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Buschwindröschen, Ranunculaceae.

Name:

Anemóne nemorósa L. (= A. alba Gilib., = A. quinquefolia L., = A. pedata Raf., = Pulsatilla nemorosa Schrank), Buschwindröschen. Französisch: Anémone de bois, paquette, fleur de Vendredi Saint; englisch: Wood anemone, grove wind-flower; dänisch: Hvid Anemone, Hvidsimmer; italienisch: Anemone dei boschi; polnisch: Sawilec; russisch: Wietrenica; tschechisch: Sasanka hajní; ungarisch: Pápics.

© Gisa, Anemone

© Gisa, Anemone

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Ostasien (vom Amurgebiet südl. bis Nordkorea. südöstlich bis Japan, nördl. bis Kamtschatka.) Nordamerika (nördl. bis Neubraunschweig. Quebec, Ontario, Manitoba. bis südöstl. Alaska. südl. Kolorado. Nordarizona. Kalifornien 33° nördl. Breite.

Namensursprung:

Anemone kommt vom griechischen νεμος (ánemos) = Wind als Hinweis auf die bald abfallenden Blütenblätter, die leicht vom Winde entführt werden. Der Name findet sich zuerst bei Theophrast; nemorosa = hainbewohnend. Der deutsche Name Windröschen ist wohl unter Anlehnung an den Namen „Anemone“ gebildet worden.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Von den zahlreichen Volksnamen dieser Pflanze (Frühlingspflanze! Auffälligkeit der weißen Blüten! Häufiges Vorkommen!), von denen hier nur eine Auswahl gegeben werden kann, bezieht sich ein großer Teil auf die frühe Blütezeit: Schneeblümel (Böhmerwald, Riesengebirge, Egerland, Niederösterreich), Schneeglöggli (Schweiz), Schneetröpferl, -röserl, -kaderl (Oberösterreich) Schnaekäthara (Schwäbische Alb), Märzableamla (Schwäbische Alb), Märzablüamli (St. Gallen), Merzaglöggi (Schweiz), Aprille(n)blume (Schwaben), Osterblom (nordwestliches Deutschland), Osterblume (Oberösterreich), Osterblüemli (Schweiz), (witt) Oöschen, aus „österchen“ (nördliches Deutschland), (wildi) Zitlosa (St. Gallen), Kuckucksblume (Mark, Nahegebiet, Pfalz, Schwäbische Alb), Guckuck(sblume) (Nassau). Andere Namen gehen auf die weiße Blütenfarbe zurück, so Käsblümchen (Eifel), Kasblüml (Böhmerwald), Quarkblume (Nordböhmen), Milch-Blüamli (Schweiz: Aargau), Speckblaume (nördliches Braunschweig), (wittes) Vijehlchen = Veilchen (Ostpreußen), weißes Hundsveilchen (Riesengebirge), weiße Schmilzblume (Oberösterreich). Namen wie Katzenblume (Henneberg), Zêgenblaume (Braunschweig), Kühhunger (Nordböhmen) sollen wohl einen Ausdruck für das häufige Vorkommen und die minderwertigen Eigenschaften als Futterkraut geben. Windrose (Riesengebirge), Wind-Blüemli (Schweiz) scheinen nach dem wissenschaftlichen Namen gebildet worden zu sein. Beziehen sich Oogenblöme (Ostfriesland), Augenblume (Schlesien) darauf, daß nach dem Volksglauben mancher Gegenden das Einreiben der Augen mit den im Frühjahr zuerst gefundenen Anemonen, auch Veilchen, Schlüsselblume, das ganze Jahr von Augenkrankheiten schützen soll? Andere Benennungen sind schließlich noch Gockeler (bayerisches Schwaben), Hexenblum (Erzgebirge), Bettseicher, -brunzerli (Schweiz).

Botanisches:

Der ausdauernde, 6-30 cm hohe Frühlingsblüher (blüht im Herbst oft noch einmal) tritt mit Vorliebe auf den humosen Stellen der Laub- und Nadelwälder Europas und Amerikas auf. Sein gelb- bis dunkelbrauner Wurzelstock kriecht waagerecht im Boden hin, der Stengel ist aufrecht. Die drei stengelständigen Laubblätter sind rosettenförmig ausgebreitet, lang gestielt, dreiteilig mit tief dreilappigen, eingeschnitten-gesägten mittleren und zweispaltigen, tief eingeschnitten-gesägten äußeren Abschnitten. Die weißen bis rötlich-violetten Blüten sind schwach proterogyn. Nachts und bei trübem Wetter neigen sich die langen Blütenstiele nach unten, so daß Staub- und Fruchtblätter nicht dem Regen und dem Tau ausgesetzt werden. Rotblütige Formen sind nicht samenbeständig. Blütezeit: März bis Mai.

Geschichtliches und Allgemeines:

Schon Dioskurides beschreibt verschiedene Arten der Anemone, die auf Anemone coronaria, A. hortensis und A. apennina gedeutet worden sind. Linné hielt die Sanguinaria des Columella für unsere A. nemorosa, ein Name, der durch die Beobachtung Bedeutung erhält, daß Tiere, die von dieser Anemone fraßen, Blutharnen bekamen und unter Konvulsionen starben. Von den mittelalterlichen Botanikern lieferte Brunfels die erste gute Abbildung der A. nemorosa, und H. Bock erörterte ihre Heilkräfte. Das frische Kraut wurde äußerlich als blasenziehendes Mittel gegen Zahnschmerzen, Rheumatismen und Wechselfieber gebraucht. Man hatte ein Präparat, das „Aqua Ranunculi albi“ genannt wurde.

