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Kümmel, Umbelliferae.

Name:

Cárum cárvi L. (= Apium carvi Crantz, = Foeniculum carvi Link, = Pimpinella carvi Jessen, = Selinum carvi E. H. L. Krause, = Seseli carum Scop., = Sium carum Weber, = Aegopodium carum Wibel, = Carum decussatum Gilib., = C. aromaticum Salisb., = C. officinale S. F. Gray, = Carvi careum Bubani). Wiesenkümmel, Gemeiner oder Feldkümmel, Brot- oder Speisekümmel. Französisch: Carvi, cumin, cumin des prés, anis des Vosges; englisch: Caraway, carway; italienisch: Carvi, caresg, cumino del prati, cumino tedesco, anice dei; dänisch: Kommen; litauisch: Kmynas; norwegisch: Karve; polnisch: Kminek, Kmin; russisch: Tmin; tschechisch: Tmín lučni; ungarisch: Konyhakömény.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: S!X!birien, Marokko, Himalaja. Angebaut v. verwildert in großen Teilen von Europa (z.B. Holland) neben der wilden Pflanze, ebenso in Algerien, Tunesien, Abessinien, Vorderamerika, Neuseeland.

Namensursprung:

Carum ist der italienische und französische Name des Kümmels, abgeleitet vom arabischen karwija, altdeutsch karvey. Das Wort Kümmel ist aus dem lateinischen cuminum entlehnt, dieses angeblich aus hebräisch „kammon“.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Niederdeutsch: Käme(l), Köm(en), bayrisch-österreichisch Kimm, Kem, schwäbisch Kemmich, schweizerisch Chümmi(gch). Zum Unterschied vom echten (römischen) Kümmel (Cuminum Cyminum) wird unsere Pflanze besonders im Schwäbischen als Matte(n)kümmi(ch), Mattkümmi, Makimmi(g) bezeichnet. Das schlesische Korbe stammt aus „Carvi“, das wendische Karbe aus Carum.

Botanisches:

Die Pflanze ist in Nord- und Mitteleuropa weit verbreitet, ist aber auch in Asien und Marokko heimisch. Aus einer dickspindlichen, weißlichen, auf der Oberfläche runzlig-geringelten Wurzel, die möhrenartig riecht, erhebt sich der aufrechte Stengel bis zur Höhe von 1 m. Er ist kantig-gerieft, ästig und trägt grasgrüne Laubblätter. Die unteren sind gestielt, die oberen sitzen auf schwach aufgedunsenen, breit-randhäutigen Scheiden. Sie sind im Umriß länglich, doppelt gefiedert. Die Blättchen fiederspaltig mit linealischen Zipfeln, die beiden untersten Paare zweiter Ordnung an die Blattspindel herabgedrückt und mit den gegenüberliegenden ein Kreuz bildend. Die mittelgroßen Dolden haben 8-16 ungleich lange, gerade, fast aufrechte Strahlen. Döldchen reichstrahlig, die Strahlen aufrecht und sehr ungleich. Hülle fehlt, Hüllchen fehlt oder ist wenigblättrig. Kronenblätter weiß oder rötlich bis rot mit kurzem, spitzlichem, eingeschlagenem Läppchen. Die braunen Teilfrüchte sind bei der Reife etwas sichelförmig gebogen. Nährgewebe im Querschnitt stumpf-fünfeckig. Blütezeit: Mai bis Juni. Die Pflanze erscheint nicht selten in frischen oder mageren Wiesen, an Rainen und Wegrändern, auf Schwemmland, Schutthalden um Sennhütten. Sie steigt ruderal an Viehwegen hoch ins Gebirge.

Geschichtliches und Allgemeines:

Der Wiesenkümmel wird gewöhnlich für das Karos des Dioskurides und das Careum des Plinius gehalten, jedoch erscheint diese Ansicht nicht richtig, da die Griechen Karos aus Kleinasien, wo unser Carum carvi nicht gefunden worden ist, erhielten, und Plinius den Kümmel ein fremdes Gewächs nennt. Erst im Mittelalter läßt sich der nordische Wiesenkümmel mit Sicherheit nachweisen, das Capitulare Karls des Großen führt ihn als „careum“ auf. H. Bock lobt den „Wisskymmel“ (Carum carvi) in seinem „Kreuterbuch“ als das nützlichste Kraut aus Arabien, welches überall beim Kochen, Backen und zur Herstellung von Medizinen verwandt würde.

Im antiken Aberglauben stand der Kümmel in ganz sonderbarem Rufe. Theophrast berichtet nämlich, daß diese Pflanze besonders gut gedeihe, wenn man bei ihrer Aussaat lästere oder fluche.

Auch in der Tierheilkunde wird der Kümmel als blähungstreibendes, krampfstillendes und gärungswidriges Mittel bei Kolik angewandt. Der gepulverte Kümmel soll einen Bestandteil der für Pferde und Schweine benützten Freßpulver bilden. Die Wurzel kultivierter Pflanzen sowie die jungen Blätter werden als Gemüse, Salat und zu Frühlingskräutersuppen gebraucht. Das Kümmelöl dient hauptsächlich zur Herstellung von verschiedenen Likörarten (Gilka, Allasch, Doppelkümmel usw.).

Wirkung

Da eine Pflanzenbeschreibung fehlt, ist es nicht sicher, ob der „Karos“ des Dioskurides mit unserem Kümmel (vgl. auch Geschichtliches) identisch ist. Dioskurides nennt den Samen als verdauungsbeförderndes Mittel, das in der Wirkung dem Anis ähnlich sei.

Nach v. Haller wurde der Kümmel „zur Stärkung des Magens, Beförderung der Verdauung, Zerteilung der Winde und Grimmen, bei Unruhen der Mutter und anderen Schmerzen des Unterleibes, zur Beförderung des Harnes und zur Stillung der Schmerzen von dem Stein“ gebraucht.

