Wacholder, Pinaceae.
Name:
Juníperus commúnis L. Wacholder. Französisch: Genévrier, Genière, Pétron; englisch: common Juniper; dänisch: Enebär; italienisch: Ginepro; litauisch: Kadugys, Eglis; norwegisch: Einer, Brisk; polnisch: Jalowiec; russisch: Mozzewielnik; tschechisch: Jalovec obecný; ungarisch: Boroka.
Verbreitungsgebiet
Weiteres Vorkommen: Nord-und Westasien. Nordamerika, Gebirge von Algier.
Namensursprung:
Die Entstehung des Gattungsnamen Juniperus ist auf verschiedene Arten zu erklären versucht worden. Von den vielen Auslegungen ist nach L. Kroeber (Neuzeitliches Kräuterbuch) die Ableitung vom lateinischen junior = der Jüngere und pario = erscheine unter Bezugnahme darauf, daß die jüngeren grünen Früchte schon erscheinen, während noch die alten schwarzen am Strauche hängen, die wahrscheinlichste. Der Name Wacholder weist in seinem ersten Bestandteil das althochdeutsche „wehdal, wachal“ das ist lebensfrisch, munter, auf, während das „der“ der dritten Silbe Baum, Strauch bedeutet. Wacholder (althochdeutsch „wechelder, wechalter“) ist also zu übersetzen als „lebensfrischer“, d. i. immergrüner Baum oder Strauch.
Volkstümliche Bezeichnungen:
Wäckholder (Eifel), Wachhulder (nördliches Böhmen), Wechalter (Schwaben), Weckelder (Eifel), Queckholder (Elsaß), Wachelduren (Schwaben), Wachteldörner, angelehnt an „Wachtel“ und „Dorn“ (Franken), Wachtelbeerstrauch (nördliches Böhmen), Wachhandel (Bremen, Osnabrück); Machandel (untere Weser bis Danzig), Macholder (Usedom, Göttingen, Holstein), Macholler (Mecklenburg, untere Weser), Jachandelbaum (Schlesien), Jachelbeerstrauch (nördliches Böhmen). Im Alemanischen wird der Strauch gewöhnlich als Reckholder bezeichnet. Dieser Name gehört vielleicht, wie es manche mundartliche Formen auch zu bestätigen scheinen, zu „Rauch“, da die Zweige und die Beeren besonders zum Räuchern benützt werden: Recholder, Reckolder, Rackholder (Schweiz, Elsaß), Räuckholter, Rauckholter (Schweiz, Waldstätten). Im ganzen südöstlichen Deutschland sowie in Österreich und Tirol findet sich als ein weitverbreiteter Name für den Strauch die Bezeichnung Kranawit, Kranawitten (Oberösterreich, Bayern) usw. Aus der litauischen Bezeichnung des Strauches „Kadagys“ leiten sich ab: Kattig, Kaddichenstrauch (Ostpreußen), Kaddig (Westpreußen, Livland).
Botanisches:
Der Wacholder ist in seiner Wuchsform ebenso wie in bezug auf Größe und Gestalt der Nadeln sehr veränderlich. Er kommt sowohl niedrig-strauchartig vor als auch häufig mit pyramidal-kegelförmigem Wuchs. Die Blätter sind nadelförmig, hellgrün und haben auf der Oberseite eine bläulichweiße Mittelrinne. Sie stehen in dreizähligen Quirlen und sind 8-20 cm lang, zugespitzt und stechend. Die Blüten sind zweihäusig. Die männlichen Blüten, die aus zahlreichen Staubgefäßen gebildet werden, stehen in dreigliedrigen Quirlen. Bei den weiblichen Blüten stehen die Fruchtschuppen in (ein- bis dreigliedrigen) Wirteln, von denen gewöhnlich nur der oberste fruchtbar ist. Nach der Bestäubung werden die Fruchtblätter fleischig und verwachsen miteinander und mit den tiefer stehenden Schuppen und bilden einen Beerenzapfen. Die Wacholderbeeren sind im ersten Jahre grün und eiförmig, werden aber im zweiten Jahre dunkelschwarzbraun mit blauem Reif. Ihr Durchmesser beträgt 6-9 mm. Der Wacholder blüht April und Mai. Er wächst ohne Unterschied des Gesteins auf Heide-, aber auch auf Moorboden Eurasiens und Nordamerikas, auf Heideboden zumeist baumartig, auf Moorboden strauchartig.
