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Kardobenedikte, Compositae.

Name:

Cnícus benedíctus L. (= Centaurea benedicta L., = Carbenia benedicta Benth. et Hook.) Kardobenedikte, Benediktenkraut oder -wurz, Spinnen-, Heil-, Magen- oder Bitterdistel, Bernhardinerwurzel, Bornwurz. Französisch: Chardon bénit; englisch: Blessed thistle, Carduus plant, cursed thistle, lovely thistle, spotted thistle, thistle root; dänisch: Korbendikt; italienisch: Cardo santo; norwegisch: Kardobenedikt; polnisch: Drapacz, karda benedykta; russisch: Kardobenedikt; tschechisch: čubet lékařský, benedykt lékařský, kardobenedykt; ungarisch: Benedekfü.

Verbreitungsgebiet

Verwildert in Mitteleuropa, in den Südstaaten der Union, Chile, Uruguay, Argentinien und Südafrika.

Namensursprung:

Cnicus ist von dem griechischen χνζειν (knizein) = quälen mit Bezug auf die Stacheln der Hüllkelchblätter abgeleitet; benedictus wird verschieden gedeutet. Eine Lesart bringt den Namen in Zusammenhang mit dem hl. Benediktus oder den die Pflanze anbauenden Benediktinermönchen, eine andere dagegen mit dem lateinischen benedictus = gesegnet, gebenedeit wegen der der Pflanze zugeschriebenen Heilkräfte.

Botanisches:

Das 40 cm hohe, stark verästelte Kraut von distelartiger Tracht mit zottig und klebrig behaarten Stengeln und Blättern hat seine Heimat im europäischen Mittelmeergebiet und wird in Mitteldeutschland feldmäßig angebaut. Die einzelstehenden Blütenköpfe tragen gelbe Röhrenblüten, umgeben von großen graugrünen Hüllblättern. Die stielrunden Früchte sind von einem bleibenden Pappus gekrönt. Blütezeit: Juni bis August.

Geschichtliches und Allgemeines:

Das Benediktenkraut scheint im Altertum noch keine Verwendung gefunden zu haben. Jedenfalls lassen die Namen bei Plinius (carduus), Theophrast (knekos), Galenus (knikos) usw. keine sicheren Deutungen zu. Sicher ist es, daß die Benedicta der hl. Hildegard nicht das Benediktenkraut, sondern das Geum urbanum ist. Erst in den Kräuterbüchern des späteren Mittelalters, in denen ihm ein überschwengliches Loblied als Universalmittel gesungen wird, kann man es mit Sicherheit erkennen. Im 17. Jahrhundert erfreute sich das Benediktenkraut allgemeiner Bekanntheit. In seiner Komödie „Much ado about nothing“ sagt Shakespeare von ihm: „It is the only thing for a qualm.“ Es wurde als ein ausgezeichnetes Blutreinigungsmittel, Diaphoretikum und Sedativum, ferner u. a. gegen Pest und Pleuritis verwendet. Eine Abkochung der Blätter soll neuralgische Schmerzen beruhigen. Nach G. C. Petri machten es seine vielen guten Eigenschaften zur Zuflucht der Kranken und zum wahren Schatze der Armen. Als Geheimmittel ist es auch verschiedentlich als Emmenagogum angepriesen worden.

Wirkung

In Matthiolus hat die Benediktendistel einen warmen Lobredner gefunden, der sie als giftwidriges, schleimverzehrendes, wurmtötendes, brust- und blutreinigendes und schweißtreibendes Mittel empfiehlt. Sie ist nach seiner Schilderung von Nutzen bei „faulen Magendfiebern“, Febris quartana, Pest, Pleuresis, Bauchgrimmen, innerlichen Geschwüren, Schwindel, Clavus hystericus, und Gonorrhöe. Die Anwendung gegen Seitenstechen sei „des Luthers Experiment“ gewesen. Ebenso rühmt er den äußerlichen Gebrauch: „Für den Krebs und andere faule Schäden / ist kaum ein köstlichere Artzney“, und berichtet von einer Frau, der die Brust durch Krebs „biß auf das Bein aussgefressen“ war, der aber durch Waschung mit Kardobenediktenwasser und Aufstreuen des gepulverten Krautes geholfen worden sei. Ferner gibt er einen Bericht des Arnoldus de Nuoa villa wieder, nach dem einem Manne, dessen Fleisch an den Schenkeln durch Geschwüre bis auf die Knochen abgefressen gewesen sei, durch Pflaster von Carduus benedictus geholfen wurde.

v. Haller erwähnt den Ruf des Kardobenediktensaftes als eines zuverlässigen Mittels gegen „faule venerische, ja selbst die krebsmäßige Geschwäre, innerlich und äußerlich“. Weiter empfiehlt er das Kraut gegen Magenaffektionen und davon herrührende Fieber und Kopfschmerzen, namentlich bei Vorhandensein zähen Schleims und mangelnder Gallensekretion; die Blätter „sollen besonders dem Herzen und der Brust wohl dienen, Schweiß und mit demselben alles Gift austreiben“.

