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Purpurroter Fingerhut, Scrophulariaceae.

Name:

Digitális purpúrea L. Purpurroter Fingerhut. Französisch: Digitale pourprée, gant de bergère, gant de Notre-Dame, gantière, gantelée; englisch: Purple foxglove; italienisch: Guacelli; dänisch: Fingerböl; polnisch: Naparstnica; russisch: Napierstianka; norwegisch: Revebjelle; schwedisch: Fingerborgsblomma; tschechisch: Náprstník červený; ungarisch: Gyüszüvirag.

© Eva Bergholz, Fingerhut

© Eva Bergholz, Fingerhut

© Eva Bergholz, Fingerhut

© Eva Bergholz, Fingerhut

Verbreitungsgebiet

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Namensursprung:

Digitalis kommt vom lateinischen digitus = der Finger; ebenso nimmt der deutsche Name „Fingerhut“ Bezug auf die Form der Blüten.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Fingerpiepen (Münsterland), Fingerglöckerln (Niederösterreich), Eisenhut (Nordböhmen), Liebfrauen-Handschuh (Oberösterreich). In der Gegend von Selters (Taunus) heißt der Fingerhut „Potschen„.

Botanisches:

Der Rote Fingerhut ist eine zweijährige ansehnliche Staude, die bis zu 1,50 m hoch wird. Während im ersten Jahre sich nur eine Rosette großer, oberseits flaumiger, unterseits angedrückt graufilziger Blätter entwickelt, streckt sich im zweiten Jahre die Achse. Sie ist dicht beblättert von eilanzettlichen, runzligen, gekerbten Blättern, die oberseits weichhaarig, unterseits fast filzig behaart sind. An der Spitze des Stengels sitzen in 30 bis 100 cm langer, einseitswendiger Traube die purpurroten, großen Blüten. Diese besitzen einen fünfzipfeligen, bleibenden Kelch. Die glockige Krone ist rachenförmig, schwach-zweilippig. Die Innenseite der Blüte trägt dunkelrote, weißumrandete Flecken und lange weiße Haare. Zwei lange und zwei kurze Staubgefäße liegen unter der Oberlippe. Auf dem Fruchtknoten sitzt der fadenförmige Griffel mit einer zweilappigen Narbe. Die Blüten sind vorstäubend, bleiben sechs Tage in Vollblüte und werden hauptsächlich von Hummeln besucht. Die zweifächrige Kapselfrucht enthält zahlreiche sehr kleine Samen. Blütezeit: Juni bis Juli.

Der Rote Fingerhut bildet im Sommer einen Schmuck von Lichtungen und Schlägen im Fichtenwald, wo er dann in großen Beständen auftritt.

Die mit Harz getränkte oberste 5-cm-Schicht des Fichtenwaldbodens fördert, wie eigene Versuche zeigten, das Wachstum des Fingerhutes am stärksten.

Digitalis purpurea gehört zu den Kalkflüchtern, während Digitalis lutea kalkhold ist. Der Boden muß unter 1% Kalk haben, aber kalireich sein. Dagegen bevorzugt sie manganhaltigen Boden, die Asche enthält durchschnittlich 9,02% Mangan.

In Sandkulturen bewirkt ein steigender Manganzusatz Erntevermehrung und Zunahme der physiologischen Wirksamkeit. Bei natürlichem Boden ließen sich nach Dafert und Löwy Einflüsse zwischen Mangangehalt und Ernteertrag nicht feststellen. Auf Grund meiner Anbauversuche scheinen Digitalisblätter von auf Fichtennadelboden gewachsenen Pflanzen einige Monate länger voll wirksam zu bleiben als von Pflanzen, die auf gewöhnlichem Boden (Lauberde usw.) angebaut sind.

Geschichtliches und Allgemeines:

Nach den eingehenden Untersuchungen des Finnen Stenius kann es als erwiesen gelten, daß der Fingerhut den alten Griechen und Römern nicht bekannt gewesen ist, wofür auch das Hauptverbreitungsgebiet der Pflanze im westlichen Europa spricht. In der irländischen Medizin ist er dagegen unter dem Namen „sion“ als uraltes Volksmittel gegen puerperale Eklampsie und den bösen Blick schon im 5. Jahrhundert im Gebrauch. Nach dem berühmten Arzneibuche „Meddygon Myddfai“ (13. Jahrhundert) aus Süd-Wales wurde er als äußerliches Mittel bei Geschwülsten des Unterleibes, Abszessen, Kopfschmerzen usw. gebraucht. L. Fuchs, der der Pflanze den wissenschaftlichen Namen Digitalis gab, bringt als erster in den deutschen Kräuterbüchern eine genaue Beschreibung und Abbildung. Auch war ihm die Anwendung des Fingerhutes bei Wassersucht als Brech- und Purgiermittel bekannt. Die Anwendung zu Heilzwecken blieb jedoch in Deutschland zunächst noch sehr beschränkt. So weiß H. Bock davon nur zu sagen, daß der Fingerhut „zur artzney mit anderen gewächsen zu den dingen so erwörmens / zertheilens und reinigen bedörffen / genommen und gebraucht werden möcht.“ Außer diesen und einigen anderen spärlichen Angaben findet man in der deutschen medizinisch-botanischen Literatur des 16. Jahrhunderts die Pflanze kaum erwähnt, während in England ihr doch etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde. So beschrieben sie Gerarde (1597) und Parkinson (1640) als Emetikum und Expektorans, und Salmon empfahl sie um 1700 als Mittel gegen Schwindsucht, machte jedoch dabei gleichzeitig auf ihre „abstergierende, brechenerregende und abführende Eigenschaft“ aufmerksam. 1748 gab Salerne, wie Weese berichtet, in Paris vor der Académie française einen aufsehenerregenden Bericht über die ersten Digitalisexperimente. Nach Verfütterung einer Anzahl von Digitalisblättern an Truthähne zeigten diese Erscheinungen von Trunkenheit und Zuckungen. Sie gingen nach anhaltenden Ausleerungen schließlich ein. „Beim Öffnen fanden wir das Herz, die Lungen, die Leber und die Gallenblase geschrumpft und ausgetrocknet, der Magen war ganz leer, aber nicht seiner rauhen Haut beraubt.“ Nach dieser Veröffentlichung über die unzweifelhafte Giftigkeit der Digitalis wurde auch die englische Ärzteschaft wieder sehr zurückhaltend in ihrem Gebrauch, und noch 1776 nannte Murray den Fingerhut ein zweideutiges Mittel. Eine feste Stelle in den Offizinen erhielt er erst durch den englischen Arzt Withering, der 1775 anfing, ihn gegen Wassersucht zu verordnen. Withering hatte von den großen Erfolgen eines Kräuterweibes bei Wassersucht mit einer neuen Heilpflanze gehört. Da die Frau ihm den Namen der Pflanze nicht verraten wollte, ließ er sie heimlich beim Sammeln der Blätter beobachten und stellte so fest, daß es sich um den Fingerhut handelte. Im Jahre 1776 veröffentlichte er eine erste kleine Abhandlung über die Heilkräfte der Droge und machte noch im gleichen Jahre anläßlich eines Konsiliums neben anderen Ärzten und Freunden auch Erasmus Darwin auf sie aufmerksam. Letzterer befaßte sich daraufhin eingehender mit ihr und veröffentlichte 1780 eine Studie über die Heilkräfte des Fingerhutes. Im Jahre 1785 erschien dann Witherings berühmte Abhandlung „An Account of the Foxglove and of its Medical Uses“, wodurch dann die Digitalis-Anwendung überall bekannt wurde. Jedoch nicht allzu lange nach Witherings Veröffentlichung kam die Entwicklung der Digitalistherapie zu einem Stillstand. Es wurden eine Unzahl von neuen Indikationen für die neue Droge aufgestellt, was zu teilweisen Mißerfolgen führte, die Withering schen Thesen gerieten in Vergessenheit und eine Anzahl berühmter Ärzte jener Zeit lehnten die Droge überhaupt ab. Zu diesen gehörte u. a. auch der Leibarzt Napoleons Corvisart (gest. 1821) und sein Schüler, der große Kliniker Laennec (gest. 1826). Auch von seiten der homöopathischen Schule wurde die Digitalis abgelehnt, so schrieb Hahnemann:

„Der anhaltende Gebrauch der Digitalis purpurea verursacht eine wahre Freßgierde. Der Fingerhut macht eine schwierige Verstimmung, die nicht leicht zu erkennen ist, da sie sich nicht durch unvernünftige Worte äußert, eine Art von Widerspenstigkeit, Hartnäckigkeit, hinterlistige Unfolgsamkeit, Trieb zu entfliehen, welches seinen fortgesetzten Gebrauch oft hindert.“

Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts konnte sich die Digitalistherapie allgemein durchsetzen und in Bambergers „Lehrbuch der Herzkrankheiten“ von 1858 ist sie als souveränes Mittel anerkannt. Fahrenkamp nimmt auf Grund von Injektions- und anderen Versuchen mit Digitalisglykosiden, insbesondere auch mit denen 2. Ordnung (Convallaria), eine konservierende Wirkung auf Obst und Gemüse an. Die Reaktion des menschlichen Organismus auf pharmakologische Reize ist auch sehr vom Wetter abhängig. So wird nach Macht die Digitaliswirkung durch Zyklonendurchgänge verstärkt.

Wirkung

Witherings Verdienst ist es, die Flüssigkeit ausschwemmende Wirkung der Digitalis bei Wassersucht der Therapie nutzbar gemacht und damit die übliche Behandlung der Wassersucht mit Abführmitteln korrigiert zu haben. Die Mißerfolge waren nach ihm durch falsche und zu hohe Dosierung bedingt. Er schrieb vor, daß die Blätter nur kurz vor der Blüte zu sammeln und rasch an der Sonne oder am Feuer zu trocknen seien. Diese Forderung der schnellen Trocknung ist berechtigt, da die Glykoside durch Fermentation außerordentlich schnell abgebaut werden. Dieser Tatsache entspricht auch die heutige „scharfe Trocknung“. Von den Blättern verordnete er nur Infuse oder Pulver unter besonders energischer Propagierung des getrockneten Blattpulvers. Er verbot langes Kochen, da die Kräfte der Pflanze dadurch verlorengingen. Er forderte eine individuelle Dosierung, um Kumulationserscheinungen zu verhindern: „Man lasse das Mittel in den Dosen, die ich oben bestimmt und in den Zeiträumen, die ich vorgeschrieben habe, brauchen; es auch so lange fortsetzen, bis dasselbe entweder auf die Nieren oder auf den Magen oder auf den Puls oder auf die Gedärme seine Wirkung äußert: Man lasse es aber, wenn sich nur einer von diesen Umständen melden will, unverzüglich aussetzen. Unter diesen Bestimmungen bin ich gewiß versichert, der Patient wird bei der Anwendung des Mittels gar keine Gefahr laufen, noch der Arzt in seiner Erwartung betrogen werden.“

Über die Anwendung sagt Withering u. a., daß der Fingerhut kein allgemein urintreibendes Mittel ist, daß er aber in seiner Anwendung bei Wassersucht alle anderen Mittel überragt. Er stellt die Digitalis auch über die Meerzwiebel. Nur bei der eingeschlossenen oder sogenannten Sackwassersucht versage das Mittel. Nach ihm kann Digitalis auch angewandt werden, wenn keine Wassersucht zugrunde liegt. Die Anwendung bei kardialer Insuffizienz beschreibt er wie folgt: „Wenn der Puls schwach intermittierend oder gar gespannt ist, wenn das Aussehen des Kranken blaß ist und er um den Mund und Augen blau aussieht, die Haut kalt anzufühlen, der Unterleib locker und das Wasser in demselben schon beweglich und zu fühlen ist, oder wenn die geschwollenen Glieder vom Druck des Fingers leichte Kuhlen zurücklassen ….“

Nach Witherings Tode wurde die Digitalis-Wirkung durch Aufstellung vieler neuer Indikationen erweitert und damit stark verwässert. Bei Hecker finden wir folgende Indikationen für Digitalis: 1. Anhaltende Fieber, insbesondere bei entzündlichen Affektionen der Respirationsorgane (Pneumonie, Katarrhe, Croup), wenn der sthenische Zustand nachgelassen hat, zur Verminderung der Pulsfrequenz; 2. exanthematöse Fieber, namentlich Masern und Scharlach, zur Zurückführung des Pulses auf das Normalmaß, herpetische Ausschläge; 3. Hämorrhagien, vor allem Bluthusten; 4. hektische Fieber, namentlich mit entzündlicher Affektion der Brust und innerer Vereiterung; 5. Krankheiten des lymphatischen Systems wie Intestinalfieber, skrofulöse Ulzera, beginnende Rachitis, Kropf, Szirrhus; 6. Hydrops („eins der ersten Mittel“), wenn kein sthenischer Zustand und keine Kachexie vorliegt und der Magen nicht zu reizbar ist; 7. Epilepsie, Hemikranie, spastische Tussis und Pertussis; 8. Gicht und Podagra.

