Zingiberaceae.
Name:
Cúrcuma xanthorrhiza Roxb. Temoe lawak.
Namensursprung:
Curcuma kommt vom indischen kurkum, dem Namen der Pflanze, xanthorrhiza von ξανθς (xanthos) = goldgelb, bräunlich, und ζα (rhiza) = Wurzel, wegen des im Querschnitt gelben Wurzelstockes, Temoe lawak ist der malaiische Name der Droge.
Verbreitungsgebiet
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Botanisches:
Es ist nicht leicht, in der Literatur über die Stammpflanze von Temoe lawak klare Auskunft zu erhalten.
Nach Engler und Prantl II, 6, 11, 13, 18 ist die Nutzpflanze Curcuma longa L. (Gelbwurzel, Turmeris, Gurgemei) mit 4 cm dicken, knolligem Rhizom, mit rundlichen, bis birnenförmigen, von Blattnarben quergeringelten Gliedern, lang gestielten, breit lanzettförmigen Blättern, 1,5 dm hohem Blütenschaft und blaßgelben Blüten in den Achseln weißlicher Deckblätter. Sie ist die Stammpflanze des Rhizoma Curcumae, sowohl der runden (die Hauptknollen) als der langen (die Knollenäste) Curcuma. Sie ist wie Zingiber nicht mehr im wilden Zustande anzutreffen, auch kennt man ihre Früchte nicht, z. T. vielleicht weil man die Stengelbildung absichtlich unterdrückt. Als Heimat muß Südasien angenommen werden. Sowohl in China als in Indien und auf den südasiatischen Inseln wird sie angebaut und in großen Quantitäten exportiert. Die Droge enthält den prachtvollen Farbstoff Curcumin und Curcumaöl.
In der Apotheker-Zeitung 1932, 8, 112 ff. bringen W. Peyer und H. Hünerbein eine Abhandlung über Temoe lawak. Dort heißt es:
„Im Holländischen Arzneibuch, 4. Ausgabe (nur in diesem) ist eine Droge genannt: Rhizoma Curcumae Javanicae, Javaansche Curcumawortel.
In Niederländisch-Ostindien wird die Javanische Curcumawurzel Temoe lawak genannt.“
In der vorletzten Ausgabe dieses Arzneibuches (1905) war als Stammpflanze Curcuma longa genannt. Dieser Irrtum wurde berichtigt durch C. van Zijp („Pharmaceutisch Weekblad“ 1917). Der Verfasser bringt hier eine recht ausführliche Morphologie der ganzen Pflanze und der Droge.
A. Guttenberg schreibt, daß Temoe lawak von Curcuma longa stamme. Der Verfasser untersucht: die von der Firma Caesar und Loretz vertriebene Probe, die original holländische Probe, Lawak-Tee, die Spezialität Heparliten (Heparlitol) sowie Curcuma longa und Curcuma zedoaria und stellt fest, daß die ersten vier Produkte identisch sind und daß sich Curcuma longa und Curcuma zedoaria deutlich herausheben. Demnach scheint C. longa die Stammpflanze zu sein. Diese ist eine ausdauernde Pflanze. Sie hat ein etwa 4 cm dickes Rhizom. Seine rundlichen bis birnförmigen Glieder erscheinen durch Blattnarben quergeringelt. Die Blätter sind sämtlich grundständig, lang-scheidenartig gestielt, die fertig entwickelten etwa 1 m lang und 12 cm breit, verkehrt eiförmig-lanzettlich, sehr spitz. Die Seitennerven verlaufen von der starken Mittelrippe unter spitzem Winkel. Die blaßgelben, sitzenden Blüten bilden ziemlich dicke Ähren. Sie stehen gewöhnlich zu zweien hinter einem großen hohlen Deckblatt, das sie überragen.
