Sonnenhut, Compositae.
Name:
Echinácea angustifólia L. (= Brauneria angustifolia [D. C.] Heller.) Echinacea. Englisch: Narrow-leaved cone flower, palepurple cone flower, Black Sampson, und die nahe verwandte Art Echinacea purpurea Moench. (= Brauneria purpurea [D.C] Britton).
Namensursprung:
Die Gattung hat ihren Namen vom griechischen χνος (echinos) = Igel in bezug auf die stacheligen Fruchtböden erhalten; angustifolia = schmalblätterig weist auf die schmalen Blätter hin, purpurea = purpurrot. Brauneria nach dem deutschen Botaniker Jakob Brauner.
Verbreitungsgebiet
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Botanisches:
Echinacea angustifolia ist eine ausdauernde Staude, die bis zu 1/2 m hoch wird. Die lineal-lanzettlichen und lanzettlichen Blätter sind am Grunde verschmälert, dreinervig, ungeteilt. Die Stengel tragen gewöhnlich einen einzigen Blütenkopf, Die Blätter der Hülle sind dachziegelartig angeordnet. Die purpurrötlichen oder weißen Strahlenblüten sind 2-2,5 cm lang und länger, zwei- bis dreifach gezähnt, auseinanderspreizend. Die Früchte tragen Pappuskrönchen. Die Pflanze bevorzugt Kalkablagerungen und trockene Abhänge. Sie blüht vom Mai bis in den August. Echinacea purpurea ist der vorigen Art sehr ähnlich. Sie wird etwas höher und hat rauhe, meist gesägte Blätter. Die unteren sind fünfnervig, oval und lang gestielt, die oberen oval-lanzettlich. Die Blätter der Hülle bilden drei Reihen. Auf Prärien und Sandbänken in USA. westlich von Ohio ist die Pflanze heimisch. Sie blüht im Juli und August.
Geschichtliches und Allgemeines:
In der amerikanischen Volksmedizin ist Echinacea schon lange als Antiseptikum bekannt. Ein homöopathischer Arzt soll eines Tages eine „Squaw“ (Indianerfrau) dabei angetroffen haben, wie sie Echinaceapflanzen zwischen Steinen zerquetschte. Sie erzählte ihm, daß der so gewonnene Pflanzenbrei zum Verbinden von Wunden diente, die sich die Männer auf der Jagd zugezogen hätten, und daß die so behandelten Wunden rasch heilten. Auch gegen Schlangenbiß sollte die Pflanze helfen. Der Arzt verschaffte sich Echinacea und stellte Versuche damit an, die sich erfolgreich erwiesen. Durch ihn kam dann Echinacea in den Vereinigten Staaten von Nordamerika bald allgemein in Gebrauch.
Wirkung
Das Mittel ist wohl jedem Arzte in Amerika, besonders in Florida, als sehr gutes Mittel bei infektiösen und septischen Fiebern bekannt. Auch die Homöopathie bedient sich seiner in ausgedehnter Weise. So sah Walsh gute Erfolge mit Echinacea bei Karbunkeln, Abszessen, Typhus, Meningitis, Puerperalfieber und anderen Infektionskrankheiten. In bezug auf die Behandlung der Metritis mit Echinacea äußert sich Prof. J. Wood (der von Boudard als einer der bedeutendsten Gynäkologen der Vereinigten Staaten bezeichnet wird) folgendermaßen: „Wenn die Untersuchung des Blutes, namentlich der weißen Blutkörperchen, Eiterung erwarten läßt, ist Echinacea nach meiner Ansicht (die sich auf die allerwissenschaftlichsten modernen Untersuchungen stützt) das Mittel par excellence, um den opsonischen Index aufrechtzuerhalten und das Eindringen und die Vermehrung der Infektionskeime zu hemmen.“
Stauffer, der ebenfalls die Pflanze bei allen septischen Prozessen bewährt fand, schreibt, daß sie insbesondere bei Verbrennungen „zauberhaft den Schmerz nimmt, Schlaf macht, und die Heilung (innerlich und äußerlich) beschleunigt.“
Dahlke empfiehlt die Anwendung bei tiefgehenden Ernährungsstörungen mit Verdacht auf maligne Leiden.
Arnulphy bezeichnet Echinacea als ein kostbares Mittel im Kampfe gegen alle Arten von Septhämie, und zwar gerade die ausgesprochensten Toxämien. Eine spezifische Wirkung scheint Echinacea nach ihm auf den Wurmfortsatz zu haben, da er es in wenigstens 60 Fällen von Appendizitis erfolgreich gebrauchen konnte.