Hufeland wandte Digitalis ungemein häufig als auflösendes Herz- und Nierenmittel an und veröffentlichte auch Berichte von Hofmedikus Storr über die erfolgreiche Verordnung bei katarrhalischer Phthisis, von Koyston gegen vorzeitige Geburt. Auch empfahl er den äußerlichen Gebrauch bei skrofulösen Verhärtungen.

Die pulsregulierende, diuretische, anaphrodisierende und narkotisierende Wirkung der Digitalis nützt Clarus zum therapeutischen Gebrauch bei Herzentzündungen, Herzhypertrophie, Aneurysmen (Kontraindikationen: Hypertrophie mit Klappenfehler, Herzdilatation), Entzündungen, Fiebern (nicht bei erheblichen Cerebralsymptomen), Blutungen (mit „bestem Erfolg“, namentlich gegen Lungenblutungen bei noch nicht zu weit vorgeschrittener Tuberkulose und bei extrapuerperalen Blutungen, wie auch Dickinson berichtet), bei Hydrops infolge Herzleiden, bei schmerzhaften Trippererektionen, Wahnsinn und Epilepsie, spasmodischen und rheumatischen Neuralgien (mit Hardwicke).

Heusinger sah gute Erfolge von der Digitalismedikation bei heftigen Pneumonien, ebenso Heise und Kulp, die sie auch gegen Pleuritis und akuten Gelenkrheumatismus anwandten.

Die Volksmedizin schätzt die Fingerhutblätter als Kropfmittel, gegen beginnende Tuberkulose, Hydrops, Herzkrankheiten mit starkem Angstgefühl, Ikterus und Trigeminusneuralgie (hier auch äußerlich) und zum lokalen Gebrauch bei Gichtknoten und Hodengeschwulst.

Der erste, der auf die „Leistungssteigerung“ des Herzens durch Digitalis hinwies, war Traube. Er erkannte, daß die Digitalis auf die Muskelsubstanz des Herzens selbst wirke, und daß dadurch die Pulsverlangsamung und die Wirkung auf den Blutdruck zustandekommen.

Im Jahre 1883 begann die Digitalisforschung am Tier durch Schmiedeberg. 1898 wurde durch Houghton das erste biologische Wertbestimmungsverfahren für Digitalis eingeführt.

Die Versuche, Digitalis intravenös zu geben, wie sie von dem Arzt Mendel in Essen durchgeführt wurden, führten bald zur Anwendung des Strophanthins. Seit Schmiedeberg werden die Pflanzen mit digitalisartig wirkenden Glykosiden in einer Gruppe zusammengestellt (Pflanzen mit Digitalisglykosiden). Hierher gehören nicht nur Strophanthus, sondern auch Helleborus, Nerium oleander, Convallaria majalis usw. Heute wissen wir, daß der Ähnlichkeit der Wirkung auch eine chemische Verwandtschaft der Digitalisglykoside dieser Pflanzen entspricht.

Erforschung der Wirkstoffe:

I. Glykoside:

Nachdem es Sertürner zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelungen war, das Morphin zu isolieren, versuchte man namentlich in Frankreich die Isolierung der Digitaliswirkstoffe. Die Arbeiten waren aber schwieriger als man sich gedacht hatte. Die Alkaloidmethoden versagten. Das führte dazu, daß 1835, wie Straub berichtet, die „Société de Pharmacie“ zu Paris einen Preis von 500 Franken für die Entdeckung des aktiven Prinzips der Digitalispflanzen aussetzte, doch ohne Erfolg. Der Preis wurde auf 1000 Franken erhöht und zum zweiten und dritten Male ausgeschrieben mit der Begründung: „Die Digitalis purpurea spielt als heroisches Medikament eine große Rolle, es ist erstaunlich, daß wir noch nichts über die chemische Zusammensetzung der Pflanze wissen.“ Erst auf die vierte Ausschreibung hin, im Jahre 1842, konnte dem Kliniker Homolle und dem Apotheker Quevenne der Preis zuerkannt werden. Als Index benutzten diese Forscher die Brechwirkung an Hunden. Durch Einführung u. a. des Äthers als Lösungsmittel erhielten sie ein weißes Pulver, das sich allerdings nicht kristallisieren ließ. Sie nannten das Präparat Digitaline und in ihrer Mitteilung von 1854 sprechen sie diesem gefundenen Stoff alle Wirkungen der Digitalis zu und schließen mit den Worten: „Nun haben wir den Grundstein gelegt, es wird Sache der Architekten sein, das Gebäude aufzurichten.“ Sie hatten insgesamt 2000 kg Digitalisblätter verarbeitet und glaubten damit einen Vorrat an Wirkstoff für 5-10 Jahre gewonnen zu haben. Nativelle benutzte 1862 Chloroform als Lösungsmittel. Er konnte ein Teilprodukt aus dem Digitalis als kristallisierenden Körper abscheiden, der in Frankreich noch heute als „Digitaline cristallisée Nativelle“ bezeichnet wird. Dieser Stoff ist identisch mit dem Digitoxin, das von Schmiedeberg und Kiliani als kaum wasserlösliches, reines kristallisiertes Pulver dargestellt wurde. Die Wasserunlöslichkeit führte zur Ablehnung dieses Präparates und zur Bevorzugung der wasserlöslichen Bestandteile, die von Cloëtta als Digalen in die Therapie eingeführt wurden. Der Schweizer Apotheker Krafft brachte unter dem Namen Verodigen ein Präparat in den Handel, das im wesentlichen aus dem Glykosid Gitalin bestand.

In den Digitalisglykosiden sind die Zucker besonders wichtig, weil sie die Löslichkeit erhöhen und vor allem die Bindung am Herzmuskel ermöglichen. Wichtig war als Ergebnis weiterer Forschungen vor allem die Erkenntnis, daß bei Anwesenheit aller Glykoside der Pflanze und wahrscheinlich auch gewisser Begleitstoffe das Digitoxin in wäßrige Lösungen gehen kann. Das Infus von Digitalis enthält auch das kaum lösliche Digitoxin in gelöster Form. Die Glykoside werden hydrolytisch gespalten, wobei Digitoxin und Gitoxin 3 Moleküle Digitoxose abspalten. Das Gitalin enthält nur 2 Moleküle Digitoxose.

Stoll konnte ausgehend von seinen Untersuchungen über die Glykoside der Digitalis lanata zeigen, daß im frischen Digitalisblatt die drei genannten Glykoside in Form „genuiner Glykoside“ vorliegen. Diese genuinen Digitalisglykoside enthalten an Zucker außer der Digitoxose noch Glukose. Sichergestellt ist das bisher für Digitoxin (Purpureaglykosid A) und für das Gitoxin (Purpureaglykosid B). Für das Gitalin ist die Bildung aus einem solchen genuinen Glykosid bereits wahrscheinlich.

Nach Stoll und Kreis sind ähnliche Glykoside in der Digitalis lanata, einer südosteuropäischen Verwandten der Digitalis purpurea, enthalten. Hier sind sie nur vergrößert durch einen Essigsäurerest, so daß z. B. das Digilanid A besteht aus: Digitoxigenin + 3 Digitoxosen + Glukose + Essigsäure. Die Erforschung der Chemie der Glykoside hat die Chemiker nicht ruhen lassen, auch die chemische Konstitution dieser hochwirksamen Körper zu finden. Diese schwierigste aller Aufgaben wurde gelöst von Windaus, Wieland, Jakobs, Stoll, Tschesche und ihren Mitarbeitern. Die Konstitutionsformel des Digitoxingenins ergab eine nahe Verwandtschaft zu der des Strophanthins. Man stellte fest, daß, wie man schon vermutet hatte, die Genine in die Gruppe der Sterine gehören und damit den Gallensäuren, dem Cholesterin, dem Vitamin D, dem männlichen und weiblichen Sexualhormon sehr nahestehen. Die nachstehend abgebildeten Konstitutionsformeln lassen die engen Beziehungen deutlich erkennen.

II. Begleitstoffe:

Neben den auf den vorhergehenden Seiten besprochenen Wirkstoffen enthalten die Fingerhutblätter noch eine Reihe von Substanzen, die man auch als Begleitstoffe oder „Ballaststoffe“ bezeichnet, und die sich in pharmakologischen Experimenten als wichtig erwiesen haben. Bei der vergleichenden Anwendung der Digitalisglykoside mit der Digitalisdroge zeigt sich dieses besonders deutlich.

So sagt Kobert: „Leider hat sich die Wirkung der Folia aber qualitativ, trotz der quantitativen Schwankungen, allen bis jetzt chemisch rein dargestellten Substanzen überlegen gezeigt.“

Bürgi schreibt: „… und tatsächlich halten die praktischen Ärzte die Digitalisdroge und ihr Infus bis auf den heutigen Tag für kräftiger wirkend als irgendeine der gereinigten Spezialitäten.“ „… Die Tatsache, daß die Vollpräparate nach klinischen Erfahrungen stärker wirken.“ „Ich glaube als erster auf die pharmakologische Bedeutung der sogenannten indifferenten oder Ballaststoffe aufmerksam gemacht zu haben.“ „…. Versuche von Lenz und Ludwig, … sie zeigten noch einwandfreier, wie dominierend der Einfluß der sogenannten indifferenten Stoffe in Drogen sein kann!“

In ähnlichem Sinne äußern sich Bachem, der die Folia Digitalis „nach wie vor das zuverlässigste Präparat nennt“,

Trendelenburg, Meyer-Gottlieb, Wiechowski, Poulsson, der Blätter und Tinktur als die zweckmäßigsten und zugleich billigsten Präparate bezeichnet.

Mit der Beeinflussung der Kumulation durch die Ballaststoffe haben sich Hoeckstra und ten Kleij im Pharmakologischen Institut Utrecht beschäftigt. Sie untersuchten zunächst, ob vielleicht die Saponine der Digitalis-Droge, die in hochprozentigen Tinkturen nicht oder nur schwach enthalten sind, die kumulative Wirkung aufheben. Die Aufhebung war unwahrscheinlich, weil man z. B. vom Strophanthin weiß, daß ein Saponinzusatz die Kumulation um das 15fache erhöht. In der Tat erhöhten Saponinzusätze bei Digitalis purpurea-Tinkturen und -Infusen die Kumulation um das 2,4-2,8fache. – Sie untersuchten weiter die Frage, ob die Aschebestandteile, die bekanntlich bei Digitalis sehr manganhaltig sind (0,94-8,12 mg in 100 g Pulver), u. U. verstärkt zugesetzt, die Kumulation herabsetzen. Das war nicht der Fall. Sie prüften endlich, ob die in Digitalisauszügen auftretenden Schleimstoffe die Kumulation herabsetzen. In der Tat war dies so; man fand in einem Fall eine bis zum Vierfachen gehende Herabsetzung der Kumulation unter Einfluß der zugesetzten schleimartigen Substanzen. Weiter prüften H. und K. noch die Frage, ob Mucilaginosa im allgemeinen die Kumulation herabsetzen. Sie wählten hierzu den Schleim von Tubera Salep; diese Schleime zeigten keine Wirkung.

