Tsaopen-Ma Huang, Gnetaceae.
Name:
éphedra sínica Stapf oder éphedra shennungiána Tang.
Namensursprung:
Ephedra vom griechischen φεδρος (éphedros) (π = auf, δρα = Sitz), also = daraufsitzend ist in der Antike der Name einer blattlosen binsenähnlichen Pflanze, die auf Bäumen wächst. Tsaopen-Ma Huang ist der chinesische Name der Droge.
Verbreitungsgebiet
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Botanisches:
Die Ephedra-Arten sind kleine Sträucher mit rutenartigen Zweigen, die ihrem Aussehen nach an Schachtelhalme erinnern. Sie sind wie diese meist völlig blattlos. Die wirtelständigen, gegliederten Äste tragen an den Knoten häutige Scheiden. Die Pflanzen sind zweihäusig, die Blüten unscheinbar. Die Ephedraarten sind Xerophyten, also den trockenen Standorten in Steppen und Wüstengebieten angepaßt. Die Abbildung zeigt Ephedra vulgaris.
Geschichtliches und Allgemeines:
Verschiedene in der Mongolei wild wachsende Ephedraarten werden schon in den alten chinesischen Arzneibüchern als Diaphoretika und Fiebermittel, sowie gegen Husten erwähnt. Herbae Ephedrae conc. (Kuzmitsch-Kraut) gilt in Rußland als peristaltikfördernd und harntreibend.
Über die Stammpflanze dieser Droge gehen die Ansichten der Wissenschaftler sehr auseinander, und demzufolge herrscht in der pharmazeutischen Literatur noch große Verwirrung. In vielen Lehrbüchern gilt die Ephedra vulg. var.. helvetica als Stammpflanze der Ma Huang-Droge, bei anderen die Ephedra intermedia Schnk. var. tibetica Stpf. die E. equisetina Bunge u. a.. Hierzu ist folgendes zu bemerken. Das Ephedrin kommt in den europäischen Arten nur in ganz verschwindender Menge vor. Das Rohalkaloid Ephedrin wurde zuerst aufgefunden von Jamanashi 1885 in der chinesischen Droge Ma Huang, rein dargestellt aus derselben von Nagai 1887 und 1892, von dem auch der Name Ephedrin stammt. Nur die grünen Zweige, nicht die älteren, eignen sich zur Alkaloidgewinnung, die Wurzeln sind alkaloidfrei, sie sollen eine andere Base enthalten. Im Interesse der Klärung der Frage, welche Ephedradroge als die wirksamste zu bezeichnen ist, ist die Berliner Dissertation von Tang Teng-Han sehr begrüßenswert. Sie stellt manche der früheren Arbeiten über Ephedrin richtig und bringt auch weitere Literatur. Über den Nachweis von 1-Ephedrin und andre Ephedrine in Ephedra vulgaris Rich. var. helvetica Hook et Thoms vgl. auch Wolfes.
Nach Wasicky stammt von Ephedra equisetina Bunge die aus China kaum ausgeführte Droge Mupen-Ma Huang, während die die europäische Importware bildende Droge Tsaopen-Ma Huang von Ephedra sinica Stapf oder Ephedra Shennungiana Tang gewonnen wird.
Wirkung
Über die Verwendung in der chinesisch-mongolischen Volksmedizin schreibt Hübotter wie folgt:
„Ephedra monosperma J. S. Gmel oder Ephedra vulgaris Rich., aber nach dem Hon zo ist die Pflanze Equisetum arvense. (Sie ähnelt ihr, ist aber nicht identisch. Verf.) Mongol.: Heilt Blutung der Blutgefäße und Hitze der Leber. P.: Leicht an Gewicht und schweißtreibend. Scharf und lau, ein wenig bitter, dringt auf dem Gefäßwege bis in die Beine, zugleich auch zum (chinesisches Schriftzeichen) Gefäß, bis zum Herzen und zum (chinesisches Schriftzeichen) Gefäß. Spezifikum für die Lunge, kann Schweißsekretion hervorrufen, den Schweiß aus dem Fleischgewebe heraustreiben, die anormale Kälte des Unterhautzellgewebes sowie die mit Wind in Zusammenhang stehende Hitze der obersten Fleisch-Fascien-Schicht entfernen; befördert die Zirkulation in den Blutgefäßen, sorgt für die Offenhaltung der neun Öffnungen (Augen, Ohren, Nasenlöcher, Mund, Urethra, Anus), öffnet die Haarporen, heilt sowohl durch Wind als auch durch Kälte verursachte Insulte; die Medizin heilt Kopfschmerz, verhindert bei mit Fieber und Frösteln einhergehendem Husten das Emporsteigen des Pneuma, ist wirksam gegen mancherlei Art Husten, gegen rotes und schwarzes Gift (?), gegen Hautausschlag infolge giftigen Windes, gegen Anästhesie der Haut und des Fleisches (also superficielle und Tiefenanästhesie) gegen Rötung und schmerzhafte Schwellung des Auges, gegen Wasserstauung und Wundstauung. Zu große Dosen der Medizin bewirken sehr starken Schweißausbruch, ruinieren das männliche Prinzip (das hat den Tod zur Folge). In den Sommermonaten gebrauche man die Medizin nicht.
