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Kampfer (von Cinnamomum camphora F. Nees et Eberm.), Lauraceae.

Name:

Cinnamómum cámphora F. Nees et Eberm. Kampferbaum, Kampferlorbeer. Französisch: Camphrier du Japon; englisch: Camphor tree; dänisch: Kamfer; italienisch, polnisch, russisch: Camfora; tschechisch: Kafr; ungarisch: Kámforfa.

Verbreitungsgebiet

Kultiviert auf Formosa und Japan, ferner Madagaskar. Aegypten. Kanarische Inseln, Südfrankreich. Neverdings auch in Deutsch-Ostafrika, südl. Teil von Nordamerika.

Namensursprung:

Erklärung für Cinnamomum s. Cinnamomum ceylanicum. Das Wort Camphora ist indonesischen Ursprungs und ist, wie Brandstetter zeigt, aus kapur = Kalk, altjavanisch auch = Camphora über das arabische Kâfur umgebildet worden. Auch das Sanskritwort karpûra ist indonesischen Stammes und weist auf den malaiischen Archipel hin, von wo ja ursprünglich aller Kampfer kam.

Botanisches:

Die Höhe des in den chinesischen Bergwäldern, auf Formosa und in den südlichen Inseln des japanischen Archipels heimischen Kampferbaumes wird mit 20, ja sogar mit 50 m angegeben. Sein Stamm ist über 5 m dick. Der knorrig verzweigte Baum hat längliche bis elliptische, bis 11 cm lange, dreinervige Blätter, die oberseits glänzend, unterseits blau-grün sind, und grünlichgelbe Blüten, die in langgestielten, armblütigen Rispen stehen. Die Frucht ist purpurschwarz. – Gemischter Sand und Lehmboden sagen dem Kampferbaum am meisten zu. – Die Kampfergewinnung geschieht in der Weise, daß das zu Spänen zerkleinerte Holz der Wasserdampfdestillation unterworfen und der aus dem gewonnenen Rohöl auskristallisierte Kampfer durch Abschleudern und Sublimieren gereinigt wird. In neuerer Zeit gewinnt man Kampfer auch durch Destillation aus den Blättern. Neuerdings wird der Kampferbaum auch auf Sizilien angebaut. Mit dem Beginn der Ernte ist in diesen Jahren zu rechnen.

Geschichtliches und Allgemeines:

Kampfer ist in China schon im Altertum gewonnen und benutzt worden. Der erste schriftliche Beleg hierüber scheint sich in dem um 300 n. Chr. verfaßten Arthasâstra des Kautilya zu befinden. Im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung wird er in den Gedichten des südarabischen Fürsten Imru-I-Kais erwähnt, und auch im Koran wird er als Kühlungsmittel der Getränke der Seligen im Paradiese gepriesen. Der Arzt Aëtius von Amida (um 550 n. Chr.) nennt ihn als Zutat zu einer äußerlich anzuwendenden Arznei gegen Gicht und Rheumatismus, sowie als Bestandteil des Oleum Salca, welches als gutes Mittel gegen Schwerhörigkeit galt. Allerdings war der Kampfer jener Zeit sehr teuer und wurde, wie Marco Polo (13. Jahrhundert) berichtet, mit Gold aufgewogen. Als ein Zeichen seiner Kostbarkeit sei hier noch angeführt, daß im 7. Jahrhundert indische Fürsten den chinesischen Kaisern Kampfer als Tribut oder Geschenk sandten. Wie Weil in seiner Geschichte der Kalifen schreibt, wurde bei der Plünderung des Sassanidenpalastes des Königs Choroës II. in Maidain im Jahre 636 neben Moschus, Ambra, Sandelholz und anderen Spezereien auch Kampfer erbeutet. Als später arabische Schiffe nach Indien und China segelten, lernten die arabischen Ärzte und Kaufleute nicht nur die Haupthandelsplätze des Kampfers, sondern auch seine Herkunftsstätten kennen. Allerdings ist der Kampfer jener Zeit wohl nicht unser Gemeiner oder Laurineenkampfer, sondern der viel teurere sumatranische von Dryobalanops aromatica gewesen. Letzterer wurde dann wohl aller Wahrscheinlichkeit nach erst im 16. Jahrhundert durch den Laurineenkampfer ersetzt. Nach dem arabischen Arzt Mesuë (10. Jahrhundert) wurde der Kampfer gegen gastrische Geschwüre angewandt. Ende des 13. Jahrhunderts gibt der griechische Arzt Actuarius die Anweisung zu einem Pastillus contra diabetem, in dem Kampfer enthalten war.

