Stinkasant, Umbelliferae.
Name:
Férula ása foétida L. und andere Ferulaarten. Asant, Stinkasant, Teufelsdreck. Französisch: Ase fétide; englisch: Assafetida; dänisch: Dyvelsdräk, Stinkasand; polnisch: Smrodzieniec, czarcie lajno; russisch: Asafietida; tschechisch: čertovo lejno.
Namensursprung:
Der Name Asa foetida ist zuerst von der Salernitanischen Schule gebraucht worden. Ferula = Rute, weil die Zweige früher zum Züchtigen der Schüler benutzt wurden. Der Beiname foetida vom lateinischen fetidus = stinkend bezieht sich auf den unangenehmen Geruch der Pflanze.
Botanisches:
Die in den Stein- und Salzwüsten Persiens und Afghanistans heimische, bis 3 m hohe Pflanze hat kräftig entwickelte Wurzeln und sehr große Blätter. Die in reich verzweigten Dolden stehenden Blüten mit gelben Kronblättern sind polygam, die der Hauptdolde zwittrig, die der Seitendolden männlich. Sie entwickeln einen unangenehmen Geruch.
Geschichtliches und Allgemeines:
Asa foetida oder Asant wurde im Altertum viel als Heilmittel und Gewürz gebraucht und ist unter dem Namen „Hingu“ öfters in den Sanskritschriften, z. B. auch von Susruta, erwähnt worden. Ob das Silphion der Griechen und der Laser (von der Stammpflanze Laserpitium) der Römer mit der heute benützten Droge Asa foetida identisch ist, war in den letzten Jahrhunderten eine viel umstrittene Frage, die eine umfangreiche Literatur in Anspruch genommen hat. Dioskurides beschreibt unter „Silphion“ zwei verschiedene Pflanzen: die eine stamme aus Kyrene und sei äußerst wohlschmeckend und wohlriechend, die andere, die aus Armenien und Medien komme, habe dagegen einen sehr unangenehmen Geruch und sei von schwächerer Wirkung als die erste. Nach der allgemeinen Ansicht ist die letztere wohl Ferula asa foetida, Stinkasant, der in Persien wachsende Strauch, welcher das Gummiharz Asa foetida liefert. Das kyreneische Sylphion war von größter nationaler und medizinischer Bedeutung, da jeder Teil der Pflanze einen hohen Wert hatte. Plinius bezeichnet die Pflanze als so selten, daß der Saft mit Silberdenaren aufgewogen wurde. Die Anwendung nicht nur des Saftes, sondern fast aller anderen Teile der Pflanze in der Medizin war eine sehr ausgedehnte: so wurde sie gegen Zahnschmerzen, Heiserkeit, Brustfellentzündung, Gelbsucht, Wassersucht, Starrkrampf, Magenkrankheiten, Krämpfe usw. benützt. Die Araber kannten jedenfalls unseren Stinkasant, sie hielten ihn für den Laser der Alten und wiederholen fast alles, was die Griechen von ihrem Silphion sagten. Wie der Perser Ali Istakhri aus Istakir (10. Jahrh. n. Chr.) erzählt, wurde die Pflanze häufig in der Wüste zwischen Sistan und Makran gefunden und vom Volk als Gewürz gebraucht. Die Mohammedaner und die Hindus gebrauchen sie noch heute hauptsächlich mit Hülsenfrüchten als Gewürz, gewöhnlich wird aber Knoblauch bevorzugt.
Im 13. Jahrhundert betrachteten die „Physicians of Myddfai“ in Wales Asa foetida als ein Mittel, welches jeder Arzt kennen und gebrauchen müsse. In einem Zolltarif aus dem Jahre 1305 von Pisa wird der Asant als Einfuhrartikel erwähnt, welcher von Aden aus über das Rote Meer in den Mittelmeerhandel gelangte.
Als Räuchermittel wird Asa foetida auch in der Tiermedizin gegen Lungenwürmer gebraucht. Bei Würmern des Geflügels wird auch eine Mischung von Asa foetida und gepulverter Enzianwurzel (0,48 g am Tage) in Kuchen gebacken zu demselben Zwecke gegeben.
