Katzenkraut, Labiatae.
Name:
Teúcrium márum L. Katzen- oder Mastichkraut. Amberkraut. Französisch: Herbe mastiche; englisch: Cat thyme; italienisch: Maro, erba da gatte; dänisch: Lögurt, Kortläbe; polnisch: Ožanka kocia, Kocie ziele; tschechisch: Ožanka kočiči.
Verbreitungsgebiet
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Namensursprung:
Nach Plinius stammt der Name Teucrium von Teucer, einem Sohn des Telamon, Königs von Salamis, und Bruder des Ajax, der die Pflanze zuerst gefunden und ihre Heilkraft erkannt haben soll. Marum vom griechischen μρον (maron), dem antiken Namen einer wohlriechenden Pflanze in Ägypten, wahrscheinlich Origanum sipyleum, ist wohl zuerst von Matthiolus (1565) auf unsere Pflanze übertragen worden. Der Geruch der Pflanze soll wie der von Nepeta und Valeriana Katzen und Raubtiere herbeilocken, daher wird sie auch Katzenkraut genannt.
Botanisches:
Das grauweiße, bis 20 cm hohe Sträuchlein ist in Südwesteuropa beheimatet. Die ästigen holzigen Stengel tragen eiförmig-lanzettliche Blätter, die denen des Thymians ähnlich sind. Sie sind oberseits grau und unterseits weiß. Die Blüten sind kurz gestielt. Der bauchig-glockige Kelch ist zottig behaart. Die eiförmigen Zähne sind gleich und fein zugespitzt. Die rosenrote Krone hat eine Oberlippe mit lang zugespitzten Zipfeln. Die Unterlippe hat kleine, eiförmige Seiten- und einen großen runden Mittelzipfel. Die Blüten stehen in einseitswendigen Trauben. Das Katzenkraut besitzt einen durchdringenden Duft, der dem der Mentha pulegium ähnlich ist. Die Pflanze wächst auf unfruchtbaren, sonnigen Plätzen und auf Felsen. Sie wird häufig angebaut und soll schon im 16. Jahrhundert in Schlesien und Bayern kultiviert worden sein.
Blütezeit: Juli bis August.
Geschichtliches und Allgemeines:
Der sichere Nachweis unserer Pflanze in den Schriften der Alten ist nur sehr schwer zu erbringen. Das von Dioskurides erwähnte, gegen Milzleiden und den Biß giftiger Tiere verwendete Teucrium wird meist für T. flavum gehalten. Auch Plinius kennt bereits zwei Teucriumarten. Sichere Nachrichten von unserem Amberkraut erhalten wir erst im 16. Jahrhundert durch den italienischen Arzt Matthiolus, der die Pflanze von dem Professor der Botanik J. C. Cortussus zugesandt erhielt, in ihr das wahre Origanum siphyleum L. vermutete und dadurch die Einführung in die Offizinen veranlaßte. In der Pharmacopoea Germaniae von 1865 war sie enthalten.
Wirkung
Matthiolus schildert Marum als erwärmendes, die Leberverstopfung öffnendes, diuretisches und emmenagoges Mittel, das auch „zu allen Gebresten des Hirns / so von kalten Sachen kommen“ und äußerlich gegen fressende Geschwüre dient.
Von Weinmann wird ihm eine ähnliche, aber stärkere Wirkung als dem Majoran zugeschrieben.
Ein Mitarbeiter Hufelands, Geh.-Rat Schaeffer, gab Marum verum zusammen mit Ambra erfolgreich bei partiellen Lähmungen der oberen Extremitäten; Meyer, Bückeburg, entfernte durch Schnupfen der Droge wiederholt und prompt Nasenpolypen.
Bohn empfiehlt sie als Nervenmittel, bei nervösem Kopfschmerz, zur Beruhigung von Krampfasthma alter Patienten, als Niespulver gegen Polypen und andere Nasenwucherungen.