In Europa scheint er schon im 12. Jahrhundert als Arznei bekannt gewesen zu sein, da er von der hl. Hildegard und dem Dänen Harpestreng aufgeführt wird. Im Jahre 1725 wurde der Kampfer von Neumann als besonderer Körper erkannt und von Dumas analysiert.

In der Veterinärmedizin gehört er schon lange zu den häufiger gebrauchten Mitteln und wurde nach Lorenz angewandt bei verschiedenen Fiebern, Schwindel, Lähmungen, Starrkrampf, ferner bei Ruhr und Seuchen, auch nach Operationen, besonders wenn Wundfieber befürchtet wurde, und äußerlich als stärkendes und zerteilendes Reizmittel.

Wirkung

Paracelsus lobt den Kampfer sehr als kühlendes Mittel bei Gehirnerkrankungen.

Lonicerus schildert ihn als Aphrodisiakum, als stopfendes, kühlendes und schlafbringendes Mittel und verordnet ihn namentlich bei blutenden Hämorrhoiden, Kopfschmerz, der von Hitze kommt, wie überhaupt bei „hitzigen“ Krankheiten; das Kampferöl soll die von Hitze und Geschwulst verursachten Schmerzen stillen.

Nach Matthiolus‘ Schilderung bewahrt Kampfer den Leib vor Fäule und wird darum in Zeiten von Epidemien als Vorbeugungsmittel sehr gelobt; bei Kindern vertreibt er die Würmer, bei Frauen Fluor albus und bei Männern Pollutionen. Groß ist die Zahl der von Matthiolus für den äußerlichen Gebrauch angegebenen Indikationen: Zahnweh, hitzige Geschwülste, Wunden, Geschwüre, Gonorrhöe, Nasenbluten, Unkeuschheit, Akne und Flecken des Gesichts.

v. Haller rühmt die starke zerteilende, fäulnis- und entzündungswidrige, „in Ohnmachten kräftig erweckende“ Kraft des Kampfers bei äußerlicher Anwendung. Auch innerlich wirke er kühlend, indem er – nicht unmittelbar wie Eis kühlend – „die Ursachen des brands und der Entzündungen hebet, das stokende Geblüt zertheilet, die Gefäße reizet, eröfnet und frey macht, denn dazu ist er das allervortreflichste Mittel unter allen bekannten Arzneyen.“ Er empfiehlt ihn bei bösartigsten hitzigen Fiebern, Friesel- und Fleckenfieber, Kinderblattern, zur Vorbeugung des Brandes und selbst gegen die Pest. „In höchstgefährlichen Krankheiten, wo es sich durchaus zu keine Crisi schiken will, kann man sich auch besonders viel davon versprechen in der Verbindung mit dem versüßten Sublimat (Mercurius dulcis).“ Schließlich lobt er die erweckende, nervenstärkende Kraft des Kampfers in der Rekonvaleszenz und verordnet ihn äußerlich u. a. gegen Augenentzündungen und Rheumatismus.