Die Verminderung der Kumulation durch die Schleimstoffe beruht zum mindesten zum Teil auf der von Hoeckstra festgestellten Hemmung der Resorption. Bereits früher war von Issekutz und von Nyary gezeigt worden, daß die Glykoside aus galenischen Zubereitungen schneller resorbiert werden, als aus Präparaten ohne Ballaststoffe. Man wird diese Wirkung der Schleimstoffe u. a. für einen Nachteil halten können. Ich möchte mich entsprechend den Äußerungen von Kobert, Bürgiu. a. der Ansicht von Gottlieb und Ogawa anschließen, die die Verlangsamung der Resorption für einen Vorteil halten. Diese Beobachtung ist übrigens auch anscheinend für viele andere Giftpflanzen gültig (Belladonna, China, Aconitum usw.).

Im Einzelnen sind neben den von Hoeckstra und ten Kleij in ihrer Wirkung charakterisierten Schleimstoffen folgende Begleitstoffe noch näher geprüft worden:

a) Saponine:

Über die Allgemeinwirkung der Saponine vgl. das Kapitel Saponine in der Einleitung. Kofler und Kaurek konnten in Froschversuchen zeigen, daß bei oral verabreichten Digitoxin und Strophanthin die Wirksamkeit sich um etwa 50 bzw. 33% steigern läßt, wenn man eine kleine, an sich wirkungslose Saponindosis zufügt. Eine solche Wirkung entfalten auch die Saponine der Digitalispflanze selbst, so daß beispielsweise das an sich kaum wasserlösliche, für die Wirkung besonders wichtige Digitoxin in die Infuse geht. Es gelang Windaus und Schneckenburger durch Fraktionierung einheitliche kristallisierte Verbindungen aus der Digitalis darzustellen, die auch noch in stärksten Verdünnungen Blutkörperchen auflösten. Er trennte 2 einheitliche Stoffe ab, und zwar das Digitonin und das Gitonin. Er vermutet auch noch 2 weitere Nebensaponine in der Digitalispflanze. Das reine Digitonin fällt bei der Fraktionierung zu 70-80% an. Es hat die Formel C55H90O29. Die Hydrolyse entspricht nach Windaus und Weil vermutlich der folgenden Gleichung:

C55H90O29 + 5H2O = C26H42O5 + 4C6H12O6 + C5H10O5
Digitonin Digitogenin Galaktose Xylose

Die dabei entstehenden Zucker wurden von Kiliani charakterisiert: Es sind wahrscheinlich 2 Mol. Glukose, 2 Mol. Galaktose und 1 Mol. 1-Xylose. Digitogenin ist ein dreiwertiger gesättigter Alkohol, der im Molekül 2 oxydartig gebundene Sauerstoffatome enthält. Von den Nebensaponinen wurde von Jakobs und Fleck eins durch Reindarstellung gewonnen, es erhielt den Namen Digogenin.

b) Farbstoffe:

Außer Chlorophyll enthält die Digitalis noch Digitoflavon, welches die gelbe Farbe der ätherischen Auszüge verursacht. Es ist nach Kiliani und Mayer identisch mit dem Luteolin aus Reseda luteola.

Karrer isolierte einen gelben prachtvoll kristallisierenden Farbstoff, den er Tapsin benannte. Ein Farbstoff in der Digitalis lutea steht übrigens dem Farbstoff aus Artemisia absinthium nahe.

c) Fetthaltige Körper:

Die Engländer vermuteten, daß die fettartigen Körper der Digitalis das Erbrechen verursachen, doch wurde diese Ansicht von Hatcher und Eggleston und Dooley widerlegt. Die beiden ersteren verfütterten große Fettmengen ohne Wirkung, und der letztere sah ein Erbrechen auch nach fettfreier Digitalistinktur auftreten. In den mit Petroläther leicht ausscheidbaren öligen Substanzen des Fingerhutes wurde Myristin, Palmitin, Cerotin, Öl-, Linol- und Linolensäure nachgewiesen.

d) Säuren:

Fourton fand in ätherischen Blätterextrakten Isovaleriansäure, n-Buttersäure, Essigsäure, Propionsäure und Ameisensäure. Die Digitalissäure wurde von ihm und Bourcet als verunreinigte Bernsteinsäure erkannt.

e) Fermente:

An Fermenten wurden in der Droge gefunden: Oxydase, Invertin und Diastase. Stoll und Kreis fanden ein glykolytisches Ferment Digipurpidase.

f) Asche:

Die Asche fast aller Digitalisarten ist durch ihren Mangangehalt grün gefärbt. Purpureapulver enthält 0,94-8,12 mg Mangan je 100 g Droge. Digitalis ambigua und lutea sollen manganfrei sein.

Nachweis und Wertungsmethoden:

Es gibt zahlreiche biologische Untersuchungsmethoden, von denen heute die „zeitlose Methode“ nach der Völkerbundsmethode an Fröschen die zur Zeit üblichste geworden ist. Als mindestens ebenso gute Untersuchungsmethode gilt die an Katzen, und dann erst folgen die Methoden an anderen Tieren. Im allgemeinen ist zu sagen, daß die Methode der Wirkstoffbestimmung, am Tode eines Tieres gemessen, recht unbefriedigend ist. Die Tiere sind konstitutionell und nach Jahreszeiten so verschieden, daß große Schwankungen im Ergebnis unausbleiblich sind. Darüber hinaus krankt z. B. die Auswertung am Frosch daran, daß die Blätter im Sommer gepflückt werden und die Frösche erst im Winter zur Verfügung stehen, denn die Sommerfrösche eignen sich nicht zu Versuchen, weil sie zum ersten in den verschiedenen Stadien des Sexualrhythmus verschieden empfindlich sind, zum anderen auch die männlichen und weiblichen Frösche an sich wieder verschieden reagieren. Der wichtigste Einwand gegen die Froschmethode ist der, daß durch Lagerung der Digitalis vom Sommer bis zum Winter der eingetretene Verlust an Wirkstoffen nicht errechnet werden kann, und zum anderen der Arzt in der Praxis die im Sommer frisch geerntete Pflanze bis zum Winter, also bis zu ihrer Standardisierung, nicht anwenden kann. Der Engländer Burn bringt auch noch einen wichtigen Einwand. Nach ihm wird die Froscheinheit „leider noch an manchen Orten benutzt“ (gemeint ist auch Deutschland), trotzdem sie wegen ihrer großen Schwankungen eigentlich „veraltet sein sollte“. In seinem Laboratorium ergaben Eichungen, in denen immer ein Standard-Digitalisblatt benutzt wurde, genaue Daten über die Breite der Schwankungen der Froscheinheit. Während eines Zeitraumes von 12 Monaten schwankte die Wirksamkeit eines Standard-Digitalisblattes, wenn sie in Froscheinheiten ausgedrückt wurde, von 1310-3300 Einheiten pro Gramm. Daraus geht nach Burn hervor, daß es unmöglich ist, die Wirkungsstärke eines Digitalisblattes oder irgend eines Glykosids aus Digitalis, Strophanthus oder Scilla mit Genauigkeit in Form von Froscheinheiten auszudrücken. Er ist der Ansicht, daß alle Wertbestimmungen in einen Vergleich zweier Präparate miteinander verwandelt werden sollten.

Im einzelnen gibt es folgende Methoden:

1. Versuche an Pflanzen:

Macht und Krantz beobachteten, daß die Digitalisglykoside das Längenwachstum der Wurzeln von Lupinenkeimlingen proportional ihrer Konzentration zu hemmen vermögen. Diese Methode soll geringere Schwankungen des Wirkungswertes ergeben haben als die Katzenmethode.

2. Wirkung an Paramäcien, Daphnien und Hydren:

Schneider untersuchte die Wirkung der Digitalisglykoside an Paramäcien. Der Tod trat nach 1-3 Minuten ein. Die dabei gewonnenen Ergebnisse stimmten aber nicht mit denen am Frosch überein. Viehoever und Mitarbeiter verwendeten für ihre Untersuchungen Daphnien. Sie kontrollierten die Herztätigkeit unter dem Mikroskop und fanden, daß gesättigte Digitoxinlösung das Herz der Wasserflöhe erst innerhalb 5-6 Stunden lähmten. Diese Ergebnisse waren mit denen am Frosch nicht vergleichbar.

Wasserfloh in 0,5%igem Digitalisauszug. Abfall der Herzfrequenz im Laufe der Zeit, ausgezählt mittels Morseschreibers.

Da die Frösche erst in den Wintermonaten für eine Prüfung der Digitalisblätter geeignet sind, eine solche Prüfung aber schon vor dieser Zeit zweckmäßig erscheint, habe ich in meinem Laboratorium mit meinen Mitarbeitern verschiedene Versuche mit Daphnien angestellt und bin bei Daphnien zu einem günstigeren Ergebnis gekommen als Viehoever und seine Mitarbeiter.

Es wurde zunächst festgestellt, daß nach Völkerbundsvorschrift hergestellte Auszüge aus Folia Digitalis in der Lage sind, Daphnien zu töten. Zwischen der Stärke des Auszuges und der Dauer der Wirksamkeit bis zum Eintritt des Todes ergibt sich die Abbildung auf S. 1198.

Beobachtet man den Herzschlag der Daphnie selbst, so kann man unter der Einwirkung von Digitalis und deren herzwirksamen Glykosiden eine Abnahme der Herzschläge feststellen. Wir haben dies mit Hilfe eines Morseschreibers registriert. Die Zahl der Herzschläge normaler Daphnien liegt bei 230-280. Bringt man nun die Daphnien in einen 1/2%igen Digitalis-Auszug, so bekommt man einen Abfall der Herzschläge, wie die Abbildung S. 1199 zeigt. Der Herzrhythmus ist aus den beiden obigen Abbildungen zu erkennen. Die erste gibt die normale Frequenz des im Wasser befindlichen Tieres, die in diesem Falle 232 Herzschläge pro Minute betrug. Nach 60 Minuten erhält man das in der zweiten Abbildung wiedergegebene Diagramm, aus dem man die wesentliche Verlängerung der Systole erkennt. Die Zahl der Herzschläge betrug 72. Man sieht aus diesem Bild auch deutlich die Unregelmäßigkeit zwischen kurzen und langen Systolen.

3. Die Wirkung an Fischen

wurde von Pittinger und Vanderkleed geprüft. Die von ihnen festgestellte Empfindlichkeit der Goldfische wurde von McGill nicht bestätigt, da nach diesem die Saponine an der tödlichen Wirkung im großen Ausmaße beteiligt sind. Andrerseits scheinen die Fische doch recht empfindlich gegenüber dem Digitalisgift zu sein, denn Lopez Lomba konnte noch 1/400 mg Digitalin am Fischtest nachweisen.

Overton prüfte die Wirkung an Kaulquappen, an deren Schwanzhaut sich die Zirkulation mikroskopisch verfolgen läßt. Wenn er die Tiere mit Saponin vorbehandelte, so daß sich die äußersten Hautschichten ablösten, z. B. nach der Einwirkung von Cyclamin, dann permeierten die Glykoside, und zwar stellte Strophanthin noch in einer Verdünnung 1 : 1 Million das Herz in 1-2 Stunden still.

4. Auswertung am Frosch:

Die Rana esculenta ist ungeeignet. Man verwendet in Deutschland allgemein die Rana temporaria im Gewichte von 20-40 g. Man bevorzugt den männlichen Frosch, der allgemein vom November bis Februar am besten auf Digitalis anspricht. Störend wirken aber nicht nur die jahreszeitlichen Schwankungen, sondern, wie schon bemerkt, auch die Tagesschwankungen auf die individuelle Empfindlichkeit. Man wendet die „zeitlose Methode“ an und versteht darunter die Prüfung ohne Berücksichtigung der Vergiftungsdauer.

Zur Prüfung des wahren Glykosidgehaltes bei der Ernte ist es notwendig, daß die frischen Blätter vor dem Trocknen solange heißem Alkoholdampf ausgesetzt werden, bis die Fermente abgetötet sind. Dann werden die Blätter bei Hitze (40°-60° C) schnell getrocknet und in Exsikkatoren auf einen Feuchtigkeitsgehalt von unter 2% gebracht und so bis zur Prüfung gelagert.

