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Ostindische Elefantenlaus, Anacardiaceae.

Name:

Semecárpus anacárdium L. f. Ostindischer Tintenbaum, Ostindischer Elefantenlausbaum, Ostindische Herzfrucht. Englisch: Kidney bean of Malacca; dänisch: Ostindische Elefantlus.

Verbreitungsgebiet

In den Tropen vielfach kultiviert.

Namensursprung:

Semecarpus ist zusammengesetzt aus σίμα (séma) = Kennzeichen und χαρπς (karpós) = Frucht wegen der Verwendung der Früchte zum Zeichnen der Wäsche usw., zur Erklärung von anacardium s. Anacardium occidentale. Der Name Tintenbaum bezieht sich auf die Herstellung von Tinte aus den Früchten.

Botanisches:

Semecarpus anacardium ist ein etwa 10 m hoher Baum mit gestielten, ungeteilten, lederartigen, sehr großen Blättern. Sie sind länglich oder eiförmig-länglich, an der Spitze und an der Basis abgerundet, herzförmig oder keilig, oberseits braun, unten flaumig behaart. Die zweigeschlechtlichen oder zweihäusigen Blüten bilden achselständige Rispen. Die Steinfrucht ist fleischig, länglich oder fast kugelförmig und sitzt auf dem verdickten Blütenboden, der aus der Kelchbasis gebildet wird. Die Heimat des Baumes ist das tropische Indien bis zum Himalaja, wo er vielfach kultiviert wird.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Früchte des Semecarpus anacardium werden als Ostindische Elefantenläuse oder „Kaschu- oder Akajunüsse“ (Semen Anacardii orientalis) bezeichnet. Sprengel glaubt in ihnen die Goldeichel (Chrysobalanos) des Galenus gefunden zu haben. Sicher ist, daß Paulus von Aegina die Früchte ebenso wie Avicenna und andere arabische Ärzte schon kannte. Der scharfe Saft wurde zum Wegbeizen der Muttermale verwandt. Die Früchte dienen jetzt als Amulett getragen im Volke als Ableitungsmittel bei Zahnschmerzen und zum Schutz gegen rezidivierendes Erysipel. Gardemin, Radebeul, beobachtete Auftreten und Verschwinden der Rose, je nachdem ob der Patient die Frucht als Amulett trug oder nicht.

Wirkung

Lonicerus schreibt den Elefantenlausfrüchten die seltene Kraft zu, das Gedächtnis zu stärken, Vergeßlichkeit zu vertreiben und den Verstand zu schärfen. Sie sollen weiter gegen Gliederlähmungen helfen, und der Fruchtsaft soll die Warzen vertreiben. Allerdings weist Lonicerus darauf hin, daß der Saft auch die Haut aufätze.

Den Kernen kommt nach v. Haller magenstärkende und stimulierende Kraft zu, das Mark fand äußerliche Anwendung gegen zirrhöse Verhärtungen und Hühneraugen.

Die Volksmedizin benützt die westindischen Früchte als Hautableitungsmittel bei Zahnweh, Ohrenschmerz und Ophthalmien.

Bartels behauptete, daß die Wirkung lokal beschränkt sei und ein weniger massiges Exsudat als Cantharis liefere, während

Lewin ausgedehnte Hauterkrankungen nach dem Gebrauch von Anacardium feststellte. So entwickelte sich z. B. bei einer Frau, die sich wegen Zahnschmerzen eine halbe Bohne ins Ohr gesteckt hatte, ein riesiges Erysipel: aufgedunsenes Gesicht, serös infiltrierte Augenlider, Schwellung und Rötung von Ohr, Wange, vorderer Halsgegend bis zur Clavicula, blasige Abhebungen am äußeren Gehörgang, an der Ohrmuschel und den umgebenden Hautpartien. In einem anderen Falle verursachte eine wegen Brustschmerzen aufgelegte Bohne ein Erysipel, das sich über die ganze Brustwand, die Mammae und die Schultergegend bis zum Unterkiefer erstreckte und zahlreiche Blasen aufwies.

Touton stellte fest, daß die durch Anacardium erzeugten Dermatitiden Verbrennungen zweiten Grades gleichen. Auch ich beobachtete bei einer Person, die Anacardium verarbeitet hatte, ein vesikuläres Ekzem, wie es die folgende Abbildung zeigt.

Ekzem, hervorgerufen durch Anacardium bei der Verarbeitung der Samen.