Juniperus communis darf in Deutschland, mit Ausnahme der Beeren, zum Sammeln für den Handel oder für gewerbliche Zwecke nicht freigegeben werden.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die Beeren des Wacholders waren schon im Altertum als Antiseptikum und diuretisches Heilmittel bekannt. Nach Dioskurides sollen die Arkeuthos-Arten (griech. f. Wacholder) scharf, urintreibend und erwärmend sein, der Rauch davon die wilden Tiere vertreiben; innerlich genommen wirkten die Beeren bei Brustleiden, Husten, Leibschmerzen und dem Biß der wilden Tiere. Cato der Ältere berichtet in seinem „De re rustica“, daß sie die Basis eines Weines bildeten, der harntreibend wirke. – Aber nicht nur bei den alten Griechen und Römern, sondern auch bei den Germanen soll der Wacholder schon als Heilmittel bekannt gewesen sein. Leonhart Fuchs (1543) schreibt ihm alle möglichen guten Eigenschaften zu: er wirke auf den Magen, reinige und öffne Nieren und Leber, töte die Würmer und hülfe gegen Krampf und Hüftweh. Auch wurden im Mittelalter Räucherungen mit Wacholder sehr viel bei ansteckenden Krankheiten, besonders bei Pestepidemien, gemacht. Nach dem Volksglauben soll der Himmel selbst durch eine Vogelstimme die Menschen auf die Wirkung des Wacholders aufmerksam gemacht haben:
„Eßt’s Kranawit (Wacholder) und Bibernell,
Dann sterbt ihr nit so schnell!“
Auch in der heutigen Zeit wird der Wacholder in vielen Gegenden vom Volke sehr geschätzt. So wird er als lebensverlängerndes Mittel betrachtet, da er „alle faulen und schleimigen Stoffe aus dem Körper ziehen soll“. In der Nähe von Erlangen wird er gegen Gicht viel gebraucht. In Westpreußen wird der gelbe Blütenstaub als Ersatz für Bärlappsamen zum Aufstreuen auf wunde Stellen benutzt. Junge Triebe von Wacholder werden abgekocht und den Pferden gegen Kropf eingegeben. Zerstoßene und zerdrückte Wacholderbeeren gelten als einfaches, magenstärkendes und Kopfschmerzen stillendes Mittel, ebenso als diuretisches und antituberkulöses Mittel. Ein aus Wacholderbeeren bereiteter Schnaps ist unter dem Namen „Machandel“ namentlich in der Danziger Gegend sehr bekannt. Nach einer persönlichen Mitteilung sollen Förster, die während einer Typhusepidemie Wacholderbeeren als Prophylaktikum aßen, nicht von der Krankheit ergriffen worden sein. Sehr verbreitet sind auch heute noch Räucherungen mit Wacholder zum Verbessern der Zimmerluft und zum Desinfizieren. Vogtel rühmt die Beeren bei Amenorrhöe und Gelbsucht, Fr. Hoffmann bei Harnverhaltung und Nierengrieß. Die Beeren werden endlich auch zum Konservieren von Fleisch benutzt. Das Harz wurde früher als Wacholderharz, deutscher Sandarak oder als unechter Weihrauch verkauft.
Auch in der Tierheilkunde gehörte der Wacholder nach Lorenz zu den beliebtesten Mitteln. So wandte man die Beeren als harntreibendes Mittel, als Unterstützungsmittel bei Lungenkrankheiten (nach Nachlassen der entzündlichen Symptome) mit Salmiak, Spießglanz und Schwefelpräparaten zusammen und bei bösartigen Drüsen- und Nervenfiebern an. Das Wacholderbeeröl und das Wacholderholzöl wurden in gleicher Weise gebraucht, jedoch niemals bei Entzündungen. Äußerlich diente das Öl zu Einreibungen bei Starrkrampf, Schwund der Glieder, veralteten, rheumatischen Lähmungen, ödematösen Anschwellungen und veralteten Verstauchungen. Da es, auf größere Hautflächen eingerieben, zu heftig reizend wirkte, wurde es meist mit Schweinefett vermischt.