Hecker nennt ihn „ein starkes, flüchtiges Reizmittel, das vorzüglich die Tätigkeit des Hautorgans verstärkt, Ausdünstung, Schweiß und Exantheme befördert, Krämpfe, Schmerzen u. a. innormale Thätigkeiten in dem empfindenden und bewegenden System hebt“. Bei asthenischen Verhältnissen dagegen mindere der Kampfer die Hitze und wirke kühlend. Als Gegenindikationen für seinen Gebrauch gibt Hecker daher Kongestionen zum Kopfe, Vollblütigkeit, hohen Tonus des Körpers, gastrische Zustände und auch Hysterie an. Verordnet wird der Kampfer von ihm bei allen asthenischen Fiebern, katarrhalischen, rheumatischen und gichtischen Krankheitsformen, Dysenterie, Geistesstörungen, wenn asthenische Verhältnisse dabei vorliegen, bei Apoplexie und Lähmungen, spastischen Affektionen, Leiden des Urogenitaltraktus, venerischen Krankheiten, Hautausschlägen, Brand, Wurmbeschwerden und als Gegengift gegen Kanthariden, Opium, Scilla usw.

Osiander erwähnt den Kampfer oft, und Hufeland scheint ihn besonders häufig angewandt zu haben.

Als Antiparalytikum gebraucht ihn Clarus namentlich bei Herzleiden, wie plötzlich oder allmählich erlahmender Herztätigkeit, infolge Hypertrophie und bei beginnender Herzlähmung; ferner verordnet er ihn als Antispasmodikum und resorptionsförderndes Mittel, streitet aber eine kühlende Wirkung völlig ab.

Erschöpfende Fieber und Entzündungen, Diarrhöen, spastische Zustände (Pertussis, Epilepsie, Chorea, Asthma, Angina pectoris), Puerperalfieber, Hysterie und Erkrankungen des Urogenitaltraktus wie Dysmenorrhöe und Spermatorhöe sind die wichtigsten Indikationen in der älteren englischen Medizin, die Camphora äußerlich auch noch gegen Frostbeulen, Rheumatismus, Neuralgien, Verrenkungen, Quetschungen und zur Linderung des Juckreizes bei Dermatopathien gebrauchen läßt.

Nach Trendelenburg wird Kampfer hauptsächlich beim Atmungsoder Herz- und Gefäßkollaps nach Narkose, im Verlauf von Infektionskrankheiten (besonders bei Pneumonie), bei beginnendem Lungenödem und bei Vergiftungen angewandt. Auch wird ihm ein günstiger Einfluß bei Asthma cardiale zugeschrieben. Bei Rhythmusstörungen des Herzens soll die Wirkung unsicher sein.

Auch zur Blutstillung, insbesondere bei Hämoptoe (am besten auf einmal 10 ccm der 10%igen öligen Lösung) ist er empfohlen worden und soll bei profusen Blutungen angeblich am besten wirken.

Klein berichtet über seine Erfolge mit Kampfer bei 60 Wöchnerinnen, bei denen aus den verschiedensten Gründen das Stillen kontraindiziert war. Am ersten Tage post partum wurden zweimal täglich 1 1/2 g, an den nächsten drei einmal täglich 1 1/2 i. m. injiziert. Je früher mit den Injektionen angefangen wurde, desto schneller war der Erfolg. 80% der Wöchnerinnen, die innerhalb der ersten 24 Stunden behandelt wurden, blieben völlig beschwerdefrei. Schädigungen weder lokaler noch allgemeiner Natur wurden nicht beobachtet.

Pharmakologisches und Toxikologisches:

Durch seine Versuche stellte Orfila fest, daß der Kampfer „kräftige Anregung des Gehirns und ganzen Nervensystems“, insbesondere heftige Konvulsionen bewirkt und gibt einen Bericht von Hallé wieder, nach dem ein Mann, der an Hypochondrie und spastischen Affektionen litt, versehentlich 3,7 g Camphora auf einmal nahm. Als Folge davon traten Schwindel, Kälte der Extremitäten, heftige Angst, kalter Schweiß, leichte Delirien, Somnolenz und matter Puls auf, bald darauf große Hitze, schneller Puls und roter Urin. Die ihn quälenden Krämpfe aber waren völlig verschwunden.