Die in der Volksmedizin als Cholagogum bekannte Pflanze ist in das neue jugoslawische Arzneibuch aufgenommen worden. Radoničič von der Universität Agram verordnet sie schon seit 20 Jahren als Cholagogum gegen Cholelithiasis und Gallensteinleiden und hat in über 1000 Fällen Erfolg gesehen. Diese Anwendungsweise geht zurück auf das Vorbild von Neusser, der Marum verum Ende des vorigen Jahrhunderts oft beschrieb und als Extract. Mari veri in seiner Wiener Schule verordnete. Auch heute noch wird das Mittel unter den gleichen Indikationen wie vor 50 Jahren in Karlsbad von verschiedenen Ärzten verordnet.
Nach älteren Angaben enthält das Kraut ätherisches Öl, Bitterstoff, Harz, Äpfelsäure, Gerbstoff und Marum-Kampfer.
Esdorn wies 1,13% ätherisches Öl, ca. 11% Gerbstoff und einen Bitter-stoffwert von 1 : 2500-3000 nach. Balansard etwas Glukosid und 0,26% saures Saponin.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Marum verum wird als Cholagogum bei Cholelithiasis verordnet. Recht häufig wird es lokal als Pulver oder Tinktur bei Nasenwucherungen und – polypen, Schnupfen (auch Stockschnupfen und Ozaena) angewandt. Doch auch bei diesen allgemein recht bekannten Indikationen gibt es vereinzelte Versager, so schreibt Auburtin, Güstebiese, daß er bei Hypertrophie im Nasenrachenraum mehrfach keinen Erfolg sah, und auch Donner, Berlin, hält die Wirkung bei Polypen nicht für eindeutig. Die innerliche Wirkung ist bei dieser Indikation allerdings kaum erkennbar, hingegen ist die äußerliche Anwendung sehr beliebt und auch erfolgversprechend. Sie geschieht in Form von Nasenspülungen oder durch Einlage von kleinen Wattebäuschen, die mit der Tinktur (1 : 2) getränkt sind. Auch bei entzündeter Mund- und Zungenschleimhaut, Brustverschleimung alter Leute, Pharyngitis, Mandelschwellung und von C. Wilhelm sogar bei Lungenschwindsucht (Auswurf fester Klumpen) wird es gegeben.
Recht beliebt ist auch die Verordnung bei Askariden, außerdem wird es noch bei nervösen Erscheinungen (Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit) genannt. Nach E. Becker ist Marum ein gutes Mittel bei Singultus der Säuglinge nach dem Stillen.
Angewandter Pflanzenteil:
Die Verwendung des Krautes erwähnt schon Matthiolus, und auch später wird nur dieser Pflanzenteil als verwendet angeführt.
Als Sammelzeit wird die Zeit kurz vor dem Aufblühen genannt.
Das HAB. läßt die frische, kurz vor dem Aufblühen gesammelte Pflanze ohne Wurzel zur Herstellung der homöopathischen Urtinktur verwenden (§ 3). Die frische, kurz vor dem Aufblühen gesammelte Pflanze ohne Wurzel wird auch zur Bereitung des „Teep“ benutzt.
Hb. Mari veri ist in Jugoslawien offizinell.
Dosierung:
Übliche Dosis:
15-20 g Hb. Mari veri im Infus als Tagesgabe (Bohn).
1-2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ zweibis viermal täglich.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)
In der Homöopathie
innerlich wenig gebräuchlich, äußerlich das Pulver als Schnupfpulver oder die Tinktur zur Nasenspülung verdünnt 1 : 2.
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Als Cholagogum (nach Singer):
Rp.:
Hb. Millefolii (= Schafgarbenkraut)
Hb. Card. bened. (= Kardobenediktenkraut)
Hb. Violae tric. (= Stiefmütterchenkraut)
Cort. Frangulae (= Faulbaumrinde)
Hb. Mari veri aa 50 (= Katzenkraut)
M.f. species.
D.s.: Zum Teeaufguß.
Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 3 Teelöffel auf 2 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 2.05 RM.
Als Schnupfmittel: Pulvis sternutatorius (Cod. med. Hamb. III):
Rp.:
Hb. Majoranae pulv. 30 Hb.
Mari veri pulv. Fl.
Convall. pulv.
Rhiz. Irid. flor. pulv. aa 10
M.f. pulv.
D.s.: Prisenweise zu schnupfen.
________________________________ Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.