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Kirschlorbeer, Rosaceae.

Name:

Prúnus laurocérasus L. (= Laurocerasus officinalis Roemer, = Padus laurocerasus Miller, = Cerasus laurocerasus Lois). Kirschlorbeer, Lorbeerkirsche. Französisch: Laurier-cerise, laurier-amandier; englisch: Laurel, laurel-cherry, cherry-bay; italienisch: Lauro regio, lauro-ceraso, laura di Trebisonda; dänisch: Laurbärhirsebär; norwegisch: Kirsebaerlaurbaer; polnisch: Laurowisnia; russisch: Lawrowisznia; tschechisch: Višen bobková.

Verbreitungsgebiet

*

Namensursprung:

Prunus, die lateinische Bezeichnung, ist aus dem griechischen προΰμνον (prúmnon) entstanden; laurocerasus ist wohl von cerasia laurea, der bei Plinius gebrauchten Bezeichnung für die Früchte einer Kirschenart, abgeleitet.

Botanisches:

Der immergrüne bis über 6 m hohe Baum oder Strauch mit großen elliptischen Blättern lebt in den feuchtschattigen Wäldern Kleinasiens und des Balkans. Die kleinen weißen Blüten stehen in blattachselständigen Trauben. Da sich der Strauch leicht verschneiden läßt, wird er in wärmeren Lagen gern als dekorativer Zierstrauch angepflanzt. Blütezeit: April bis Mai.

Geschichtliches und Allgemeines:

Wie Clusius (Rariorum Plantarum Historia) erzählt, soll der französische Naturforscher Pierre Belou den Laurocerasus in der Nähe von Trapezunt 1556 entdeckt haben. Bald darauf wurde der Strauch in Frankreich, England und Deutschland eingeführt. Ray (Hist. Plant. 1693) erwähnt, daß er keine medizinischen Eigenschaften besitzen soll. Medizinisch wurde er dann erst vom 18. Jahrhundert an verwendet. 1731 lenkte der Ire Madden aus Dublin die Aufmerksamkeit der Royal Society in London auf verschiedene Vergiftungen, die durch den Gebrauch des Destillats der Kirschlorbeerblätter sich gezeigt hatten. Dieses Wasser soll viele Jahre von irischen Köchen zu Puddings gebraucht worden sein und ebenso als Zusatz zum Brandy, ohne daß sich schädliche Folgen bemerkbar gemacht hätten. Im 19. Jahrhundert wurde der Kirschlorbeer von den italienischen Ärzten als Antistimulans empfohlen, und Roux de Brignolles gebrauchte ihn gegen nervösen Husten, Herz- und Lungenkrämpfe. Berge und Riecke schildern die Vergiftung zweier Studenten, die Milch, in der einige Kirschlorbeerblätter eingeweicht gewesen waren, mit Tee zusammen getrunken hatten. Bei beiden traten Schwindel und Ohnmachten auf. Nach Dölze sollen Vögel manchmal durch die Ausdünstung der Kirschlorbeerblätter zugrundegehen.

Wirkung

Matthiolus erwähnt die Pflanze zwar, gibt aber noch keinerlei Heilwirkung an.

Hufeland verordnete Aqua Laurocerasi sehr häufig als Beruhigungsmittel, namentlich bei Herzaffektionen. Sein Mitarbeiter, Stadtarzt Müller in Werl, beschreibt den „ausgezeichneten Nutzen des Kirschlorbeerwassers bei Epilepsie“.

Die Hauptanwendungsgebiete von Laurocerasus sind nach Leclerc spasmodische Zustände, verursacht durch nervöse oder organische Erkrankungen. Besonders angezeigt hält er die Verordnung bei Husten, und zwar nicht nur nervösem, sondern auch solchem, der von einer Verletzung herrührt. Weiter gebraucht man ihn bei schmerzhaften Spasmen des Magen-Darmtraktus, bei andauerndem Erbrechen, Zittern und Schlaflosigkeit. Krämpfe und Schmerzen rechtfertigen seine Anwendung. Doch warnt er vor der Anwendung bei Kindern. Auch soll das Kirschlorbeerwasser nicht zusammen mit Kalomel gegeben werden, da es das letztere in Quecksilberzyanat von großer Giftigkeit umwandelt. Nach Leclerc ist die einzige verwendete Arzneiform das wäßrige Destillat (10 : 40), von dem 5 g als Einzeldosis, 20 g als Tagesdosis nach Möglichkeit nicht überschritten werden sollen.

Das aus den frischen Blättern hergestellte wäßrige Destillat (Aqua Laurocerasi) ist in vielen Pharmakopöen offizinell und wird zur Beruhigung der sensiblen Reizzustände des Verdauungstraktus (Gastralgien, Nausea, Erbrechen) und der Bronchien (Keuchhusten, Asthmaanfälle) und bei Nervenerregbarkeit gegeben.

