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Asclepiadacae.

Name:

Marsdénia condurángo Reichb. fil. Condurango.

Verbreitungsgebiet

Stammpflanze noch zweifelhaft.

Namensursprung:

Marsdenia nach dem Historiker William Marsden (1754-1836). Bei dem Namen Condurango oder Cundurango liegt ein Sammelbegriff vor, da man im nördlichen Südamerika mehrere Pflanzen darunter versteht. Abgeleitet ist das Wort aus dem Quichua angu = Schlingpflanze.

Botanisches:

Die im tropischen Mitteleuropa und an den Westhängen der Kordilleren heimische Liane Marsdenia condurango besitzt einen bis 10 cm im Durchmesser fassenden Stamm, samtartig behaarte Triebe und breit eiförmige Blätter. In traubigen Rispen stehen die Blüten mit glockenförmiger Blumenkrone. 6-7 cm lange Balgkapseln enthalten die einen Haarschopf tragenden Samen.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Condurangorinde, die in ihrer Heimat schon lange gegen Karzinom und Schlangenbiß verwendet wird, wurde um 1870 in die europäische Medizin eingeführt.

Wirkung

Unter den Eingeborenen Ecuadors galt Condurango, äußerlich angewandt, bereits seit langer Zeit als spezifisches Krebsheilmittel.

In Deutschland war es zuerst Friedreich, der bei einem Patienten mit Magenkrebs nach etwa vierwöchentlicher Verabreichung der Arznei eine vollständige Heilung beobachtet haben wollte.

Zahlreiche Nachprüfungen des Mittels bei Ca. ergaben zum Teil negative, zum Teil angeblich positive Resultate. In neuerer Zeit wird die Ansicht vertreten, daß es sich bei dem Fall Friedreichs, der alle die Nachprüfungen veranlaßte, nicht um Magenkarzinom, sondern um ein chronisches Magengeschwür gehandelt hätte. Die meisten Autoren bezeichnen Condurango als ausgezeichnetes Stomachikum, bestreiten aber jegliche spezifische Heilkraft bei Ca. Diese Ansicht vertritt u. a. auch Ewald. Ebenso wird im Brit. Pharm. Codex die Wirkung bei Ca. verneint, dagegen wird das Mittel bei Dyspepsie gelobt.

Kobert fand jedoch, daß kleine Dosen von Condurango beim Magenkrebs und anderen schweren Magenleiden brechwidrig und stomachisch wirken. Condurango – Dekokte sind nach ihm wertlos, da sich das Condurangin beim Kochen in wäßriger Lösung abscheidet.

Daher ist nach Rost-Klemperer Condurango im Infusum frigide paratum oder im Mazerationsinfus zu geben.

Die Rinde enthält als hauptsächlich wirksame Substanz das Glykosid Condurangin (1,5-2,26%), ferner etwas ätherisches Öl (0,3%), Harz, Fett, Kautschuk und krist. cycl. Alkohol Condurit.

Condurango zählt zu den Bittermitteln, sein Glykosid erhöht die Empfindlichkeit der glatten Muskulatur, für die durch den Sympatikus vermittelten Erregungen, es lähmt die Darmmuskulatur nicht unmittelbar, sondern hemmt den Peristaltikreflex und begünstigt die physiologischen Hemmungen der Motilität, wirkt deshalb günstig bei spastischen Zuständen und bei Übererregbarkeit der Motilität. Außerdem steigert es die Magensekretion.

Weger erörtert die Möglichkeit, ob nicht die Wirkung der Bittermittel als Folge erhöhter Herztätigkeit und damit besserer Durchblutung der Abdominalorgane anzusprechen sei.

Durch Vergiftung mit Condurangin wurden Speichelfluß, Erbrechen, Steifigkeit der Glieder, Krampfanfälle mit Gesichtsmuskelzuckungen und Lähmung des Respirationszentrums hervorgerufen.

