Frauenschuh, Orchidaceae.
Name:
Cypripédium pubéscens Willd. Frauenschuh, Nervenwurzel. Französisch: Valériane américaine; englisch: Lady’s slipper, water nerve-root, Indian shoe, bleeding heart, American valerian; dänisch: Fruesko, Venusko; italienisch: Cipripedio; polnisch: Obuwik; russisch: Wenerin baszmaczak; schwedisch: Toffelblomma; tschechisch: Střevičnik; ungarisch: Papucsvirág.
Verbreitungsgebiet
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Namensursprung:
Cypripedium, eine Zusammensetzung aus dem griechischen χπρις (kýpris) = Beiname der Venus und πδιλον (pédilon) = Schuh bezieht sich auf die charakteristische Form der Blüten, die Ähnlichkeit mit einem Schuh besitzen; pubescens = flaumhaarig.
Botanisches:
Diese in Nordamerika heimische bis 50 m hohe Orchidee ähnelt in Wurzel, Stengel und Blättern der bei uns vorkommenden Art C. calceolus, nur ist die Behaarung viel stärker. Der tiefbraune knotige Wurzelstock liegt horizontal und ist mit den Resten der abgestorbenen Stengel und Blattscheiden besetzt. Der stielrunde Stengel ist mit drei bis fünf wechselständigen, elliptischen bis eiförmiglanzettlichen, spitzen, gefalteten Blättern besetzt, die etwa 10 cm lang und flaumig behaart sind. Am Grunde ist er von mehreren braunen, schlaffen Scheiden umhüllt. Der Stengel trägt meist nur eine große Blüte. Auf dem kurz gestielten oder sitzenden, nur wenig gedrehten Fruchtknoten sitzt das fünfblättrige Perigon mit vier grünen, rotpunktierten Zipfeln und der gelben, schuhartig aufgeblasenen Lippe. Die Pflanze gedeiht an schattigen Orten in Torfböden mit verfaultem Laubmull und Sand. Blütezeit: Mai bis Juni.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die in Nordamerika schon länger als Heilmittel bekannte Pflanze wurde 1864 durch Hale in den homöopathischen Gebrauch eingeführt.
Wirkung
v. Haller erwähnt, daß die einheimische Frauenschuh-Wurzel stark purgiere.
In Nordamerika wird die Wurzel der dort vorkommenden Art als Volksheilmittel bei nervöser Hyperästhesie, insbesondere krankhafter Empfindlichkeit des Auges verwendet. Es wird sogar behauptet, daß das Mittel Epilepsie geheilt habe und von großem Nutzen bei Neuralgie, Hysterie, nervösem Kopfschmerz und Insomnie sei. Wie der Brit. Pharm. Cod. schreibt, ähnelt Cypripedium dem Baldrian, ist aber etwas schwächer in der Wirkung.
Stauffer wandte es mit bestem Erfolge bei Schlaflosigkeit der Kinder und Frauen an.
Das Kraut hat hautreizende Wirkung. Außer Cypripedium pubescens haben auch andere behaarte Cypripediumarten, wie Cypripedium spectabilis und Cypripedium parviflorum, in frischem Zustande in Amerika häufig zu Hauterkrankungen geführt. Diese waren der Wirkung von Primula obconica und Rhus toxicodendron ähnlich. Über Versuche am Menschen berichtet Dougal.
Die hauptsächlich wirksamen Bestandteile der Wurzel sind ätherisches Öl, Harzstoffe und Tannin.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Cypripedium wird bei Insomnie lebhafter Kinder, Gehirnreizungserscheinungen während der Dentition, Chorea minor, Hysterie mit Überreizung, nervöser Unruhe, Hyperästhesien, Beschwerden nach Tee- und Kaffeegenuß und nervösen Darmspasmen erfolgreich angewandt.
Als Wechselmittel kommen u. a. Belladonna, Hyoscyamus und Stramonium in Frage.
Angewandter Pflanzenteil:
Sämtliche Autoren (v. Haller, Potter, The Brit. Pharm. Codex, die homöopathische Pharmakopöe der Vereinigten Staaten u. a.) nennen den Wurzelstock bzw. Wurzeln.
Für die Zubereitungen ist am besten der frische, im Herbst gegrabene Wurzelstock zu verwenden, aus dem auch das „Teep“ hergestellt wird. Die homöopathische Urtinktur nach dem HAB. hat den gleichen Ausgangsstoff (§ 3).
Dosierung:
Übliche Dosis:
1 g des Pulvers dreimal täglich (Brit. Pharm. Cod.);
0,6-1,8 g des Fluidextraktes (Potter).
1-2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Rhiz. Cypripedii pubescentis.)
In der Homöopathie:
dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.
Maximaldosís:
Nicht festgesetzt.
_____________________________________ Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.