Häufig dient es auch als Geschmackskorrigens, insbesondere bei Morphintropfen.

Die Wirkung des Kirschlorbeerwassers beruht vielleicht unter anderem auf dem Cyanwasserstoffgehalt der Pflanze und gleicht daher der des Bittermandelwassers.

Auch in der Homöopathie wird Laurocerasus bei krampfhaften und lähmungsartigen Erscheinungen verwendet, wie Dyspnoe, Krampf- und Kitzelhusten (Stauffer hält hier die niedrigen Verdünnungen für angezeigt), Muskelkrämpfen, Magenkrämpfen, Koliken, Singultus, Uteruskrämpfen bei Dysmenorrhöe, Priapismus und unregelmäßiger und verlangsamter Herztätigkeit.

Die frischen Blätter besitzen im zerquetschten Zustande einen Geruch nach bitteren Mandeln, der sich beim Trocknen verliert und erst wieder auftritt, wenn die getrockneten Blätter mit Wasser befeuchtet werden. Der Geschmack bleibt beim Trocknen unverändert.

Das destillierte Kirschlorbeerwasser bewirkt am isolierten Herzen Stillstand in der Systole, in größerer Verdünnung Verringerung der Kontraktionen und schließlich Stillstand ohne Kontraktion.

Nach den Angaben von Wehmer finden sich in den Kirschlorbeerblättern u. a. das Enzym „Emulsin“, ferner das Prulaurasin, ein Blausäure abspaltendes, bitteres Glykosid Laurocerasin, weiterhin Prunasin und Sambunigrin. Das Enzym Prunase ist wohl nur ein Teilenzym des Emulsins.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Laurocerasus wird verordnet bei Spasmen aller Art. Im einzelnen gibt man ihn bei: Dyspnoemit Cyanose, Pulmonalstenose*), Asphyxie (auch kleiner Kinder mit blauem Gesicht und Muskelzuckungen ohne eigentliches Atmen), Kitzel-und Krampfhusten, speziell sogenanntem Herzhusten und bei Phthisis, Pertussis, Epilepsie, Muskelkrämpfen, Tetanus, Kinnbackenkrampf, Gastro- und Cystospasmen, Lähmungen, Apoplexie, Ohnmachten und Asthma.

Bei chronischer Gasvergiftung ließ F. H. W. Schmidt Laurocerasus mit Bovista, Mangan. acet. und Lobelia anwenden.

Auch bei Lungenerkrankungen (im Anfangsstadium der Lungentuberkulose nach Pfleiderer, Ulm, noch nicht genügend geschätzt) und bei Bronchitis chronica wird er angewandt. Weitere Indikationen sind: Leberkongestionen, Magen- und Darmkatarrh, Diarrhöe, Migräne und nervöser Kopfschmerz.

Einheitliche Wechselmittel werden nicht genannt.

+) Beispiel für die Anwendung:

(Nach A. Stiegele, „Hippokrates“ 1932, H. 2/3, S. 12.)

Fall von Morbus coeruleus (Pulmonalstenose) bei einer Patientin mit Kyphoskoliose von ungewöhnlichen Ausmaßen. Die Kranke wurde am 10. März 1924 in das Krankenhaus gebracht unter den schwersten Stauungserscheinungen im kleinen Kreislauf; schwarzblaue Verfärbung des Gesichts, hochgradige Atemnot, Ödeme der Beine, qualvolle Nächte; Digitalis außerhalb des Hauses ohne Erfolg. Auf Laurocerasustinktur, einstündlich 5 Tropfen, rasche Besserung, nach zwei Tagen nur noch leicht livide Verfärbung des Gesichts, Atem ruhiger, Nächte ohne Schlafmittel gebessert. Diurese noch ungenügend.

Angewandter Pflanzenteil:

Allgemein wird angegeben, daß die Blätter verwendet werden. Die beste Sammelzeit ist Juli bis August. Auch das HAB. läßt die frischen, im August gesammelten Blätter nehmen (§ 2).

Das „Teep“ wird aus denselben Pflanzenteilen zubereitet.

Folia Laurocerasi sind offizinell in Holland, Belgien, England, Frankreich, Spanien, Italien, Portugal.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Fol. Laurocerasi.)

In der Homöopathie:

dil. Ø-D 2.

Maximaldosis:

2 g pro dosi, 6 g pro die Aqua Laurocerasi (Ergbch., Helv.);

1,5 g pro dosi, 5 g pro die Aqua Leurocerasi (Austr.).

Rezeptpflichtig:

Aqua Laurocerasi.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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