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Araliaceae.

Name:

Pánax ginseng C. A. Meyer. Ginseng, Allheilkraut, Kraft- oder Lebensverlänge-rungswurzel. Französisch: Ginseng; polnisch: Zen-Szeń; russisch: Zen-Szeń; tschechisch: Všehoj pravy.

Verbreitungsgebiet

In Nordamerika kultiviert.

Namensursprung:

Panax ist aus dem griechischen πς (pás) = alles und χος (ákos) = Heilmittel wegen der vielseitigen Verwendung der Pflanze zusammengesetzt. In China ist sie unter den Bezeichnungen Gin-seng, Jin-chen (jen = Mensch, chen = Dreiheit), gen-chen, in Japan unter nind-sin und in Korea unter san-sam bekannt.

Botanisches:

Panax ginseng ist ein Kraut mit möhrenartigen Wurzeln. Diese sind gelblichweiß, mehr oder weniger ästig. Im Alter bildet sich oft ein langes, kriechendes Rhizom mit 5-7 cm langen möhrenartig-knolligen Wurzeln, die nach unten in eine dicke Wurzel auslaufen. Der aufrechte, 30-60 cm hohe Stengel ist stiel-rund und meist kahl. Die langgestielten Blätter bilden zu zwei bis vier end-ständige Wirtel. Sie sind fünfzählig-gefingert. Die Blättchen sind 7-20 cm lang und 2-5 cm breit, länglich-lanzettlich bis verkehrt-eiförmig. Die zwittrigen, weißlich-grünlichen Blüten sitzen in fünfzehn- bis dreißigblütigen Dolden auf einem einfachen oder ästigen, die Verlängerung des Stengels bildenden Blütenstiel. Die Frucht ist eine kugelige oder nierenförmige, scharlachrote, glatte und glänzende Beere. Die Pflanze ist in Ostasien heimisch, wo sie in schattigen Wäldern vorkommt. Blütezeit: Juni und Juli.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Ginsengwurzel, Samwurzel genannt, genießt in Korea, China und Japan seit Tausenden von Jahren das höchste Ansehen. Wegen der menschenähnlichen Gestalt wurde sie stets in Zusammenhang mit der Naturgottheit gebracht, und es entstand der Glaube, daß der allgewaltige Berggeist der Menschheit ein Wunderknäblein in Gestalt einer menschenähnlichen Rübe als Retter und Erlöser schickt, und daß nur Würdige die goldgelbe Wurzel finden können. Korea ist die eigentliche Heimat dieser „Allheilwurzel“, deren Besitz von jedem Ostasiaten heiß erstrebt wird. Ihr werden lebensverlängernde, verjüngende und alle Krankheiten (Vergiftungen, Milz- und Lungenleiden, Diarrhöe, Harnverhaltung usw.) besiegende Eigenschaften zugeschrieben. In China galt es bis in die letzten Jahre der Kaiserzeit als höchste Ehrung, wenn der Kaiser einem Untertan eine koreanische Samwurzel überreichte. Die Verarbeitung der Ginsengwurzel zu rotem Ginseng (durch Dampf und Feuer) ist in Korea Staatsmonopol, dagegen ist die Verarbeitung zu weißem Ginseng (durch Trocknen an der Sonne) frei. Verwendet werden die Wurzeln sechsjähriger Pflanzen. Durch die starke Erhitzung erfolgt ähnlich wie bei Digitalis schnelle Abtötung der die Glykoside abbauenden Fermente und Stabilisierung der wirksamen Inhaltsstoffe. Wie v. Siebold berichtet, lassen die chinesischen und japanischen Ärzte selten einen Kranken sterben, ohne ihm noch zuletzt diese kostbare Arznei gegeben zu haben. Nach Europa kam die Droge durch Holländer im Jahre 1610. Sie wurde unter dem Namen Pentao bekannt und drang sogar bis an den Hof Ludwig XIV. vor. Nach Timkowski war der Ginseng noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts achtzehnmal so teuer wie Gold.

In Amerika wird Panax quinquefolius als leichtes Stimulans verwendet. Als Ersatzmittel für den teuren koreanischen Panax Ginseng gebrauchen die Chinesen ebenfalls Panax quinquefolius, die Japaner den in Japan kultivierten Panax repens. Die übrigen Panaxarten werden therapeutisch nicht benützt. Eine medizinphilosophische und historische Darstellung der älteren Literatur bringt Sugihara.

Wirkung

In der chinesischen und mongolischen Medizin spielt der Ginseng unter den Arzneimitteln die erste Rolle.