Wirkung
Schon Hippokrates wandte Wacholderbeeren (und zwar vom kretischen Wacholder) sehr häufig an, sei es äußerlich bei Wunden, Fisteln und als Uteruseinlage, wie auch innerlich als Mittel zur Geburtsbeschleunigung, gegen Fluor albus und als Emmenagogum.
Bei Paracelsus fanden sie als Nieren-, Blutreinigungs- und Wundmittel Verwendung.
In einem Rezept gegen Lungenleiden führt die hl. Hildegard auch Wacholderbeeren an.
Bock schreibt, daß Wacholder „den Harn sichtbarlich treibe“, es sei aber „in summa die würckung und tugent des Weckholterbaums zu beschreiben nit wohl möglich“.
Ähnlich vielseitige Wirkung rühmen ihm auch Matthiolus und Weinmann nach, ersterer sieht den Wacholder sogar als Vorbeugungsmittel bei Pestilenz an.
Bei v. Haller gilt Juniperus als diuretisches, diaphoretisches, expektorierendes, magenerwärmendes, steintreibendes und zerteilendes Mittel, der daraus bereitete Spiritus als wirksam gegen Koliken, Flatulenz und Grieß, das Öl wird zur Nervenstärkung empfohlen.
Ebenso vielseitig sind die Indikationen, die Hecker für Juniperus angibt: 1. Hydrops, Ischurie, Enuresis, Verschleimung der Harnwege, Sand, Grieß, Blasenkatarrh, Nachtripper, sämtlich bei asthenischen Patienten; 2. chronische Uterusschwellungen, Menstruationsstörungen, Amenorrhöe, Chlorose, Fluor albus; 3. chronische Hautausschläge, Skabies, Herpes, hartnäckige Ulzera; 4. Torpidität und Schleimanhäufung in der Lunge; 5. asthenische Beschwerden des Unterleibes, wie Verdauungsschwäche, Flatulenz, Darmverschleimung; 6. Gicht und hartnäckiger Rheumatismus torpider Patienten; 7. Lähmungen, Nervenschwäche, Wechselfieber. An die Angaben des Matthiolus erinnert es, wenn Hecker die Wacholderbeeren asthenischen Patienten als Vorbeugungsmittel gegen ansteckende Krankheiten empfiehlt.
Hufeland nützte häufig die diuretische Wirkung der Wacholderbeeren, die dagegen von Clarus als sehr gering angesprochen wurde; er schrieb ihnen nur eine Wirkung auf Darm und Haut zu.
Bachmaier behauptete auf Grund langer Erfahrung, daß die Juniperustinktur (8,0-10,0 zwei- bis dreimal täglich) statt Digitalis mit gutem Erfolge bei Herzkrankheiten genommen werden könnte.
Nach Kneipp schützen die Beeren vor Ansteckung gegen Infektionskrankheiten. Er lobt sie bei aufgeblähtem, geschwächtem Magen, Nierenund Gallensteinen. Die jungen Sprossen im Tee bei Wassersucht.
Daß die Volksmedizin den Wacholder sehr hochschätzte, geht aus der häufigen Erwähnung des Mittels bei Osiander hervor, und noch heute ist er ein beliebtes, erfolgreich angewandtes Hausmittel bei nephritischem Hydrops der Kinder (kontraindiziert bei frischen Entzündungen der Niere!), chronischem Blasenkatarrh, Gonorrhöe, Lungenblenorrhöe, chronischem Rheumatismus, gichtischen Beschwerden, Amenorrhöe, bei Diabetes und sogar bei Begleiterscheinungen der Lues.
Die amerikanische Medizin gebraucht Juniperus unter den gleichen Voraussetzungen.
