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Gefleckter Schierling, Umbelliferae.

Name:

Cónium maculátum L. (= Coriandrum maculatum Roth, = Cicuta maculata Gaertner, Clairv., nec L., = Coriandrum cicuta offic. Crantz, = Conium cicuta Necker, = Cicuta officinalis Crantz, = C. maíor Lam., Conium maculosum Pallas, = Sium conium Vest, = Selinum conium E. H. L. Krause, = Conium nodosum Fischer ex Steudel). Flecken-Schierling (durch volksetymologische Verstümmelung auch Scharlach genannt), Erdschierling, Blutschierling, Blutpeterlein, Katzenpeterlein, Stinkender Schierling, Mäuseschierling, Wütrich, Würgling, Tollkraut, Tollkerbel, Tollkörfel, Krottenpeterling, Teufelspeterlein, Vogeltod, Ziegendill, Bangenkraut. Französisch: Ciguë tachée, ciguë tachetée, grande ciguë; ciguë d’Athènes, ciguë de Socrate; englisch: Hemlock, St. Bennet’s herb; italienisch: Cicuta; dänisch: Skarntyde; norwegisch: Skarntyde, Flekkjeks; polnisch: Pietrasznik; russisch: Boligolow; schwedisch: Odört; tschechisch: Bolehlav blamaty; ungarisch: Bürök.

Verbreitungsgebiet

Weiferes Vorkommen: Asien, Nord-und Südamerika, Neuseeland.

Namensursprung:

Conium kommt vom griechischen χνειον (koneion), dem Namen des Flecken-Schierlings bei Theophrast und Dioskurides, und wird angeblich von χωνς (konos) = Kreisel, Schwindel, also Schwindelkraut, oder von χνη (kone) = Tötung, unter Hinweis auf die Giftwirkung, oder von χονς (konis) = Staub, wegen des bereiften und gefleckten Stengels, abgeleitet; maculatum = gefleckt. Der Name Schierling erscheint bereits im Althochdeutschen als scarna, scerning, sceriling; das 15. Jahrhundert kennt bereits die Form „schirling“. Zur Erklärung wird das angelsächsische „scearn“ = Mist herangezogen, wahrscheinlich mit Bezug auf den unangenehmen Geruch der Pflanze.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Dunk (Schleswig). Scharn-, Scharm-, Scharpenpiepen (untere Weser) bezieht sich in seinem zweiten Teil wohl auf den hohlen Stengel, in seinem ersten dürfte wieder der Stamm von Schierling stecken. Wutscherlich, Wutschlich (Nordböhmen), Mitscherlich, Mitscherling (Gegend von Dresden), Dallkrund, -wurtel (nordwestl. Deutschland). Das schweizerische Bangele gilt für verschiedene Doldengewächse, ebenso Pfarekümmel = Pferdekümmel (Nordböhmen), Stinkkraut (niederrheinisch) geht auf den unangenehmen Geruch, Barschtkraut (Rheinlande) wohl darauf zurück, daß nach dem Volksglauben das Vieh nach dem Genusse der Giftpflanze berstet (Auftreibung des Leibes).

Botanisches:

Die Pflanze ist meist zweijährig. Die einfache, spindelförmige, weiße Wurzel entwickelt im ersten Jahre nur einen Büschel grundständiger Blätter. Im zweiten Jahre sproßt der bis 2 m hohe, röhrige, stielrunde, von blauem, abwaschbarem Reif überzogene Stengel. Er ist unten schwach, oben stärker gefurcht, vor allem in seinem unteren Teile braunrot gefleckt. Die unteren Blätter sind lang gestielt und bis zu 20 cm lang und breit. Die Blätter sind dunkelgrün, haben einen breit-eiförmigen Umriß und sind dreifach fiederteilig, die Blättchen tief-fiederspaltig mit eingeschnitten-gesägten Zipfeln. Die Blüten bilden zwölf- bis zwanzigstrahlige, ziemlich flache Dolden. Die Hüllchen sind drei- bis fünfblätterig, zurückgeschlagen und einseitswendig. Die Krone ist weiß. Das welkende Kraut hat einen unangenehmen Mäuseduft. Die ungefähr 3 mm lange Frucht ist grünlich-grau oder grünbraun, etwas zusammengedrückt. Die Teilfrüchtchen sind im Querschnitt fast fünfeckig und haben fünf wellig-gekerbte Rippen ohne Ölstriemen. Außer in Australien ist die Pflanze jetzt in allen Erdteilen gemein, besonders in der Nähe menschlicher Wohnungen. Die junge Wurzel enthält einen dicklichen, erst süßen, dann scharf schmeckenden Milchsaft. Nach Marzell glaubt man in der Lütticher Gegend noch heute, daß man den Schierling nach Anpflanzen der Raute aus den Gärten vertreiben könne. Die im Schierling enthaltenen scharf giftigen Alkaloide dürften auf den Boden einen günstigen Einfluß haben, indem sie dort eine raschere Zersetzung der organischen Reste bewirken (Senft, zitiert nach Hegi, Flora v. Mitteleuropa). Wie noch verschiedene andere europäische Unkräuter (z. B. Plantago lanceolata) gedeiht der Schierling in Nord- und Südamerika, Australien usw. viel üppiger und besser als in Europa. Blütezeit: Juli bis August.

Zur Familie der Umbelliferen (Doldengewächse) gehört eine Anzahl Arten, die bei flüchtiger Betrachtung oft nur schwer zu unterscheiden sind, und die deshalb vielfach auch Anlaß zu Verwechslungen gegeben haben. Da es sich dabei auch um die Ähnlichkeit von giftigen und ungiftigen Arten handelt, sind Vergiftungen infolge Unkenntnis der Arten nicht ausgeschlossen. Auf den beiden Tafeln sind deshalb die vier häufigsten giftigen Arten den ungiftigen gegenübergestellt, bei denen solche Verwechslungen vorgekommen sind.

