unterschied vom echten Kümmel als Kookäem, Kookämer (nordwestl. Deutschland), Schwarzkümmel, schwarzer Kreuzkümmel bezeichnet.

Botanisches:

Die einjährige, 20-30 cm hohe Pflanze hat eine dünne, spindelförmige Pfahlwurzel. Der stielrunde, weichhaarige Stengel ist wenig verästelt. Die dreifach fiederteiligen Blätter sind wechselständig. Die Blüten sind (im Gegensatz zu der bekannten Zierpflanze N. damascena, Braut in Haaren) ohne Hülle. Sie bestehen aus fünf ovalen, zugespitzten Kelchblättern von weißer Farbe mit grünlicher oder bläulicher Spitze sowie aus acht langgestielten, grünlichen Kronenblättern. Die zahlreichen Staubgefäße stehen in fünf Reihen um den mit kleinen, warzigen Drüsen besetzten Fruchtknoten. Die Heimat der Pflanze ist Südeuropa und Westasien. In Deutschland wird sie hie und da angebaut. Blütezeit: Juni bis August.

Geschichtliches und Allgemeines:

Unter dem Namen Melanthion wird die Pflanze bereits in den hippokratischen Schriften erwähnt. Melanthion heißt auf deutsch Schwarzblume, ob sie daher identisch ist mit unserer weißlich-blau blühenden Nigella ist heute kaum noch zu entscheiden. Dioskurides empfiehlt sie unter dieser Bezeichnung als Umschlag gegen Kopfschmerzen, Leberflecke, Verhärtungen, Aussatz und Spulwürmer, innerlich genommen als Emmenagogum, Diuretikum und die Milchsekretion förderndes Mittel. Er warnt vor zu großen Dosen, weil diese giftig sind. Den Gebrauch der Samen als Vermifugum nennt auch Galenus, während Plinius von der Vertreibung der Schlangen durch den Git oder Melaspermon berichtet. Als alte Kulturpflanze erscheint die Nigella sativa auch im Capitulare Karls des Großen. In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts finden wir sie unter der Bezeichnung „Schwartzer Coriander“. Offizinell waren die Samen, Semina Nigellae seu Melanthii seu Semina Cumini. Die Samen, welche beim Zerreiben gewürzig und petersilienähnlich riechen, haben einen scharfen, kratzenden Geschmack und werden in Ägypten und dem Orient als Brotwürze benützt. Mohammed lehrte, daß der Schwarzkümmel vor allen Krankheiten schütze, daher nehmen die Mohammedaner jeden Morgen eine Prise des Samens in Honig, um den Appetit anzuregen. In Frankreich dienen sie als Pfefferersatz. Im Volke wurde der Schwarzkümmel häufig als zauberabwehrendes Mittel bei Krankheiten der Tiere gebraucht.

Wirkung

Schon von Paracelsus wird die Pflanze erwähnt.

Matthiolus nennt den „Schwarzen Coriander“ als Diuretikum, Emmenagogum, Galaktagogum, gegen Asthma, Flatulenz, das Öl daraus gegen Verhärtung und Geschwülste der Milz, äußerlich bei beginnendem Star, Hautleiden, Hühneraugen, Zahnschmerzen und Schnupfen.

Weinmann und v. Haller rühmen den Schwarzkümmelsamen bei Flatulenz, Febris quartana, als eröffnendes, „verdünnerndes“, diuretisches und galaktagoges Mittel und als Niespulver.

In der indischen Medizin wird er in Rezepten gegen Diarrhöe, Dysenterie, Magenkrämpfe (hier als Speisegewürz), venerische Krankheiten und Fluor albus genannt. Bei Sehtrübung durch Entzündungen der Schleimhäute soll eine Abkochung von Nigella sativa mit Zingiber cassum. und Curcuma domestica von Nutzen sein.

Die Anwesenheit des von Pellacani angegebenen Alkaloids Nigellin in den Samen ist nie bestätigt worden. Diese Substanz soll am Warmblüter Speichel- und Tränenfluß, Muskelkrämpfe und Dyspnoe hervorrufen. Die Samen enthalten neben fettem und ätherischem Öl das saponinartige Glykosid Melanthin. Dieses bewirkt in der Dosis von 2 mg/kg bei Katzen Tod unter Dyspnoe und Krämpfen. Die Sektion solcher Tiere ergab Hämolyse, Darmreizungen und hämorrhagische Nephritis.

Hinsichtlich des Saponingehaltes wurde in der homöopathischen Urtinktur ein hämolytischer Index von 1 : 100, im „Teep“-Präparat ein solcher von 1 : 400 festgestellt. Wurde die Tinktur mit 25%igem Weingeist hergestellt, so erhöht sich der hämolytische Index auf 1 : 200.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Als Diuretikum, Emmenagogum und Galaktagogum, bei Brustund Lungenleiden; äußerlich gegen Knoten, Flechten und als wundenkühlendes Mittel.

Polen: Das Infus als Galaktagogum.

Steiermark: Als Stopfmittel.

Ungarn: Als Wurmmittel und Diuretikum.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Nigella sativa ist als Karminativum, Galaktagogum und Diuretikum indiziert. Neben diesen Indikationen werden noch Enteritis, Achylia gastrica, Hepatitis, Ikterus, Lungenaffektionen und Würmer genannt.

Weiter machte Finsterwalder mit Nigella sativa im Teegemisch mit Equisetum, Urtica, Rosmarinus, Aloë und Fumaria gute Erfahrungen bei Blutfleckenkrankheit, während Janz den Schwarzkümmel im Milchdekokt gegen eingeklemmten Bruch nach mechanischer Reponierung verschreibt.

Angewandter Pflanzenteil:

Alle Literaturstellen nennen die Samen als verwendet. Auch das HAB. verwendet diese (§ 4). Das „Teep“ wird ebenfalls aus den reifen Samen bereitet.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,6-1,2 g der gepulverten Samen (Potter);

1 Teelöffel voll der Samen zum heißen Infus täglich.

1-2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g sem. Nigellae.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei Flatulenz, Enteritiden und Ikterus:

Rp.:

Sem. Nigellae sativae 50 (= Schwarzkümmelsamen)

D.s.: 1 Teelöffel voll zum heißen Aufguß mit 2 Glas Wasser, tagsüber schluckweise trinken.

Rezepturpreis ad chart. etwa -.52 RM.

Als Anthelmintikum (nach Kroeber):

Rp.:

Rhiz. Rhei (= Rhabarberwurzel)

Fruct. Nigellae sat. (= Schwarzkümmelsamen)

Rad. Valerianae  aa  5 (= Baldrianwurzel)

Rhiz. Filicis m. (= Wurmfarnwurzel)

Fruct. Dauci carotae (= Möhrensamen)

Fol. Menthae pip. (= Pfefferminzblätter)

Fol. Tanaceti vulg.  aa  10 (= Rainfarnblätter)

Flor. Tanaceti vulg. (= Rainfarnblüten)

Fol. Sennae (= Sennesblätter)

Hb. Absinthii  aa  15 (= Wermutkraut)

C.m.f. species.

D.s.: Früh und abends je 1 Tasse der Abkochung trinken.

Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 1 Teelöffel voll auf 1 Glas Wasser

vgl. Zubereitung von Teemischungen S.291.

Morgens und abends 1 Glas zu trinken.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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