Diese auch im Tierexperiment beobachteten Vergiftungserscheinungen traten nach intravenöser Verabreichung schon nach 1/4-1/2 Stunde, bei subkutaner und stomachaler Anwendung dagegen erst nach mehreren Stunden auf.

Über die Bestimmung des Condurangingehaltes vgl. die Arbeiten von H. Wagner und B. Schwenke.

Bezüglich des Saponingehaltes in den Zubereitungen wurde festgestellt, daß der hämolytische Index der normalen homöopathischen Urtinktur 1 : 200 betrug, während er im „Teep“ 1 : 2000 war. In der mit 25%igem Weingeist hergestellten Urtinktur war der hämolytische Index 1 : 800.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Condurango ist ein brauchbares Stomachikum. Vornehmlich dient es zur Behebung der Eßunlust, sei es, daß diese durch Entzündungen des Magens und Darmes oder durch Obstipation verursacht ist. Falls die Appetitlosigkeit mit starker Abmagerung und Schwäche verbunden ist, kann man mit Abrotanum wechseln lassen. Auch die chronische und akute Gastritis und Enteritis selbst können günstig beeinflußt werden. Bei chronischem Magenkatarrh der Raucher empfiehlt O. Flähmig Condurango im Wechsel mit Abies nigra.

Sehrgroßist die Zahl der Zuschriften, in denen Condurango als Mittel gegen Karzinom, insbesondere Magenkrebs, genanntwird. Doch ist durch die Verordnung nicht eine Heilung, sondern nur eine Besserung der damit verbundenen Beschwerden (Hebung des Allgemeinbefindens, größere Speiseaufnahmefähigkeit, Verminderung des Brechreizes) zu erzielen. Bei Leberkrebs schreibt mir Wesenberg von gutem Erfolg durch die Verabreichung des Pulvers (dreimal täglich 1 g) und der Tinktur (dreimal täglich 20-30 Tropfen). Auch bei Hautkrebs, Lippen- und Brustkrebs, Ulcus ventriculi, fressenden und syphilitischen Ulzera, Mammatumoren wird Condurango genannt, ebenso bei Rhagaden, insbesondere der Lippen, und Lupus. Es wird dabei nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich als Tinktur angewandt. Janke konnte mit Condurango eine Arsenikvergiftung heilen. Als Wechselmittel bei Ulzera und Tumoren kann Mezereum gewählt werden. Als Stomachikum wird Condurango dazwischen in Verbindung mit Valeriana, Gentiana und China verordnet. Ich glaube, daß man die ausländische Droge Condurango durch die einheimische Gentiana lutea ersetzen kann.

Angewandter Pflanzenteil:

Zur Herstellung des „Teep“ wird die getrocknete Rinde von Marsdenia condurango Reichenbach fil. verwendet. Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Getrocknete Rinde (§ 4).

Cortex Condurango ist in allen Staaten mit Ausnahme von England, Portugal, Rumänien und den Vereinigten Staaten von Nordamerika offizinell.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1-4 g in Substanz (Brit. Pharm. Cod.);

20 Tropfen des Fluidextraktes mehrmals täglich (Trendelenburg).

1/2 Teelöffel der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

In der Homöopathie:

Ø bis dil. D 2, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Als Stomachikum:

Rp.:

Cort. Condurango conc. 20
D.s.: 1/2 Teelöffel voll mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen, tagsüber trinken.

Oder (nach Trendelenburg):

Rp.:

Vini Condurango (offiz.) 200
D.s.: Zwei- bis dreimal täglich 1 Schnapsglas.

Als Stomachikum (nach Rost-Klemperer):

Rp.:

Cort. Condurango 30
Macer. c. aq. p. hor. XII
Digere len. calor. ad Colat. 150 adde
Acidi hydrochlorici diluti 10
Pepsini 5
Sir. Zingiberis ad 200
M.d.s.: Dreistündlich 1 Eßlöffel zu nehmen.

Bei fressenden Hautgeschwüren und rissigen Mundwinkeln:

Rp.:

Condurango Ø 20
D.s.: äußerlich zum Betupfen und zu Umschlägen.
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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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