Bei diesen Doldengewächsen versagt nämlich das Unterscheidungsmerkmal, das bei den übrigen Pflanzen für den Laien das wichtigste ist, die Blüte, die ja nach Form, Größe und Farbe meist charakteristisch ist. Die Blüten der Doldengewächse, soweit sie hier in Frage kommen, sind klein, und erst mit der Lupe kann man die wenig auffälligen Unterschiede erkennen. Bunte Farben sind nicht vorhanden, sondern nur weiß und gelb. So gilt es, auf Merkmale zu achten, die der Laie sonst nicht berücksichtigt. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal für diese Pflanzenfamilie stellen die Spaltfrüchte (Samen) dar. Aus dem zweifächerigen Fruchtknoten entwickeln sich zwei Teilfrüchtchen, die sich voneinander trennen und in charakteristischer Weise von dem Mittelsäulchen (der Fortsetzung des Blütenstiels) loslösen. Diese Spaltfrüchte zeigen gute Unterscheidungsmerkmale nach Größe, Umriß, Ausbildung von Rippen und Ölstriemen auf der Oberfläche, der Form der Griffelreste und der Verteilung des Sameneiweißes auf dem Querschnitt. Das lassen auch schon die Abbildungen der Früchte erkennen, die ich hier wiedergebe.

Umbelliferen-Früchte

Giftige Doldengewächse

Bilder werden noch eingefügt

Conium maculatum

Aethusa cynapium

Cicuta virosa

Chaerophyllum temulum

Ungiftige Doldengewächse, die mit den giftigen verwechselt worden sind

Bilder werden noch eingefügt

Anthriscus cerefolium

Carum carvi

Pastinaca sativa

Petroselinum sativum

Umbelliferen-Früchte (vergrößert)

Bilder werden noch eingefügt

Conium maculatum

Aethusa cynapium

Cicuta virosa

Chaerophyllum temulum

Anthriscus cerefolium

Carum carvi

Pastinaca sativa

Petroselinum sativum

Darüber hinaus gibt es aber noch andere auffällige Merkmale, die zur Unterscheidung dienen und vor Verwechslungen bewahren können. So ist Conium maculatum zu erkennen an den zylindrisch-hohlen Blattstielen und daran, daß die ganze Pflanze beim Welken einen typischen Mäusegeruch verbreitet. Die kahlen Stengel haben besonders unten purpurrote Flecken. An der Ansatzstelle der Doldenstrahlen bilden drei bis sieben zurückgeschlagene Blättchen eine Hülle, während an der Ansatzstelle der Blütenstiele drei bis vier zurückgeschlagene einseitswendige Blättchen das Hüllchen bilden.

Bei Aethusa cynapium muß man auf die Stengelblätter achten, die an Stelle des Stieles eine offene, am Rande weißhäutige Scheide besitzen. Auch der widerliche Geruch ist charakteristisch. Bei dieser Pflanze fehlt die Hülle, dagegen besteht das Hüllchen aus drei sehr lang herabhängenden, nach außen gewendeten Blättchen. Die Blätter sind oberseits dunkelgrün und schwach glänzend, unterseits heller grün und stark glänzend.

Für Cicuta virosa ist der Wurzelstock das beste Kennzeichen. Er ist etwas über walnußgroß, rübenförmig und gekammert. Beim Zerschneiden dringt aus dem Fleisch ein hellgelber, an der Luft sich dunkel färbender Saft. Der Stengel ist unten etwas rot angelaufen.

Chaerophyllum temulum ist an Stengel und Blättern behaart. Der Stengel, der purpurviolette Flecken aufweist, ist unter den Gelenken dick angeschwollen. Die trüb grünen Blätter besitzen dreikantige, haarige Stiele. Die weißen Kronenblätter sind ungleich groß.

Anthriscus cerefolium ist an dem eigenartig würzigen Kerbelgeruch ohne weiteres zu erkennen.

Carum carvi läßt auch schon in den unreifen Früchten den Kümmelgeruch erkennen. Dazu kommen als weitere Kennzeichen die kahlen, glänzenden Blätter, von denen die unteren kurzscheidig gestielt und doppelt gefiedert sind. Die Blättchen sind fiederteilig, die beiden untersten Paare erster Ordnung stehen gekreuzt.

Pastinaca sativa ist mit einer der giftigen Arten eigentlich kaum zu verwechseln. Die Pflanze blüht gelb und hat einfach gefiederte, oberseits glänzende Blätter mit so großen Blättchen, wie keine der anderen Arten.

Petroselinum sativum kann im nichtblühenden Zustande und in der nichtkrausblätterigen Form mit der Hundspetersilie verwechselt werden. Sie hat aber den typischen Geruch, den die Hundspetersilie entbehrt. Im blühenden Zustande erkennt man sie an den gelblichen Blüten und daran, daß bei ihr das Hüllchen aus vielen fadenförmigen Blättchen zusammengesetzt ist.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die beiden Schierlingsarten (der Wasser-Schierling und der Flecken-Schierling) werden erst seit Linné scharf getrennt. Doch es wird mit ziemlicher Sicherheit angenommen, daß das „koneion“ der Griechen und die „cicuta“ der Römer unser Flecken-Schierling war, wofür auch das seltene Vorkommen des Wasser-Schierlings in Griechenland und Italien spricht. In Italien war der Wasser-Schierling den Botanikern des 15. Jahrhunderts noch ganz unbekannt, und auch die Väter der deutschen Botanik (Brunfels, Bock, Fuchs) beschreiben nur den Flecken-Schierling. Die Hippokratiker wandten das Kraut, die Früchte und den frisch ausgepreßten Saft innerlich wie äußerlich bei Augen- und Brustkrankheiten, bei Hysterie, gegen Pollutionen, als Anaphrodisiakum usw. an. Theophrast erzählt von einem gewissen Thrasyus aus Mantinea, der aus Schierling, Mohn und anderen Stoffen ein sehr scharf wirkendes Gift bereitete; den Schierling nahm er dazu aus Susa und anderen kalten und schattigen Orten. Nach Dioskurides soll der Schierling die Milch vertreiben und das Größerwerden der Mammae verhindern. Das Schierlingsgift solle durch „Erkältung“ töten. Vielleicht ist damit die Abstumpfung der Hautempfindlichkeit gemeint, die das Conein bei innerlichem Genuß hervorruft. Auf diese Wirkung spielt der Dichter Aristophanes mit den Worten an: „Der Weg zum Hades ist kalt und winterlich, rasch erstarren die Beine.“ Als Gegenmittel gibt Dioskurides ungemischten Wein an. Nach Plinius ist der Schierling ein Gegengift gegen die Raute: Diejenigen, welche die Raute sammeln, sollen sich die Hand mit Schierlingsaft bestreichen.