Die Auswertung von Digitalis nach der „zeitlosen“ Völkerbundsmethode geht folgendermaßen vor sich:

Es wird in folgender Weise eine vierprozentige Lösung hergestellt. Grob gepulverte, im Schwefelsäure-Exsikkator bis zur Gewichtskonstanz getrocknete Blätter werden im 100-ccm-Kölbchen 1 : 25 mit absolutem Alkohol übergossen und innerhalb von 24 Stunden wiederholt umgeschüttelt. Diese Aufschwemmung läßt man dann am Rückflußkühler 30 Minuten kochen, filtriert sie heiß durch ein Filter von 9 cm Durchmesser und wäscht Kolbeninhalt und Filter solange mit absolutem Alkohol nach, bis dieser farblos abläuft. Danach wird auf dem Warmwasserbad, ohne daß es zur Krustenbildung kommt, bis auf 5 g eingeengt (tarierte Glasschale). Den Schaleninhalt führt man in ein 25-ccm-Kölbchen über, spült ein- bis zweimal mit je 1 ccm absolutem Alkohol nach und füllt nunmehr mit Aqua dest. bis zur Marke auf. Anschließend wird die Auswertung aufgenommen.

Von dem nach dieser Vorschrift hergestellten Extrakt werden den Fröschen steigende Dosen in den Brustlymphsack injiziert. Zu einer Auswertung sind im Durchschnitt mindestens 40 Frösche erforderlich. Da sich die Frösche im Körpergewicht unterscheiden, wird die zu injizierende Dosis auf das Gramm Körpergewicht umgerechnet. Da außerdem die Resistenz der einzelnen Frösche verschieden ist, wird jede Dosis mehreren Fröschen gleichzeitig gegeben. Die Tiere werden nun 24 Stunden nach der Injektion beobachtet und festgestellt, bei welcher Dosis die Tiere innerhalb dieser Zeit noch eingehen. Aus der geringsten regelmäßig noch tödlich wirkenden Menge Extrakt wird nun nach Pick-Wasicky errechnet, welcher Bruchteil eines Grammes Droge genügt, um 1 g Frosch mit systolischem Herzstillstand innerhalb 4 Stunden zu töten. Diese Menge bezeichnet man als eine Froschdosis. Daraus läßt sich wieder errechnen, wieviel Froschdosen in einem Gramm Droge enthalten sind. Auf die Einzelheiten der Technik und die verschiedenen Arten der Berechnungsmöglichkeit soll hier nicht näher eingegangen werden. Von der normierten Digitalisdroge wird verlangt, daß 1 g des Blattpulvers 2000 FD. enthält.

Über die Streuung und die Notwendigkeit einer Berücksichtigung bei der Berechnung bringt Lendle ausführliche Hinweise. Soweit man sich nicht der amtlichen deutschen Prüfung des DAB. VI bedienen will, kann man sich als verhältnismäßig einfacher Methode der von Wiechowski angegebenen Anordnung bedienen. Es werden gleichgroßen Tiergruppen Dosen injiziert, die entsprechend einer geometrischen Reihe abgestuft sind. Die Dosen sind so zu legen, daß in der Gruppe der kleinsten Dosen kein Tier, in der Gruppe der größten Dosen alle Tiere eingehen. Wegen des einfachen Berechnungsverfahrens zur Feststellung der mittleren letalen Dosis vergleiche man z. B. die Arbeit von Wiechowski oder Weese Seite 31. Durch eine von Kärber angegebene Berechnungsweise kann der mittlere Fehler zwar noch etwas herabgedrückt werden, indessen ist diese Versuchsanordnung doch so kompliziert, daß im allgemeinen die obengenannte vorgezogen wird.

Auf eine interessante Bestimmungsmethode sei noch hingewiesen, die von Trevan und Burn angegeben wurde, gegen die aber z. B. Fromherz neuerdings auf Grund eines sehr umfangreichen Versuchsmaterials gewisse Bedenken vorbringt.

5. Auswertung am Warmblüter:

Die Auswertung an der Katze erfolgt in der Weise, daß die zu prüfende Digitalislösung langsam intravenös gegeben wird. Diese Methode wurde zuerst 1910 von Hatcher und Brody angegeben. Das Verfahren hat sich schnell eingebürgert. Man versteht heute unter Dosis letalis diejenige Anzahl von mg Wirkstoff, die unter den von Hatcher angegebenen Versuchsbedingungen zur Tötung von 1 kg Katze infundiert werden müssen. Von den Versuchsbedingungen seien folgende erwähnt: Bei Katzen von 1700-2700 g wird in leichter Äthernarkose bei künstlicher Beatmung und intakten Vagi intravenös ein 1/2prozentiger Infus nach Vorschrift der holländischen Pharmac. Ed IV oder entsprechend verdünnte Tinkturen mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 ccm pro Minute in die Femoralvene infundiert. Der Herzstillstand wird palpatorisch festgestellt; Blutdruckschreibung ist nicht notwendig. Die Versuchszeit soll etwa 30-55 Minuten betragen. Die Infusion muß gleichmäßig durchgeführt werden und darf nicht am Ende beschleunigt werden. Zur Prüfung werden mindestens drei Katzen benötigt und die Eichung muß so lange fortgesetzt werden, „bis das Mittel der prozentischen Abweichungen vom Durchschnittswert der schon ausgeführten Bestimmungen kleiner ist als 6,67 n-1. Danach schaltet man diejenigen Versuche aus, welche eine größere Abweichung vom Mittelwert zeigen, als einem bestimmten, mit der Zahl der Einzelwerte wechselnden Grenzwert entspricht, und nimmt das Mittel aus den übrigbleibenden „Versuchen“. Der wahrscheinliche Fehler dieser Versuchsanordnung beträgt 8,2%. Die Ergebnisse schwanken durch die Beeinflussung bei Äthernarkose und des Zustandes des Vagustonus, durch eine vorhandene Gravidität und eine beginnende Pneumonie. Als internationaler Standard wird im pharmazeutischen Institut in Utrecht ein Digitalispulver aufbewahrt, das pro g Droge 11,1 tödliche Katzeneinheiten enthält.

Weiter wurde Digitalis geprüft am Meerschweinchen. Die tödliche Dosis für das Meerschweinchen ist annähernd doppelt so groß wie für die Katze. Am Hunde kann man besonders pulsverlangsamende Wirkung nach intravenösen Gaben studieren. Kaninchen, Mäuse und Ratten eignen sich für die Auswertung schlecht. Besser geeignet sind noch Tauben, bei denen durch Studien der Brechwirkung eine Auswertung möglich ist. Nach 5-10 Stunden treten typische Brechwirkungen auf mit gleichzeitiger Bradykardie. Die Tiere erholen sich in wenigen Tagen und können nach 7 Tagen erneut zur Testierung gebraucht werden. Als „Taubeneinheit“ wird diejenige Brechdosis betrachtet, die bei mindestens 2-3 Versuchstieren Erbrechen hervorruft.

Vergleicht man die Ergebnisse der biologischen Wertungsmethoden mit der Frage der Wirksamkeit am Menschen, so ergibt sich eine relativ gute Übereinstimmung. Die klinische Wirksamkeit der am Tiere ausgewerteten Digitalisdroge wurde ausführlich geprüft von Gilchrist und Lyon. Die Änderung der Pulsfrequenz nach massiven Gaben ist ein guter menschlicher Test zur Bestimmung der toxischen Wirkung. Andrerseits hat natürlich auch beim Menschen die Digitalis eine große Streuung in ihrer Wirkung. Mit Unterschieden von ± 25% ist zu rechnen.

Chemische Methoden:

Die chemischen Methoden zur Ermittlung des Glykosidgehaltes der Digitalispflanzen werden von Lendle kurz besprochen. Da sie für die praktische Verwertung ohne Bedeutung sind, sollen sie hier übergangen werden.

Pharmakologisches:

a) Kardiale Wirkungen:

Mit der pharmakologischen Wirkungsanalyse hat sich eine Unzahl von Forschern beschäftigt, deren Veröffentlichungen nach Straub nach Doppelzentnern zu schätzen sind, während das spezifische Gewicht nicht im gleichen Maße sei. Was von den 50jährigen Forschungen übrig geblieben ist, faßt Straub wie folgt zusammen:

1. Die Digitaliswirkung ist fast ausschließlich Herzwirkung;

2. sie ist am Herzen eine Herzmuskelwirkung,

3. und zwar eine Wirkung sowohl und in erster Linie auf die Muskulatur des Herzventrikels, dann aber auch auf Spezialmuskulaturen des Organs, die Knoten und das Leitungssystem.

4. Die Herzwirkung an der Ventrikelmuskulatur äußert sich auch in einer Sensibilisierung des Organs gegen den regulierenden Vaguseinfluß, wodurch im großen ganzen die Verlangsamung zustande kommt.

5. Digitalis hat keine unmittelbare zentralnervöse Wirkung;

6. desgleichen im Allgemeinen auch keine unmittelbare Wirkung auf die Nieren;

7. ebenso keine auf die Blutgefäße.

Diese Feststellungen beziehen sich auf eine Anwendung der Digitalis in üblicher Dosis. Geht man über diese sogenannte therapeutische Dosis hinaus, so treten eine Unmasse neuer Wirkungen auf, die nach Straub getrost als Giftwirkungen bezeichnet werden können. Als klassisches Ergebnis aller Digitalisprüfungen ist nach Straub zu sagen: „Die Digitalisstoffe äußern am normalen Tier und Menschen keine sichtbare Wirkung.“ Die Digitaliswirkung äußert sich in therapeutischen Dosen nur imkranken Organismus.

Wie im klinischen Teil betont wird, ist nach Edens das hypertrophische insuffiziente Herz der Digitaliswirkung besonders zugänglich. P. Trendelenburg hat die Frage der Anwendung am hypertrophischen Herzen experimentell geprüft. Am isolierten Herz-Lungenpräparat nach Starling stellte er fest, daß das Herz erst dann auf therapeutische Digitalisdosen reagiert, wenn der Ventrikel längere Zeit überlastet ist, so wenn z. B. Herabsetzung des Minutenschlagvolumens mit Zyanose und Dyspnoe vorhanden ist. „Die gesunkene Förderleistung eines solchen Herzens wird durch Digitalis vergrößert, der Venendruck sinkt, der Sumpf im venösen Gebiet wird ausgepumpt, und es entsteht eine neue Normalität in diesem nunmehr geheilten Herzen.“ (Straub.) Die Versuche am Starling schen isolierten Herz-Lungenpräparat haben die Beobachtung bestätigt, daß nur das kranke Herz auf Digitalis anspricht. Weese hat auch eine Erklärung für dieses Ergebnis durch neue Experimente geschaffen. Er stellte eine künstliche Aorteninsuffizienz am Tier dadurch her, daß er die Aortenklappen zerstörte, wodurch es nach vielen Wochen zu einer reinen Hypertrophie ohne Dilatation und Dekompensation kam. Die Herzen nahmen im Mittel um 39% an Gewicht zu. Bei der dann folgenden intravenösen Anwendung von Digitalis zeigte es sich, daß diese so geschädigten Herzen empfindlicher sind als normale, denn die minimale tödliche Dosis sank um 26%. Die hypertrophischen Herzen sind demnach für Digitalis sensibilisiert.

Die wichtigsten experimentell erfaßbaren Tatsachen, die nach Digitalisanwendung am Kalt- und Warmblüter beobachtet werden, teilen Meyer-Gottlieb ein in die Veränderung 1. der Herzmuskelleistung; 2. der Herzfrequenz; 3. des Herzrhythmus und 4. des Durchflusses der Koronargefäße. Hierzu kommt noch die Einwirkung auf extrakardiale Gefäße.

1. Die Änderung der Herzmuskelleistung:

Nach Weese läßt sich die systolische und diastolische Wirkung der Digitalis wie folgt formulieren:

1. Die systolische Wirkung: Sie äußert sich in einer schnelleren isometrischen Anspannung und einer ausgiebigeren Austreibung. Trotz der verkürzten Anspannungszeit ist die absolute Kraft des Herzmuskels erhöht. Das systolische Herz überwindet größere Widerstände.