Hufeland, Selig und andere Mitarbeiter Hufelands schätzten Carduus benedictus als Husten- und Katarrhmittel, insbesondere für Kinder, aber auch als Heilsamen gegen Vomitus, rheumatische Beschwerden, Krupp, Phthisis, Exantheme, Drüsenverstopfung und venerische Krankheiten.

Bei anhaltenden Fiebern, Katarrhen und bei Erkrankungen des Magendarmkanals, die von Atonie herrühren, wird es von

Hecker empfohlen, der es bezüglich seiner Wirksamkeit zwischen Enzian und Radix Taraxaci einreihte.

Dagegen spricht ihm Clarus jeden über die sonstige Wirkung eines Amarums hinausgehenden spezifischen Heilerfolg ab.

In der Volksmedizin wird die Kardobenedikte als Mittel gegen atonische Geschwüre, auch krebsiger Art, gegen Frostbeulen, Harnbeschwerden, Gicht, Verdauungsschwäche und Asthma geschätzt.

Nach Meyer sind Umschläge mit Aufgüssen des Benediktenkrautes bei Wund- und Geschwürsbildungen auf der Haut manchmal recht wertvoll. Leclerc verwendet Carduus ben. als Appetitanregungsmittel, ähnlich wie Quassia amara. Arbeiter hätten ihm berichtet, daß sie schon beim Sortieren und Pulverisieren der Pflanze ein verstärktes Hungergefühl gehabt hätten.

Zur Behandlung der Skrofulose wird es von Liégeois empfohlen.

Schwartz hat bei einem Patienten mit inoperablem Unterleibskarzinom durch tägliche Gaben von 1-2 g Kardobenediktenkraut einen auffallenden, langjährigen Stillstand des Leidens eintreten sehen.

Carduus benedictus gehört in die Reihe der Bittermittel, bei denen Weger eine Anregung der Herztätigkeit beobachten konnte. Er wirft daher die Frage auf, ob die appetitanregende Wirkung dieser Bittermittel nicht indirekt als Folge der gesteigerten Herztätigkeit und der besseren Durchblutung der Abdominalorgane anzusehen sei.

Nach älteren Angaben ist in Card. ben. der glykosidische Bitterstoff Cnicin enthalten, der in kleinen Dosen (0,1-0,3 g) Hitze und Brennen im Schlund und Oesophagus, weiter Vomitus, Kolik, Diarrhöe, und gelegentlich einen 2-3stündigen febrilen Zustand hervorruft. Auch größere Mengen des Pflanzeninfuses erzeugen mitunter Vomitus und Diarrhöe.

Neuere Forscher haben einen dem Menyanthin ähnlichen Bitterstoff festgestellt.

Außerdem enthält das Kraut noch viel Schleim sowie wenig ätherisches Öl und Gerbstoff, welche Bestandteile die günstige Wirkung bei Dyspepsie noch vervollkommnen dürften.

Bei Untersuchungen über Toxingehalt wurden in Carduus benedictus kleine Mengen von ausfällbarem Eiweiß von geringer Giftigkeit festgestellt.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Innerlich gegen Magenleiden und Wechselfieber, in größeren Dosen als Emetikum; äußerlich gegen gerötete Augen und Krebswunden.

Ungarn: Gegen Gelbsucht, Nierenschmerzen, als Wurmmittel und Diaphoretikum; äußerlich gegen Geschwüre.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Carduus benedictus ist ein beliebtes Mittel bei allen Störungen der Verdauungsorgane. Man verordnet es bei Gallen- und Lebererkrankungen, Gelbsucht. (Kleine, Wuppertal, beobachtete bei Ikterus catarrhalis keine Wirkung, wohl aber bei Stauungsikterus und Leberkongestionen), Gastro- und Enteropathien wie Dyspepsie, Flatulenz, Obstipation, Diarrhöe und Atonie des Magendarmkanals nach fieberhaften Erkrankungen.

Als Bittermittel wirkt Carduus innerlich und äußerlich bei atonischen Ulzera, insbesondere Magen- und Darmgeschwüren, Karzinom (auch des Magens und Darms) und Lupus. Ferner wird das Mittel bei Blutstauungen, Hämorrhoiden, Vermes, Amenorrhöe, Gicht und zum Entgiften des Körpers bei reichlichem Arzneigebrauch genannt.