Altbekannt ist, daß die Griechen ihre politischen Verbrecher durch den Schierling töteten, daher bezeichnete Plinius ihn als „publica Atheniensium poena invisa“ (als Staatsstrafe den Athenern verhaßt). Auch Sokrates soll nach allgemein verbreiteter Ansicht durch den Schierling vergiftet worden sein, jedoch bestreiten die neueren Historiker dieses, da weder Plato noch Xenophon, sondern erst spätere Schriftsteller den Schierling als das Sokrates gereichte tödliche Gift nennen. Andererseits gibt aber Plato im „Phaedon“ eine Schilderung der Todesstunden von Sokrates, die genau mit den Vergiftungssymptomen von Conium maculatum übereinstimmt.

„Sokrates trank das Gift ganz bereitwillig und heiter und ging herum, bis seine Beine anfingen zu versagen, dann legte er sich auf den Rücken, und der Mann, welcher ihm das Gift reichte, sah hie und da nach seinen Füßen und Beinen; nach einer Weile drückte er fest auf seinen Fuß und fragte ihn, ob er etwas fühlen könne; und er sagte nein; und dann sein Bein und so weiter aufwärts, und zeigte uns, daß es steif und kalt war. Und Sokrates befühlte dieselben selbst und sagte: ‚Wenn das Gift das Herz erreicht, wird es das Ende sein.‘ Er fing um die Lenden herum an kalt zu werden und sagte, als er sein Gesicht entblößte, denn er hatte es bedeckt – dies waren seine letzten Worte: ‚Crito, ich bin Asklepias einen Hahn schuldig, willst du daran denken und die Schuld bezahlen?‘ ‚Die Schuld soll bezahlt werden“, sagte Crito, ‚gibt es sonst noch etwas?‘ Er gab keine Antwort auf diese Frage; aber in ein oder zwei Minuten wurde eine Bewegung gehört und die Beistehenden entblößten ihn; sein Auge war gebrochen, und Crito schloß seine Augen und seinen Mund.“

Galenus weiß von einer alten Frau aus Athen zu berichten, die sich an das giftige Kraut des Schierlings gewöhnt hatte, ebenso sei der Schierling den Staren nicht schädlich. In neuerer Zeit kannte Bergius einige Kranke, die täglich einige Pfund von einem Infusum saturatum Conii ohne Nachteil nahmen. Das Mittelalter weiß gegenüber der Antike wenig Neues über die Pflanze zu berichten. Die hl. Hildegard rühmt den Schierling als Kataplasma gegen Kontusionen, Petrus de Crescentiis gegen Gicht und Koliken. Im Jahre 1760 lenkte v. Störck, der Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia, die allgemeine Aufmerksamkeit der medizinischen Welt auf Conium maculatum, das er als spezifisches Heilmittel gegen den Krebs pries. In den folgenden Jahren wurden sehr verschiedene Werturteile über den Schierling abgegeben, und es kam, wie Halle (1785) berichtet, sogar zu „einem gelehrten Zweykampfe zwischen den beyden verdienstvollen Kaiserlichen Leibärzten, Störck und de Haen.“ Jede Partey hatte von allen Europäischen Nationen die berühmtesten Aerzte zu Sekundanten; die eine Hälfte strich die Tugenden des Schier-lingsextraktes, in der Drüsenverhärtung, und den Krebsschäden, mit dem Feuer der Schwärmer heraus; andere verachteten den innerlichen Gebrauch derselben, nach einigen mißlungenen Versuchen, und ich kenne Aerzte, die so gar das Pflaster so oft unkräftig gefunden.“ Der Schierling ist bei den verschiedensten Krankheiten geprüft worden. Bei Asthma verwendete man gerne Fructus Conii, ebenso gegen Keuchhusten und Trigeminusneuralgie in Pillen oder Pulverform zu 0,05-0,3 g. Auch gegen Tetanus und Strychninvergiftung ist es versucht worden, doch waren die Erfolge hier nicht ganz eindeutig. Man hatte allmählich eine gewisse schmerzlindernde Wirkung erkannt und nutzte diese aus in Form von analgetischen Umschlägen oder Klysma. Als Dosis für ein Klysmadekokt verwendete man 0,2 g. Beliebt war auch die Anwendung eines fertigen Emplastrum Conii, wie sie in der Ph. Germ. III und Austr. VII beschrieben wurde. Die jahrzehntelange Anwendung bei Geschwülsten ist wohl in erster Linie auf die schmerzlindernde Eigenschaft zurückzuführen. In Siebenbürgen legt man bei Wassersucht das zwischen zwei heißen Ziegeln gepreßte frische Kraut des Schierlings auf die geschwollenen Körperstellen. Im Gouvernement Mohilew werden die Blätter in Form von Kataplasmen aufgelegt, um Schmerzen zu stillen, und nach Gmelin wird die Schierlingswurzel in Sibirien äußerlich gegen syphilitische Ausschläge, Ischias und Rückenschmerzen gebraucht. Der Schierling scheint auch ein Bestandteil der berüchtigten Hexenmittel gewesen zu sein. So ist in Shakespeares „Macbeth“ „root of hemlock digg’d in the dark“ (Schierlingswurzel in der Dunkelheit gegraben) ein Hauptbestandteil der Brühe, welche die Hexen in ihrem Kessel brauten. Nach Zaunick wurde Conium in früheren Zeiten als Köder beim Vogelfang verwendet.