Wenn es sich bei Furunkulose um sehr große Knoten mit ausgedehnter, tiefgehender Gewebsentzündung handelt, oder wenn die Entzündung, wie es bei den Furunkeln der Nase und Lippe zuweilen geschieht, auf die benachbarten Venen übergreift und durch Thrombose und septische Aussaat den Kranken in Lebensgefahr bringt, ist Echinacea (zweistündlich 5 Tropfen auf etwas Wasser und gleichzeitig äußerlich zu Umschlägen) nach Ritter anzuwenden. Weiter berichtet Haines, daß er in seiner ausgedehnten Praxis innerlich vielfach gegen Karbunkel Echinacea (alle 3 Stunden) verordnet (äußerlich Liberadol). Bei dieser Behandlungsweise hätte er nur einmal einen Karbunkel inzidieren müssen.
Bei diabetischer Gangrän empfiehlt Tellier Echinacea D 3, alle zwei Stunden, wobei der Harnzucker „mit der Sicherheit eines Experimentes verschwinden soll“.
Auch nach einer mir persönlich zugegangenen Mitteilung konnte nach Verabreichung von Echinacea „Teep“ 0 in zahlreichen Fällen bei Diabetes mellitus-Kranken das Verschwinden von Aceton aus dem Harn beobachtet werden.
Die Wurzel enthält ätherisches Öl (getrocknet 1,25%, frisch 1,5%, Hauptbestandteil ein nichtcycl. Tetrahydrosesquiterpen C15H28), Harz (1,9%), Inulin, Glukose, Lävulose, Phenolsäure C9H10O5, Fp. 207 (viell. Trioxyphenylpropionsäure), Betain (0,1%), Glykosidamylalkohol (0,3%).
In größeren Gaben soll Echinacea Salivation erregen.
Echinacea purpurea erwies sich als ebenso wirksam wie E. angustifolia.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Echinacea gilt als ein sehr gutes Antiseptikum, das sich, besonders auch innerlich, ausgezeichnet bei septischen und pyämischen Prozessen+) be-währt hat. Im einzelnen wird es verordnet bei: septischen Fiebern mit Schüttelfrost, insbesondere bei Scharlach, Diphtherie, Angina tons. (hier wird die innerliche Darbietung durch Umschläge, Gurgelungen, Echinacea 30 Tropfen in einer halben Tasse heißen Wassers, und Einpinselungen mit reinem Echinacin unterstützt), und Typhus abdominalis, bei Appendizitis, Peritonitis, Lymphangitis (bei Drüsenschwellungen werden auch heiße Echinacea-Umschläge – wie oben 30 Tropfen der Tinktur auf eine 1/2 Tasse Wasser – angewandt), und Gallenblasenentzündung mit septischen Erscheinungen und schweren Impf- und Blutvergiftungen. Bei mehreren Fällen von Septicämie nach Wochenbettfieber, welche schon aufgegeben worden waren, gelang es Kleine, Wuppertal, durch Darbietung von Echinacea Ø stündlich 10 Tropfen während zweier Tage schnelles Abklingen des Fiebers zur Normaltemperatur zu erzielen. Unterwaldt berichtet von einem 40jährigen Patienten mit schwerem Ulcus molle. Nach der ersten intraglutealen Echinaceainjektion verschwand die Vereiterung, nach der zweiten auch der Rest der Entzündung. Auch ein Fall von Aktinomykose konnte durch solche Injektionen geheilt werden.
Weiter wird Echinacea innerlich (per os oder als Injektion) und äußerlich (in Form von Einpinselungen, Auftragen der Salbe usw.) bei allen Eiterungen mit Neigung zu Abszeßbildung (bei Hauteiterungen kann die zu dick aufgetragene Salbe Verschlimmerung hervorrufen), bei Furunkeln, Panaritien, Gangrän (auch der Diabetiker), Phlegmonen, Erysipel, Ulzera, insbesondere Ulcus cruris, Ulcus ventriculi und duodeni (hier nach Görgens innerlich mit Bolus alba), Insektenstichen, Zahnschmerzen nach Zahnextraktion mit Infektion und schlecht heilenden Wunden angewandt. Ganz besonders gute Dienste leistet Echinacea bei Brandwunden ersten bis dritten Grades. Um schnellste Schmerzlinderung und Heilung ohne Narbenverziehung zu erreichen, läßt Brand, Kolberg, hier feuchte Umschläge mit Echinacea Ø (40 Tropfen auf 1/4 Liter Wasser) machen, später wird dann Echinacea-Lanolin 10% gebraucht, daneben wird Echinacea Ø-D 1 innerlich verordnet. Brand bezeichnet die schmerzlindernde Wirkung als jeder Brandbinde überlegen. William, Danzig, lobt Echinacea in äußerlicher Anwendung bei sehr schwerer Urtikaria.
