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Myrte, Myrtaceae.

Name:

Mýrtus commúnis L. Echte Myrte, Braut-Myrte. Französisch: Myrte; englisch: Myrtle; italienisch: Mirto, mortella, mortellina; dänisch: Myrte; polnisch: Mirt; russisch: Mirta.

Verbreitungsgebiet

In Mitteleuropa verbreitete Zimmerpflanze

Namensursprung:

Der Name Myrtus (schon bei Homer als „myrtos“, bei Plinius „myrtus“) wird entweder mit dem griechischen μρομαι (myromai) = fließen, üppig gedeihen oder mit μρον (mýron) = Balsam, Myrrhe in Verbindung gebracht.

Botanisches:

Der für die mediterrane Hartflora typische, immergrüne Strauch oder das bis 5 m hohe Bäumchen mit gegenständigen Ästen trägt gekreuzt gegenständige, lanzettliche, aromatisch duftende Blätter und weiße, blattachselständige, wohlriechende Blüten. Die matt blauschwarzen, heidelbeerähnlichen Beeren mit würzig-süßem Geschmack bleiben den Winter über an den Sträuchern hängen. Blütezeit: Juli bis August. – Die wärmeliebende Pflanze zählt im Mittelmeergebiet zu den fast nie fehlenden Gliedern der Macchien, eines bestandbildenden, auf Urgestein wachsenden Dickichts von Sträuchern und Kletterpflanzen.

Geschichtliches und Allgemeines:

In dem Kulte und dem Sagenkreise verschiedener Völker hat die Myrte von jeher einen großen Raum eingenommen. Nach einer altarabischen Überlieferung soll schon Adam als Erinnerung an das paradiesische Glück einen Myrtensproß aus dem Garten Eden mitgenommen haben. Bei den Persern, bei denen die Pflanze als heilig galt, schürten die Priester die Opferfeuer mit Myrtenruten, und als Xerxes einen Boten mit der Nachricht nach Susa schickte, daß Athen erobert sei, bestreuten die Einwohner aus Freude die Straßen mit Myrtenzweigen. Mit Lotos, Granatblüten und dem weißen Blütenschmuck der Myrte umwanden die ägyptischen Frauen bei allen Festlichkeiten ihr Haar, und in der griechisch-römischen Mythologie tritt sie uns als eine der Aphrodite oder Venus heilige Pflanze entgegen. Aphrodite, Hymenaios, der Gott der Ehe, und Erato, die Muse der erotischen Poesie, wurden häufig mit Myrtenkränzen dargestellt.

Die Zweige und Blüten galten als Symbol der Jugend und Schönheit, sowie der. Jungfräulichkeit, worauf sich der heute noch erhaltene Brauch, Myrtenkränze am Hochzeitstage zu tragen, bezieht. – Aber auch die medizinische Verwendung der Myrte geht sehr weit zurück, da die Blätter und Beeren schon in den hippokratischen Schriften teils zum innerlichen, teils zum äußerlichen Gebrauch empfohlen werden. Dioskurides erwähnt einen Myrtenwein und ein Myrtenöl. Die mit Wein übergossenen Beeren wurden als magenstärkendes Mittel gegessen. Auch dienten sie bisweilen als Gewürz, und Plinius weiß von einem Wildschweinbraten mit Myrtensoße zu berichten. Ferner wurden die Blätter und Beeren als Diuretikum und Stomachikum, gegen Spinnen- und Skorpionstiche, Grind, Schorf, Ausschlag, Brandwunden, Augenentzündungen usw. verwandt. Der durch ein Gallinsekt verursachte Auswuchs an den älteren Zweigen wurde als Adstringens benützt.

Nach Mitteleuropa gelangte die Myrte wohl ziemlich spät. Als Brautkranz kam sie erst im 16. und 17. Jahrhundert in Aufnahme, und noch Mitte des 18. Jahrhunderts galt dieser als etwas sehr Vornehmes. Die Beeren der Myrte sind noch jetzt in Griechenland ein beliebtes Volksmittel gegen die Diarrhöe kleiner Kinder. Weiter werden sie bei Mundfäule und zum Verband von Geschwüren benutzt. Auch als Schönheitsmittel ist die Myrte heute noch viel im Gebrauch, denn besonders in den südlichen Ländern ist das durch Destillation aus den Blüten und Laubblättern gewonnene Engel- und Myrtenwasser ein unentbehrliches Toilettenrequisit der Frauen. Allerdings soll das wirklich echte Myrtenwasser nach G.W. Askinson nur in Südfrankreich unter dem Namen „Eau de myrthes“ hergestellt werden, während die gewöhnlichen Myrtenparfüme des Handels aus verschiedenen Ölen, unter denen das Myrtenöl fehlt, zusammengesetzt sein sollen.

Wirkung

Hippokrates wandte die Myrte oft als uterusreinigendes Mittel an. Paracelsus verordnete ihr Öl gegen Rhagaden, Kondylome und Mastdarmschmerzen.