Im Jahre 1831 wurde Coniin von Geiger zuerst rein dargestellt.

Wirkung

Therapeutisches:

Von Hippokrates wird Conium als Uterusmittel und gegen Mastdarmvorfall erwähnt.

Lonicerus beschreibt nur den äußerlichen Gebrauch als milchvertreibendes, schmerzlinderndes, kühlendes, geschwulst- und abszeßheilendes Mittel.

Eine Warnung vor dem Coniumgenuß findet sich bei Matthiolus der den Tod oder „Doll- und unsinnig-“ werden nach dem Essen von Schierling beobachtete, im übrigen aber dieselben Indikationen wie Lonicerus angibt.

v. Haller schreibt ihm äußerlich stark zerteilende und schmerzstillende Kraft zu.

Malin berichtet, daß er bei einem prolabierten Mastdarmkrebs durch Bestreichen mit einem Aufguß von Herba Conii maculati unter Zusatz von etwas Acetum saturninum sehr gute Erfolge erzielt hätte. Auch als Bäderzusatz gegen Krebs wurde er gebraucht).

Zu einem berühmten Heilmittel wurde der Schierling durch v. Störck, der ihn in seinen in den Jahren 1760 und 1761 erschienenen Abhandlungen als ausgezeichnetes Heilmittel gegen Krebs empfahl. Zur Herstellung des Extraktes, den er zu seinen Kuren verwandte, bediente er sich des frischen, in der Umgebung von Wien wachsenden Schierlings-krautes, das kurz vor dem Aufblühen (vor Johannis) gesammelt wurde. Der frisch ausgepreßte Saft wurde auf sehr langsamem Feuer in einem irdenen Gefäß unter häufigem Umrühren so lange gekocht, bis er die Konsistenz von Quittensaft hatte. Unter Zusatz von etwas gepulvertem Schierlingskraut wurden dann Pillen daraus hergestellt. Bevor Störck seine Kur begann, hatte er diesen Extrakt zuerst an Hunden und dann an sich selbst geprüft. Hunde konnten davon eine tägliche Dosis von 0,06 g eine Woche lang ohne jegliche Schädigung vertragen. Störck selbst nahm allmählich steigende Dosen bis zu 0,6 g des Extraktes, doch stellten sich nach dieser Dosis schon Schwindel, Zittern usw. ein. Die Kur begann mit einer täglichen Dosis von 2 Pillen (= 0,12 g) und reichlichem Nachtrinken von Bouillon. Nach 3 Tagen wurde die Dosis auf 3 Pillen, nach 8 Tagen auf dreimal täglich 2 Pillen und noch mehr erhöht. Leichte Vergiftungserscheinungen, die danach auftraten, wurden durch Brechmittel bekämpft. Diese Kur konnte nach Störck ein bis zwei Jahre ohne Schädigung gemacht werden. Er berichtet über 17 Fälle von Krebs-kranken, bei denen er den günstigen Einfluß von Conium beobachten konnte, und kommt auf Grund seiner Erfahrungen zu dem Schluß, daß der Schierling, im Beginn der Krebskrankheit angewandt, diese mit Sicherheit heile. Allerdings gibt er in seiner zweiten Veröffentlichung zu, daß nicht alle Krebsarten durch die Pflanze geheilt werden könnten.

Auf Störcks Veröffentlichungen hin beschäftigten sich eine große Anzahl von Ärzten mit dem Fleckenschierling als Krebsmittel. Einige von ihnen konnten die günstigen Erfahrungen Störcks bestätigen, während andere ihm jegliche Wirkung auf die Krebskrankheit absprachen. So konnte z. B. Störcks berühmter Zeitgenosse de Haen in 70 Fällen von okkulten und 36 Fällen von offenem Krebs keinerlei Erfolg sehen. Er zitiert auch verschiedene andere Ärzte, die ebenfalls von der Wertlosigkeit des Mittels überzeugt waren. Von den Anhängern der Störckschen Beobachtungen wurde vielfach (so z. B. von Gmelin Fahr, Giesecke) die Meinung vertreten, daß die ungünstigen Resultate mit der Schierlingskur nur auf die schlechte Zubereitung oder die falsche Schierlingssorte zurückzuführen seien. So schreibt auch Tissot, daß er mit einem Extrakt, der genau nach den Störckschen Vorschriften hergestellt war, verschiedene Fälle von Kröpfen und Krebsleiden heilte und unheilbaren Fällen Erleichterung verschaffte. Weiter stärkte der Extrakt nach ihm den Magen, steigerte bei kleinen Kindern die Kräfte und schadete niemand, so daß er zu der Ansicht kam, daß der Schierlings-Extrakt nach „der Anweisung des Herrn Störck zubereitet, allemal ein unschuldiges und in manchen Fällen ein specifisches Mittel sei, das durch kein anderes kann ersetzt werden…“

Auch Hufeland und seine Mitarbeiter haben das Mittel gegen skrofulöse Drüsenstockungen, Entzündungen und bei szirrhösen Ulzerationen, namentlich Brustkrebs, innerlich und äußerlich verordnet, wobei er das gepulverte Kraut oder den frisch gepreßten Saft empfiehlt.