Temoe ist der allgemeine javanische Name für heilkräftige Wurzeln. J. Kloppenburg-Versteegh gibt in ihrem Buche über indische Drogen die Curcuma xanthorrhiza Roxb. als Stammpflanze der Temoelawak an. Die Wurzel der Curcuma zeodaria Rosc. trägt nach ihr den malaiischen Namen Temoe Poetih und ist der Temoe lawak nahe verwandt. Die Curcuma domestica Val. hat den javanischen Namen Koenir of Koenjit. Die Curcuma xanthorrhiza hat einen Wurzelstock, der frisch durchschnitten eine gelbe Farbe zeigt. Die älteren Wurzeln oder die Hauptwurzel sind mehr orangefarben, sie enthalten viel Öl. Die Hauptwurzel wird zu Heilzwecken verwendet, während die Nebenwurzeln eine schmackhafte Kinderspeise liefern. Auf Lößboden können die Wurzeln sehr groß werden. Wenn man keine frischen Wurzeln zur Verfügung hat, kann man sich mit trockenen behelfen, diese sind jedoch nicht so wirksam. Die frischen Knollen werden geraspelt, der Saft ausgepreßt und durch ein Tuch gefiltert. Man läßt den Saft eine Nacht zum Klären stehen und filtriert ihn dann. Der Rückstand muß entfernt werden, da er für nierenschädlich gilt. Allzu häufiger Gebrauch führt zu Magenbeschwerden. Für den täglichen Gebrauch genügt ein Wurzelstück in der Größe eines Enteneies. Man gewinnt daraus ein Portweinglas voll Saft. Die getrockneten Knollen müssen anders behandelt werden. Man schneidet sie in dünne Scheiben und stellt daraus einen Teeauszug her. Die Curcuma domestica Val. kommt überall auf Java wildwachsend vor und gehört auch zu den bekanntesten Temoesorten. Die Javaner nennen sie „koenir of temoe koening“. Auf malaiisch nennt man sie „Koenjit“. Die Nebenwurzeln werden geraspelt zum Würzen und Gelbfärben der Speisen gebraucht, während die Haupt- oder Mutterwurzeln als Arzneimittel verwendet werden, vor allem die zweijährigen. Die Hauptknolle muß nach der Ansicht der Javaner einen orangefarbigen Durchschnitt haben und viel Öl enthalten. Auch diese Knolle hat frisch einen größeren Wert als getrocknet. Auf Sumatra ißt man die Blätter, die sehr aromatisch sind, als Grünspeise.
Geschichtliches und Allgemeines:
Curcuma domestica wird schon seit langer Zeit sowohl in der deutschen wie auch ausländischen Medizin als Choleretikum und Cholekinetikum verwendet. Wie Stirnadel zu berichten weiß, wurde sie sogar schon im Alten Testament als Heilmittel erwähnt. Tabernaemontanus sagt in seinem „New und vollkommen Kräuterbuch“ (1613) von Curcuma: „Es ist die Wurzel gar wenig in Gebrauch / Es wird aber ein Lattwerge in den Apotheken zugerichtet / Diacurcuma genennt / so zu vielen Schwachheiten gut ist / als nemlich zu kalten Schwachheiten des Magens / der Leber und des Miltzes / und derselben langwierigen Gebrechen. Gilbwurzel wird auch genannt Gelsuchtswurzel / die weil sie zu der Gelsucht sol gut seyn.“
Wirkung
Temoe lawak ist ein malaiisches Volksmittel gegen Leberleiden und Gallenstauungen.
Kloppenburg-Versteegh nennt Curcuma xanthorrhiza als Stammpflanze der Temoe lawak. Nach ihr sind die Anwendungen in Indien außerordentlich vielfältig. Die Droge beugt als Blutreinigungsmittel verschiedenen Krankheiten, z. B. Wasserpocken, vor. Auch sie gibt an, daß die Droge zur Beförderung der Gallenabsonderung gegeben wird, weiter bei schleimigem Stuhlgang und Blut, bei Amöben- und bazillärer Ruhr, Fieberkrankheiten der Kinder. Die älteren orangefarbigen Hauptwurzeln seien ein gutes Abführmittel. Auch stillenden Müttern wird die Wurzel als Teegetränk empfohlen ohne Angabe weiterer Indikationen. Die Knolle wird geraspelt und mit Wasser und Zucker für Kinder zu einem schmackhaften Brei gekocht.