2. Die diastolische Wirkung: Der diastolische Abfall ist steiler, die Erschlaffungsgeschwindigkeit erhöht. Die Diastole ist vertieft, ihr Volumen vergrößert bei gesenkter Anfangsspannung. Die diastolischen Wirkungen sind am geschädigten Herzen ausgeprägter als am normalen. Bei stark dilatierten Herzen schlagen sie ins Gegenteil um. Hinsichtlich der experimentellen Analyse der Herzmuskelwirkung (Tonus, Kontraktilität usw.) wird auf die Darstellung von Weese verwiesen.

2. Beeinflussung der Herzfrequenz:

Die auffallendste Wirkung der Digitalis am Herzen ist die Verlangsamung der Herzaktion. Diese tritt nach therapeutischen Dosen praktisch nur beim insuffizienten, frequent und u. U. arhythmisch schlagenden Herzen auf. Nach größeren Dosen wird sie auch am kreislaufgesunden Organismus beobachtet. Die Pulsverlangsamung ist einmal mechanisch durch die Herzmuskelwirkung bedingt. Dazu kommt eine Dämpfung der Reizbildung und Hemmung der Reizleitung. Daraus ergibt sich therapeutisch eine Regularisierung der Herzaktion. Diese Digitaliswirkung läßt sich deuten als eine Empfindlichkeitssteigerung des primären Reizleitungssystems gegenüber dem Vaguseinfluß. Namentlich nach größeren Dosen kann dazu noch eine Vaguswirkung kommen. Über die Ursache sind zahlreiche Arbeiten erschienen. Man ist nach Lendle heute der Meinung, daß eine direkte Erregung des Vaguszentrums nicht die Ursache sei, sondern eine reflektorische Erregung über den Weg des „Blutdruckzüglermechanismus“. Es wird aber auch gleichzeitig die Bedeutung der Sensibilisierung für die Vaguswirkung betont. Bei stärkeren Digitalisdosen wird die Überleitung des Reizes vom Vorhof zur Kammer erschwert. Es kommt zum „partiellen“ Herzblock. Wird die Reizleitung völlig unterdrückt, so entsteht kompletter Herzblock, d. h. die Kammer schlägt in eigenem Rhythmus. Die Schwächung der Reizbildung und Verzögerung der Reizleitung ist ein wichtiger Teil der Digitalisheilwirkung bei den Rhythmusstörungen.

3. Die Beeinflussung des Herzrhythmus:

Bei der Wirkung der Digitalis auf Rhythmusstörungen spielt die Beeinflussung des Herzrhythmus unabhängig von der Vaguswirkung eine Rolle Die Prüfung dieser Wirkung erfolgt am vagotomierten Herzen nach Atropinisierung. Es zeigt sich, daß die Digitalis hier die aurikulo-ventrikuläre Erregungsleitung verlangsamt, eine Erscheinung, die auf einer Verlängerung der Refraktärphase in der Leitungsbahn zurückgeführt wird. Bei der Prüfung im Elektrokardiogramm sieht man eine Verlängerung des Intervalls zwischen der P- und der R-Zacke. Beidrohendem Herzblock (Vorhofflimmern mit langsamen Kammerpulsen) ist darum Digitalis kontraindiziert. Unter krankhaften Bedingungen (Ausschaltung des normalen Reizerzeugungszentrums im Sinus) kann durch weitere toxische Digitalisgaben eine so starke Frequenzsteigerung entstehen, daß sich aus der Vorhoftachysystolie Vorhofflattern, aus dem Vorhofflattern Vorhofflimmern entwickelt. Eine solche Flimmerbereitschaft kann übrigens auch durch Strophanthin erzeugt werden, und durch weitere Zufuhr von sonst unschädlichen Adrenalindosen kann man artifiziell Kammerflimmern hervorrufen.

Bei Arhythmia perpetua oder Pulsus irregularis perpetuus verlangsamt Digitalis zwar nicht die lebhaft gesteigerte Vorhofsfrequenz, sondern kann sie sogar noch weiter steigern. Trotzdem kann hier ein günstiger Effekt für die Herzarbeit zustande kommen, weil durch die Hemmung der Reizleitung die Kammertachysystolie vermindert wird und dadurch die frustranen Kontraktionen verschwinden können.

4. Die Erweiterung der Koronargefäße:

Wenn man von einer solchen Wirkung der Digitalis sprechen darf, so glaubt man, daß sie indirekt bedingt ist durch Vergrößerung des Minutenvolumens und Steigerung der Herzarbeit.

Bei den Fragen der Beeinflussung der Förderleistung des kranken Herzens schiebt man meist, wie Straub mit Recht betont, die dynamische Leistung des Organs in den Vordergrund. Das reicht aber nicht aus. Die Lebensvorgänge im Organismus sind nicht nur physikalisch bedingt, sondern auch chemisch. Der herzkranke Organismus leidet am chemischen Defizit, Blutgase, PH, Ernährung usw. und deren unmittelbaren Folgen. Straub ist der Ansicht, daß auch das labile Organ des Körpers, das Blut, mit in Rechnung gezogen werden muß.

Sehr bedeutungsvoll ist der Einfluß der Digitalis auf die zirkulierende Blutmenge.

Wollheim fand mit der Trypanrotmethode, daß bei Herzinsuffizienten mit vermehrter zirkulierender Blutmenge diese nach intravenöser Injektion von 2 ccm Digipurat bis um 1600 ccm abnahm.

Schürmeyer stellte unabhängig von Wollheim mit der CO-Methode dasselbe fest. Nach ihm reagieren aber auch Kreislaufgesunde mit einer Abnahme der zirkulierenden Blutmenge. Mies fand nach Strophanthininjektionen eine gleiche Wirkung bei Pulsdekompensation. Sie tritt eine Stunde nach der Injektion ein und hält mindestens 24 Stunden an.

Sehr wichtig, aber offensichtlich noch nicht einheitlich geklärt, ist die Frage des Effektes der verringerten zirkulierenden Blutmenge auf den kranken Organismus. Weese sieht in dem verringerten Angebot venösen Blutes eine Entlastung des Herzens. Wollheim sieht darin einen neuen Faktor der Kompensation, der neben die Hypertrophie tritt. Straub schreibt: „Eine Abnahme der zirkulierenden Blutmenge würde unter allen Umständen schon eine Schonung des Herzens bedeuten. Ich muß mir aber versagen, weiter auf dieses Gebiet einzugehen und konstatiere lieber, daß hier die Theorie vorläufig aufhört.“

Die Tatsache, daß mit der Verringerung der zirkulierenden Blutmenge die Strömungsgeschwindigkeit erhöht ist, läßt Weese vermuten, daß damit auch der Stoffaustausch zwischen Kapillaren und Gewebe verbessert wird. Diese Argumente sind es wohl auch, die Hartl und Bonsmann und Böger und Diehl zu ihrer Ansicht geführt haben, daß das Herz durch Senkung der zirkulierenden Blutmenge zunächst entlastet wird, um ihm „später nach einer Stärkung der muskulären Leistungsfähigkeit des Organs die Möglichkeit zum Transport größerer Blutmengen zu geben.“

6. Extrakardiale Wirkungen:

Die starke diuretische Wirkung der Digitalis wurde lange Zeit hindurch ausschließlich auf die unter dem Einfluß der Herzwirkung vermehrte Durchblutung der Niere zurückgeführt. Auch Edens) ist der Ansicht, daß es sich bei der Diuresesteigerung durch Digitalis um einen rein kardialen Mechanismus handelt. Nach den Untersuchungen von Hedinger, Gremels), Costopanagiotis) u. a. kommt dazu eine diuretische Nierenwirkung, die die übliche Entwässerung vermittels des kardialen Mechanismus noch verstärkt.

Gefäßwirkungen: Im Tierversuch sind deutliche Gefäßwirkungen der Glykoside beobachtet worden, und zwar für kleine Dosen erweiternde und für größere Dosen verengernde Wirkungen. K. Fahrenkamp) stellte fest, daß kleine Digitoxingaben am herausgeschnittenen Kaninchenund Katzendarm die Blutgefäße verengerten und die gleiche Giftmenge die Nierengefäße der gleichen Tiere erweiterte. Da beim Menschen Blutdruckanstieg infolge Gefäßverengerung nur nach toxischen Gaben be-obachtet wurde, lehnten verschiedene Forscher, darunter auch Cushny), eine therapeutische Digitalisgefäßwirkung ab. Dieser Auffassung steht nach Lendle) jedoch die Beobachtung entgegen, daß man am Tier und am gesunden Menschen nach therapeutischen Gaben eine mäßige Blutdrucksteigerung erzielen kann, wenn man vorher die Vagi durch Atropinisierung lähmt und damit die reflektorische Selbststeuerung des Blutdrucks über den Karotissinusreflex ausschaltet. Lendle nimmt daher auf Grund der neueren experimentellen Analysen an, daß sich eine Digitalisgefäßwirkung bei der therapeutischen Dosierung nicht ganz ausschließen läßt, daß sie aber bei der Behandlung von kreislaufinsuffizienten Patienten nur eine untergeordnete, allenfalls unterstützende Rolle spielt. Daher ist eine Digitalisbehandlung auch nur wenig wirksam in solchen Fällen, wo ein vaskuläres Versagen des Kreislaufes (Kollaps) die Blutzufuhr zum Herzen mindert.

Kumulation:

Unter der Kumulation versteht man das Auftreten einer zu starken pharmakologischen Wirkung durch die additiveę Wirkung von in bestimmten Zeiträumen wiederholt verabfolgten Gaben. Schon Withering war die kumulierende Wirkung der Digitalis bekannt und er schrieb daher vor: „Man lasse die Medizin in den Abständen geben, die oben erwähnt sind. Man lasse sie so lange gebrauchen, bis sie auf die Nieren, den Magen, den Pulsund den Darm wirkt; man lasse sie aussetzen, sobald dieersten Erscheinungen vonirgendeiner dieser Wirkungen auftreten.“ 1842 schrieb Schönlein), daß sich die Digitaliswirkung weit hinausstrecken könne, selbst 4-6 Tage nach dem Aussetzen des Mittels. Diese Beobachtung Schönleins ist nach Edens) richtig, „nicht weil die Digitalis noch im Herzen wirksam wäre, sondern weil das Herz durch die Digitalis in einen besseren Zustand gebracht worden ist, der in sich selbst die Bedingungen für eine gewisse Dauer trägt.“

Die ersten, die sich mit der Kumulation der Digitaliskörper auf experimenteller Grundlage beschäftigten, waren Fraenkel) und Hatcher). Letzterer bediente sich folgender Methode: Nachdem er die Dosis letalis minima eines Glykosids festgestellt hatte, vergiftete er Katzen mit der intravenösen Injektion einer Vordosis von 1/2 oder 3/4 der D. l. m. und stellte dann nach einer bestimmten Frist die Supplementsdosis fest, die nötig war, um den Herztod herbeizuführen. Hatcher kam durch diese Versuche zum Schluß, daß die Digitaliskumulation auf einer direkten Addition der im Tier noch vorhandenen wirksamen Menge Glykosid der Vor- und Enddosis beruhe. Er fand, daß von den herzwirksamen Glykosiden das Strophanthin schon nach 24 Stunden zerstört war, während das Digitoxin noch tage- und wochenlang eine Restwirkung erkennen ließ.