Nach lange Zeit fortgesetzten sehr großen Kampfergaben wurde eine von oben nach unten fortschreitende cerebrospinale Paralyse mit Lähmung der oberen und unteren Extremitäten, Impotenz und Schwäche der Intelligenz bei ungestörten Sinnesfunktionen beobachtet.

Bei wiederholten Kampfereinspritzungen kommt es infolge der großen Ölmengen, welche lange unter der Haut liegen, trotz aller Asepsis nicht ganz selten zur Abszedierung (Kampferabszeß).

Kampfer wirkt erregend auf das Herz, indem er die Schlagleistung der Kammermuskulatur fördert; in größeren Gaben wirkt er, durch nachteilige Beeinflussung von Reizbildung und -leitung und schließlich Lähmung narkotisch und schwächend.

Wie Hildebrandt berichtet, ergibt sich aus einer Reihe von Arbeiten anderer Untersucher, daß bei Kampfer und dem ihm isomeren Hexeton keine günstige Herzwirkung nachweisbar ist. Er selbst konnte allerdings gelegentlich auch beim Kampfer bei Belastungsversuchen des insuffizient gewordenen Herzens ein deutliches Hinaufrücken der Suffizienzgrenze beobachten. Da diese Erscheinung aber nur sehr unregelmäßig auftritt, glaubt er, daß es Insuffizienzzustände besonderer Art sein müssen, die auf Kampfer ansprechen und möchte infolgedessen eine Herzwirkung des Kampfers nicht vollkommen abstreiten. Dagegen konnte Hendrych keinerlei die Herztätigkeit fördernde Einwirkung des Kampfers feststellen. Nach ihm wird der Kampfer zum Kreislaufmittel, weil er in hervorragender Weise eine zentrale Erregung des Vasomotorenzentrums bewirkt, niemals aber infolge einer Herzwirkung.

Die Koronargefäße werden durch kleine Gaben erweitert. Vom Zentralnervensystem aus wirkt der Kampfer in großen Dosen auf das arterielle Gefäßsystem ein und ruft zentral-vasokonstriktorische Blutdrucksteigerung hervor. Er steigert die Nervenerregbarkeit und verursacht epileptiforme Krämpfe (nach Roggenbau ließen sich bei einer Reihe von Kranken, die nosologisch verschiedenen Gruppen angehörten, durch die intravenöse Anwendung einer Kampfer-Stickstoffverbindung ohne Unterschied Krampfanfälle auslösen), Steigerung der Labyrinthreflexe, er fördert die psychomotorischen Hirnfunktionen, erregt die Schweiß- und Atemzentren. In toxischen Dosen übt er eine depressive Wirkung auf das Nervensystem aus und kann bei Hysterischen und Fiebernden kollapsartige Zustände herbeiführen. Weiterhin verursacht Kampfer entzündlich geschwürige Affektionen der Magenschleimhaut, bei subkutaner Injektion Ödeme in Haut und Unterhaut, hämorrhagische Abszesse, thrombosierte Gefäße, Nekrosen; entzündliches Granulationsgewebe zeigt sich. Örtlich bewirkt Kampfer Brennen, Schmerzen und Entzündung.