Die Gewinnung des Gummiharzes geschieht dadurch, daß man Scheiben des Wurzelkopfes wegschneidet und das an der Schnittwunde austretende Harz nach etwa einem Monat abkratzt. – Häuser, in denen Früchte der Ferula asa foetida lagern, sollen von Mäusen gemieden werden.
Wirkung
Von Paracelsus wurde Asa foetida als Räuchermittel für Pesthäuser empfohlen.
Lonicerus schildert den Asant als speicheltreibend und expektorierend, nützlich gegen Epilepsie, Asthma, Husten, Milzschmerzen, tägliches Fieber und innere Geschwüre, mit Selleriewasser gegen Hydrops, äußerlich angewandt gegen Zahnschmerz, Nasengeschwüre, Tränenfluß, Warzen und Gesichtsflecken.
Die gleichen Indikationen gibt auch Matthiolus an.
Gegen Grimmen, Wassersucht, insbesondere Windwassersucht und bei mit den Nerven zusammenhängenden Uterusbeschwerden lobt v. Haller den Asant.
Hecker verordnete ihn bei asthenischen Krankheiten der Verdauungsorgane, asthenischen Brustkrankheiten, allgemeinen krampfhaften Affektionen, zur Beförderung der Menstruation, gegen Skrofulose und schließlich innerlich und äußerlich gegen Karies, Winddorn, maligne Geschwüre und Krebs.
Als „auflösend und krampfstillend“ loben Hufeland und seine Mitarbeiter den Asant,
so z. B. Lentin, der gute Erfolge mit Asa, Aconitum und Mercurius bei Knochenfraß sah,
und Schwarz, der Asa foetida und Petroleum bei Bandwürmern verordnete.
Als sehr hilfreich bei Koliken (auch Leberkoliken) erwies sich Rademacher eine Mischung von Asa foetida mit Nux vomica, nachdem vorher beide Mittel, einzeln verabreicht, versagt hatten.
Clarus führt die Wirkung der Asa als Karminativum (vorwiegend bei Hysterischen und Hypochondrischen), Anthelmintikum, Antispasmodikum, Emmenagogum und als Expektorans an; „am nützlichsten wirkt die Asa bei chronischen, mit profuser Sekretion, krampfhaftem Husten und Dyspnoe verbundenen Katarrhen, selbst tuberkulösen Ursprungs“.
Ähnliche Indikationen sind auch in der englischen Medizin bekannt. In der Veterinärheilkunde hat sich Asa foetida besonders bei Chorea der Hunde bewährt.
Nach größeren Dosen des Mittels wurden Schwellungen der Lippen, Störungen des Verdauungskanals mit stinkendem Aufstoßen, mit Meteorismus und Diarrhöe beobachtet; auch Eingenommensein des Kopfes und Kopfschmerzen, Schwindel und Erhöhung des Geschlechtstriebes können durch Asa erzeugt werden. 0,05-0,1 g sollen bei nervösen Menschen Konvulsionen verursachen.
Lewin erwähnt auch die Angabe, daß nach Auflegen von Asa foetida-Pflastern auf den Unterleib bei Männern starke Hodenschwellung, bei Frauen Entzündung und Schwellung der Genitalien und der Mammae, in einem Falle mit starker Absonderung milchiger Flüssigkeit, entstanden seien.
Kobert bezeichnet den Asant als Antiabortivum, das die Erregbarkeit der Nervenzentren der Gebärmutter herabsetze.
In der mongolischen Medizin wendet man den Stinkasant gegen Parasiten und bei Krankheiten mit unternormaler Temperatur an.
In der lettischen Volksmedizin gebraucht man ihn zu Räucherungen gegen Schreckneurosen.
Asa foetida, das ein Gemisch von Harz, Gummi und ätherischem Öl darstellt, enthält u. a. Asaresinotannol, Ferulasäure und Vanillin.