Um Schweiß hervorzurufen, nimmt man die Schößlinge, deren Enden abgebrochen sind, und kocht sie, indem man sie mehr als zehnmal aufwallen läßt und den obenschwimmenden Schaum entfernt. Oder aber man kocht ganz kurze Zeit in Essigbrühe und trocknet dann vorbereitend an der Sonne. Man kann auch ein Honigdekokt verwenden. Um den Schweiß zum Aufhören zu bringen, verwendet man Wurzelstücke.“
Die Indikationen entsprechen allerdings mehr der Wirkung von Equisetum arvense. Beide Pflanzen ähneln sich sehr. Die für Ephedra charakteristische blutstillende Wirkung ist auch bei Equisetum arvense vorhanden.
Die chinesischen Indikationen sind darum mit Vorbehalt zu verwerten.
In Europa wurde hauptsächlich das aus der Droge Tsaopen-Ma Huang (vgl. S. 1261) gewonnene Ephedrin therapeutisch viel benutzt, bis die starke Nachfrage die Synthese erforderlich machte und zur Herstellung des Racemats führte. Die über den Ephedringebrauch erschienene umfangreiche Literatur kann hier nicht wiedergegeben werden, erwähnt seien nur einige Arbeiten über die wichtigsten Indikationen des Ephedrins:
Bevorzugt wird es bei allergischen Krankheiten, wie Bronchialasthma, Heufieber, Urtikaria und angioneurotischen Ödemen. (Brown bezeichnet es als das wirksamste perorale Mittel gegen diese Affektionen.) Bei Migräne auf allergischer Grundlage wurde es erfolgreich von Andersen verordnet.
Gegen Serumkrankheit empfehlen es Taterka und Hirsch. Andersen und Homan bewährte es sich gegen Pertussis, Muir und Chatterjee gegen die Nervenschmerzen bei Lepra. In je einem Falle von Gallenstein- und Nierenkolik zeigte sich Ephedrin als sehr hilfreich.
Wohl infolge Tonisierung des Sphinkters durch Ephedrin bei Enuresis nocturna sah Parkhurst gute Erfolge bei diesem Leiden.
Außer den schon angeführten Indikationen nennt Marino noch: chronische Bronchitis mit Emphysem, Bronchiektasien, Erytheme, Ekzeme, Quinckesches Ödem, anaphylaktische Erscheinungen, Dysmenorrhöen, hypertrophische Rhinitis, arterielle Hypotension, Kreislaufstörungen und Kollaps.
Sehr gute Ergebnisse brachte die Ephedrinbehandlung bei Narkolepsie und schwerer Somnolenz;
wie Haddor annimmt, auf Grund der Tatsache, daß es Zucker aus der Leber freimacht, der dann in den Kreislauf gelangt.
Auch der Adam-Stokessche Symptomenkomplex reagiert günstig auf Ephedrin-Darreichung.
Durch Verabreichung von etwa 0,03 g alle 8 Stunden, über längere Zeiträume, gelingt es oft, die Anfälle für lange Zeit – 1 1/2-2 1/2 Jahre – ganz zu unterdrücken.
Ostrowski sah gute Wirkung des Ephedrins gegen Kreislaufschwäche, die bei Kindern nach schweren Verbrennungen häufig auftritt. Als mildes adrenalinähnliches Kreislaufmittel bewährten sich Ephedrin und Ephetonin (das synthetisch dargestellte Ephedrin. hydrochloricum) Siebeck in der Behandlung Herzkranker in Fällen, wo im Augenblick Digitalis oder Strophanthin nicht gegeben werden konnte.