Zu den Autoren, die über günstige Erfahrungen berichten, gehören u. a. Beauclaire, Devay, Murawjeff und Reil. Récamier, der zu seinen Schierlingskuren die englische Zubereitung (d. h. die Gewinnung des Extraktes mittels Essigdämpfen) benützte, hält sie nur für nützlich, wenn sie mit Nahrungsentziehung verbunden sind. J. Nicholls will durch große Gaben von Conium (dreimal täglich 0,9 g!) ein Mammakarzinomrezidiv mit großer sezernierender Fläche vollkommen zur Vernarbung gebracht haben.

Über weitere Literatur zur Behandlung des Krebses mit Conium vgl. J. Wolff.

Bazin zieht Cicutatinktur (Schierlingstinktur) innerlich in kleinen Dosen als Resolutionsmittel skrofulöser Bubonen und tuberkulöser Ganglien der Jodbehandlung vor; Cicuta-Salbe verordnet er bei hypertrophischem Lupus des Zellgewebes.

Nach Hecker wird der Schierling mit Nutzen bei skrofulösen Krankheiten, Atrophie und Rachitis, bei Tuberkulose (hustenreizmildernd), Krebs (zur Linderung der Symptome), Verhärtungen der Mammae und des Uterus, wenn noch keine deutlichen Symptome des Karzinoms vorhanden sind (hierbei sind anfängliche Schwellung und Schmerzen der Geschwülste ein günstiges Zeichen), Gesichtsschmerz (mit Asa foetida, Hg usw. zusammen) und Pertussis angewandt.

Schulz empfahl Coniinhydrobromid als Antispasmodikum bei Krampfzuständen wie Tetanus, Epilepsie, ferner bei Bronchialkatarrhen, Asthma und Keuchhusten.

Die Kliniker Demme und Johnstone wandten Coniin subkutan bei Tetanuserkrankten an. Sie injizierten eine Auflösung von 4 Tropfen Coniin in 8 ccm Aqua destillata, eine Lösung, die sie durch 20 Tropfen Schwefelsäure neutralisierten. Bei zwei Personen hatten sie Erfolg, bei zwei weiteren Personen nicht.

Audhousy gab Coniinhydrobromid bei Keuchhusten mit Erfolg. Er verordnete Kindern im Alter von einem Monat 0,012-0,015 g und einem achtjährigen Mädchen bis 0,08 g pro Dosis längere Zeit, ohne irgendeinen Schaden zu beobachten.

Nega gab Coniin subkutan in Dosen von 0,03-0,05 g bei Lichtscheu, chronischen Katarrhen der Rachen- und der Nasenhöhle und Bronchitiden. Murawjeff gab außer bei Tumoren das Coniin bei chronischen Hauterkrankungen, z. B. hartnäckigen Ekzemen, Psoriasis, Sykosis, Akne, Prurigo, Favus und syphilitischer Roseola.

Nach Mercks Jahresberichten 1915-16 kann man mit Erfolg bei den angeführten dermatologischen Indikationen folgende Rezepte verwenden:

Rp.:

Conii 0,01
Spiritus vini 1,0
Aqu. dest. 9,0
D.s.: Dreimal täglich 10-20 Tropfen innerlich oder 0,5-2 ccm subkutan.

Rp.:

Conii 0,05
Spiritus dilute 10,0
Aqu. dest. 10,0
D.s.: 10-15 Tropfen auf 1 Klysma.

Nach Stephenson und Churchill wurde Conium mit gutem Erfolge von englischen und französischen Ärzten gegen Tic douloureux und Hemikranie angewandt, während Bigelow es bei Ikterus rühmte.

Harley empfahl Conium bei Epilepsie der Kinder in der Dentitionszeit.

Chorea, Paralysis agitans, akute Manie, Delirium tremens, Tetanus, Blepharospasmus, Asthma und Pertussis sind die Indikationen, die Potter für Conium angibt.

Leclerc äußert sich ausführlich über Conium und seine beruhigende Wirkung. Nach ihm fand Pouchet, daß das Conium wie ein Anaphrodisiakum auf die Geschlechtsorgane wirke und daß man eine Atrophie der Testikel und der Brustdrüsen und eine Unterdrückung der Menstruation beobachten könne. Nach Leclerc hat das Coniin, welches er Cicutin nennt, eine unzweifelhafte Wirkung in der Behandlung der neuromuskulären Leiden, der Parkinsonschen Genickstarre und Muskelkrämpfe. Auch wirkt nach ihm Conium beruhigend auf die Spasmen der respiratorischen Organe wie Asthma, Keuchhusten und chronische Bronchitis. Er wendet es innerlich auch zur Schmerzberuhigung bei Magen-, Darmund Blasenleiden an. Als beruhigendes Mittel gibt er es weiter bei den schmerzhaften Erektionen der Gonorrhöiker. Auch die Anwendung bei inoperablen Geschwülsten hält er für richtig. Wenn es auch auf die Entwicklung des Tumors nicht einwirke, beseitige es in gewissem Ausmaße die Schmerzen. Es habe darüber hinaus den Vorzug, die seelische Stimmung des Patienten günstig zu beeinflussen, da dieser durch die Coniumumschläge das Wachstum des Tumors nicht ständig kontrollieren könnte. Von den französischen Forschern seien noch Rammond und Parturier erwähnt, welche klinisch und röntgenologisch die Wirksamkeit von Conium bestätigen konnten. Nach ihnen ist Conium geeignet, die Pylorospasmen zu beruhigen und die Dyspepsien zu bekämpfen, die reflektorisch durch Blasen-, Blinddarm- und Uterusleiden bedingt sind.

Schulz sah gute Erfolge einer Coniinsalbe bei Mammatumoren.

Die heutige Volksmedizin wendet Aufschläge des frischen Krautes zur Unterdrückung der Milchsekretion beim Entwöhnen des Kindes an.