Die Hatcher‘sche Erklärung der Kumulation, die etwa 20 Jahre allgemein als gültig anerkannt worden war, konnte der Nachprüfung von Fromherz und Bauer) nicht standhalten. Es zeigte sich, daß die von Hatcher angenommene Dosis l. m. nicht die kleinste tödliche Dosis sei, da mit zunehmender Vordosis eine steigende Anzahl von Katzen ohne Nachdosierung unter Zeichen typischer Digitalisvergiftung zugrunde ging. An diesen Tieren zeigten sich schwere morphologisch nachweisbare Herzmuskelschädigungen: Neben Blutungen Degenerationserscheinungen und reaktive Prozesse, die als Folge von Koronarspasmen erklärt werden können (Büchner). Bauer und Fromherz stellten darauf Vergiftungsversuche mit wiederholten kleinen Dosen Digitoxin an Katzen an. Die Tiere ertrugen alle zwei Tage 0,5 mg/kg Digitoxin sechsmal hintereinander symptomlos. Der Auffüllversuch am zehnten Tage ergab kein kumulierendes Glykosid. 0,1 mg Digitoxin im Abstand von zwei Tagen vertrugen die Tiere jedoch nur zwei- bis dreimal. Die kleinere Dosis kumuliert also überhaupt nicht, die größere gibt eine reine Addition von Wirkungen. Die Verfasser kamen also zu dem Ergebnis, daß die Kumulation nicht eine Speicherung der Substanz, sondern eine reine Summation der Wirkungen ist, wobei es nach Weese) gleichgültig ist, ob es sich um primäre, therapeutische oder sekundäre, reversible oder irreversible, toxische Effekte handelt. Die histologische Untersuchung der Herzen zeigte in der ersten Gruppe nichts Krankhaftes, während in der zweiten Gruppe herdförmige Nekrosen, besonders im Gebiete der Papillarmuskeln festgestellt wurden. Diese Feststellung lieferte den Beweis, daß die kumulative Vergiftung nicht auf einer Anhäufung des Giftes im Herzen, sondern auf einer Häufung anatomischer Schädigung des Herzens durch das Gift beruhten).

Daß bei der Digitalistherapie die durch die Haftfestigkeit der Glykoside am Herzen bedingte Anhäufung von Wirkstoffen innerhalb des Bereichs weniger Tage eine Rolle spielt, hat mit dieser Erklärung der toxischen Kumulation nichts zu tun.

Mit der Frage der Eliminationsgeschwindigkeit der Digitaliskörper beschäftigt sich eingehend Lendle). Er warnt davor, die Kumulationsgefahren, die besonders bei der Katze in Erscheinung treten, zu überschätzen, da diese Tiere im Gegensatz zu anderen sehr giftempfindlich sind. So verträgt z. B. der Hund vielfach größere Teildosen ohne Herzmuskelschädigung, wie Weese und Dieckhoff) feststellten. Für die tägliche Praxis ist wohl wichtiger die Frage der Bindungsgeschwindigkeit. Herre) verglich die der verschiedenen Digitalisglykoside miteinander und fand, daß am schnellsten gebunden wurden die des Oleanders. Darauf folgt das g-Strophanthin. Nur halb so schnell gebunden wurde das Glykosid des Convallariaextraktes und wieder etwas langsamer das des Scillaextraktes. Dann folgte ein großer Abstand bis zu den Purpureaglykosiden. die langsamste Bindungsgeschwindigkeit hatte der Adonisextrakt.

Nach Edens) sind die bekannten Magen- und Darmerscheinungen – Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Koliken, und das letzte Stadium der Vergiftung, der Herzstillstand – für die Klinik weniger wichtig als die Herzerscheinungen, die den Beginn einer Vergiftung, Überdosierung oder Kumulation anzeigen. Als solche Erscheinungen werden der Reihe nach angegeben: Verlängerung der atrioventrikulären Leitung, ventrikuläre Extrasystolen, Block-, Kammer- und Vorhofflattern und -flimmern). Tomaszewski und Lapa) beobachteten bei einer 23jährigen Frau 5 Stunden nach dem Einnehmen von 10 ccm Digitaline Nativelle folgende Rhythmusstörungen: Pulsverlangsamung auf 40-48 Schläge, unregelmäßig, im Elektrokardiogramm wechselnd Sinusbradykardie, atrioventrikuläre Leitungshemmungen, aber kein vollständiger Block, spärliche atrioventrikuläre und ventrikuläre Extrasystolen, Atrioventrikularrhythmus, keine Bigeminie. Vergleicht man hiermit die sog. Digitaliskumulationen bei Menschen mit kranken Herzen, so ergeben sich nach Edens wesentliche Unterschiede: gewöhnlich sieht man hier ohne eine wesentliche Bradykardie eine Bigeminie durch Extrasystolen der Kammer oder Vorhofflimmern oder eine Hemmung der Reizleitung auftreten. Da die „Kumulationserscheinungen“ sich immer nach therapeutischen Gaben, ja sehr oft nach sehr geringen Gaben und sehr kurzer Zeit einstellen, ist Edens der Ansicht, daß man nicht von Vergiftung oder Kumulation, sondern nur von Überempfindlichkeit sprechen kann. Die bisher als Kumulations- oder Intoxikationserscheinungen der Digitalis gedeuteten Störungen der Herztätigkeit nach den üblichen Dosen sind nach der Ansicht von Edens grundsätzlich als Zeichen einer Herzschädigung anzusehen, die unabhängig von der Digitalis ist, in ihrer Wirkung auf die Funktion des Herzens aber durch die Digitalis gesteigert und dadurch manifest wird. Die klinische Digitaliswirkung ist nach Edens) daran gebunden, daß das Herz durch bestimmte Veränderungen seines Zustandes für die Wirkung des Mittels überempfindlich wird und so auf die therapeutischen, d. h. kleinen Gaben ansprechen kann. Diese klinische Erfahrung wurde im Tierexperiment durch Kobacker und Scherf) sowie Rotberger und Zwillinger) bestätigt, die nachweisen, daß durch Druck, Schnitt oder Kranzaderunterbindung Rhythmusstörungen durch kleinere Digitalisund Strophanthingaben hervorgerufen werden als beim gesunden Herzen.

Digitaliserbrechen:

Beim Digitaliserbrechen muß man zwei Vorgänge streng voneinander trennen. Der eine ist das Früherbrechen infolge der Reizwirkung der Digitaliskörper (Glykoside und sog. Ballaststoffe) am Magen. Diese Wirkung tritt auch bei Katzen ein und ist zur Wertbestimmung verwendet worden. Das Späterbrechen bei der Digitaliskumulation ist erst ein Zeichen der Vergiftung und wird von inneren Organen, wahrscheinlich von der Leber her, reflektorisch ausgelöst. Bei empfindlichen Patienten gibt man darum Digitalis rektal und parenteral. Näheres über die Brechwirkung der Digitalis vgl. Lendle).

Digitalisvergiftung:

Die ersten Erscheinungen einer Digitalisvergiftung zeigen sich oft in Magensymptomen, wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schwindel, Augenflimmern und zentral ausgelöstem Erbrechen. Das bei manchen Patienten nach der ersten Verordnung von Digitalis auftretende Erbrechen ist noch kein Zeichen der Vergiftung, sondern, wie oben schon erwähnt, ein Zeichen der örtlichen Reizbarkeit der Magenschleimhaut. Bei manchen Patienten zeigen sich auch frühzeitig schon Durchfälle. Als erstes Zeichen der kumulativen Giftwirkung gilt, am Pulse Bigeminie zu finden, eine hochgradige Bradykardie tritt ein, später beobachtet man gehäufte Extrasystolen).

Die Unregelmäßigkeiten der Herzbewegung sind eine Folge der Reizleitungsstörungen, die sich im Elektrokardiogramm bestimmen lassen. Die Leitung zwischen Vorhof und Kammer kann so erschwert werden, daß ein schon bestehender partieller Herzblock zum totalen Block werden kann, so daß die Kammer in ihrem eigenen Rhythmus von etwa 35-45 Pulsen schlägt. Weiter sieht man als Zeichen der Digitalisvergiftung Oligurie und Anurie, wie dies auch in Tierversuchen beobachtet wird. Beim Warmblüter steht das Herz nicht systolisch still wie beim Kaltblüter.

Klinische Ergebnisse der Digitalisanwendung:

Für die klinische Anwendung ist die Witheringsche Indikation auch heute noch die wichtigste. Diese sei darum noch einmal kurz wiederholt. Die Digitalis wirkt in allen Arten von Wassersucht mit Ausnahme der Sackwassersucht (Hydropsia spuria: Ansammlung wäßriger Flüssigkeiten in verschlossenen Hohlräumen). Die Digitalis ist kein allgemein urintreibendes Mittel, d. h. sie wirkt z. B. weniger erkennbar bei gesunden als bei kranken Menschen und leistet dann mehr als jedes Mittel. Sie ist z. B. öfters noch wirksam, wo alle anderen pflanzlichen Mittel fruchtlos angewendet worden sind.

Sie ist weiter nach Withering bei gewissen Herzerkrankungen ohne Wassersucht anzuwenden. Er meint, daß die Verlangsamung des Pulses durch Digitalis sich zu heilsamen Zwecken verwenden ließe, gibt aber keine genaueren Indikationen an.

Die Digitaliswirkung bei kardialer Insuffizienz formuliert Withering wie folgt: „Wenn der Puls schwach intermittierend oder gar gespannt ist, wenn das Aussehen des Kranken blaß ist und er um den Mund und die Augen blau aussieht, die Haut kalt anzufühlen, der Unterleib locker und das Wasser in demselben schon beweglich und zu fühlen ist, oder wenn die geschwollenen Glieder vom Druck des Fingers leichte Kuhlen zurücklassen ….“

Verfolgt man die Wirkung der Digitalis bei Wasserretention, so zeigt sich folgendes: In den meisten Fällen tritt eine starke Diurese auf, gleichzeitig verschwindet Dyspnoe und Zyanose, Siebeck) gibt Digitalis auch bei den geringsten Zeichen von Stauung, auch dann, wenn diese nur bei oder nach Überanstrengungen auftreten. Es vermehrt sich besonders stark die Ausscheidung des Kochsalzes, welche für die Wasserretention bedeutungsvoll ist. Die genannten Forscher stellten eine Kochsalzausschwemmung fest von 18 g in 4 Digitalistagen. Der Kochsalzgehalt des Blutes sank von 0,605 auf 0,549%. Es stellte sich dabei auch eine Verschiebung des Säurebasengleichgewichtes ein (Azidose im Harn bei Alkalose im Blut), für dessen Umstellung auch die Niere unter dem Einflusse eines erhöhten Vagustonus verantwortlich sein soll). Mit der zunehmenden Harnmenge wird der Harn heller und dünner und man kontrolliert die Gesamtausschwemmung am besten durch Messen des Körpergewichts, da das Wasser nicht allein durch die Nieren ausgeleitet wird. Man sieht dabei nach Rösler), daß die kalte Mazeration den Körper mehr ausschwemmt als der heiße Infus.

Ich möchte die kardiale Wirkung der Digitalis in drei Kapitel trennen, in ein Kapitel der sicheren Indikationen, der unsicheren und in das der Kontraindikationen.

I. Kardiale Indikationen:

Nach Edens) ist eine Herzhypertrophie mit Insuffizienz die Hauptindikation für die Digitalisanwendung. Die Digitaliswirkung auf die Herzarbeit, „ist so spezifisch, daß bei einem kranken, Hypertrophie und Insuffizienz vereinigenden Menschenherzen Digitalisgaben wirken, die zehnbis zwanzigmal kleiner sind als die im Tierversuch wirksamen Gaben.“ Es ist dabei gleichgültig, durch welche Art von Überlastung die Hypertrophie zustande gekommen ist, sei es durch Klappenerkrankung (Mitralinsuffizienz), durch arteriosklerotische Prozesse – seiesim Verlauf einer chronischen Nierenerkrankung oder eines Emphysems – stets ist nach Päßler) die Digitalis indiziert. Die Dekompensation pflegt einige Tage nach dem Beginn der Darreichung zu weichen. Nach Siebeck) ist die Wirkung bei rasch schlagendem Herzen günstiger als bei normaler und erniedrigter Pulsfrequenz. Edens nennt von den chemischen Wirkungen der Digitalis auf das Herz die Säuerung des Herzmuskels, die Änderung der Phosphorsäurefraktion (die Tätigkeitssubstanzen des Muskels), die Mobilisierung der ätherlöslichen Lipoidphosphatiden, ohne aber einen Zusammenhang dieser chemischen Einflüsse auf die Herzschwäche gesichert zu sehen. Nach ihm ist die Beobachtung Schuntermanns) sehr wichtig, nach welcher der hypertrophische Herzmuskel mehr Calcium und Wasser enthält. Auch Loewi hat schon auf die wichtige Rolle des Calciums für die Digitaliswirkung hingewiesen.