Die Curcuma domestica wird in ähnlicher Weise angewendet wie die Curcuma xanthorrhiza, bevorzugt wird sie bei Magenkrankheiten, Magenkrämpfen mit dünnem, grünlichem Stuhlgang, auch mit Schleim und Blut vermischt. Die Wurzel gilt als blähungstreibendes Mittel, ihre adstringierende Wirkung wird bei Erweiterung des Dickdarms mit einem Stuhlgang, teilweise dünn oder mit steinharten Stücken, verwertet. Auch bei Mastdarmentzündung, bei Magenerkrankung infolge Erkältung und Infektion, bei der sogenannten Hitzediarrhöe, Darmgeschwüren, Hämorrhoiden, Amöben- und bazillärer Ruhr wird sie gern gegeben. Beliebt ist sie weiter bei Gallensteinleiden, und hier gilt sie als probates Mittel besonders für Patienten mit schwachem Magen. Von den sonstigen Indikationen seien noch folgende erwähnt: Der Brei, besonders der von alten, sehr ölhaltigen Wurzeln, wird auf infizierte Wunden gelegt und ebenso bei Insekten- und Schlangenbissen angewendet. Während der ersten vier Monate einer Schwangerschaft darf das Mittel nicht gegeben werden, dann wird es jedoch gern im Gemisch mit Tamarinde den schwangeren Frauen zur Blutreinigung empfohlen. Mit Tamarinde zusammen gibt man die Knolle auch bei Masern, mit Kampferia galanga und Vitex trifolia bei Lungenschwindsucht. Auch bei Weißfluß ist die Knolle sehr beliebt. Man läßt ein- bis zweimal in der Woche ein Likörglas des Saftes trinken oder mischt diesen auch mit Eidotter und Honig. Bei stark geschwächten und abgemagerten Patientinnen mit Weißfluß gibt man innerlich Curcuma mit Coccinia cordifolia zusammen und äußerlich als Bauchpflaster einen Umschlag mit geraspelter Curcuma und Tamarinde. Daneben werden Einläufe gemacht mit Piper bethel-Wasser. Auch bei Hautleiden ist die Anwendung beliebt. Man benutzt eine Mischung von Uncaria Gambir und Curcuma als Gurgelmittel bei entzündetem Zahnfleisch, bei Gesichtsausschlag macht man Waschungen mit Curcuma und Tamarinde, bei Rose macht man einen Pflanzenbrei aus Curcuma und einer Raute (Ruta angustifolia). Bei den sogenannten Affenpocken gibt man einen Pflanzenbrei aus Curcuma, Tamarindenöl gemischt mit Schwefelblume. Es soll dann sofort der Juckreiz aufhören.
Chiang-huang wird das Rhizom von Curcuma longa in China genannt und als blut- und pneumaregulierend bezeichnet.
1748 schildert Loeber Curcuma fast als Universalmittel und gibt an, daß die erfahrensten Ärzte sie als das vorzüglichste Mittel bei Gelbsucht, Leberleiden und Gallenstauungen anerkannten.
Eine Darstellung der Pharmakognosie und Anatomie der Droge geben Peyer und Hünerbein
Kalk und Nissen bezeichnen als das wirksame Agens das ätherische Öl, von dem Dieterle und Kaiser etwa 3,5%, Peyer und Hünerbein 4,4% in der Droge feststellten. Dagegen kam Franquelo zu dem Ergebnis, daß der Träger der choleretischen Wirkung der Farbstoff Curcumin sei.