Über den Gebrauch in der russischen Volksmedizin schreibt W. Demitsch:
„Schon in dem alten Heilbuche Hortus amoenus aus dem XVII. Jahrhundert wird der Wacholder mehrfach erwähnt. Kapitel 47 z. B. handelt ausführlich über die Wacholderbeeren. Ein Öl daraus sei eine gute Einreibung bei rheumatischen Schmerzen usw. Eine Beerenabkochung wird als Diuretikum empfohlen. Kap. 33 enthält unter anderen Verfahren bei Epidemien auch Räucherung mit Wacholder (W. M. Florinski, Russische Volkskräuter und Heilbücher. Sammlung der medicin. Handschriften des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Kasan 1880, S. 48, 148, 174 und 176). – S. Parpura sagt: „Baccae et lign. Juniperi communis L. praestantissimum remedium diureticum adhibentur decocti in forma (S. Parpura, De remediorum domesticorum usu atque praestantia. Diss. Mosquae 1830, S. 15). – In Grusinien wird eine Beerenabkochung bei Wassersucht getrunken (Reinhardt, über den Charakter der Krankheiten in Grusinien und den Gebrauch von Volksmitteln. Medicin.-militärisches Journ. 1834, T. 24, Nr. 1 und 2). – Die Redaktion des „Gesundheitsfreund“ (1838, Nr. 11) betont ebenfalls die diuretische Wirkung des Juniperus communis bei Wassersucht. Auch am Flusse Argun sind die Juniperusbeeren ein gebräuchliches Volksmittel gegen Wassersucht und Harnverhaltung (N. Kaschnin, Medic.-topogr. Beschreibung der Knjase-Konstantinowschen „Distanz“ des Kreises Nertschinsk (Mosk. Medic. Ztg. 1860, S. 129). – Zuweilen wird Wacholderbeerentee auch bei Skorbut eingenommen (W. Deriker, Zusammenstellung von Volksheilmitteln, die von Zauberern in Rußland gebraucht werden. St. Petersburg 1866, S. 100). – Im Gouvernement Kiew wendet man denselben auch als Stomachikum sowie bei Uterinleiden und Rückenschmerzen an (T. Werschbizki, Pflanzen, die als arzneiliche vom Volke der hiesigen Gegend gebraucht werden. Kiewsche Gouvernements-Zeitung 1867). – Im Gouvernement Twer und Wjatka wird er bei Fieber, Wassersucht und Frauenkrankheiten getrunken (K. Puparew, Volkstümliche Pflanzennamen im Gouvernement Twer, gesammelt im Jahre 1868, mit Hinweisung auf die Krankheiten, gegen die sie vom Volke gebraucht werden. Twersche Gouvernements-Zeitung 1869). – Im Gouvernement Perm gilt er als gutes Antihydrotikum, wird aber auch bei Schwindsucht gebraucht (P. Krylow, Als Volksheilmittel gebräuchliche Pflanzen im Gouvernement Perm. Arbeiten der Naturforscher-Ges. an der Universität Kasan, Bd. V, Heft II. Kasan 1876, S. 33). – Eine heiße Abkochung der Beeren unter geringer Beimischung der Wurzel und der oberen Teile des Baumes wird bei Krankheiten des Darmtraktus getrunken. Während der verschiedensten Epidemien bedient man sich des Mittels zur Räucherung in den Häusern (Romanowski, Anti-Cholera-Volksmittel. Wratsch 1885, Nr. 23). – In der Ukraine behandelt man die infolge des protrahierten Fiebers entstandene Wassersucht mit einer Wacholderbeerenabkochung (K. S. Gornitzki, Bemerkungen über einige wildwachsende und angebaute Pflanzen der Ukraine-Flora, die als Volksheilmittel im Gebrauche sind. Charkow 1887, S. 90). – In Livland bedient man sich einer Abkochung der Zweige von Juniperus communis zu Fußbädern bei Ödema pedum; zugleich trinkt man eine Beerenabkochung davon. Die gebrannten Beeren werden bei Steinkrankheiten anstatt Kaffee getrunken.“
Über die Verwendung in der tschechischen Volksmedizin stellt mir Dostal folgenden Auszug zur Verfügung:
