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Ysop, Labiatae.

Name:

Hýssopus officinális L. Ysop, Isop, Kirchen- oder Klosterysop. Französisch: Hyssope; englisch: Hyssop; italienisch: Issopo, isopo; litauisch: Juozapas.

Namensursprung:

Die landläufige Ableitung des Namens Hyssopus vom griechischen ς (hys) = Schwein und !X!ψ (ops) = Gesicht dürfte wohl kaum richtig, der Name vielmehr orientalischen Ursprunges sein und aus dem hebräischen „êsôw bzw. ezob“, arabisch „azzof“ = heiliges Kraut stammen.

Verbreitungsgebiet

Verwildert in Algerien, wie auch in Mitteleuropa (nördl. bis zur Nord – u. Ostsee, auch noch in Südschweden).

Botanisches:

Die Pflanze ist ein Halbstrauch mit mehr oder weniger zahlreichen, niederliegenden oder aufsteigenden bis aufrechten, 5-15 cm langen, mehr oder weniger verzweigten Ästen, die von mattbrauner, abblätternder Borke bedeckt sind. Die Sprosse sind kurzflaumig bis fast samtig behaart oder mehr oder weniger verkahlend, bleichgrün, mit zahlreichen eingesenkten Drüsenschuppen, scharf aromatisch riechend. Die lineallanzettlichen Blätter sind ganzrandig und bilden dichte Scheinquirle. Die Blüten stehen in drei- bis siebenblütigen, einseitswendigen Scheinähren. Kelch vielriefig, angedrückt-flaumig und harzig-punktiert, Zähne dreieckig-lanzettlich und zugespitzt. Krone meist lebhaft violettblau, seltener rosa oder weiß, mit gerader, völlig kahler, erst über dem Kelchschlund etwas erweiterter Röhre, mit sehr kurzer, fast flacher, ausgerandeter Oberlippe und mindestens doppelt so langer, dreilappiger Unterlippe, mit breitem, ausgerandetem und gezähneltem Mittellappen. Staubblätter vier, die vorderen nur wenig länger als die hinteren, alle die Krone weit überragend, mehr oder weniger spreizend, mit je zwei länglich-eiförmigen, stark spreizenden, kahlen Pollensäcken. Der Griffel wird noch länger als die Staubgefäße. Blütezeit: Juli bis August. Ysop wächst an Felsen, auf sonnigen, steinigen Hügeln und Bergen, meist gesellig, und bevorzugt kalkhaltigen Boden. Beheimatet ist er im Mittelmeergebiet, in Deutschland sicher nicht urwüchsig, aber in Süddeutschland an vielen Orten eingebürgert, sonst manchmal verwildert.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Deutung der Gewächse, welche früher den Namen Hyssop trugen, ist noch unbestimmt. Der Hyssop der Israeliten, der schon in der Bibel (Psalm 51) erwähnt wird und zur symbolischen Reinigung der Aussätzigen diente, ist nach Lyngbey Thymbra spicata L., während einige alte Schriftsteller, z. B. Bauhin, den schmalblätterigen Rosmarin hierher ziehen, Sprengel hält Origanum smyrnaeum und einige verwandte Arten für den Hyssopus der griechischen und römischen Ärzte. Celsus nennt ihn unter den guten Brechmitteln. Im Mittelalter wurde Hyssopus hauptsächlich als Expektorans, gegen Heiserkeit, Husten, Asthma und Lungenleiden gebraucht. Die Schule von Salerno sagt: „Hyssopus purgans herba est a pectore phlegma.“ Für Deutschland finden sich die ersten Angaben bei der hl. Hildegard, Albertus Magnus und Konrad von Megenberg, der Platearius zitiert, daß Ysopsaft das Gesicht wohlriechend mache, daß mit Honig gekochter Ysop gut für die Lungen sei, und daß schließlich der mit Feigen gemachte Absud die Ohrenschmerzen beseitige. In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts ist die Anwendungsweise noch erweitert, der Ysop wird außer gegen die Krankheiten der Luftwege noch gegen Wassersucht, Gelbsucht, Eingeweidewürmer, Rheumatismen, Magen- und Uterusleiden empfohlen. Roser v. Rosenstein (1750) lobt ihn bei Würmern der Kinder. Die Mohammedaner gewinnen durch Gärung aus den Ysopblättern eine Limonade, Scherbet genannt, die anthelmintisch wirken soll. Riaulau rühmt die äußerliche Verwendung gegen Stoß- und Schlagverletzungen der Augen, und andere Verfasser bei Sugillationen und heftigsten Wundschmerzen. Parkinson benützte ihn als Expektorans. Der Gebrauch des Ysopöls ist bereits für 1574 nachgewiesen.