Schotte lobt als Mittel zur Behebung von zu starken Blutdrucksenkungen im Verlaufe der Spinalanästhesie ebenfalls das Ephetonin in Dosen von 0,05-0,1 g oder das Ephedrin.
Fröhlich ist der Ansicht, daß durch die prophylaktische Anwendung von Ephedrin, die bei der Durchführung von Lumbalanästhesien störende Blutdrucksenkung u. U. überhaupt verhindert werden könnte.
Nach Tomasson läßt sich bei manisch-depressivem Irresein im manischen Stadium durch Verabreichung von Ephedrin und Acetylcholin ein rasches Abklingen des Anfalles erzielen.
In der Augenheilkunde wird die mydriatische Wirkung des Ephedrins benützt.
Ephedrin steht in seiner Wirkung dem Adrenalin sehr nahe, ist aber weniger giftig und hat den großen Vorzug, auch per os zu wirken, so daß man es bei manchen Indikationen gern an Stelle des nur bei Injektionen wirksamen Adrenalins verordnet. Entgegen dieser Ansicht zeigte Hendrych, daß auf Grund von Versuchen am Herzen, daß Ephedrin dem Adrenalin nicht gleichzusetzen ist, so daß es sich nicht als Ersatzmittel des Adrenalins bei den Indikationen der Herz- und Kreislaufschwäche gebrauchen lasse.
Daß ein Unterschied in der Wirkung zwischen Ephedrin und Adrenalin besteht, hat Merck schon dadurch zeigen können, daß durch Kombination der beiden Stoffe eine Verlängerung der Wirkungsdauer eintritt, die diejenige der Einzelkörper bedeutend übertrifft.
Es hat seinen Angriffspunkt an den Sympathikusendigungen, verengert die Gefäße und erhöht den Blutdruck (schwächer, aber anhaltender als Adrenalin), und zwar nach niedrigen Dosen mehr als nach hohen.
Die Anwendung des Ephedrins als Gefäßmittel wird aber sehr wesentlich eingeschränkt durch die sogenannte Ephedrintachyphylaxie, d. h. die Tatsache, daß bei wiederholter Injektion in kürzeren Zeitabständen die Gefäße nicht mehr auf den neuen Reiz ansprechen. Bei schweren Gefäßinsuffizienzen, die voraussichtlich wiederholte Injektionen erforderlich machen, ist das Ephedrin also nicht in der Lage, an die Stelle des Adrenalins zu treten. Ephedrin dilatiert die Bronchien (eine Wirkung, auf die die Anwendung gegen Asthma bronchiale zurückzuführen ist) und die Pupillen und kontrahiert infolge der Erregung der glatten Muskulatur den Darm. Das Atemzentrum wird erregt, ebenso der Uterus. Der Blutzuckerwert wird gesteigert.
Nach längerer Verabreichung ruft Ephedrin Schlaflosigkeit hervor, auch Harnverhaltung und Obstipation wurden beobachtet.
Bei einer 27jährigen Patientin sah Tiefensee nach längerem Ephedrin-Gebrauch Insomnie, Tachykardie und allgemeine nervöse Unruhe mit Tremor der Hände.
Gelegentlich tritt Dermatitis auf.
An Fröschen ruft Ephedrin erhebliches Schnellerwerden der Respiration und des Pulses und klonische Krämpfe hervor, lähmt dann die Herztätigkeit und die Atmung und führt so zum Tode.
Einen großangelegten Versuch führte Vondráček durch, der an 12 Soldaten die Einwirkung von Chinin, Strychnin, Yohimbin, Harmin und Ephedrin auf den Muskel prüfte. Dabei ergab sich, daß am besten das Ephedrin zur therapeutischen Erhöhung der Leistung anzuwenden ist, weil es von allen genannten Substanzen am kräftigsten auf die Muskelstärke wie auch auf den Willen zur Überwindung der Ermüdung einwirkte.
Den Höchstgehalt mit 1,3% Ephedrin erreicht die Pflanze im Herbst. Sie enthält außerdem Pseudoephedrin, Methylephedrin u. a. Andere Ephedra-Arten, namentlich die europäische Ephedra vulgaris Rich., enthalten auch Ephedrin, in größerer Menge jedoch Pseudoephedrin, das viel schwächer wirkt, andererseits allerdings starke diuretische Wirkung infolge Dilatation der Nierengefäße aufweist.
Außer dem Ephedrin wurde noch ein neues Alkaloid, das Ephedin, in der chinesischen Ephedra gefunden.