Nach Veleslavín (1) sind die Samen sehr gut gegen Husten, Krämpfe, Leber- und Nierenerkrankungen, Blasensteine und als Prophylaktikum gegen ansteckende Krankheiten. Die Zweige werden zum Anräuchern bei Zahnschmerzen verwendet. Das Wacholderwasser ist sehr nützlich gegen Blasenerkrankungen, das Öl gegen Gelbsucht, Magenkrankheiten und schlechten Mundgeruch. –
Sehr große Heilkraft wird vom Volke hauptsächlich den Beeren zugeschrieben. Sie werden im trockenen Zustand als Anräucherungsmittel (4), gegen Geschwülste (3), Rose (2) und Stechen im Kopfe (Mähren) (6) verwendet. Nach ansteckenden Krankheiten (7) wird mittels Beeren das Krankenzimmer ausgeräuchert. In Schlesien begnügt man sich mit den Ästen (5). In Schlesien empfiehlt man außerdem die in Kornsprit aufgesetzten Beeren gegen Typhus und Blattern (6). Es soll aber auch genügen, die Abkochung aus den getrockneten Beeren oder frischen Zweigen zu trinken (6). Ein Dekokt aus den Beeren verwendet man als Diuretikum (6) und gegen Magenschmerzen (1). Bei beginnender Wassersucht (7) wird ein Dekokt aus den jungen Trieben empfohlen. Lignum Juniperi trinkt man als Blutreinigungstee (7). In Schlesien (5, 9) gebraucht man ihn gegen Magenschmerzen und Frauenkrankheiten und außerdem als Badezusatz für geschwollene Glieder (10). Hie und da werden geschwollene Füße in einer Abkochung der ganzen Pflanze gebadet (6). Auf geschwollene Füße wird eine Wacholdersalbe zur Massage verwendet (6). Die Wurzel wird in Schlesien zur Heilung der Wassersucht gebraucht (5). Die Früchte, in Alkohol mazeriert, werden gegen Gicht genommen und beeinflussen günstig den Stuhl und entgasen die Därme (Schlesien) (8). In Kornsprit aufgesetzte Beeren verwendet man in Schlesien zur Massage bei Krämpfen (5) und rheumatischen Schmerzen (6, 8). In Mähren verwendet man das aus den Früchten gewonnene Öl gegen Flechten (2); besonders gut soll es gegen Ekzeme und Flecken im Gesicht, nach einem Bad eingerieben, wirken (Hanna) (12). In der Wallachei röstet man die grünen Beeren mit Butter und beschmiert mit dieser Salbe Geschwülste (10). Nach Berichten aus Schlesien (13) sollen die Wurzeln und Früchte sehr gut gegen „Koltum?“ sein (13). Die zerstoßenen Beeren werden zur Massage der Stirn gegen Kopfschmerzen verwendet.
Literatur: (1) Veleslavín, 1596, 33 B; (2) Mor. Slov. II, III, 1922, 754; (3) Koštál 1901, 301; (4) Krčmář, Ros., Chmel. 1904, 133; (5) Vyhlídal, Naše Slezsko 217, 218; (6) Vykoukal, Dom. lék. n. l. 22, 23, 42/57/58/70/78/84; (7) Dlouhý, Léč. rostl. 57; (8) Vluka, Slez. apat. čL. VIII. 54; (9) Svěrák, Věst. Mat. Opav. 1901 č 9, 16; (10) český Lid. XXI. 459; (11) Blažka, Dom. lékár, čL. V. 348; (12) Vyhlídal, Malůvky z Hané 46; (13) Mosler, Koltum na Opavsku (v čL. XVIII. 271).
Klare empfiehlt den Gebrauch des Wacholdermuses bei Tuberkulose im Kindesalter, da sich hier Hebung des Appetits und Gewichtszunahme zeigten, bedingt durch lebhafteren Stoffwechsel, gesteigerte Aktivität und Reaktionsfähigkeit des Organismus.
Bohn betont die stark harntreibende Wirkung der Beeren, die sie bei Nierenleiden und Wassersucht, insbesondere Wassersucht nach Scharlach, brauchbar mache. In der ersten Zeit der Trippererkrankung wirkt nach ihm eine starke Wacholderabkochung oder Wacholdersaft beruhigend. Weiter empfiehlt er den Genuß des Wacholdersaftes Zuckerkranken.
