Monimiaceae.
Name:
Peumus boldus Molina (= Peumus fragrans Pers., = Boldea fragrans Juss., = Boldoa fragrans Lindl., = Ruizia fragrans, Ruiz et Pav.). Boldo.
Namensursprung:
Peumus ist der Name der Pflanze in chilenischer Sprache. Boldus nach dem spanischen Botaniker Boldo.
Verbreitungsgebiet
Wiki: Peumus boldus ist an trockene Klimazonen angepasst. Sie stammt ursprünglich aus Chile. Diese Art kommt jedoch verwildert auch im Mittelmeerraum, vor allem in Nordafrika vor.
Botanisches:
Peumus Boldus ist ein Strauch oder kleiner Baum, der bis 6 m hoch werden kann. Er hat schlanke Äste und hellbraune Rinde. Die kurzgestielten Blätter sind 3-5 cm lang und 2-2,5 cm breit, länglich-elliptisch, an der Spitze stumpf und abgerundet, ganzrandig, lederartig, beiderseits, besonders unten mit Büschelhaaren besetzt, welche auf kleinen Erhöhungen sitzen. Die Blüten sind zweihäusig und stehen in wenig verzweigten, seiten- oder endständigen Trugdolden. Die männlichen Blüten sitzen auf 4-8 mm langen Stielen und haben einen Durchmesser von 12 mm. Der Kelch ist fast glockenförmig, fünfzipflig mit einförmigen Zipfeln. Gewöhnlich fünf Kronenblättern, weiß, nach der Mitte und dem Grunde zu etwas rötlich, lineal-länglich oder verkehrt-eiförmig, fast doppelt so lang wie der Kelch. Staubblätter zahlreich. Die weiblichen Blüten sind kleiner als die männlichen. Kronenblätter meist zehn bis zwölf, wenig länger als die Kelchzipfel. Drei (bis vier) Fruchtknoten mit kurzem, knieförmig gebogenem Griffel. Frucht: eine kurzstielige, breit-eiförmige Steinfrucht mit brauner, runzliger Schale. Der Baum blüht das ganze Jahr hindurch. Seine Heimat ist Chile, wo er häufig auf trockenen, sonnigen Hügeln vorkommt.
Geschichtliches und Allgemeines:
Auf die Wirkung der Boldoblätter soll man dadurch aufmerksam geworden sein, daß leberkranke Schafe, nachdem sie Blätter von einer Umzäunung, die aus Boldozweigen bestand, gefressen hatten, rasch gesundeten.
Wirkung
Bentley und Trimen sagen, daß Boldo in Europa wenig im Gebrauche sei, daß aber in Südamerika verschiedene Präparate von Boldoblättern bei Verdauungsschwäche, als Karminativum, Tonikum und Diaphoretikum verwendet würden. Die Hauptwirkung erstrecke sich auf die Verdauung und auf die Leber. Außerdem sei Boldo ein beliebtes Mittel bei Syphilis. Verabreichung von großen Dosen erzeuge Erbrechen.
Ähnlich lauten die Angaben von Dragendorff, nach dem das Blatt bei Leberaffektionen, Gallensteinen und als Tonikum gebraucht wird.
Zörnig nennt folgende Indikationen: Blasenkatarrh, Leber- und Gallenleiden, Gonorrhöe und Prostataentzündung, ferner Gicht und Dyspepsie. Außerdem kennt er den Gebrauch als Antiseptikum und Anthelmintikum. In Chile, der Heimat der Pflanze, wird vielfach die Rinde den Blättern vorgezogen.
Die Blätter enthalten ein ätherisches Öl und das Alkaloid Boldin, das bei Tieren Krämpfe hervorruft und auf die quergestreifte Muskulatur wie Koffein wirkt.
Wasicky berichtet, daß Boldin die Gallen- und Magensekretion anrege, den Appetit und die Harnstoffausscheidung steigere. Größere Dosen rufen Lähmungen hervor, während kleine gegen Ohrensausen und -klingen gute Dienste leisten. Einem in den Blättern enthaltenen Glykosid werden appetitanregende und hypnotische Wirkungen zugeschrieben.
Die Tinktur aus den Boldoblättern wird bei Erkrankungen (Katarrhen) der Gallenwege und bei Cholelithiasis angewandt.
Auch Popow zählt Folia Boldo zu den wirksameren Choleretika.
In Frankreich, wo die Alkaloide der Fol. Boldo als Cholagoga benutzt werden, trat bei einem Ehepaar, das mehrere Monate Boldine Houdé in therapeutischen Dosen genommen hatte, eine Vergiftung mit schwerer seelischer Verstimmung, Farben- und Tonhalluzinationen ein, bei der Frau auch partielle, motorische Aphasie. Rasche Heilung nach Aussetzen des Mittels.
Hager kennt als weitere Indikation noch die gegen Rheuma.
Anwendung:
Boldo wird vorwiegend als Cholagogum, insbesondere bei Cholelithiasis verordnet. Recht gut reagieren auch Hepatopathien, Dyspepsie, Appetitlosigkeit, ferner Syphilis, Gonorrhöe, Prostatitis, Gicht und Rheuma darauf.
Bei Ohrensausen und -klingen kann das Mittel in kleinen Gaben versucht werden.
Angewandter Pflanzenteil:
Über die Verwendung der getrockneten Blätter besteht kein Zweifel, wenigstens beziehen sich alle Literaturangaben auf sie, so: Dragendorff, Köhler, Zörnig, Thoms, Hager, Buchheister und Ottersbach, Bentley.
Daneben wird erwähnt, daß in der Heimat der Pflanze vielfach die Rinde benutzt wird.
Das HAB. gibt zur Herstellung der Tinktur die getrockneten Blätter an (§ 4).
Das „Teep“ wird ebenfalls aus den getrockneten Blättern hergestellt, solange frische Blätter noch nicht zur Verfügung stehen.
Folia Boldo sind offizinell in Frankreich und Spanien.
Fol. Boldo und Extr. Boldo fluidi werden auch im Ergänzungsbuch zum DAB. VI genannt.
Dosierung:
Übliche Dosis:
1-5 g der Tinktur (Hager);
1 1/2 Teelöffel voll (= 3 g) zum kalten Auszug oder heißen Infus täglich.
1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Fol. Boldo.)
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Als Cholagogum:
Rp.:
Fol. Boldo 30 (= Boldoblätter) D.s.: 1 1/2 Teelöffel voll mit 1 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber trinken.