In der mongolischen Medizin wird die Wurzel „zum Zusammenziehen von Gift auf einen Punkt“, bei parasitären Erkrankungen und Erkrankungen des Knochenmarks angewendet. In der chinesischen Medizin gebraucht man sie „zur Unterstützung des Urpneumas; es kühlt das Feuer (das Fieber), vermehrt die Erde (kräftigt die Milz), bringt Gold hervor (hilft der Lunge), öffnet von selbst das Herz und vermehrt das Wissen, breitet den Geist aus und beruhigt Schrecken; beseitigt Hitze und Diarrhöe, veranlaßt das Blut, die Adern zu durchfließen, beseitigt (Kot)verhärtungen, bringt gestauten Schleim zum Abfluß (Chinesisches Schriftzeichen). Heilt innere Wunden infolge übertriebenen Geschlechtsverkehrs, entfernt Hitze durch natürliche Schweißsekretion. Die Medizin beseitigt zuvieles Träumen, Verwirrtsein, Stöhnen und Ächzen, bessert Leere (Erschöpfung) des Magens und Husten, fieberhafte Verstopfung und Durchfall, Retentio urinae mit sekundärer Schwellung. Hilft, wenn es bei Sommerhitze infolge heißen Windes zu einer Blutkrankheit kommt. Die Pflanze ist gelb, saftig, fest, die gute Pflanze ähnelt in der Farbe dem Menschen, man entfernt die Wurzel. Zur Unterstützung der Organe wird die Pflanze gekocht verwendet; zur Kühlung des Feuers roh. Zu Brei gekocht genossen kann sie das Urpneuma zurückrufen, wenn es bereits kaum noch vorhanden war. (Chinesisches Schriftzeichen) bevorzugt während seines Wachstums nicht die Sonne, sondern wendet sich dem Schatten zu, liebt weder Hitze noch Wind. Bei Gebrauch im gekochten Zustande nehme man kein eisernes Geschirr. …. Die Wurzel von Ginseng kann bei Husten den Auswurf nach oben ziehen (so daß er ausgehustet wird). Bei Leuten mit erschöpftem Körper kann Ginseng stellvertretend eintreten für (chinesisches Schriftzeichen).“

Weinmann gibt an, daß die Wurzel nur selten in den Apotheken zu finden sei, „indem sie gar kostbahr und theuer ist.“ Er kennt sie schon als allgemeines Tonikum und Aphrodisiakum.

v. Haller berichtet, daß man der Wurzel nerven- und kopfstärkende und den Nieren dienliche Kräfte zuschreibe; an die ihr nachgerühmte aphrodisierende Wirkung glaubt er jedoch nur bei von „Schwächlichkeit und Schläfrigkeit der Nerven“ herrührender Impotenz. Zur Stärkung des Magens und Gedächtnisses, gegen spastische Zustände, Krampfkolik, Lähmungen, Ohnmachten und Schwindel wird sie – nach seinem Bericht – ebenfalls empfohlen.

Eckardt bestreitet die von vielen europäischen Ärzten vertretene Ansicht, daß der Ginseng nur einen rein imaginären Wert besitze, und schätzt die Droge wegen ihrer Saponine, ätherischen Öle, Phosphate, Gerb- und Bitterstoffe als ausgezeichnetes, kräfteförderndes Mittel.

Ginseng bewirkt Diurese und Ausscheidung von Harnstoff, vermindert den Blutzuckergehalt, lähmt Magen, Darm und Herz und in hoher Konzentration die Muskulatur, setzt den Blutdruck herab und wirkt hämolytisch. Die auch bei Störungen der Sexualsphäre angewandte Droge enthält östrogene Stoffe, und in Versuchen zeitigte sie beim männlichen Bitterling das Anlegen des Hochzeitskleides. Sie enthält u. a. einen Bitterstoff Panaquilon.

Sugihara und Min nehmen als wichtigste Bestandteile der Ginsengwurzel Panacen, Panaxsäure und Glykosid an. Diese Forscher fanden in Versuchen an Ratten eine leichte roborierende Wirkung, eine Verstärkung der Wirkung verschiedener Krampfgifte und eine Abschwächung der Wirkung einiger Narkotika. Dem entspricht die Tatsache, daß Panax Ginseng selbst ein Krampfgift ist. In weiteren Mitteilungen der genannten Autoren werden Versuche an isolierten Organen, Untersuchungen über die Wirkung des Panacens usw. gebracht.