Nach Lonicerus gelten als Indikationen für die äußerliche Anwendung von Myrtus: Müde, zerschlagene Glieder, gebrochene Beine, Ohreiterung, feuchte Geschwüre, Panaritien, Genitalgeschwülste; für Myrtenöl: Herz- und Magenschwäche, Sennadern.

Die gleichen Indikationen gibt auch Matthiolus an, der die zerstoßenen Blätter außerdem gegen üblen Achselgeruch und übermäßige Schweißsekretion aufstreuen läßt, sie als Pflaster bei Brandwunden und als blutstillendes Mittel verwendet, den größeren Wirkungskreis jedoch den Myrtusfrüchten zumißt.

v. Haller erwähnt dieselbe äußerliche Anwendung der Blätter wie Matthiolus, außerdem seien die Beeren und Blätter auch als Diuretikum und Antidiarrhoikum, gegen Dysenterie, Hämoptoe, Blasen- und Nierengeschwüre gelobt worden.

Osiander nennt als Gurgelmittel bei Zahnfleischentzündung Essig, in dem Myrtenzweige gekocht wurden; in Krankenzimmern läßt er zur Verbesserung der Luft Myrtenzweige aufstellen.

Heute werden Myrtenblätter als desinfizierendes Diuretikum bei Erkrankungen der Harnwege, wenn auch sehr selten, gebraucht. Das ätherische Öl dient als Expektorans bei Erkrankungen der Respirationsorgane.

Für das Myrtol, den bei 160-180° übergehenden Anteil des ätherischen Öles, gibt Ewald an, daß es zu 0,3 zweistündlich gegeben als sicheres, schnell wirkendes Mittel zur Bekämpfung von putriden Prozessen der Luftwege von Eichhorst, Bräutigam, Nowack u. a. empfohlen wurde und sich nach seinen eigenen Erfahrungen bestens bewährt hat.

In der Homöopathie wird dem Mittel eine ausgesprochene Wirkung auf die Respirationsorgane, besonders auf die linke Lunge zugeschrieben. Man gibt es bei trockenem, hartem Husten mit Kitzel in den oberen Lungenlappen, stechenden Schmerzen in der linken Lungenspitze, Trockenheit im Hals, Schmerz in Hals und Brust mit Auswurf von Blut, im Anfang der Lungentuberkulose (besonders nach schlecht behandelter Syphilis).

Die Pflanze enthält neben Gerbstoff und Bitterstoff im ätherischen Öl Terpene, Cineol, Myrtenol und Geraniol. Diese Substanzen werden zum Teil durch die Lunge ausgeschieden (erkennbar an dem myrtenartigen Geruch der Ausatmungsluft nach größeren Dosen) und bedingen dabei in noch nicht geklärter Weise die Förderung der Expektoration. Einen Überblick über die Wirkung der Expektorantien bringt Vollmer. Die durch die Nieren ausgeschiedenen Bestandteile des ätherischen Öles sind sicherlich an der Diuresesteigerung beteiligt (vgl. andere ätherische Öle). Bei der äußerlichen Anwendung und derjenigen als Stopfmittel dürfte es sich um eine Kombinationswirkung von ätherischem Öl und Gerbstoff handeln, wie sie Vollmer für die entsprechende Wirkung der Lippenblütler annimmt.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Myrtus communis wird gelobt bei Brustaffektionen, namentlich wenn sie mit Schmerzen in der Lungenspitze verbunden sind. So verordnet man das Mittel bei Lungentuberkulose, langwierigen Bronchialleiden, auch Bronchitis foetida, Gangraena pulmonum, Pleurodynie und Tussis sicca.

Außerdem wird es noch selten als Diuretikum bei Hydrops und Erkrankungen der Harnorgane wie Cystitis, Pyelitis, Gonorrhöe und bei Magenschwäche und Diarrhöe angewandt.

Als Wechselmittel bei Tbc. pulmonum kommen Teucrium scorodonia, Calcium phosphoricum und Silicea in Frage.

Angewandter Pflanzenteil:

Die älteren Autoren (Hippokrates, Lonicerus, Matthiolus, Geiger) erwähnen die Verwendung von Beeren und Blättern.

Osiander läßt neben den Beeren auch die Zweige verwenden. Dragendorff gibt Blätter und Früchte an.

Thoms nennt nur die Blätter, und nach Hager wird das Myrtenöl aus den Blättern gewonnen.

Häufig werden zur Gewinnung der Arzneien auch die frischen blühenden Zweige (American Homoeopathic Pharmacopoeia, Clarke, HAB. [§ 3]) benutzt. Den gleichen Ausgangsstoff hat das „Teep“

Dosierung:

Übliche Dosis:

1-2 Tropfen des Öles mehrmals täglich (Hager).

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ drei- bis viermal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Myrti communis.)

In der Homöopathie:

dil. D 2, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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