Wirkung

Von der hl. Hildegard wurde Ysop gegen Magenschmerzen und Wassersucht angewandt.

v. Haller schreibt: „Man rühmt die Pflanze gegen Brustzustände, Wassersucht, Gelbsucht, Stein- und Grießleiden. Äußerlich gegen das ‚unterlaufene Blut unter den Augen.‘ Es hat eine stark eröffnende, reinigende Kraft, wirkt treibend auf Harn und Winde sowie die Menstruation, erwärmt und stärkt den Magen und die Därme, löst auf bei Verschleimung der Brust. Man hält es auch gut zur Stärkung der Nerven und des Kopfes.“

Nach Hecker wurde das Mittel in ähnlicher Weise wie Salbei bei Brustbeschwerden und katarrhalischen Halsentzündungen, äußerlich auch zu Fomentationen benutzt.

Geiger kennt es als Bestandteil des Augsburger Brusttees.

In der Volksmedizin wird es bei Brustleiden und Erkrankungen des Magens äußerlich zu Umschlägen gebraucht.

Auch nach Buchheim und Geßner besitzt die Pflanze eine salbeiähnliche Wirkung und wird gegen Schweiße, chronischen Bronchialkatarrh und Asthma angewandt.

Im Volke soll sie auch als Abortivum benutzt werden.

Nach den Untersuchungen von Cadéac und Meunier werden durch den Saft spasmodische Reize auf den Augapfel erzeugt, daher ist nach Leclerc eine gewisse Vorsicht bei der Anwendung bei nervösen Patienten am Platze. Er hält Hyssopus für ein gutes Mittel bei Bronchial-affektionen, die mit Sekretionsstockungen verbunden sind.

Im Rheinland und auch in anderen Gegenden Deutschlands wird das Mittel gegen Impfschäden erfolgreich angewandt.

Hyssopus enthält außer anderen Bestandteilen Hesperedin, bis 0,9% ätherisches Öl, das fast bis zu 50% aus l-Pinocamphon besteht, Fett, Zucker und Gerbstoff.

Bei Untersuchungen über Toxingehalt wurden in Hyssopus officinalis durchschnittliche Mengen von ausfällbarem Eiweiß von geringer Giftigkeit gefunden. Die blühende Pflanze wirkt nicht bakterizid bzw. fungizid.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Litauen: Das Kraut als Aufguß bei Husten und, falls keine erhöhte Temperatur vorhanden ist, bei Kopfschmerzen.

Anwendung:

Hyssopus wirkt ähnlich wie Salbei und findet bei chronischem Bronchialkatarrh, Asthma und zur Regulierung der Schweißsekretion Anwendung.

Angewandter Pflanzenteil:

In der einschlägigen Literatur (v. Haller, Hecker, Geiger, Dragendorff, Zörnig, Buchheister-Ottersbach, Dinand, Thoms und Hager) wird ausnahmslos das Kraut als verwendeter Pflanzenteil angegeben, und zwar von der Mehrzahl der Autoren das in der Blütezeitgesammelte. Danach empfehle ich das blühende Kraut zur Herstellung der Arzneimittel. Das „Teep“ hat denselben Ausgangsstoff.

Herba Hyssopi ist offizinell in Frankreich.

Dosierung:

Übliche Dosis:

2 Teelöffel voll (= 5,8 g) des Krautes zum heißen Infus täglich.

2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ drei- bis viermal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Hb. Hyssopi.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei chronischem Bronchialkatarrh und Asthma:

Rp.:

Hb. Hyssopi conc. 50 (= Ysopkraut)

D.s.: 2 Teelöffel voll zum heißen Auszug mit 2 Glas Wasser, tagsüber zu trinken.

Rezepturpreis ad chart. etwa -.77 RM.

Oder:

Rp.:

Hb. Hyssopi 50 (= Ysopkraut)

Hb. Glechomae hederaceae (= Gundermannkraut)

Rad. Senegae  aa  25 (= Klapperschlangenwurzel)

D.s.: 2 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser

vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.

Rezepturpreis ad chart. etwa 1.54 RM.

Als schweißhemmendes Mittel (nach Meyer):

Rp.:

Fol. Salviae (= Salbeiblätter)

Hb. Hyssopi officinalis  aa  40 (= Ysopkraut)

Cort. Juglandis fruct. 20 (= Walnußschalen)

M.f. species.

D.s.: 2 Eßlöffel auf 1 Tasse Wasser aufgießen und 10 Minuten auf leichtem Feuer kochen lassen. Abends vor dem Schlafengehen 1-2 Tassen trinken.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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