Pharmakologisches:

Coniin ist neben anderen Basen, z. B. Conicein, ein giftiger Hauptbestandteil des Schierlings, der pharmakologisch eingehend untersucht worden ist. Es ist das erste synthetisch dargestellte Alkaloid (Ladenburg 1886). Die ersten Versuche der künstlichen Herstellung führten Ladenburg zu einem optisch inaktiven Stoff, aber durch Kristallisation seines Tartrats gelang es, das hergestellte Coniin in eine rechtsdrehende und linksdrehende Modifikation zu trennen. Das rechtsdrehende, synthetisch hergestellte Präparat ist mit dem natürlichen Coniin verglichen worden, Siedepunkt und Schmelzpunkt sind dieselben, ebenso, wie Falck feststellte, die Vergiftungssymptome und die letale Dosis.

Von der Haut aus wird das Coniin leicht resorbiert und z. T. unverändert sehr rasch im Harn wieder ausgeschieden. Auch von den Schleimhäuten wird das Coniin ausgezeichnet aufgenommen. Es bewirkt erhöhte Erregbarkeit und dann eine aufsteigende Lähmung des Rückenmarks und der Medulla oblongata. Der Tod erfolgt durch Atemlähmung. Die zentrale Atemlähmung tritt eher ein als die periphere. Auch der Atemlähmung geht eine zentrale Erregung voraus, die aber meistens durch frühzeitig eintretende periphere und zentrale Lähmung verhindert wird. Wenn Krämpfe beobachtet werden, so handelt es sich meistens um Erstickungskrämpfe. Die Muskellähmung und die Wirkung auf die Ganglien des vegetativen Nervensystems ist nikotinähnlich. Es vernichtet wie Nikotin die normale Wirkung der Splanchnikusreizung, weil in den Nervenganglien, auf die man es aufstreichen oder in die man es injizieren kann, die Synapsen gelähmt werden. Der Grad der motorischen Lähmung, der durch Coniin erreicht wird, ist geringer als der durch Curare zur Zeit des Todes vorhandene. Diese Tatsachen lassen vermuten, daß Coniin eine doppelte Wirkung, zentral und peripher ausübt, aber daß es die zentrale Lähmung ist, welche vor der Lähmung der motorischen Nervenendigungen eintritt. Besonders erwähnenswert ist die Einwirkung auf die Adrenalinausschüttung.

Wir kennen eine Reihe von Heilpflanzen, deren Wirkstoffe eine Adrenalinausschüttung bewirken. Hierher gehört Coniin, weiter das Strychnin, Nikotin, Santonin, Kampfer, Coffein, Atropin, Cholin und seine Verwandten. Auf der Haut können durch Coniin stark juckende, papulöse, selbst erysipelartige Ausschläge entstehen.

Toxikologisches:

Die Vergiftung beginnt mit einer Lähmung des Ganglion lenticularis, so daß die Augenlider sich senken, die Bewegungen des Augapfels verändert und die Pupillen erweitert werden. Schon nach wenigen Minuten tritt Brennen im Mund, Kratzen im Hals, Lähmung der Zunge, Speichelfluß und Kopfdruck auf. Erbrechen und Durchfälle setzen ein, und langsam zeigen sich die Hauptsymptome der aufsteigenden Lähmung durch schwerfälligen, unsteten Gang, der von Schwanken und ausgesprochener Ataxie begleitet wird. Der Kranke wird kalt und gefühllos, es tritt Schluck- und Sprachlähmung auf, zunehmende Atemnot bei guter Herztätigkeit. Schließlich tritt der Tod durch Atemlähmung ein, wobei das Bewußtsein meist bis zuletzt erhalten ist. Psychische Erscheinungen, wie Aufregung und Verwirrungszustände, sind nur selten vorhanden. Bei der Sektion weisen die Hirnhäute Hyperämie auf, der Magendarmkanal kleine Blutungen und Follikelschwellungen.

Die Prognose ist ungünstig. Auch nach nicht tödlichen Erkrankungen bleiben zuweilen längere Zeit Lähmungen zurück. Die Behandlung besteht in Entleerung des Magen- und Darmkanals und künstlicher Atmung bis zu der Zeit, wo das Mittel ausgeschieden wird und die natürliche Atmung wiederkehrt.

Vergiftungen mit dem Schierling sind in der Antike häufig (vgl. den Abschnitt Geschichtliches), in der neueren Zeit seltener vorgekommen. Dixon zitiert den Fall eines medizinischen Eklektikers, der an Gesichtskrämpfen litt, und welcher, „beginnend vier Stunden nach der letzten einer vorangehenden Serie von geteilten Dosen, anfing eine Menge von einem flüssigen Extrakt zu nehmen, die sich auf 150 Tropfen belief, 50 Tropfen auf einmal um 4.10 Uhr, 4.40 Uhr und 5.15 Uhr p. m. Die erste Dosis erzeugte Schwindel und Muskelerschlaffung, die zweite verursachte große Muskelschwäche, Unfähigkeit zu stehen und Schwerfälligkeit im Sprechen, aber ohne Befreiung von den Krämpfen; die dritte verursachte rasch Übelkeit und Zittern in der Brustgegend. Um 6.40 Uhr trat Übelkeit, intensive Muskelschwäche, teilweise Ptosis, Diplopie und große Schwierigkeit beim Sprechen ein. Der Puls war zu der Zeit 60. Kurz danach wurde er unfähig zu sprechen oder zu schlucken, er machte Zeichen für die Elektrizität, und als man ihn fragte, ob den galvanischen oder den faradischen Strom, deutete er den letzteren an und auch die Stelle der Applikation der Elektroden, war jedoch nicht imstande, eine der letzteren zu halten. Kurz danach fiel er, als man ihn aufrichtete, tot um.“

Das Alkaloid d-Coniin (= α-Propylpiderin) ist in allen Teilen der Pflanze, am meisten in den Früchten (und zwar am reichlichsten kurz vor der Reife, bis 0,7%) enthalten. Außer dem Coniin finden sich im Schierling die nahe verwandten Alkaloide γ-Conicein (bei diesem, das bedeutend giftiger sein soll als das Coniin, ist die nikotinartige Wirkung bedeutend stärker ausgeprägt), Conhydrin, n-Methylconiin und ψ-Conhydrin, ferner ätherisches Öl. Der Höhepunkt im Alkaloidgehalt der Pflanze (ca. 2%) liegt nach Farr und Wright etwa bei dreiviertel der Reife. Beim Trocknen nimmt er sehr rasch ab. In der Handelsware wurde von Farr und Wright durchschnittlich ein Alkaloidgehalt von 0,7% gefunden.