Seine roborierende Wirkung läßt es auch zuweilen bei Neurasthenie, Bleichsucht, Anämie, Hypochondrie, Hysterie und Herzschwäche angezeigt erscheinen, ebenso findet es Anwendung bei Erkrankungen der Atmungsorgane wie Bronchialkatarrh, Tussis, Pneumonie und Asthma. Finsterwalder empfiehlt es auch bei Herzkrämpfen in den Wechseljahren. Schließlich werden als Indikationen noch anhaltende Fieber, Intermittens und Nierenleiden erwähnt, doch warnt Rose vor der Verordnung bei Nephritis. Carduus benedictus wird u. a. im Teegemisch mit Gentiana, Centaurium, Absinthium und Calamus gegeben.

Angewandter Pflanzenteil:

Matthiolus verwendete Kraut und Samen, die Blumen nur äußerlich.

Nach v. Haller wird hauptsächlich das Kraut mit den Blättern, daneben die Samen und nur selten die Wurzel in den Apotheken gebraucht.

Hecker empfiehlt das kurz vor der Blüte gesammelte Kraut.

Außer dem Kraut waren früher auch die Samen offizinell.

Geiger erwähnt die hauptsächliche Benutzung des Krautes.

Nach Schulz werden Kraut und Blüten verwendet, in der Volksheilkunde auch die Samen gegen Metrorrhagie.

Leclerc nennt die blühenden Spitzen, Zörnig die zur Blütezeit gesammelten Blätter und blühenden Zweige.

Am geeignetsten für die Bereitung der Präparate halte ich das frische, blühende Kraut (Sammelzeit Juli bis August). Aus diesem wird auch das „Teep“ hergestellt. Homöopathische Urtinkturen nach dem HAB. ebenso (§ 1). Auf die Verwendung der Samen wird man wohl verzichten können, da in ihnen kein Bitterstoff enthalten ist.

Herba Cardui benedicti ist offizinell in Deutschland, in der Schweiz, in Rußland, Schweden, Belgien, Jugoslawien, Rumänien, Portugal und Venezuela.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,6-1,2 g des Extraktes (Hecker);

1-2 g des Pulvers (Hager);

1 1/2 Teelöffel (= 1,9 g) zum heißen Infus täglich.

2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

In der Homöopathie:

dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesezt.

Rezepte:

Als Stomachikum:

Rp.:

Hb. Cardui benedicti conc. 30 (= Kardobenediktenkraut)
D.s.: 1 1/2 Teelöffel zum heißen Infus mit 2 Glas Wasser, tagsüber zu trinken.

Oder (Pharm. Helv. V.):

Rp.:

Cort Fruct. Aurantii (= Pomeranzenschalen)
Hb. Menyanth. trifol. (= Fieberkleekraut)
Hb. Absinthii (= Wermutkraut)
Hb. Cardui benedicti (= Kardobenediktenkraut)
Hb. Centaurii  aa  20 (= Tausendgüldenkraut)
C.m.f. species.
D.s. 1 Teelöffel voll auf 1 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen

Oder (nach Rost-Klemperer):

Rp.:

Extr. Cardui benedicti 5
Aqu. Laurocerasi 25
M.d.s.: Dreimal täglich 20-40
Tropfen (vor dem Essen).
Als Adjuvans bei veralteter Lues (nach Meyer):
S. Rezeptvorschriften bei Carex arenaria.

Bei Drüsenkrankheiten, Geschwülsten und Skrofeln (nach Dinand):

Rp.:

Hb. Cardui benedicti c. 10 (= Kardobenediktenkraut)
D.s.: Zum Dekokt mit 1/2 l Wein. Morgens nüchtern ein Weinglas voll zu trinken.

Als Febrifugum (nach Kroeber):

Rp.:

Hb. Cardui benedicti (= Kardobenediktenkraut)
Rad. Liquiritiae (= Süßholzwurzel)
Hb. Centaurii  aa  10 (= Tausendgüldenkraut)
Fol. Rumicis acetosae (= Sauerampferblätter)
Rad. Cichorii intybi  aa  15 (= Wegwartenwurzel)
Rad. Taraxaci (= Löwenzahnwurzel)
Rhiz. Tritici rep.  aa  20 (= Queckenwurzel)
C.m.f. species.
D.s.: Zum Dekokt. 2-4 Tassen täglich zu trinken.
Zubereitungsvorschlag des Verfassers:
3 Teelöffel voll auf 1 1/2 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen

Bei Asthma (nach Bastian):

Rp.:

Hb. Marrubii (= Andorn)
Rad. Pimpinellae (= Bibernellwurzel)
Hb. Polygalae (= Kreuzblumenkraut)
Hb. Mari veri (= Katzenkraut)
Hb. Cardui benedicti  aa  20 (= Kardobenediktenkraut)
C.m.f. species.
D.s.: 1 Teelöffel voll auf 1 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen
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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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