R. Gottlieb bringt eine ausführliche Darstellung der Kampfergruppe, aus der ich noch folgendes entnehme: Als flüchtige und lipoidlösliche Substanz, die die Epidermis leicht durchdringt, wirkt Kampfer an der Applikationsstelle gewebereizend. In Öl oder Alkohol gelöst und in die Haut eingerieben, verursacht er Rötung und sensible Reizung. (Die bekannteste äußerliche Anwendung ist die als Opodeldoc, Spiritus saponatus camphoratus. Verf.) Der Hautreiz ist im allgemeinen nur schwach. (Erst wenn man ein mit Opodeldoc getränktes Mulläppchen mehrere Stunden lang auf die Haut fixiert, tritt ein energischer Hautreiz ein. Verf.) Nach großen Kampfergaben nimmt die Expirationsluft den Geruch des Kampfers an. Besonders das Pinen des Terpentinöls geht in die Atemluft über. Der Kampfer verläßt den Körper in Form von gepaarter Glykuronsäure. Das allgemeine Wirkungsbild nach Kampferresorption ist folgendes: Nach Jörg (Materialien zu einer neuen Arzneimittellehre, Jena 1827) verursacht 0,6 g nur etwas Schwindel, Kopfschmerzen, Röte und Wärmegefühl des Gesichtes. Von anderen Prüfern wurde nach 0,7 g lebhaftes Wärmegefühl am ganzen Körper festgestellt und psychische Erregung. Nach 2-2,5 g treten Bewegungsdrang, dann Ideenflucht, Bewußtseinstrübung und nach etwa vier Stunden Bewußtlosigkeit und Krämpfe auf. Bei schweren Vergiftungen treten in Intervallen epileptiforme Krämpfe auf. Bei Erwachsenen dürften nach Gottlieb 5 g, bei Kindern 2 g schwere Erscheinungen hervorrufen. Man hat zur Vermeidung von Peritonitis nach Laparotomien 15 bis 20 g, ja auch 30 g Oleum camphoratum in die Bauchhöhle gebracht und verhältnismäßig selten Vergiftungserscheinungen gesehen, obgleich nach Rübsamen (Zentralbl. f. Gynäkol. 36, 1009 [1912]) die Resorption genau so schnell erfolgt wie nach anderer Anwendungsart. Rübsamen beobachtete nach Eingießen von 150 ccm 10%igen Kampferöls in die Bauchhöhle einen letalen Ausgang ohne eindeutige Symptome der Kampfervergiftung.

Der Kampfer ist nach W. Heubners (Zeitschr. f. d. ges. experim. Med. 1, 267, [1913]) Versuchen besonders giftig bei der Aufnahme durch die Atemluft. Er wird dann sofort durch das Lungenblut dem Herzen zugeführt, und schon die Verdünnung von 1 : 1 Million Kampferdampf in der Atemluft ist für Kaninchen und Mäuse tödlich. Nach wiederholten innerlichen Gaben tritt leicht Gewöhnung ein, und die Tiere, z. B. die Hunde, vertragen allmählich bis zu 40 g täglich per os.

Stroß und Wiechowsky haben gezeigt, daß der Kampfer nicht ausschließlich und nicht bei allen Tierarten erregend wirkt. So lassen Mäuse bei geeigneter Versuchsanordnung eine zentrallähmende Wirkung erkennen. Dem entspricht vielleicht die Anwendung als Anaphrodisiakum und die homöopathische Anwendung bei Erregungszuständen.

Zur Frage der Wirkung auf die Körpertemperatur haben spätere Forschungen im Gegensatz zu der Feststellung von Clarus ergeben, daß der Kampfer tatsächlich eine körpertemperaturherabsetzende Wirkung hat, wenn man auch je nach der individuellen Empfindlichkeit von einer großen Verschiedenheit der Wirkung sprechen muß. Der Kampfer verhält sich nach Gottlieb ähnlich wie das Antipyrin und andere das Wärmezentrum beruhigende Substanzen. Das subjektive Wärmegefühl beruht auf der besseren Hautdurchblutung.

Die homöopathische Wirkungsweise des Kampfers schildert Hahnemann folgendermaßen: „Wie wäre es möglich, daß der Kampfer in den schleichenden Nervenfiebern mit verminderter Körperwärme, verminderter Empfindung und gesunkenen Kräften, so aufnehmende Dienste leisten könnte, wie uns der wahrheitliebende Huxham versichert, wenn der Kampfer nicht in seiner ersten Wirkung gerade einen solchen Zustand erzeugte, wie Alexander, Cullen und Fr. Hoffmann bezeugen?“

Außer als Kollapsmittel wird der Kampfer in der neueren homöopathischen Literatur bei Erkältungen, Schnupfen, Blasenkatarrh, Grippe (auch als Prophylaktikum), Krämpfen und Neuralgien genannt.