Klemperer und Beck führen bei Nierensteinkoliken als beliebtes Mittel auch Wacholdertee an. Über die erprobte Wirkung des Wacholderextraktes als Diuretikum berichtet Johannessohn. Er führt die diuretische Wirkung auf den Gehalt an ätherischem Öl zurück. Diese Ansicht scheint auch durch die neueren experimentellen Untersuchungen bestätigt zu werden, denn Bonsmann und Hauschild, die die diuretische Wirkung von ätherischem Wacholder-, Petersilien- und Liebstöckelöl an der Maus prüften, fanden, daß das Wacholderöl die stärkste Diurese (über 100%) hervorrief, und zwar ergab die perorale Einverleibung die besten Ergebnisse. Aber auch bei subkutaner und intraperitonealer Injektion wurde eine stärkere Diurese erzielt.
Nach Herre wurde dagegen im Versuch an Ratten mit dem Wacholdertee nur eine Diuresesteigerung von 20% erreicht. Er führt diese verhältnismäßig geringe Wirkung darauf zurück, daß in dem Infus das ätherische Öl nicht zu voller Wirksamkeit gelangt.
Als Kontraindikationen gelten vor allem frische, entzündliche Zustände der Nieren. Hierauf machen auch besonders H. Schulz (vgl. S. 1675) und E. Meyer aufmerksam.
Nach Pic und Bonnamour können hohe Dosen sogar Hämaturien hervorrufen.
Auf die Haut gebracht, verursacht der Wacholdersaft Hautreizungen. Eigene Versuche in meinem biologischen Laboratorium ergaben, daß er desinfizierend wirkt. Auch besonders resistente Bazillen, wie Coli, wurden noch abgetötet. Dabei ist der Extrakt aus den Zweigen wirksamer als der aus den Beeren.
Das ätherische Öl enthält u. a. α-Pinen, Kadinen und Camphen.
Es beschleunigt die Herztätigkeit, regt die Nierenfunktion an und ruft ein Hitzegefühl im Körper hervor. Es kann die Nieren reizen und in großen Dosen Strangurie, Hämaturie, Priapismus und urämische Konvulsionen verursachen.
Außer dem ätherischen Öl enthalten die Wacholderbeeren u. a. Harze, Invertzucker, mehrere organische Säuren und Bitterstoffe.
Wacholder wirkt am besten in den Gegenden, wo er wächst.
Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):
Dänemark: Als Blutreinigungsmittel und Diuretikum bei Wassersucht, als schweißtreibendes Mittel bei Erkältungen.
Litauen: Der Beereninfus gegen Nieren- und Blasensteine, als Diuretikum und gegen Anschwellungen der Hände und Füße.
Norwegen: Als harntreibendes Mittel, bei Lungenschwindsucht, Magenleiden, Gicht, Augen- und Hautkrankheiten und als Wundmittel (I. R.-K.).
Ungarn: Gegen Nierensteine, Gicht und Kopfschmerzen.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Juniperus ist eins der Hauptableitungsmittel auf die Nieren. In erster Linie wird es bei Hydrops (auch Aszites und kardialem Hydrops) mit Anurie, Cysto- und Nephropathien wie chronischer Cystitis und Nephritis (bei frischen Nierenentzündungen kontraindiziert), Pyelitis und Albuminurie gegeben. So konnte Kleine, Wuppertal, eine Patientin, die seit 14 Jahren an Albuminurie litt, in drei Wochen mit Juniperus heilen. Sehr gelobt wird der Wacholder weiter bei Gicht, Rheuma, Steinleiden und als Blutreinigungsmittel bei Hauterkrankungen, Skabies und Ekzemen. Bei Ringflechten und ähnlichen Exanthemen hält Hoffmann, Elbing, ein Betupfen der erkrankten Stellen mit einer 10%igen Solutio picis Juniperi für günstig. Zur Blutreinigung und als Frühjahrskur wird auch das Kauen einiger reifer Beeren sehr empfohlen.
Recht gute Dienste leistet Juniperus bei Gastropathien (Dyspepsie, Flatulenz, Diarrhöe, Enteritis und Gastritis), Leberleiden und Ikterus. Tschirner, Elbing, nennt ihn auch zur Unterstützung der Behandlung von Ulcus ventriculi et duodeni.