Der gleichen Ansicht sind auch Henning und Künzel. Sie glauben, da Gutmann dem Curcumin noch eine ausgesprochene bakterizide Wirkung zuschreibt, in ihm ein brauchbares Mittel gegen Entzündungen der Gallenwege und Leber zu haben. Sie halten die intravenöse Darbietung der peroalen hinsichtlich der choleretischen Wirkung für überlegen.
Nach R. Koch sind es „die Schmerzen und Parästhesien im Epigastrium, die Schmerzen und Parästhesien der palpablen Gallenblase oder ihrer Gegend und die Beschwerden, die die Leber als Ganzes macht, die gelindert werden“.
Auch bei Dyspepsien – die ja durch Leberstörungen verursacht sein können – empfiehlt er das Mittel. Die Droge wirkt auf die Gallenwege choleretisch und verursacht dadurch deren gesteigerte Durchspülung und Auswaschung des Gallenblaseninhaltes, ohne Koliken hervorzurufen.
Grabe konnte in Versuchen an Ratten zeigen, daß das ätherische Öl eine starke gallentreibende Wirkung besitzt. Diese Wirkung konnte auf den Gehalt an p-Tolyl-methyl-carbinol bezogen werden. Die Versuche der verschiedenen Autoren zeigen, daß sowohl der Farbstoff als auch das ätherische Öl gallentreibend wirken.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Curcuma ist ein gutes Gallen- und Gallentreibemittel, das auch bei Cholelithiasis, Cholangitis, Cholecystitis, Dyspepsie Leberleidender und Ikterus angewandt wird.
Angewandter Pflanzenteil:
In der Fachliteratur wird die Verwendung des Wurzelstockes genannt. Zur Herstellung der Arzneimittel wird der getrocknete Wurzelstock verwendet. Aus diesem wird auch das „Teep“ hergestellt, solange der frische nicht erhältlich ist.
Rhizoma Curcumae ist offizinell in Belgien, Frankreich, Griechenland und Holland.
Dosierung:
Übliche Dosis:
22-25 g im Infus (Koch).
8-10 Tabletten der Pflanzenverreibung „Teep“.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Rhiz. Curcumae.)
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Bei Gallenkoliken und Dyspepsie (nach R. Koch):
Rp.:
Rhiz. Curcumae 22-25 (= Temoe lawak) D.s.: Zum Infus in einem heiß ausgespülten Topf mit etwas über 1/2 1 (600 g) siedenden Wassers. 2 Stunden auf heißer Platte ziehen lassen. Tagsüber zu trinken.Oder (nach Kroeber):
Rp.:
Rhiz. Curcumae (= Temoe lawak) Rad. Absinthii aa 50 (= Wermutwurzel) M. f. species. D.s.: Zur Abkochung 10-20 Minuten 1 Eßlöffel auf 1 Tasse Wasser. Im Anfall 2-3 Tassen warm trinken. Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 2 Teelöffel auf 2 Glas Wasser vgl. Zubereitung von TeemischungenBei Gallenkolik (nach Sell):
Rp.:
Rhiz. Curcumae (= Temoe lawak) Fol. Menthae pip. (= Pfefferminzblätter) Flor. Chamomillae (= Kamillenblüten) aa 25 M. f. species. D.s.: 2 Teelöffel auf 1 Glas Wasser vgl. Zubereitung von TeemischungenSpecies cholereticae (nach M. Stirnadel):
Rp.:
Fol. Menthae piper. 20 (= Pfefferminzblätter) Hb. Absinthii (= Wermutkraut) Flor. Stoechados (= Immortellenblüten) Cort. Frangulae (= Faulbaumrinde) Rad. Taraxaci c. herba aa 10 (= Löwenzahn) Rhiz. Curcumae javan. 40 (= Temoe lawak) M.f. species. S.: 1-2 Eßlöffel auf 1 Tasse Wasser, reichliche Süßung mit Dextropur oder Traubenzucker. _____________________________________ Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.