Chemisches:

Der gewöhnliche Kampfer C10H16O stellt das Ketonderivat eines bicyclischen Terpens dar und wird als rechtsdrehender Kampfer (d-Kampfer) durch Destillation aus dem Holze der Lauracee Cinnamomum camphora (L.) Nees et Eberm. gewonnen. Er wird auch Japan- oder Laurineenkampfer genannt. (In China und auf Formosa gebraucht man zur Kampfergewinnung einfach konstruierte, sogenannte Kampferöfen: aus einem Kessel werden Wasserdämpfe entwickelt, die dem zerkleinerten Holz das Kampferöl und den Kampfer entreißen. In mit fließendem Wasser gekühlten Behältern wird der Kampfer abgeschieden. Die Handelsware stellt farblose oder weiße, kristallinische mürbe Stücke oder weißes kristallinisches Pulver dar. Der Kampfer hat einen eigenartigen durchdringenden Geruch und schmeckt brennend scharf, etwas bitter, hinterher kühlend. Er verdampft schon bei gewöhnlicher Temperatur, entzündet sich leicht und verbrennt mit rußender Flamme. In Wasser ist er sehr wenig löslich, dagegen leicht löslich in Alkohol, äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, in Fetten und ätherischen Ölen. Schmelzpunkt 175-179°; optisch aktiv (+ 44,22°). Die synthetische Darstellung des Kampfers ist auf verschiedene Art möglich und wird in großem Umfange durchgeführt, vgl. Meyer-Jakobsohn. Das Pinen, der Hauptbestandteil des Terpentinöls, wird als Ausgangsstoff für die verschiedenen Verfahren zur Kampfersynthese benutzt. Er ist optisch inaktiv (- 2° bis + 5°) und wird als racemischer Kampfer (r-Kampfer) bezeichnet. In seinen übrigen Eigenschaften unterscheidet er sich kaum von dem natürlichen Kampfer. Nach Bohrisch wird dieser durch einprozentige Vanillinsäure blau gefärbt, während synthetischer Kampfer farblos bleibt. Im Apothekenbetrieb und für ärztliche Verordnungen darf für natürlichen Kampfer synthetischer verwendet werden.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Camphora ist das Hauptmittel bei Kollaps und erlahmender Herztätigkeit (besonders bei Scharlach, Pneumonie, Typhus, Cholera, Grippe), das auch infolge seiner entzündungswidrigen Wirkung bei allen akuten Infektions – uud Erkältungskrankheiten sehr geschätzt wird. Als Prophylaktikum wird der Kampfer besonders bei Grippe und Schnupfen (hier Einziehen der Urtinktur) gebraucht.

Sehr gelobt wird in der Homöopathie die Wirkung bei epileptiformen und tetanusartigen Krämpfen, besonders bei Muskel- und Wadenkrämpfen. Hierzu schreibt mir Dieterich, Stuttgart, daß er mit Camphora D 2 (drei- bis viermal täglich ein Quantum in Erbsengröße) bei Epilepsie gute Erfahrungen gemacht habe, so daß sich ein Versuch auf jeden Fall lohne.

Auch bei Erkrankungen des Urogenitalapparates, wie Blasenkatarrh (hier in nicht zu starken Dosen), Retentio urinae (nach Kraft, Pfeddersheim). Urämie und nach Meyer, Berlin, zur Nachbehandlung von Gonorrhöe, wenn die Harnröhre durch Sekrete verklebt ist, findet Camphora Anwendung, auch vereinzelt als wehenbeförderndes Mittel, bei Enteritis und Brechdurchfall. Als beruhigendes Mittel wird schließlich noch der Gebrauch bei Erregungszuständen des Gehirns und Herzens, Schlaflosigkeit, Sonnenstich, Hautentzündung, Schwindel und Ohnmachten genannt. Bei Bronchitis (Camphora trit. und Acidum benzoicum) und bei Pollutionen (Camphora monobromata 0,1-0,5 g dreimal täglich im Wechsel mit Lupulinum und Na bromatum) machte Türk, Mannheim, gute Erfahrungen.