Harley war wohl der erste, der auf diese wichtigen Veränderungen des Coniingehaltes aufmerksam machte.

Nach Chaze gehört Coniin zu den Alkaloiden, die aus der Pflanze verdunsten.

Versuche ergaben, daß durch Düngung der Alkaloidgehalt in Conium stark verringert wird.

Verwendung in der Homöopathie:

Hahnemann schreibt über die homöopathische Anwendung des Fleckenschierlings: „. . . Wahr ist’s, daß er Speichelfluß erzeugt hat, er mag dann wohl eine das Lymphsystem erregende Kraft besitzen, und bleibende Dienste leisten, wo die allzu große, anhaltende Thätigkeit der absorbierenden Gefäße einzuschränken ist. Da er nun zudem Schmerzen (in großen Gaben heftige Schmerzen) in den Drüsen erregt; so ist es leicht zu glauben, daß er bei schmerzhaften Drüsenverhärtungen, beim Krebse, und bei den schmerzhaften Knoten, die der Quecksilbermißbrauch zurückläßt, in mäßiger Gabe angewendet, das vortrefflichste Mittel ist, nicht nur diese besondere Art chronischer Schmerzen fast spezifisch zu stillen, … sondern auch die Drüsengeschwülste selbst zu zertheilen, wenn sie … eine allzu große lokale oder allgemeine Thätigkeit der Lymphgefäße zum Grunde haben. … Er hat krampfhafte Beschwerden, Keuchhusten und Fallsucht gehoben, weil er selbst Konvulsionen zu erregen geneigt ist.“

Als Vertreter der neueren homöopathischen Literatur schreibt Stauffer, daß er mit Conium bei Karzinom keinen Erfolg hatte, dagegen aber bei Maculis corneae und in zwei Fällen von Prostatahypertrophie mit Cystitis. Von den Allgemeinsymptomen, die für die Wahl von Conium charakteristisch sind, gibt der von ihm zitierte Nash als wichtigstes an: Schwindel, verschlimmert durch Seitwärtsdrehen des Kopfes, das bei Hirn- und Rückenmarksleiden, ferner bei alten Leuten und Kachektischen häufig zu finden ist; auch bei Störungen in der Geschlechtssphäre und bei Erkrankungen der Adnexe und des Uterus.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Conium maculatum wird als beruhigendes und schmerzlinderndes Mittel bei den verschiedensten Krankheiten mit oft recht gutem Erfolge angewandt, so z. B. bei krampfhaften Zuständen der Respirationsorgane wie Asthma, Keuchhusten, Krampfhusten, bei spastischen Zuständen der Genitalien wie schmerzhaften Erektionen bei Gonorrhöe, bei Krampfzuständen des Nervensystems wie Tic douloureux, Schwindelgefühl, Migräne, Parkinsonscher Starre und endlich bei Schmerzen, die durch das schnelle Wachstum von malignen Neoplasmen bedingtsind.

Recht häufig wird Conium in der Homöopathie verordnet, und zwar auch bei den schon genannten Indikationen. Das Mittel wird (in äußerlicher und innerlicher Anwendung) sehr gelobt bei Drüsenschwel-lungenund-verhärtungen (bei hyperplastischen Mandeln läßt Hartwich, Lübben, mit Thuja Oligoplex wechseln, während bei Knoten in der Brust ein Wechsel mit Phytolacca empfohlen wird), Schmerzen und Schwellen der Mammae, auch vor der Periode (bei Hodenentzündung soll es nach Kilian 100%ig sicher wirken), ferner bei Karzinom der Brust und des Magens (bei Karzinom wird durch die Behandlung allerdings keine Heilung, sondern nur Schmerzlinderung und Wachstumshemmung erzielt), Tumoren und hartnäckigen Ulzera*) insbesondere ventriculi, Zungengeschwüren und -schmerzen und Ekzemen. Ebenso wird es bei Skrofulose, Prostatahypertrophie, Prostatitis, Myomen und gelegentlich bei Metritis und Struma verwandt. Als gute Indikationen können weiter fortschreitende Psychosen, Rückenmarksstörungen, Paralysen und nervöse Kardialgien gelten.

Bei Personen vorgeschrittenen Alters leistet Conium recht gute Dienste bei den verschiedensten Leiden wie: trockenem Husten, Vertigo (z. B. beim Niederlegen und Drehen im Bett), Gedächtnisschwäche, Ejaculatio praecox, Folgen sexueller Exzesse, Kopfschmerzen, Pruritus, Schlaflosigkeit, Cystitis, Ohrenklingen und -sausen, grauem Star und Schweratmigkeit. Auch bei Gastropathien (Magenkatarrh, Magenkrampf und -schmerzen unter dem Schwertfortsatz mit Sodbrennen, Blähungsbeschwerden mit Anfällen von Herzklopfen) und bei Klimakteriumsbeschwerden, insbesondere mit trockenem Kitzelhusten („trockenem Fleck“ im Hals) ist die Wirkung günstig.

Bei Lungenentzündung machte Langhoff, Karlsruhe, günstige Erfahrungen.

Das Mittel wird gern als Einzelmittel und als Conium Oligoplex gegeben. Als Wechselmittel bei Drüsenhyperplasie können u. a. Arsen. jodat., Cistus canadensis Oligoplex, Calcium fluoratum, Calcium carbonicum und Thuja gewählt werden.

