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Wilde Karde, Dipsacaceae.

Name:

Dípsacus silvéster Huds. (= D. fullonum [excl. var. ß] L., = D. fullonum L. var. silvester Huds.). Wilde Karde. Französisch: Cardère, tête de loup, peigne à loup, cabaret des oiseaux, lavoir de Venus, grande verge de pasteur; englisch: Wild teasel, Venus bath; italienisch: Cardo, scardiglione selvatico, scardaccione, erba mesella; dänisch: Kartebolle; norwegisch: Kareborre; polnisch: Szezeć russisch: Worsianka; tschechisch: štětka obecná; ungarisch: Mácsonya.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Kanarische Jnseln. Nordafrika.

Namensursprung:

Der Gattungsname Dipsacus wird vom griechischen διψω (dipsáo) = ich dürste abgeleitet, weil bei einigen Arten sich in den von den verwachsenen Blattbasen gebildeten Becken das Regenwasser sammelt. Silvester = im Walde wachsend, Karde (althochdeutsch karda, charta) bezeichnet nicht nur die Pflanze, sondern auch das daraus verfertigte Werkzeug zum Aufkratzen der Wolle, wozu die Fruchtstände einiger Sorten benutzt werden. Allerdings ist nach Hegi die Wilde Karde dazu nicht zu gebrauchen, da die Spreublätter zu biegsam sind.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Kardel (Odenwald), Charte (Schweiz), wille Kârte (Braunschweig), wilde Chrazerli (Aargau), Tistle (Thurgau), Kämme (Westfalen), Strahle (Baden: Bechtersbohl), Wierböste = Drahtbürste (Göttingen), Kratzbärscht (Nahegebiet), Stechepfel (Zürich). In Niederösterreich heißt die Pflanze Spatz’nklepp’n, klett’n.

Botanisches:

Die zweijährige kalkholde bis 200 cm hohe Pflanze mit grundständiger Rosette, aufrechtem, kantigem, an den Kanten stachligem Stengel, dessen länglich-lanzett-lichen, stacheligen Blätter an der Basis paarweise miteinander verwachsen sind, 5-8 cm langen und violetten, selten weißen Blütenköpfen, ist an Wegrändern, auf wüsten Plätzen, lehmhaltigen Böden Eurasiens und Nordafrikas oft anzutreffen. Die stengelständigen, verwachsenen Blätter bilden eine Art Wasserreservoir („Venus-Waschbecken“), durch welches flügellose Insekten von den Blüten ferngehalten werden. Es ist anzunehmen, daß die Reststoffe der verwesenden Insekten von der Pflanze aufgenommen werden. Blütezeit: Juli bis August.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Karden wurden schon von den alten griechischen Ärzten gebraucht und besonders die Wurzel äußerlich angewendet. Dioskurides schreibt vom Dipsacus: „Seine Wurzel mit Wein oder mit Essig gestoßen, so daß sie die Consistenz von Wachssalbe annimmt, heilt, hineingelegt, Risse am After und Fisteln. Man muß aber das Mittel in einer ehernen Büchse aufbewahren. Dasselbe soll auch ein Heilmittel für gewöhnliche und gestielte Warzen sein. Die Würmer des Kopfes (die Larven eines Käfers, nach Berendes vermutlich von Cassida rubiginosa L., rostigroter Schildkäfer) in ein Säckchen gegeben und um den Hals gebunden, sollen das viertägige Fieber heilen.“ Das in den Blatttüten sich ansammelnde Regenwasser wurde als Augenwasser gebraucht.

Wirkung

Hieronymus Bock wandte das Mittel nur äußerlich an, und zwar schreibt er der Wurzel eine gute Wirkung zu bei Fisteln, Schrunden, Warzen, dem Wasser aus den Blättern bei trüben, roten Augen.

Matthiolus‘ Indikationen decken sich mit denen von Bock, nur empfiehlt er noch ein aus den Blättern destilliertes Wasser zum Spülen des Mundes bei Mundfäule.

Auch v. Haller kennt eine Salbe aus der Dipsacus-Wurzel (von der nahe verwandten Dips. fullonum) gegen Anal-Schrunden und Fisteln, Flechten und Warzen; innerlich läßt er den Saft gegen Phthisis anwenden. Die Wurzel wurde früher als urin- und schweißtreibendes Mittel verwendet, aus Blüten und Früchten bereitete man eine Arznei gegen den Biß toller Hunde. Die Pflanze enthält ein ß-Methylglykosid. In der Asche wurden 6% Kieselsäure gefunden.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Dipsacus silvester kann bei Phthisis versucht werden. äußerliche Anwendung findet das Mittel gegen Rhagaden, Fistulae ani, Lichen und als schmerzlinderndes Mittel zu Einreibungen bei Gicht und Rheuma.

Angewandter Pflanzenteil:

Dioskurides wendete die Wurzel äußerlich an.

Auch Bock und Matthiolus kennen nur den äußerlichen Gebrauch der Wurzel und Blätter.

v. Haller verordnete die Wurzel.

Nach Geiger war die Wurzel, Radix Dipsaci sativi seu Cardui fullonum, offizinell, doch nennt er auch die frühere Verwendung der Blätter und Blüten.

Für die Zubereitungen, auch für das „Teep“, ist die frische blühende Pflanze mit Wurzel zu benützen. Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Frische blühende Pflanze ohne Wurzel (§ 3).

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, (d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Dipsaci silv.)

In der Homöopathie:

Ø bis dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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