Bei neuralgischen, rheumatischen und gichtischen Gliederschmerzen, Kältegefühl und Lähmungserscheinungen ist auch die äußerliche Anwendung in Form von Salben und Spiritus zu Einreibungen sehr beliebt. F. Junge gebrauchte auch Camphora bei Stich-, Stoß-, Schlag- und Fallwunden, wenn Arnica nicht angewandt wurde und die Heilung sich verzögerte. Schließlich will Hüttner noch mit Umschlägen (Kampferspiritus verdünnt 1 : 4) nach vorhergehenden mehrtägigen Auflagen von Speck beschleunigte Besserung und Heilung bei Thrombose gesehen haben.

Als Wechselmittel können u. a. Crataegus und China gewählt werden.

Angewandter Pflanzenteil:

Verwendet werden die durch Zentrifugieren und Sublimation gereinigten Destillationsprodukte des Holzes von Cinnamomum camphora (L.) Nees et Eberm. Offizinell in allen Staaten.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 ccm Oleum camphoratum fortius als intramuskuläre Injektion. Die Injektionen können mehrmals wiederholt werden (Trendelenburg). (Nach Klemperer-Rost wird bis 1 g Kampfer = 5 ccm Oleum camphoratum forte pro 10 kg Körpergewicht täglich sicher vertragen. – Doch muß vor solchen häufigen und großen Dosen gewarnt werden, da Schwerkranke ohne Injektionen die Krankheit oft besser überstehen. Wegen der Fettembolie-Gefahr sind intravenöse Injektionen des Oleum camphoratum selbstverständlich ausgeschlossen. Auch die innerliche Verabreichung in solchen Mengen ist nicht empfehlenswert, da Kampfer den Magen angreift und den Appetit herabsetzt. Verf.) Ol. camphoratum DAB. VI enthält 10% Kampfer. Ol. camphoratum fortius (oder forte) enthält 20%.

In der Homöopathie:

Ø bis dil. D 3, trit. D 2-3.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei Atmungs-, Herz- oder Gefäßkollaps (nach Trendelenburg):

Rp.:

Olei camphorati fortius 20
Sterilisa. D. ad vitr. c. coll. ampl.
S.: Alle Stunden 1 ccm intramuskulär.

Oder (nach Hosemann):

Rp.:

Spiritus camphorati 3,5 (= 0,35 Camphora)
Spiritus 2
Aqua dest. steril. ad 10
M.D. ad. virt. sterilis. S. in 1 l physiolog. NaCl-Lösung intravenös infundieren. (Trübung schwindet beim Umschütteln.)

Bei Erkrankungen der Lunge (nach Meyer):

Rp.:

Camphorae tritae Terpini hydrati  aa  0,2
M.f. pulv. tal. dos. Nr. XX ad chartas paraff.
S.: Drei- bis sechsmal täglich 1 Pulver.

Bei rheumatischen Affektionen äußerlich:

Rp.:

Spiritus camphorati 100
D.s.: Zur Einreibung.

Emplastrum antiarthriticum (nach Benningsen):

Rp.:

Emplastri saponati 40
Emplastri fusci 20
Camphorae tritae 2,5
Castorei canadensis pulv. 1,25
In Papierkapseln ausgießen.
D.s.: äußerlich.

Gegen Frostbeulen (nach Klemperer-Rost):

Rp.:

Camphorae 5
Olei Terebinthinae 20
D.s.: Zum Einreiben.

Bei torpiden und Decubitus-Geschwüren äußerlich:

Rp.:

Vini camphorati (DAB) 200
D.s.: äußerlich zu Umschlägen.

Bei Rheumatismus (nach Klemperer-Rost):

Rp.:

Chloroformii 20
Spiritus camphorati 80
M.d.s.: äußerlich.
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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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