+) Beispiel für die Anwendung:

(Nach Behme, „Biologische Heilkunst“ 1931, S. 475.)

„Eine Frau St. in W., 1929 angeblich am Schlaganfall gestorben, kam vor etwa 30 Jahren in meine Behandlung wegen Magenbeschwerden und Erbrechens. Da das Leiden auf meine Behandlung nicht bald weichen wollte, wünschte die Frau operative Behandlung. Ein Spezialarzt für Chirurgie und Frauenkrankheiten wurde hinzugezogen und die Operation beschlossen und auch zum Teil ausgeführt unter meiner Assistenz. Nach Besichtigung des Karzinoms wurde die Operation als aussichtslos unterbrochen und die Bauchwand wieder zugenäht. Die Geschwulst wurde also nicht entfernt. Die Frau, welche von der Erfolglosigkeit der Operation nichts wußte, ließ ich die Mittel Hydrastis, Conium, Arsen und Carbo veget. weiter nehmen, und nach drei Wochen war die Geschwulst vollständig verschwunden und die Frau wieder gesund. Sie hat noch etwa 30 Jahre gelebt.“

Ich bringe diesen Fall von Behme nur auf Grund der Tatsache, daß ich einen gleichen Fall in meiner Praxis in Bonn gesehen habe. Die genannten Heilmittel gab ich damals als Conium Oligoplex. Auch damals handelte es sich um eine Frau von 56 Jahren mit Carcinose des Darmes. Der ganze Bauch war voll Tumoren, trotzdem wurde auf Wunsch der Angehörigen in Koblenz eine Operation vorgenommen. Der Leib wurde geöffnet, doch nach kurzer Inspektion gleich wieder geschlossen. Die Patientin bekam das oben genannte Mittel und wurde wieder völlig gesund. Dann hörte ich von einem dritten gleichen Fall, der auch nach einer Probelaparotomie nach homöopathischen Mitteln gesund wurde. Inzwischen sind allerdings auch gleiche Erfolge nach Laparotomie beobachtet worden, ohne daß Heilmittel gegeben wurden. Es scheint, daß die peritoneale Reizung die Selbstheilung veranlaßt. Ob die zusätzliche Verordnung von Conium oder anderen Heilmitteln noch notwendig ist, müssen weitere Beobachtungen ergeben.

Angewandter Pflanzenteil:

Hippokrates verwendete Kraut und Samen.

Die meisten alten Ärzte wandten Kraut und Samen wohl nur äußerlich an (Dioskurides, Matthiolus, Lonicerus, v. Haller u. a.).

Außerdem nennt v. Haller auch noch den äußerlichen Gebrauch der Wurzel. Hecker bringt eine ganze Reihe von Indikationen für die Verwendung der vor der Blütezeit gesammelten Blätter.

Potter nennt die ausgewachsenen, noch nicht ganz reifen Samen, The Brit Pharm. Codex die frischen, vor der Bildung der Samen gesammelten Blätter und die ausgewachsenen frischen Samen.

Wie Zörnig berichtet, soll das kurz vor dem Blühen gesammelte Kraut den während der Blütezeit gesammelten Blättern und blühenden Stengelspitzen der zweijährigen Pflanze vorzuziehen sein, ferner nennt er auch die Früchte.

Hager führt die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten Blätter und blühenden Stengelspitzen der zweijährigen Pflanze und die vollkommen entwickelten, aber noch nicht reifen Früchte (da der Gehalt an Coniin in den reifen Früchten abnimmt) an.

Beim Trocknen nimmt der Coniingehalt sehr bald ab, vgl. auch Wirkung.

Das HAB. läßt die homöopathische Urtinktur aus dem frischen, blühenden Kraut bereiten (§ 1). Da der Alkaloidgehalt in den unreifen Samen am höchsten ist (vgl. Wirkung), wird das „Teep“ aus dem wildwachsenden, kurz vor der Reife der Samen gesammelten, frischen Kraut hergestellt.

Fructus Conii ist offizinell in Chile, Frankreich, Griechenland, Mexiko, Portugal, Spanien und Venezuela.

Herba Conii ist offizinell in Mexiko, Österreich, Portugal, Rumänien, Spanien und Venezuela.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,0075 g des Krautes mehrmals täglich (Clarus);

0,05-0,1-0,2-0,3 g des Krautes mehrmals täglich (!) (Klemperer-Rost).

2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Hb. Conii c. sem. = bei einem Gesamtalkaloidgehalt der frischen Pflanze von 0,05%, bezogen auf Trockensubstanz, 0,012 mg Gesamtalkaloide.)

Maximaldosis:

0,3 g pro dosi, 1,5 g pro die des Krautes (Ergänzb.);

0,2 g pro dosi, 1 g pro die der Samen (Hager);

0,002 g pro dosi, 0,005 g pro die Coniinum (Ergänzb.).

In der Homöopathie:

dil. D 4.

Rezeptpflichtig:

Herba Conii, Coniinum und seine Salze (ausgenommen in Pflastern, Salben und als Zusatz zu erweichenden Kräutern). Homöopathische Zubereitungen bis D 3 einschl.

Rezepte:

Bei trockenem Altershusten und Kitzelhusten (nach Hager):

Rp.:

Extracti Conii sicc. 2,5
Rad. Ipecacuanhae 0,5
Rad. Liquiritiae 1
Rad. Althaeae q. s. F. pil. No. L.
D.s.: 2-4 Pillen täglich.

Zu erweichenden und schmerzstillenden Kataplasmen (nach Clarus):

Rp.:

Hb. Conii pulv. 10
Farin. Lini 40-60
D.s.: Zum Anrühren mit heißer Milch oder Wasser.

Als Resolvens Emplastrum Conii (Austr.):

Rp.:

Adipis suilli 25
Cerae flavae 50
Terebinthinae 5
Hb. Conii pulv. subt. 20
D.s.: Zum Auflegen auf die erkrankten Stellen.
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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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