Außerhalb des Rahmens der oben genannten Indikationen wird das Mittel gelegentlich noch gegen Herzschwäche, Diabetes mellitus, Gastritis, Brechdurchfall, Blähungen und nach Kraft, Pfeddersheim, bei Arteriosklerose angewandt.
Bevorzugte Wechselmittel sind: Sulfur, Lachesis, Silicea, Mercur. cyan., Hepar sulf., Belladonna und Bryonia.
+) Beispiele für die Anwendung:
(Nach Baumbach, „Biologische Heilkunst“ 1933, S. 104.)
I. Ein 11jähriges Mädchen hatte seit vielen Wochen eine chronische Wurzeleiterung. Zahnfleisch war vom Eckzahn bis Molar aufgetrieben und schmerzhaft. Die Parulis reifte trotz heißer Spülungen nicht.
Verordnung:
Rp.:
Myristica sebifera D 3 dil. 8,0 Echinacea Ø 1,0 Phytolacca decandra D 3 dil. 10,0 M.d.s.: Stündlich 7-8 Tropfen auf etwas Wasser zu nehmen, bis spontaner Eiterausbruch erfolgt.Am anderen Tage kam spontane Eiterentleerung zustande, die dem Kinde sofort Erleichterung brachte. Hierauf wurde zweistündlich Hepar sulfuris calcareum D 3 (je ein erbsengroßes Quantum trocken zu nehmen) verordnet. Am anderen Tage wurde folgendes Rezept verschrieben:
Rp.:
Silicea D 6 Kalium chloratum D 6 trit. aa 5,0 M.d.s.: Morgens und nachmittags eine Messerspitze voll trocken zu nehmen. (Nach Wood, zit. bei Boudard, Propagateur de l’Homoeopathie [„Allgem. hom. Ztg.“ 1926].)II. Ich wurde als Consilarius an das Bett einer 35jährigen Multipara gerufen, der man 10 Tage zuvor eine Sonde in den Uterus geschoben hatte. Die Frau hatte viel Blut verloren, auch waren Membrantrümmer abgegangen. Der Arzt (der nicht der Täter war) hatte, weil die Gebärmutter nicht leer war, eine Auskratzung ohne Anästhesie gemacht und einen Jodoformegazestreifen gelegt. Die Frau bekam daraufhin Fröste und Fieber. Der Unterbauch war schmerzhaft, es bestand starke Kongestion in den Gefäßen, die Frau war sehr nervös und fürchtete sterben zu müssen. Die bisherige Behandlung wurde abgebrochen. Ich ließ das Kopfende des Bettes höher stellen, um Entleerung der Bauchfell-exsudate in den Douglas zu bewirken, und heiße Anwendungen auf den Unterleib machen. Innerlich wurde Echinacea gegeben: 1 Gran (= 0,0648 g) auf 1/2 Glas Wasser, alle zwei Stunden 2 Teelöffel voll. Außerdem erhielt die Kranke heiße Ausspülungen. Unter dieser Behandlung wurde die Temperatur innerhalb 24 Stunden normal und die Frau gesundete dann vollkommen.
Angewandter Pflanzenteil:
Die Indianer gebrauchen die Wurzel schon lange als Heilmittel.
Lloyd, Thoms, Hager erwähnen die Wurzel.
Clarke benützt die ganze frischeblühende Pflanze.
Das HAB. läßt die frische blühende Pflanze mit Wurzel verwenden (§ 3). Das „Teep“ wird aus frischen, im Herbst gegrabenen Wurzeln und im Sommer geernteten Blüten hergestellt. Die getrocknete Pflanze ist fast unwirksam.
Dosierung:
Übliche Dosis:
5-20 Tropfen der Urtinktur zweistündlich. Als Arzneistoß gibt man zu Beginn auch 40 Tropfen, später weniger.
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung. „Teep“ drei- bis viermal täglich.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Flor. et Rad. Echinaceae.)
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
_____________________________________ Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.