Bockshornklee, Leguminosae.
Name:
Trigonélla fóenum gráecum L. (Foenumgraecum officinale Alef., = Foenum graecum sativum Medikus, = Folliculigera graveolens Pasquale, = Telis foenum graecum O. Kuntze). Bockshornklee, Kuhhornklee. Griechisch-Heu. Französisch: Fenugrec, senegré; englisch: Fenugreek; italienisch: Fieno-greco; dänisch: Bukkehorn; norwegisch: Bukkehorn; schwedisch: Bockhornsört; polnisch: Kozieradka; russisch: Fenigrek; tschechisch: Becké seno; ungarisch: Bakszerv.
Verbreitungsgebiet
Weiteres Vorkommen: Vorderasien, Jndien, China südlich bis Abessinien.
Namensursprung:
Den Gattungsnamen Trigonella bildete Linné aus lateinisch trigonum = Dreieck wegen der bei T. foenum graecum scheinbar dreiblättrigen Krone. Foenum graecum = griechisches Heu ist der Name der Pflanze bei den Römern und weist auf ihre Verwendung als Futtermittel hin. Der eigentliche altgriechische Name τίλις (telis) wird aus dem Sanskrit abgeleitet. Die deutschen Namen wie: Bockshornklee, Kuhhornklee erklären sich aus der Form der Hülsenfrüchte.
Volkstümliche Bezeichnungen:
Volksetymologische Entstellungen aus dem latein. „foenum graecum“ (im Mittelalter „fenigrecum“) sind fine Grêt = feine Grete (plattdeutsch), fin‘, schön Margret (Mecklenburg), Fenekreteln (Eichsfeld), Filigräzie (Basel). Grünschau(b) (Elsaß) ist ein mißverstandenes „griechisch Heu“.
Botanisches:
Der Bockshornklee ist einjährig. Aus spindelförmiger, langer Pfahlwurzel erhebt sich der aufrechte, 30-60 cm hohe Stengel. Dieser ist stielrund und wenig verästelt. Er trägt aufrechte Äste und entfernt stehende, dreizählige Blätter. Die nach oben etwas verdickten Blattstiele sind behaart. An ihrer Basis findet man zwei lanzettliche stark behaarte Nebenblätter. Die Blättchen sind keilförmiglänglich, gestutzt, vorn stachelspitzig gezähnelt. Die mittelgroßen, gelblichen oder gelblich-weißen Schmetterlingsblüten sitzen einzeln oder zu zweien ungestielt in den Blattachseln. Der weichhaarige Kelch hat pfriemliche Zipfel, die so lang sind wie die Kelchröhre. Die Hülse wird 7-12 cm lang bei einer Breite von 4 mm. Sie ist lang geschnäbelt und bisweilen schwach gebogen. Die getrocknete Pflanze riecht wie Kräuterkäse und behält diesen Geruch in geschlossenen Räumen außerordentlich lange. Südeuropa ist die Heimat der Pflanze, wo sie auf steinigen Hügeln vorkommt. Sie wird bei uns noch hie und da angebaut und verwildert gelegentlich. Blütezeit: Juni bis Juli.