Seltener wird das Mittel bei Lungenaffektionen, Husten, Asthma, Diabetes mellitus, Arterienverkalkung und Dysmenorrhöe genannt. Als Tee wird Juniperus gern mit Betula, Absinthium, Equisetum, Millefolium und Petroselinum gegeben.
Angewandter Pflanzenteil:
Vom Wacholder waren früher die Beeren gebräuchlich wie noch heute, dazu aber auch Harz und Holz, die Rinde, Blätter und die jungen Zweige. Die meisten Angaben in der neueren Literatur beziehen sich auf die Beeren, seltener auch auf das Holz. Das HAB. läßt die frischen, reifen Beeren verwenden (§ 3). Diese werden auch zur Bereitung des „Teep“ benutzt. Fructus, Oleum und Pix Juniperi sind in zahlreichen Staaten, Lignum Juniperi ist in Österreich offizinell.
Dosierung:
Übliche Dosis:
1-2 g Fruct. Juniperi mehrmals täglich (Rost-Klemperer); getrocknete Wacholderbeeren am 1. Tage 5, am 2. Tage 6, am 3. Tage 7-15 Beeren täglich, dann wieder zurückgehen bis zu 5 Beeren (Kneipp);
10-15 Beeren im Aufguß auf eine Tasse;
2 Teelöffel voll (= 9,8 g) zum kalten Auszug täglich.
1/4 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt, doch können zu große Gaben nierenreizend wirken.
Rezepte:
Als Ableitungsmittel auf die Nieren:
Rp.
Baccae Juniperi 50 (= Wacholderbeeren)
D.s.: 2 Teelöffel voll mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber trinken.
Preis nach Arzneitaxe 10 g -.05 RM, 100 g-.35 RM.
Als Diuretikum bei Stauungen und serösen Ergüssen (nach Rost-Klemperer):
Rp.:
Inf. Fruct. Juniperi (15) 180
Liqu. Kalii acetici Oxymellis Scillae aa 15
M.d.s.: Zweistündlich 2 Eßlöffel voll. Rezepturpreis c. vitr. etwa 1.84 RM.
Als Blutreinigungsmittel (nach Fischer):
Rp.:
Bacc. Juniperi (= Wacholderbeeren)
Hb. Millefolii conc. (= Schafgarbenkraut)
Hb. Nasturtii conc. aa 25 (= Brunnenkressenkraut)
M.f. species.
D.s.: 4 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.78 RM.
Bei Magen- und Darmentzündung (nach Tschirner):
Rp.:
Bacc. Juniperi (= Wacholderbeeren)
Hb. Absinthii (= Wermutkraut)
Flor. Chamomillae (= Kamillenblüten)
Fol. Menthae pip. aa 25 (= Pfefferminzblätter)
M.f. species.
D.s.: 2 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.30 RM.
Als Diuretikum (nach Krug):
Rp.:
Bacc. Juniperi (= Wacholderbeeren)
Fol. Betulae (= Birkenblätter)
Stip. Genistae (= Ginsterstengel)
Rad. Taraxaci aa 25 (= Löwenzahnwurzel)
M.f. species. D.s.: 1 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.79 RM.
Kneipps Wassersuchtstee (vgl. Rezeptvorschriften bei Betula).
Als Stomachikum (nach Dinand):
Rp.:
Baccae Juniperi 100 (= Wacholderbeeren)
D.s.: Mit 400 g Wasser weich kochen, filtrieren und mit Zucker zu Sirup eindampfen. Dreimal täglich 1 Teelöffel vor den Mahlzeiten.
Bei Gicht und Rheuma als Bad (nach Hager):
Rp.:
Baccae Juniperi 100-200 (= Wacholderbeeren)
D.s.: Mit 1 l Wasser kochen, den Absud dem Bade zusetzen.
Bei Wassersucht (nach Friedrich):
Rp.:
Spiritus Juniperi 21
Succi Juniperi inspiss. 56
Aqua Petroselini 180
M.d.s.: Dreistündlich 2 knappe Löffel.
________________________________Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.