Die Wertbestimmung der Zubereitungen kann durch quantitative Bestimmung der in Asa foetida enthaltenen Lauchöle erfolgen. Es wurde für die homöopathische Tinktur eine Silberzahl von 0,375 g gefunden. Der Gehalt an Lauchöl ist also verhältnismäßig groß.
In der Homöopathie wird Asa foetida u. a. bei Globus hystericus und bei nervösen Störungen im Abdomen mit sekundären nervösen Herzbeschwerden angewandt.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Die Hauptwirkung von Asa foetida erstreckt sich auf nervöse Störungen im Bereich der Gastrointestinalorgane. Im einzelnen gibt man es bei: Dyspepsie, Flatulenz, Pyrosis, Magenkrämpfen, Gastritis, zu starker Salivation und gestörter Peristaltik. Weiter reagieren auch Glottiskrampf, Globus hystericus und andere hysterische und hypochondrische Beschwerden, Neurasthenie, Neuralgien, nervöse Kardialgien, Ohnmachten, Platzangst (nach Hörner an der Tinktur riechen lassen!) und Epilepsie (Retsch nennt es ein gutes Mittel, um Bewußtlose wieder zu sich kommen zu lassen, auch wenn sie in Krämpfen liegen).
Schultzik, Breslau, hatte bei Fällen schwerster Schlaflosigkeit im Klimakterium sehr gute Erfolge damit.
Das zweite wichtige Indikationsgebiet für Asa foetida umfaßt skrofulöse, tuberkulöse Eiterungsprozesse und Entzündungen, besonders an Drüsen und Knochen (hier im Wechsel mit Angustura) wie Gummae, Karies, Periostitis chronica, Ostitis, Fistulae, Panaritium, Iritis luica und andere Augenentzündungen, Gingivitis und Ozaena. Weiter wird Asa foetida noch bei Ulcus ventriculi und duodeni, zur Unterstützung der Krebsbehandlung, bei Klimakteriumsbeschwerden und als Antiabortivum genannt. Bei Blasenkatarrh läßt Retsch eine Salbe auftragen.
Als Wechselmittel bei nervösen Beschwerden werden Nux vomica und Ignatia bevorzugt.
Angewandter Pflanzenteil:
Die zur Herstellung der Arzneimittel gebrauchte Droge Asa foetida besteht aus dem Gummiharz verschiedener asiatischer Ferulaarten.
Offizinell in allen Pharmakopöen mit Ausnahme Ungarns, Schwedens und Griechenlands.
Dosierung:
Übliche Dosis:
0,2-1 g Asa foetida (Hager);
0,3-1,2 g (Potter);
4-6 Tropfen der Tinktur mehrmals täglich (Friedrich).
1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich bei skrofulösen und luetischen Eiterungsprozessen.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 10% Asae foetidae eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Asae foetidae.)
In der Homöopathie:
dil. D 3, dreimal täglich 10 Tropfen; trit. D 3, dreimal täglich 1 Messerspitze.
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt, doch können größere Dosen unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen, s. Wirkung.
Rezepte:
Bei Nervosität, Neurasthenie und Hysterie (nach Meyer):
Rp.:
Tinct. Valerianae Tinct. Asae foetidae aa 10 M.d.s.: Dreimal täglich 20-30 Tropfen.Bei Kolik (nach Rademacher):
Siehe Rezeptvorschriften bei Nux vomica.Pil. antispasmodicae vel antihystericae (nach Sydenham):
Rp.:
Asae foetidae 5 Galbani Myrrhae aa 2,5 Castorei 1,25 Tinct. Valer. q. s. f. pil. 100 Consp. Croco. D.s.: Dreimal tägl. 2-4 Pillen.Bei skrofulösen und drüsenartigen Geschwülsten als Pflaster (Ergänz.-Bd. III):
Rp.:
Asae foetidae 30 Gumm. Ammon. 10 Terebinthinae 20 solve in baln. vap. adde mixtur. tepid. Cerae flavae Res. Pini aa 20 M.f. emplastrum. D.s.: Zum Auflegen auf die leidenden Stellen.Als Riechmittel:
Rp.:
Asae foetidae Ø 5 D.s.: In Riechfläschchen. _____________________________________ Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938 Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.