In der Homöopathie wird Anacardium orientale bei Magenschmerzen der Neurastheniker, bei Verdauungsschwäche mit großer Trägheit des Darmkanals, bei Gedächtnisschwäche und -verlust und bei juckenden Hautkrankheiten, wie gewissen Formen von Urtikaria, Ekzemen und Pemphigus verordnet. Als charakteristisch für Anacardium gilt das in allen Teilen des Körpers auftretende Gefühl eines dumpfen Druckes, „wie wenn ein Pflock hineingetrieben würde“.

Die Fruchtschale enthält als wichtigsten Bestandteil Cardol, ferner einen scharfen öligen Saft mit schwarzfärbender Substanz („Tintennüsse“), Brenzkatechin und ein scharfes Phenol Anacardol.

Cardol verursacht, auf die Haut gebracht, erysipelatöse oder pustulatöse Dermatitis, nach Verabreichung per os heftige Gastroenteritis, motorische Lähmungen und Respirationsstörungen.

Der wirksame Bestandteil der beiden Arten, das Cardol, ist bei Anacardium occidentale und orientale nicht der gleiche. Kuhn und Schäfer zeigten, wie man das Cardol unterscheiden kann. Der Verdampfungsrückstand der Dilution wird mit Äther extrahiert. Der Verdampfungsrückstand des Ätherauszuges löst sich bei Anacardium orientale in Salpetersäure mit braunroter Farbe, bei Anacardium occidentale entsteht erst eine rosa und dann eine braune Färbung. In Kalilauge löst sich der Rückstand mit grüner bei Anacardium orientale und bei Anacardium occidentale mit blaßroter Farbe.

Eine interessante Selbstvergiftung beschrieb Basiner.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Anacardium orientale gilt in der Homöopathie als wichtig bei der Behandlung von Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni. So berichten Bartels, Berlin-Lichterfelde, und Loben, Chemnitz, von erfolgreicher Anwendung bei Magengeschwüren. Donner, Berlin, hatte mit dem Mittel gute Erfolge bei Spät- und Hungerschmerz in der Duodenalgegend, wenn dieser ohne cholecystopathische Komplikationen und mehr neurogener Ursache war. Er gab Anacardium D 3 dreimal täglich 5 Tropfen oder dreimal täglich 1 Tablette. Von anderer Seite wird Anacardium als das Mittel der Wahl bei Störung des Acidismus bezeichnet, auch hier besonders mit Berücksichtigung der Spätschmerzen infolge Hyperchlorhydrie und Ulcus duodeni. Die Hautwirkung des Mittels kommt zum Ausdruck in der Anwendung bei Urtikarien, Pemphigus, Gesichts- und Gürtelrose.

Die dritte Gruppe von Indikationen umfaßt nervös bedingte Erkrankungen: nervöse Erschöpfung, Gedächtnistrübung, Gedächtnisschwäche bei Knaben in der Pubertät, beginnende Psychosen, Kopfschmerzen in Schläfen und Hinterkopf, Reizbarkeit, Neigung zu Gewalttätigkeiten, Hypochondrie, Hysterie, nervöse Kardialgien, nervöse Dyspepsie, Gastralgie und Schwangerschaftserbrechen.

Gelegentlich geht, wie von mehreren Seiten übereinstimmend gemeldet wird, bei der Anwendung des Mittels eine kurze Verschlimmerung der Heilung voraus.

Als Wechselmittel werden empfohlen: Nux vomica, China, Valeriana, Kal. phosph. und Kal. brom.

Angewandter Pflanzenteil:

Von alters her (schon die Araber kannten sie, siehe geschichtlicher Teil) sind nur die Früchte als Arzneimittel gebraucht worden. Aus den reifen Früchten wird auch das „Teep“ bereitet. Die homöopathische Urtinktur nach dem HAB. hat den gleichen Ausgangsstoff (§ 4).

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 0,1% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,00025 g Fruct. Anacardii orientalis.)

In der Homöopathie:

D 4-6, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, vgl. Prüfung am Gesunden. 0,1 g Cardol erzeugt heftige Koliken (Lewin).

Prüfung am Gesunden:

10 Prüflinge nahmen auf meine Veranlassung Anacardium „Teep“ D 4-2 (3 Tabletten). „Teep“ D 4 rief bei einem Prüfling Flimmern vor den Augen hervor, „Teep“ D 3 verursachte in einem Fall Brennen der Zunge und des Magens, in einem anderen Übelkeit. „Teep“ D 2 verursachte bei einem Prüfling Übelkeit, bei einem anderen Brennen der Haut, bei einem dritten Drängen im Darm und bei einem vierten Urindrang.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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