Geschichtliches und Allgemeines:
Der Bockshornklee gehörte in Ägypten zu den ältesten Arznei- und Kultpflanzen, deren bereits in den Rezepten des Papyrus Ebers als Mittel gegen Brandwunden Erwähnung getan wird. Die frischen Schößlinge der Pflanze wurden in Ägypten als Gemüse gegessen. Auf einen frühen Gebrauch in Indien weisen verschiedene Sanskritnamen hin, aber auch bei den Chinesen, Arabern, Griechen und Römern stand der Samen in großem Ansehen. In den Schriften der Hippokratiker (5. und 6. Jahrhundert v. Chr.) finden wir ihn in erster Linie als Schleimmittel gebraucht. Dioskurides nennt seine Verwendung als erweichendes und zerteilendes Mittel, bei Milz- und Frauenkrankheiten, zur Entfernung lästiger Haare, von Schorf und Grind. Auch Scribonius Largus waren die Samen als Heilmittel bekannt. Die ganze Pflanze diente bei den Griechen und Römern als Futtermittel. Die Kultur der Pflanze nördlich der Alpen ist von Karl dem Großen eingeführt worden. Daher kennen die h l. Hildegard (12. Jahrhundert) und Albertus Magnus (13. Jahrhundert) sie schon. Die mittelalterlichen Apotheker gebrauchten den Samen wegen seines Schleimes zur Bereitung des Bleipflasters. Matthiolus, der Leibarzt Kaiser Ferdinand I., wiederholt in seinem „New-Kreuterbuch“ (1563) die Anwendungsarten des Dioskurides. Lonicerus (1630) schreibt über seinen Gebrauch als Kosmetikum: „Bockshorn mit Rosenöl gesotten und den Leib damit beschmiert, macht eine schöne Farb, vertreibt das übelriechen des Mundes, auch den Gestank am Leib, so von faulem Schweiß entspringt.“
Da der Bockshornklee heute als Futterpflanze nicht mehr verwendet wird, ist der Anbau sehr zurückgegangen. Die Samen werden viel in der Tierarzneikunde, besonders gegen den Rotz der Pferde, gebraucht, auch finden sie technische Verwendung in der Tuchfabrikation zur Versteifung der Leinwand und Herstellung von Farbbrühen. Weiter sollen sie dazu gebraucht werden, geschädigtes Heu wieder schmackhaft zu machen. Die in den Tropen viel gebrauchte Currysauce soll zur Hauptsache aus Curcumawurzel und Bockshornklee bestehen.
Wirkung
Foenum graecum fand bei Hippokrates und Paracelsus Erwähnung.
Bock rühmt ihn als schmerz- und hustenlindernd, äußerlich bei Haarausfall und Erbgrind anzuwenden.
Wie v. Haller schreibt, wird Bockshornsamen meist nur äußerlich als stark erweichendes, zerteilendes, schmerzstillendes Mittel gebraucht. Im Orient werden die Samen gegen Magerkeit gegessen.
In Indien gebraucht man sie mit Öl vermengt zur Förderung des Haarwuchses, auch sollen die Einreibungen damit gegen Müdigkeit und Abgespanntheit nützen.
Nach Schulz dient seine Abkochung in der heutigen Volksmedizin zur Zerteilung von Geschwüren.
Weiter werden die Samen innerlich und äußerlich gegen Hämorrhoidalbeschwerden gebraucht.
Ausführlich geht Kneipp auf die Anwendung ein. Er sei auf dieses Heilmittel durch einen Pfarrer gekommen, der ihm mitgeteilt habe, es gäbe für die Kehlsucht der Pferde kein besseres Mittel als Foenum graecum. Den Brei läßt er als Umschlag auf Geschwülste legen, bei Verschleimungen der Lunge und Atmungswege und Mandelentzündung gibt er ihn innerlich, auch läßt er mit dem Tee gurgeln. Bei Mastdarmvorfall und Mastdarmkrebs wirkte ein Klistier aus Bockshornklee vorzüglicher als ein solches aus Eichenrindentee.
In der indischen Volksmedizin wendet man Bockshornklee in Öl aufgeweicht zur Förderung des Haarwuchses an, weiter als Einreibemittel bei Abgespanntheit und Müdigkeit.
Mehrfach sind in der neueren Literatur Veröffentlichungen über die roborierenden Eigenschaften des Bockshornklees erschienen. So hat nach Ripperger R. Muller 1924 eine Dissertation veröffentlicht, in welcher er von ausgezeichneten Erfolgen spricht bei Osteomyelitis und tuberkulösen Knochenerkrankungen der Kinder.
Nach P. Blum besitzt das Samenpulver eine gute Wirkung bei Appetitlosigkeit, Schwäche und Magerkeit. Nicht selten sollen Kranke im Laufe eines Monats 2-4 Pfund zunehmen. Man beobachtet Vermehrung der Erythrozyten, bessere Ausnutzung der Eiweißstoffe und Beschränkung der Phosphorausscheidung. Nach Huerre ist die die Eßlust mächtig anregende Wirkung vielfach nachgewiesen worden. Der unangenehme Geruch, der bei den Patienten auch durch die Haut ausdünstet, soll sich ohne Schädigung der therapeutischen Wirkung entfernen lassen. Als Indikationen gelten nach ihm Rachitis, Skrofulose, Zuckerkrankheit (hier zur Beseitigung der Hinfälligkeit), Heilung von Wunden und schließlich Lungen-, Knochen- und Gehirntuberkulose.