Eine gute Indikation ist Asthmacardiale. Hier kann insbesondere das schwer empfundene Cheyne – Stoke sche Atmen durch Digitalis zum Verschwinden gebracht werden, ebenfalls das damit verbundene passagere Lungenödem (Asthma humidum). Doch gibt man hier Digitalis nicht zu lange Zeit, insbesondere ist sie nutzlos, wenn das Cheyne – Stoke sche Atmen bestehen bleibt.

Unsichere kardiale Digitaliswirkungen:

Bei Endokarditis und Basedowkranken ist die Digitalis unwirksam, solange der Kreislauf ausgeglichen ist. Erst wenn die Blutverteilung sich abnorm gestaltet, ist die Digitalis indiziert. Nach Siebeck gilt als ein wichtiger diagnostischer Hinweis: „Wenn die Digitalis nicht wirkt, muß man stets an die Erkrankung des Perikards denken.“

Bei der paroxysmalen Tachykardie sind die Erfolge nach Päßler sehr zweifelhaft. Zwar hebt Aschenbrenner) hervor, daß er bei paroxysmaler Tachykardie gute Wirkung durch hohe intravenöse Digitalisgaben (0,45-0,5 Fol. Digitalis) gesehen hat, und zwar, daß auch Kranke mit schwerer Mitralstenose solche hohen Digitalisgaben gut vertrugen, doch ist nach Edens und anderen gerade wieder die Mitralstenose nicht für die Digitalistherapie geeignet.

Bei der Endokarditis lenta hat sich die Digitalis wirkungslos gezeigt.

Bei der Herzschwäche im floriden Stadium der rheumatischen Erkrankungen mit Tachykardie, Extrasystolen und subjektiven Herzbeschwerden versagt Digitalis oft völlig (Päßler). Bei alten rheumatischen Klappenfehlern sieht man zuweilen günstige Wirkung, so weit sie nicht durch eine frische, rheumatische Myokardschädigung, die von bestimmten Infektionsherden ausgeht, bedingt sind.

Nicht rheumatische Mitralvitien und frische Myokarditiden sind nach Jagič und Zimmermann) besonders digitalisempfindlich.

Bei der schwieligen Perikarditis, sowohl bei der rheumatischen als auch bei der tuberkulösen, ist Digitalis unwirksam. Die Pulsrhythmusstörungen geben nach Digitalis kein einheitliches Bild. Die Extrasystolen werden manchmal unter besonders vorsichtiger Digitalisdarreichung wesentlich geringer, insbesondere die Extrasystolen der Arteriosklerotiker und Hypertoniker. Jedoch ist Digitalis völlig unwirksam bei den Extrasystolen nervöser Menschen. Bei dem Pulsusirregularis absolutus infolge von Vorhofflimmern und Vorhofflattern soll man nach Päßler zwei Typen unterscheiden, und zwar den langsamen Typ, der jahrzehntelang ohne Herzinsuffizienz bestehen kann und keiner Digitalis bedarf, und den schnellen Typ mit so raschen Kammersystolen, daß Herzinsuffizienz auftritt. Dieser Typ läßt sich teilweise recht gut mit Digitalis behandeln. Die Wirkung besteht hier in einer Hemmung der Reizleitung, wodurch die Gefahr des totalen Herzblocks herabgemindert wird. Die nach kleinen Digitalisgaben auftretende Pulsverminderung auf 100 in einer Minute ist, wie D. Gerhardt nachweisen konnte und wie es sich im Elektrokardiogramm verfolgen läßt, eine „Pseudoarhythmie“. Wenn man manchmal eine Besserung nach Digitalis sieht, so ist es nicht klar, ob diese Besserung auf Digitalis zurückzuführen ist, weil auch spontane Selbstheilungen beobachtet werden.

Wirkungslos zeigt sich die Digitalis bei der Kreislaufschwäche im Infektionskollaps.

Gegen die Verordnung von Digitalis bei Herzschwäche als Folgen einer allgemeinen Arteriosklerose sind von manchen Ärzten Bedenken geltend gemacht worden. Sie befürchten, daß in diesem Falle durch Digitalis eine Apoplexiegefahr bestehe, eine ähnliche Gefahr bestehe auch bei der sogenannten genuinen Hypertonie. Päßler hält diese Gefahren für äußerst gering, jedenfalls stünden sie nicht im Verhältnis zum Nutzen der Beseitigung einer Insuffizienz.

Gegen die Verordnung von Digitalis bei Koronarsklerose wird oft geltend gemacht, daß dabei die Anfälle von Angina pectoris zunehmen. Päßler gibt auch diesem Bedenken Ausdruck und empfiehlt in solchen Fällen mit ganz kleinen Dosen zu beginnen und nur ganz langsam und unter sorgfältiger Kontrolle die Digitalisdosis zu erhöhen.

Kontraindikationen für Digitalis bei kardialen Erkrankungen:

Bei Aorteninsuffizienz versagt Digitalis in den meisten Fällen. Man sieht sogar im Gegenteil manchmal eine Verschlechterung des Kreislaufverhältnisses und auch nach Päßler z. B. dann, wenn gleichzeitig relativ hohe Pulsfrequenz besteht. In diesem Falle ist die vorhandene Pulsbeschleunigung ein besonderer Hinweis für die Kontraindikation, denn sie ist eine vom Körper herbeigeführte Kompensation der Kreislaufinsuffizienz, die durch Digitalis vernichtet würde. Trotzdem gibt Siebeck in bestimmten Fällen von Aorteninsuffizienz Digitalis, und zwar dann, wenn sich Zeichen von Stauung bemerkbar machen. Die Frage, ob bei Aorteninsuffizienz Digitalis angewandt werden soll, wird letzten Endes durch die Kontrolle der Anwendung entschieden.

Bei der Koronarthrombose, dem Herzinfarkt, ist Digitalis kontraindiziert. Bei Diphtherie zeigt sich eine besonders nachteilige Wirkung nach Digitalisgaben. Nach O. Heubner) sprechen die durch einen toxischen, z. B. postdiphtherischen, Einfluß zerfallenen Herzmuskelfasern so schädlich auf Digitalis an, daß die Gefahr eines plötzlichen vollständigen Versagens des Herzmuskels durch Digitalis erheblich vermehrt wird. Diese nachteilige Wirkung ist auch experimentell bestätigt worden.

J. Dieckhoff und E. Schulze) untersuchten die Empfindlichkeit des diphtherietoxingeschädigten Katzenherzens gegen Digitoxin und Strophanthin. Bei Digitoxin ist die Empfindlichkeit heraufgesetzt um 83%, beim Strophanthin um 64%.

Bei drohendem Herzblock (Vorhofflimmern mit langsamen Kammerpulsen) ist Digitalis kontraindiziert. Wie im pharmakologischen Teil dargelegt, kann es bei unvorsichtiger Digitalisierung zu einem kompletten Herzblock kommen.

Sonstige Indikationen:

1. Wirkung auf die Gefäße:

Focke) berichtet, daß bei 75% der von ihm behandelten Epistaxis-Patienten keine Blutungen mehr auftraten. Recht günstige Erfolge hatte er auch bei Lungenblutungen (wobei – seinen Worten nach – kein anderes Medikament so rasch und nachhaltig wirkte wie die Digitalis) und bei Blutungen des normalen Uterus, wo er Digitalis bei entsprechender Verordnung sogar Secale und Hydrastis für überlegen hält. Einen überraschenden Erfolg bei Lungenbluten erzielte auch König).

2. Wirkung auf Infektionskrankheiten:

Von den zahlreichen klinischen Hinweisen auf diesem Gebiet seien nur einige wenige hier erwähnt. So hatte Hartz) gute Ergebnisse mit Digitalis bei Grippepneumonie. Auch Bragagnola) behandelte Pneumoniekranke erfolgreich mit Digitalis. Doch ist im allgemeinen die Behandlung von Pneumonie mit Digitalis nur wenig gebräuchlich.

Januschke) berichtet über ausgesprochene Heilwirkungen der Digitalis bei Keuchhusten, bei akuter und chronischer Rachenentzündung, bei asthenischen Zuständen, besonders der Kinder, und bei der ekzematösen Bindehautentzündung.

Anwendunginder Homöopathie:

Die Anwendung von Digitalis ist in massiven Dosen, den sogenannten allopathischen Dosen, auch bei den Homöopathen üblich. Stauffer) unterscheidet auch die Digitalisverreibungen in niedrigen Dosen, 1.-2. Potenz, von den „homöopathischen Dosen“, 3.-6. Potenz. Hier sei nur auf die letzteren Dosen eingegangen mit der abweichenden Indikation.

a) Kardiale Wirkung:

Die Digitalis ruft eine Verlangsamung der Herztätigkeit mit Verstärkung des Pulses hervor. Dementsprechend wird sie in der Dosis D 3-6 bei langsamem, vollem Puls mit Angstzuständen angewendet, wenn der Patient nachts zum Herumgehen genötigt ist. Cave Tachykardie!

b) Extrakardiale Wirkung:

Die Wirkung auf die Psyche steht im Vordergrund, und Digitalis wird bei Schlaflosigkeit und Unruhe gegeben, auch unabhängig davon, ob der Puls verlangsamt und voll oder irregulär ist, da ja bei der Prüfung am gesunden Menschen auch Auftreten von Irregularität nach Digitalis beobachtet wird. G. Atzrott, Berlin, schreibt mir auf Grund seiner Erfahrungen, die er mit Digitalis gemacht hat: „Es hob die seelische Kraft und gab den Patienten, die vorher unruhig und ganz schlecht schliefen, einen festen Schlaf. Meine Beobachtungen über Digitalis D 3 und D 6 erstrecken sich über 9 Jahre. Ich habe es bei vielen 1000 Patienten gegeben und möchte die große seelische Beruhigung hervorheben, die es den Patienten gab. Die Irregularität des Pulses wurde nicht gehoben. Dazu diente mir stets Chin. sulf. D 2 und D 6, eine ausgezeichnete Kombination. Ohne Digitalis kein Chinin.“

Neben der schon erwähnten Wirkung auf die Psyche und auf Schlafstörungen wird Digitalis angewandt bei den verschiedensten Symptomen, die nach größeren Digitalisgaben bei Gesunden beobachtet worden sind. Hier ist zunächst die Wirkung auf die Leber zu nennen, So gibt man Digitalis bei Störungen des Magen- und Darmtraktus mit Gelbsucht), wenn die Leber groß und schmerzhaft ist, Erbrechen von Schleim und Galle erfolgt).

Verhältnismäßig häufig verwendet man Digitalis bei hormonalen Störungen.

Erwähnt sei die innerliche und äußerliche Anwendung bei Struma, die innerliche Anwendung bei häufigen Pollutionen, Impotenz und Prostata-hypertrophie, bei allgemeiner Drüsenschwellung, bei zu früher und zu starker Periode, bei Uterusblutungen.

Von den sonstigen Indikationen der Homöopathie seien noch erwähnt: chronischer Tripper, Wirkung auf die Maibom schen Drüsen. Die Wirkung auf Blepharitis, die von homöopathischer Seite verschiedentlich behauptet wurde, konnte von Bartels, Lichterfelde, durch eigene Arzneiprüfung nicht bestätigt werden.

Als Wechselmittel werden in der Homöopathie u. a, gern Scilla, Crataegus und Strophanthus angewendet, bei hydropischen Zuständen auch Helleborus und Adonis vernalis).