In der Homöopathie wird die Species Ephedra vulgaris selten gebraucht. Sie ist nach Heinigke bei Struma mit Exophthalmus und Kopfschmerzen zu versuchen.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Gemäß ihrer Wirkung auf den Organismus wird Ephedra vulgaris in der Hauptsache bei allergischen Krankheiten und arterieller Hypotension verordnet. Im einzelnen gibt man Ephedra mit sehr gutem Erfolge bei Asthma bronchiale und Catarrhus aestivalis. Engel, München, der bei Heuschnupfen Ephedra „Teep“ D 2, zwei- bis viermal täglich 1 Tablette, nehmen läßt, hebt besonders hervor, daß sich dabei nie Herzbeschwerden zeigten. Ebenso gibt man das Mittel gern bei Urtikaria und Quinckeschem Ödem, doch kann es auch bei diätetischen Ekzemen angewandt werden.
Bei Hypotonie empfiehlt Runck, Ludwigshafen, Ephedra im Wechsel mit Essentia aurea.
Bewährt hat sich Ephedra ferner bei Röntgenkater.
Auch bei chronischer Bronchitis, Lungenemphysem, akuter Rhinitis und Pertussis (hier ist nach L. Weissel das Ephedra „Teep“ eines der besten Mittel, welches fast sofortige Schleimabsonderung bewirkt) ist Ephedra indiziert und wird schließlich noch bei Struma mit Exophthalmus, Kopfschmerzen und Rheuma gebraucht. Bei Basedow wird man mit der alleinigen Verordnung von Ephedra nicht weiterkommen, sondern es zweckmäßig in Verbindung mit Lycopus Ø geben.
Angewandter Pflanzenteil:
Dragendorff und Clarke nennen Zweige und Blüten als verwendete Pflanzenteile.
Hager spricht von den oberirdischen, vegetativen Teilen der Pflanze.
Nach Geßner enthalten die Blätter das Ephedrin und das Pseudoephedrin.
Nach Thoms besteht die Droge aus den blühenden Zweigen.
Wehmer führt die Zweige an.
Zwar enthält die europäische Form der Ephedra. ebenfalls Ephedrin, doch kommt sie zur Herstellung der Mittel wohl kaum in Betracht. Wenn sie angewandt würde, wäre die doppelte Menge nötig. Als Herba Ephedrae wird vielmehr eine Droge aus China eingeführt, die, wie Wasicky (nach E. Gilg und Schürhoff) angibt, von Ephedra sinica Stapf oder E. Shennungiana Tang stammt. Sie ist Tsaopen-Ma Huang (vgl. oben). Die Droge besteht aus jungen Rutenzweigen, die besenartig von kürzeren oder längeren, holzigen, knorrigen Achsenstücken ihren Ausgang nehmen. Blüten sind nicht vorhanden. Die Stammpflanze enthält im Frühjahr sehr kleine Mengen, im Herbst bis 1,3% und mehr, die vollwertige Droge gegen 1% Alkaloide.
Aus dieser ostasiatischen Droge wird das „Teep“ bereitet, solange keine frischen, im Herbst geernteten Pflanzen aus eigenen Kulturen zur Verfügung stehen. Das HAB. gibt frische Blätter und Zweige der Ephedra vulg. Rich. für die Gewinnung der Essenz an (§ 3).
Dosierung:
Übliche Dosis:
0,05 g Ephedrin in Tabletten drei- bis viermal täglich (Klemperer-Rost);
0,05 g Ephedrin in 1 ccm äußerlich zur subkutanen Injektion (Klemperer-Rost);
1 Teelöffel voll Ephedra auf 1 Tasse Wasser, zweimal täglich 1 Tasse (Ripperger).
1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ drei- bis viermal täglich.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Hb. Ephedrae = bei einem Gesamtalkaloidgehalt der Droge von 1,2% 0,30 mg Alkaloide, berechnet als Ephedrin.)
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Bei Asthma bronchiale:
Rp.:
Ephedrini 20 Tabl. à 0,05 D.s.: Bei den ersten Anzeichen eines Anfalles 1-2 Tabletten.Oder als subkutane Injektion.
Rp.:
Ephedrini 0,05 in Amp. à 1 ccm. D.s.: Im Anfall eine Injektion.Bei Hypotonie essentieller Art (nach Taubmann):
Rp.:
Extr. Ephedrae sicc. 12,0 Aqu. qu. s. et f. pil. Nr. XXX. S.: Dreimal täglich 3 Pillen. _____________________________________ Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.