Die zahlreichen Hinweise auf Gewichtszunahme veranlaßten mich, diese durch Verfütterung im Tierversuch nachzuprüfen. Ich gab 100 Mäusen, 17 Kaninchen und 10 Meerschweinchen Dosen steigend von 1-8 g pro Tag als tägliche Futterzulage. Eine übernormale Gewichtszunahme konnte nicht festgestellt werden.
Hertwig gibt auch an, daß die Samen öfters gegen Zuckerkrankheit empfohlen worden seien.
Foenum graecum enthält Schleimstoffe, die die Defäkation regeln, ferner etwas Vitamin C.
Als weitere Inhaltsstoffe der Samen werden u. a. angegeben: Mannogalakton, das Alkaloid Trigonellin, Cholin, ätherisches Öl, Bitterstoff, fettes Öl, neuerdings auch Saponin, ferner Gerbstoff, Harz, ein Enzym „Seminase“.
Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):
Dänemark: Innerlich als schmerzstillendes Mittel; äußerlich gegen Kopfschuppen und Haarausfall, ferner zu Umschlägen und Klistieren.
Polen: Als Emolliens auf Geschwüre. (Auch als Nahrungsmittel für junge Tiere).
Steiermark: Als Umschlag auf Verletzungen.
Ungarn: Gegen Darmleiden und Kolik.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Foenum graecum ist ein vorzügliches Mucilaginosum und Emolliens. Als solches hat es sich in Form von heißen Breiumschlägen bewährt bei: Furunkeln, Karbunkeln (hier wird zweckmäßig innerlich Sarsaparillatee verordnet), allen Arten von Geschwüren, auch Ulcus cruris, Tumoren, Drüsenschwellungen und -verhärtungen, skrofulösen Knoten der Brust, Eiterungen, auch Knocheneiterungen, Panaritium, Ekzemen und offenen eitrigen Wunden. Bei Kropf läßt Büchle Umschläge mit einer Abkochung (20 g auf 1/2 l Wasser) machen und den Tee von 2 g (im dreitägigen Wechsel mit Jodum D 4 und Sulfur) tagsüber trinken. Weiter werden warme Breiumschläge bei Appendizitis, Mastitis acuta, Ischias und Neuralgien empfohlen. Sehr beliebt sind auch Gurgelungen mit Bockshornklee (allein oder in Verbindung mit Salvia) bei Angina und Halsgeschwüren, während bei Darmtuberkulose, Prolapsus ani und Mastdarmkrebs Klistiere mit recht schleimigem Tee von Foenum graecum empfohlen werden. Die Dekokte eignen sich auch zu Fußbädern bei Schweißfüßen und zu Waschungen. Gegenüber der äußerlichen Anwendung tritt die innerliche zurück. Hier wird das Mittel in der Hauptsache als starkes Konstitutionsmittel bei beginnender Lungentuberkulose, Lungenemphysem, Erstickungsanfällen, Brustverschleimung und Husten genannt und ist auch als Milzmittel nicht zu unterschätzen.
Zu Ausscheidungskuren wird es weiter bei Gonorrhöe, Rheuma und Gicht gebraucht und noch gelegentlich bei Fieber, Magen- und Darmbeschwerden und Ulcus ventriculi angewandt. Von verschiedener Seite wird Zungenlähmung nach Apoplexie als Indikation angegeben, und zwar soll nach E. Becker ein Teegemisch von Foenum graecum und Rad. Pyrethri gute Erfolge gezeitigt haben.
Angewandter Pflanzenteil:
Hippokrates erwähnt das Bockshornkleemehl.
Bei Bock wurde nur der Same innerlich angewandt, das Kraut nur äußerlich. Fast alle Belegstellen nennen den Samen (Dioskurides, v. Haller, Geiger, Schulz, Marfori-Bachem, Thoms u. a.).