Auch Boriani berichtet eingehend über pharmakologische Unter-suchungen der aktiven Substanzen des Ginseng. Nach ihm wird der Tonus des isolierten Meerschweinchenuterus gesteigert, wobei die einzelnen Kontraktionen an Ausgiebigkeit abnehmen, bis endlich Kontraktur eintritt. Er kommt zu dem Schluß, daß die Hauptwirkungen der Ginsengblätter muskulär sind, eine allenfalls vorhandene Wirkung mit nervösem Angriffspunkt jedoch nicht ausgeschlossen werden kann.

Aus den Untersuchungen von Garriques, Davydow, Fujitani, Uyei, Asahina und Taguchi, Abe und Yonekawe und Kotake ist zu schließen, daß ein Gemisch mehrerer Glykoside vorliegt, von denen einige Saponincharakter besitzen.

In einer Untersuchung bezüglich des Saponingehaltes konnte mit der normalen homöopathischen Urtinktur überhaupt keine Hämolyse erzielt werden. Im „Teep“-Präparat dagegen wurde ein hämolytischer Index von 1 : 400 festgestellt. Eine mit 25%igem Weingeist hergestellte Tinktur zeigt einen hämolytischen Index von 1 : 20. Bei der Auswertung der Droge an Fröschen entsprach 1 g der Droge 200 FD.

Die homöopathische Schule bedient sich des Ginsengs bei Schwäche-zuständen des gesamten Nervensystems, ferner bei rheumatischen und gichtischen Affektionen. Bei Harnsäure-Diathese konnte Stauffer mit dem Mittel keinen großen Erfolg beobachten.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Ginseng wird als Nervinum und Aphrodisiakum geschätzt. Einzelindikationen sind: Erschöpfungszustände nervöser Art*), besonders nach schweren Krankheiten (allerdings wurden bei Neurasthenie – Asthenie auch Versager beobachtet), allgemeine Schwäche, sexuelle Neurasthenie, Impotenz und Müdigkeit, Zittern und Schwindel bei alten Leuten. Rudolph gibt es bei schwach entwickelter weiblicher Brust. Kongestionen in der Urogenitalsphäre mit Sphinkterkrampf (Vorstadium der Prostatahypertrophie?), welche durch Biergenuß und vor allem Yohimbe verschlimmert werden, können nach H. Meier, Braunau, durch mehrere Tabletten vollständig beseitigt werden.

Schmerzlindernd wirkt die Ginsengwurzel auf rheumatisch-gichtische Affektionen, Lumbago und Ischias. Bei Arthritis deformans mit heftigen nächtlichen Schmerzen beobachtete Bischoff, Berlin, nach der Verordnung von Ginseng Ø Nachlassen der Schmerzen und Besserung der Funktion.

Vereinzelt wird das Mittel auch noch bei Arteriosklerose, Hypertonie, Asthma und Magen- und Darmkolik mit Sodbrennen und Aufstoßen verordnet.

Gute Wechselmittel sind bei Neurasthenie: Avena sativa, bei Impotenz: Selenium, Nuphar und Acidum phosphoricum.

+) Beispiel für die Anwendung:

(Nach Scheer, „Allgemeine Homöopathische Zeitung“ 1935, Heft 4, S. 199.)

Herr Alois Gr., 47 Jahre alt, kommt am 8. April 1933 in homöopathische Behandlung, nachdem er sechs Wochen an Ischias gelitten und ihm die Mandeln exstirpiert waren, ohne daß Besserung eingetreten wäre. Verordnung: Ginseng D 2 wegen des Zerschlagenheitsschmerzes im Kreuz und Oberschenkel sowie starker Gemütsdepression, gesteigertem Sexualtrieb, aber geschwächter Funktion. Am 29. Mai ist erhebliche Besserung festzustellen, am 10. Juni sind die Beschwerden gänzlich verschwunden, auch am 27. Juni, da er sich ambulant wieder vorstellt, hat er nicht mehr zu klagen.

Angewandter Pflanzenteil:

In der Literatur wird nur die Wurzel als verwendet bezeichnet.

Das HAB. läßt zur Bereitung der Essenz die getrocknete Wurzel nehmen (§ 4). Auch das „Teep“ wird aus der getrockneten, roten Droge bereitet, solange frische Wurzeln aus hochwertigen einheimischen Kulturen nicht zur Verfügung stehen.

Dosierung:

Übliche Dosis:

3,65 g der Wurzel täglich (v. Haller).

1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich. (Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Rad. Ginseng.)

In der Homöopathie:

dil. D 1.

Maximaldosis:

Nicht festgesezt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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