Hecker führt als Indikationen Hypochondrie, Hysterie usw., mangelnde Milchsekretion und Brustleiden an. Äußerlich läßt er ihn zu Umschlägen und zu Klistieren bei Blähungsbeschwerden verwenden.

Der Brit. Pharm. Codex nennt das destillierte Kümmelwasser ein gebräuchliches Mittel bei Blähkolik der Kinder.

Leclerc verordnet ihn bei Luftschlucken, und Dinand kennt die Verwendung als Emmenagogum.

Mangelnde Milchsekretion, Magen- und Gebärmutterkrämpfe können auch nach Bohn durch Anwendung von Kümmel günstig beeinflußt werden. Außer bei den schon erwähnten Indikationen wird er nach Zörnig noch als Expektorans gebraucht.

In der Ars medici 1937, Nr. 5, S. 287, wird angefragt, ob das Kümmelöl ein wirksames Antidiabetikum ist. Ein 60jähriger Diabetiker mit offener Lungentuberkulose habe auf Anraten eines Laien zwei Wochen lang dreimal täglich 1 Teelöffel voll Kümmelöl genommen. Der Zucker sei seitdem völlig verschwunden. Ich habe die Wirkung dieser Anwendung in mehreren Fällen nachgeprüft, ohne einen Einfluß zu sehen.

Bei Erkrankungen der Atmungsorgane, bei beginnender Rachitis und gegen Hautparasiten findet das Kümmelöl auch äußerliche Anwendung. Die Früchte enthalten 3,1-7% Kümmelöl (äther.), das sich aus d-Carvon bis über 60%, d-Limonen, wenig Dihydrocarvon, Dihydrocarveol und einer narkotisch riechenden Base und Carveol zusammensetzt.

Wie Kofler in einem Vortrag auf dem internationalen Heil- und Gewürzpflanzenkongreß, München 1936, ausführte, nimmt der ätherische Ölgehalt durch Lagerung zunächst zu.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Als Karminativum und Galaktagogum.

Litauen: Als Galaktagogum.

Polen: Als Galaktagogum und Karminativum.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Carum carvi ist ein beliebtes Stomachikum und Karminativum, welches bei Flatulenz, Meteorismus, Magenkrämpfen, Magenschwäche, Dyspepsie und Enteritis besonders Kindern gern verordnet wird.

Gute Dienste leistet der Kümmel auch als Galaktagogum, seltener wird er bei Wehenschwäche, Amenorrhöe und als Diuretikum genannt. Zur Stärkung schwächlicher Kinder empfiehlt Junge Kümmelbäder, und bei Ohren-, Kopf- und Zahnschmerzen rheumatischer Art soll der zerstoßene Kümmel mit Wein besprengt in Säckchen warm aufgelegt helfen. „Wer Kümmel ißt, bekommt keinen Schlaganfall“ heißt es nach H. Meyer im Sudetenland.

Als Stomachikum und Karminativum wird Carum carvi oft im Gemisch mit Anisum, Chamomilla, Absinthium, Foeniculum und Anethum graveolens gegeben.

Angewandter Pflanzenteil:

Die alten Kräuterbücher, so Bock, Matthiolus, Lonicerus, empfehlen zwar auch die Wurzel zu menschlichem Genuß als Gemüse, schreiben aber die Heilwirkung vor allem den Samen (richtiger: Spaltfrüchten) zu. Daß nur diese als wirksam in Frage kommen, darüber gehen die Meinungen auch der späteren Autoren nicht auseinander.

Geiger betont ausdrücklich, daß erst die völlig reifen Früchte wertvoll sind. Derselben Meinung ist Zörnig.

Thoms nennt als Erntezeit des angebauten Kümmels den Anfang Juli, wenn sich die Früchte zu bräunen beginnen. Sie müssen dann in den Garben völlig ausreifen.

Auch das HAB. kennt die Verwendung des Kümmels nicht. Das „Teep“ wird aus den vollkommen reifen, frisch geernteten Spaltfrüchten hergestellt.

Fructus carvi ist offizinell in Deutschland, Österreich, Rumänien, in der Schweiz, in Portugal, Finnland, Schweden, Norwegen, England, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in Mexiko, Venezuela und Chile.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,5-2 g der Früchte mehrmals täglich (Hager);

0,1-0,2-0,3 g des Öles (Hager);

3 Teelöffel voll (= 12 g) zum heißen Infus täglich.

1 Teelöffel voll der Samenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Als Karminativum:

Rp.:

Fruct. Carvi 50 (= Kümmelkörner)
D.s.: 3 Teelöffel zum heißen Infus mit einem Glas Waser.
Tagsüber zu trinken.!X!

Als Karminativum und Stomachikum bei Kardialgien (nach Rost-Klemperer):

Rp.:

Olei Carvi 1,5
Tinct. Valerianae aethereae ad 15
M.d.s.: 20-40 Tropfen auf Zucker oder in Kamillentee zu nehmen.

Als Karminativum (nach Prater):

Rp.:

Olei Carvi Olei Foeniculi Olei Menthae pip.  aa  5
D.s.: Ein- bis zweimal täglich 2 Tropfen auf 1 Stück Zucker.

Oder: Species carminativae (F.M.B.):

Rp.:

Flor. Chamomillae (= Kamillenblüten)
Fol. Menthae piperitae (= Pfefferminzblätter)
Rad. Valerianae  aa  30 (= Baldrianwurzel)
Fruct. Carvi 10 (= Kümmelkörner)
M.d.s.: 1 Eßlöffel voll auf 1 Tasse Wasser. Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 4 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen
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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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