Für die Zubereitungen werden die reifen, im Herbst gesammelten Samen gebraucht. Aus diesen wird auch das „Teep“ hergestellt. Homöopathische Tinktur nach dem HAB.: Reife Samen (§ 4).
Semen Foenugraeci ist offizinell in Belgien, Deutschland, Österreich, England, Portugal und in der Schweiz.
Dosierung:
Übliche Dosis:
1 Teelöffel voll (= 6,3 g) zum heißen Infus täglich.
2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Verträglichkeitsprüfung am Gesunden:
6 Prüflinge nahmen auf meine Veranlassung Foenum graecum „Teep“ D 2 bis 0 (je 3 Tabletten). D 2 machte keine Erscheinungen.
Nach D 1 klagte ein Prüfling über Übelkeit und ein anderer über Verstopfung. Nach „Teep“ 0 traten einmal Durchfall und ein zweites Mal Schmerzen im Unterleib auf. (Längere Zeit gegeben, stinkt die Haut nach Foenum graecum.)
Rezepte:
Bei beginnender Lungentuberkulose, Abmagerung und Milzleiden:
Rp.:
Foenugraeci 50 (= Bockshornkleesamen) D.s.: 1 Teelöffel voll zum heißen Infus mit 2 Glas Wasser, tagsüber zu trinken.Bei beginnender Lungentuberkulose (nach Fischer):
Rp.:
Sem. Foenugraeci pulv. (= Gepulverte Samen vom Bockshornklee) Hb. Equiseti conc. (= Schachtelhalmkraut) Hb. Glechomae hederaceae conc. aa 20 (= Gundermannkraut) M.f. species. 2 Teelöffel auf 2 Glas Wasser vgl. Zubereitung von TeemischungenZu Ausscheidungs- und Reinigungskuren, insbes. bei Gicht und Rheuma (nach Tschirner):
Rp.:
Sem. Foenugraeci (= Bockshornkleesamen) Hb. Millefolii (= Schafgarbenkraut) Hb. Centaurii (= Tausendgüldenkraut) Hb. Hyperici (= Johanniskraut) Cort. Frangulae (= Faulbaumrinde) Fol. Betulae (= Birkenblätter) Fol. Urticae aa 10 (= Brennesselblätter) C.m.f. species. D.s.: 2 Teelöffel auf 2 Glas Wasser vgl. Zubereitung von TeemischungenAls Breiumschlag (nach Kneipp):
Rp.:
Sem. Foenugraeci pulv. 100 (= gepulverter Bockshornkleesamen) D.s.: 3-4 Eßlöffel mit Wasser 5 Minuten zu einem Brei kochen lassen. Zur Erhöhung der Wirkung etwas Essig zusetzen, salbenartig auf Leinwand auftragen und auf die leidende Stelle legen.Oder (nach Görgens): die Samen in Milch kochen.
Bei hartnäckiger Diarrhöe und Prolapsus ani:
Rp.:
Sem. Foenugraeci 100 (= Bockshornkleesamen) D.s.: 1-2 Eßlöffel zum Dekokt mit 3/4 1 Wasser. Zu einem Klistier. Zu Waschungen, Fußbädern usw.Als Gurgelwasser bei Halsgeschwüren (nach P. Flämig):
Rp.:
Hb. Bursae pastoris (= Hirtentäschelkraut) Hb. Saniculae aa 30 (= Sanikelkraut) Hb. Polygoni 25 (= Knöterichkraut) Sem. Foenugraeci 15 (= Bockshornkleesamen) M.f. species. D.s.: 1 Eßlöffel auf 1 Tasse zum Aufguß. Mehrmals am Tage gurgeln.Oder (nach Fischer):
Rp.:
Sem. Foenugraeci (= Bockshornkleesamen) Fol. Salviae aa 20 (= Salbeiblätter) D.s.: 1 Eßlöffel auf 1 Tasse zum Aufguß. Mehrmals am Tage gurgeln.Foeni graeci unguentum comp. bei Hämorrhoiden (Belg.):
Rp.:
Rhiz. Curcumae Fruct. Foenugraeci aa 5 Coloph. 18 Cer. flav. 36 Olei officin. 146 M.f. Unguentum. D.s.: äußerlich. ________________________________Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.