In Schweden waren das Kraut und die Blüten noch bis Ende des vorigen Jahrhunderts unter dem Namen Herba et Flores Ranunculi albi offizinell.

Wirkung

Die Pflanze wurde von Hippokrates häufig als erweichendes Mittel zu Einlagen in den Uterus gebraucht.

Bei Matthiolus findet sie, mit Gerste gesotten und gegessen, als Galaktagogum Anwendung. Der Saft soll, in die Nase gezogen, das Haupt reinigen und an den Genitalien aufgelegt, emmenagog wirken; die Blätter heilen nach ihm die Räude und andere Hautunreinigkeiten wie auch Haarausfall.

Wegen ihrer Schärfe wurden, wie Hecker schreibt, die Anemonenblätter und -blüten als rötendes und blasenziehendes Mittel verwandt.

Osiander nennt sie als ableitendes Hautreizmittel bei Entzündungen und Fiebern.

Das in Anemone nemorosa wie auch in Pulsatilla enthaltene Anemonin gab Clarus „nicht ohne Nutzen“ bei akuten und chronischen Bronchialkatarrhen.

Die Volksmedizin, die der Waldanemone früher diuretische Kraft zuschrieb, verwendet sie jetzt nur noch bei Erkrankungen des Viehs.

Wie die Pflanze in Rußland gebraucht wurde, zeigt die folgende Übersicht von W. Demitsch:

„Luce (Heilmittel der Esten auf der Insel Ösel. Pernau 1829, S. 47) sagt, daß das Weidenröschen ein von den Esten gekanntes und oft gemißbrauchtes, sehr stark blasenziehendes Mittel ist. Die Staubfäden der Blüten desselben werden mit etwas Wasser gekocht und das Dekokt beim schwarzen Star ins Auge geträufelt. – Nach Orfila bedienen sich die Kamtschadalen der Anemone nem. zum Vergiften der Pfeile, und die durch dieselben hervorgebrachten Wunden sollen fast immer tödlich sein. – Die frischen Blätter der Pflanze werden bei Fieber auf die Pulsstelle gelegt und äußerlich bei Kopfflechte gebraucht (N. Annenkow, Botanisches Lexikon. St. Petersburg 1878, S. 34). – Im Gouvernement Mohilew wird eine Abkochung der Anemone nem. et silvestris L. bei Nachtblindheit angewandt (Tscholowski, Entwurf der Flora des Gouvernements Mohilew, in Dembowetzkis „Versuch einer Beschreibung des Gouvernement Mohilew“. Mohilew 1882, S. 396 ff.), desgleichen im Gouvernement Witebsk (A. Antonow, über die wildwachsenden Pflanzen des Gouvernements Witebsk, welche von der Landbevölkerung als Heilmittel gebraucht werden. Witebsk 1888, S. 3). – In Kleinrußland wird der frische Saft der Anemone nem. von den Volksärzten bei Kopfflechten benutzt (K. S. Gornitzki, Bemerkungen über einige wildwachsende und angebaute Pflanzen der Ukraine-Flora, die als Volksheilmittel im Gebrauch sind. Charkow 1887, S. 20).“

Nach Hermbstädt ruft die Anemone Enteritis und Hämaturie hervor.

Beim Vieh wurden außerdem Gastritis und Dysenterie beobachtet. Auch Konvulsionen, Lähmungen, Reizungserscheinungen des Gehirns und der Nieren traten auf.

Touton stellte fest, daß alle Anemonenarten in frischem Zustande blasenziehend wirken.

Den Hauptbestandteil des Buschwindröschen-Krautes bildet der scharfe Anemonenkampfer; Anemonin und Anemonsäure sind größtenteils seine Zersetzungsprodukte.

Bei Auszügen aus der Droge konnte das Anemonin nicht mehr nachgewiesen werden, während es in der aus der frischen Pflanze hergestellten Essenz festgestellt werden konnte.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Innerlich gegen Lähmungen, äußerlich als Vesicans.

Polen: Als Vesicans.

Ungarn: Als Galaktagogum und Niesmittel, äußerlich gegen Krätze.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Anemone nemorosa ist ein selten gebrauchtes Mittel, das meist nur äußerlich im Frischzustand als Vesicans und bei Kopfflechte benutzt wird.

Vereinzelt wird es in homöopathischen Verdünnungen bei Frauenleiden, wie Dysmenorrhöe und Fluor albus, angewandt.

Angewandter Pflanzenteil:

Hippokrates empfiehlt hauptsächlich die Blätter.

Dioskurides nennt Wurzeln, Blätter und Stengel als Umschlag, den Saft der Wurzel als reinigendes Mittel bei Geschwüren, die Blätter als Emmenagogum und gegen Ausschlag.

Matthiolus verwendet das Kraut und die Wurzel, Hecker nur die Blätter und Blüten.

Nach Geiger waren das Kraut und die Blüten, Herba et Flores Ranunculi albi, offizinell.

Die homöopathische Essenz wird aus der frischen, kurz vor der Entfaltung der Blüte (März bis April) gesammelten Pflanze hergestellt (§ 3).

Übliche Dosierung in der Homöopathie:

dil. D 3, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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