Überempfindlichkeit:

Es gibt Patienten, bei denen die üblichen Dosen auch in „Teep“-Form Magenbeschwerden hervorrufen, die gelegentlich zum Erbrechen führen können, vgl. den Abschnitt Digitaliserbrechen. Gelegentlich sind aber auch bei innerer und äußerer Anwendung Digitalisexantheme beobachtet worden. Touton) bringt eine Zusammenstellung der bisherigen Berichte solcher Überempfindlichkeits-erscheinungen. Es traten papulöse Exantheme, mattrote papulöse Effloreszenzen auf dem Rücken und der Bauchhaut ohne jeglichen Juckreiz, Dermatitis erysipelatoidea, einmal auch eine universelle Riesenurtikaria mit heftigstem Jucken auf, daneben einmal Gesichtsödem, heftige Quellung der Lider, Fieber und schwere Störung des Allgemeinbefindens, die zwei bis drei Tage nach Aussetzen der Digitalis sich zurückbildeten. Auch komplette Alopezie, Abstoßen der Finger- und Zehennägel, kurzandauernde Albuminurie sind beobachtet worden. Bei einigen Fällen war es nicht unbedingt sicher, ob die Erscheinungen auf die Digitalisanwendung zurückzuführen waren.

Zubereitungen, Dosierung:

Wie schon in dem Abschnitte „Begleitstoffe“ näher ausgeführt ist, haben sich in der Digitalistherapie die aus der Volldroge hergestellten Präparate den Einzelglykosiden überlegen gezeigt, und es kann wohl mit Sicherheit behauptet werden, daß die Vorzüge der Blätter auf der Kombination der verschiedenen Bestandteile basieren.

1. Digitalisblätter:

Die Digitalisblätter stellen unzweifelhaft die zweckmäßigste Form der Digitalismedikation dar, da sie richtig zubereitet quantitativ und dauernd haltbar die gesamten Digitalisglykoside sowie auch die wichtigen Begleitstoffe enthalten. In bezug auf die Dosierung kann nach Meyer-Gottlieb) als allgemeine Regel gelten, von gut wirksamen Digitalispulver täglich drei bis vier Einzelgaben zu 0,1 g anzuwenden und diese Medikation drei bis vier Tage hindurch, aber in dieser Tagesdosis nicht länger, fortzuführen. Ist der volle therapeutische Erfolg schon am zweiten oder dritten Tage erreicht, so empfehlen verschiedene Autoren, um eine kumulative Wirkung zu verhindern, das Mittel auszusetzen oder die Tagesgabe zu verringern. Von anderer Seite wird dagegen, um die Heilwirkung nachhaltiger zu gestalten, das Weitereinnehmen bis zu einem Gesamtverbrauche von 2-2,5 g bevorzugt. Jedoch ist die Digitalisbedürftigkeit in den einzelnen Fällen sehr verschieden. So ist z. B. bei Fieber nach Liebmann) der Abbau und Verbrauch der Digitaliskörper in der Peripherie (Muskeln, Leber und Niere) vermehrt, so daß größere Digitalisgaben vertragen werden. Auch die thyreotoxische Herzinsuffizienz erfordert nach Braun) und Jagič) meistens höhere Dosen, während die durch Übererregung der Reizbildung in den Vorhöfen veranlaßte Arhythmie und die indirekt durch sie bedingte Herzinsuffizienz schon durch die chronotrope Wirkung kleiner Digitalisgaben günstig beeinflußt werden). Gerade im Hinblick auf diese Verschiedenheit der Digitalisbedürftigkeit sollten, um die Dosierungsfrage nicht noch mehr zu erschweren, nur Präparate verwendet werden, deren Wirkungsstärke genau bekannt ist, also vor allem Folia Digitalis titrata. Seit dem 1. Januar 1928 gibt es in Deutschland nur amtlich geprüfte und auf einen gleichbleibenden Wirkungswert eingestellte „Folia Digitalis“ in Flaschen und in zugeschmolzenen Ampullen (bis zu 2 g), so daß dort die Digitalis titrata oder normata mit den „Folia Digitalis“ des Arzneibuches identisch sind. Bei der Verordnung „Folia Digitalis ex ampulla“ ist das Blattpulver einer bisher nicht eröffneten Ampulle zu entnehmen, der Rest aber zu vernichten. Schaffler) untersuchte im Laboratorium seiner Klinik die verschiedenen Digitalispräparate in bezug auf ihre Wirkungsstabilität und fand, daß die größte Stabilität und die gleichmäßigste Wirkung das Digitalis „Teep“ besitzt.

Die Digitalis ist ein Prototyp des von mir aufgestellten Leitsatzes, daß das Vollpflanzenpulver die beste Darreichungsform darstellt.

2. Digitalistinktur:

Nach C. de Lind van Wijngaarden) steht den Digitalisblättern nach Wirkungsart, Wirkungsstärke und Haltbarkeit die Digitalistinktur am nächsten. Sie wird besonders viel in England und Amerika angewendet. Sie wird entweder zu 10-20 Tropfen oder zu 0,5-1 ccm angewendet. Die Urtinktur nach dem Homöopathischen Arzneibuch (HAB.) ist weniger wirksam, da sie nur aus dem Preßsaft und nicht aus der ganzen Pflanze hergestellt wird.

3. Digitalisinfus:

Neben den Digitalisblättern und der Tinktur gehört das Infus zu den am meisten gebräuchlichen Digitaliszubereitungen. Doch ist nach Focke), wie schon erwähnt, die Wirkung des Infuses etwa um 20% schwächer als die des Blätterpulvers. Die Infuse sollen vor den Blätterpulvern den Vorzug rascher und vollständiger Resorption, dagegen den Nachteil geringerer Haltbarkeit, zumal bei längerem Stehen in der Wärme, haben, am wirksamsten ist das auf kaltem Wege gewonnene Infus (Maceratio frigida). Nach Fröhlich) ist es nötig, bei der Verordnung eines Digitalisinfuses zur Vermeidung einer Zersetzung durch Bakterieninvasion 3-5% Alkohol zuzusetzen, so daß die Rezeptformel lautet: Rp.: Fol. Digit. titr. 1,0 macer, via frigida c. Aquae 200,0, Colaraturae adde Spirit. Vini dil. 10,0. Von einem Infus 1 : 200 wird mehrmals täglich, allenfalls zweistündig, 1 Eßlöffel verschrieben. Infuse können, da sie keine Reizwirkung ausüben, auch zu Klysmen verwendet werden.

Digitaliszäpfchen:

In neuerer Zeit bedient man sich auch vielfach bei der Digitalismedikation der rektalen Darreichungsform, die die Vorteile der schnellen Resorption und der Vermeidung von Magenbeschwerden für sich hat. So zieht u. a. auch Martini) die rektale Einverleibung der peroralen vor, da bei der letzteren ein großer Teil der Droge bei der Leberpassage abgefangen würde. Auch wegen der Vermeidung einer direkten Magenreizung ist nach ihm die Einverleibung per rectum in Zäpfchenform der weitaus bessere Weg. Von Morawitz werden Digitaliszäpfchen bei Kreislauf-insuffizienz in Fällen mit portalem Stauungstyp, wo die Leberschranke schwer zu überwinden ist, empfohlen.

Angewandter Pflanzenteil:

Während v. Haller neben der Verwendung des Krautes auch eine solche der Blüten (zu Salbe) kennt und Geiger auch noch die Wurzel als „ehedem“ gebräuchlich anführt, kennen die späteren Autoren fast nur noch die Blätter als verwendeten Pflanzenteil.

Nur Dragendorff führt neben den Blättern auch noch die Samen an, und Marfori-Bachem erwähnen den verschiedenen Gehalt der Blätter und Samen an charakteristischen Stoffen.

Das neueste Werk über den Fingerhut (H. Weese, Digitalis, S. 46) sagt: „überall und zu jeder Zeit wurden ausschließlich die getrockneten Blätter der Digitalis purpurea verwandt. Die Purpureasamen fanden lediglich vorübergehend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Ausgangsmittel für die technische Darstellung des Digitalinum germanicum in Deutschland Verwendung … Die Blätter der blühenden zweijährigen Pflanze sollen nach den Untersuchungen von Caesar und Loretz durchschnittlich ab Juli gesammelt werden, während die Blätter der nicht blühenden Pflanzen erst vom August an ihren vollen Wirkungswert erreichen und dann den besten Blättern von blühenden Pflanzen nicht nachstehen … Die beste Tageszeit für das Pflücken der Blätter ist der Spätnachmittag sonniger Tage (Dafert 1921) …“

Ich empfehle zur Herstellung der Präparate die frischen Blätter vor der Blüte. Aus ihnen wird auch das „Teep“ hergestellt. Hahnemann läßt dagegen den frisch ausgepreßten Saft der Blätter verwenden. Aus demselben Ausgangsstoff wird die homöopathische Urtinktur nach dem HAB. bereitet (§ 1).

Folia Digitalis ist in allen Pharmakopöen offizinell.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,06-0,18 g Fol. Digitalis titr. zweimal täglich (Trendelenburg);

20 Tropfen der Tinktur dreimal täglich (je 20 Tropfen enthalten 0,05 Blatt, Trendelenburg).

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ Digitalis forte dreimal täglich;

2 Tabletten „Teep“ Digitalis mite vier- bis sechsmal täglich.

(„Teep“ Digitalis forte ist auf 50% Fol. Digitalis titrata eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Fol. Digitalis titr.; „Teep“

Digitalis mite ist auf 10% Fol. Digitalis titr. eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Fol. Digitalis titr.)

Maximaldosis:

0,2 g pro dosi, 1 g pro die Folia Digitalis (DAB. VI);

1,5 g pro dosi, 5 g pro die Tinct, Digitalis (DAB. VI).

Homöopathische Dosis:

Digitalis dil. D 4 dreimal täglich 10 Tropfen;

Digitalis „Teep“ D 4 dreimal täglich 1 Tablette.

Rezeptpflichtig:

Folia Digitalis, Tinctura Digitalis, Extractum Digitalis,

Digitalinum, Digitalini derivata et eorum salia.

Homöopathische Zubereitungen bis D 3 einschließlich.

Rezepte:

(nach Rost-Klemperer):

Rp.:

Fol. Digit, 0,1
Sacch. alb. 0,5
F. pulv. d. t. dos. XII.
S.: Dreimal täglich 1 Pulver zu nehmen.

(nach Rost-Klemperer):

Rp.:

Fol. Digit. 2
Mass. pil. q. s. ut fiant pil. Nr. XX.
D.s.: Dreimal täglich 1 Pille zu nehmen.

Bei Herzleiden (nach Marfori-Bachem):

Rp.:

Fol. Digit. pulv.
Camph. trit.  aa 1,5
Mass. pil. q. s. ut f. pil. XXX.
M.d.s.: Dreimal täglich 1 bis 2 Pillen.

Zur rektalen Verwendung (nach Trendelenburg):

Rp.:

Fol. Digit. 0,1 (0,15)
Olei Cacao q. s. f. supposit, D. tal. dos. No. X
S.: Dreimal täglich 1 Suppositorium einzulegen.

Bei Struma, Schwellungen von Drüsen:

Rp.:

Tinct. Digitalis 5
Vaselini flavi ad 50 M.f. ung.
D.s.: äußerlich.

(nach Rost-Klemperer): (mod. v. Verf.):

Rp.:

Macerationis frigidae Fol. Digitalis (0,75-1,0): 150
Spiritus 15
M.d.s.: dreistündlich 1 Eßlöffel voll.

(nach Marfori-Bachem):

Rp.:

Infus. Fol. Digit. 1,0:150
Liqu. Kal. acet. 50
M.d.s.: Mehrmals täglich 1 Eßlöffel.

Bei Herzdekompensation mit Arhythmia perpetua (nach Meyer):

Rp.:

Fol. Digitalis 1,5
Chinini sulfurici 0,5
Massae pil. q. s. f. pil. Nr. XXX.
D.s.: Dreimal täglich 1-2 Pillen.

Bei Hydrops (nach Rost-Klemperer):

Rp.:

Fol. Digitalis Bulbi Scillae pulv.  aa 2
Extr. Gentianae 1,2
Olei Juniperi 0,4
M. f. ope Glycerini q. s. pil. Nr. XXX
Consp. Lycop.
D.s.: Drei- bis vierstündlich eine Pille.
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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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