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Götterbaum, Simarubaceae.

Name:

Ailánthus glandulósa Desf. (= A. altissima [Miller] Siringle, = Toxicodendron altissimum Miller, = Rhus Cacodendron Ehrh., Ailanthus Cacodendron Schinz et Thellung). Chinesischer Götterbaum. Französisch: Vernis de Japon; englisch: Tree of Heaven; dänisch: Shyräkker; tschechisch: Pajasan žlasnaty; ungarisch: Bálványfa.

Verbreitungsgebiet

In den Subtropen, in Ostasien, in Europa vielfach angepflanzt; in Nordamerika völlig eingebürgert.

Namensursprung:

Ailanthus kommt von „Ailanto“, d. h. Baum des Himmels, wie der Baum auf den Molukken genannt wird; glandulosa = drüsig.

Botanisches:

Der bis 27 m hohe raschwüchsige (Jahrestriebe bis zu 3 m Länge), in China heimische Baum hat glatte, hell längsgestreifte Borke und fein behaarte, gelb- oder rotbraune Zweige. Die unpaarig gefiederten, mit Drüsenzähnen versehenen Laubblätter werden bis zu 1 m lang. In großen, reich verzweigten Rispen stehen die zwitterigen oder auch eingeschlechtigen Blüten mit fünf gelblichweißen Kronblättern. Sie besitzen einen eigentümlichen holunderartigen Geruch. Aus ihnen entwickeln sich geflügelte Teilfrüchte mit rundlichen Samen. – Der Götterbaum ist im nördlich gemäßigten Klima nicht mehr frostsicher. Er gedeiht am besten auf tiefgründigen, lockeren Unterlagen, ist aber auch mit trockenem, sandigem oder felsigem Boden zufrieden und bildet leicht Wurzelschosse. Trécul beobachtete sogar Adventivknospen an abgeschnittenen Wurzelstücken. Blütezeit: Juni bis Juli. – Mitunter findet man an den Wurzeln des Götterbaumes traubenförmige Anschwellungen mit höckeriger, von rissigen Warzen bedeckter Oberfläche, die nach Andrear durch einen plötzlichen Wechsel der Ernährungsbedingungen verursacht sein sollen.

Geschichtliches und Allgemeines:

Der Götterbaum wurde 1751 in London eingeführt. Man hielt ihn zuerst für einen „Rhus vernissant“, was ihm den Namen Vernis de Japon (Japonlack) einbrachte, unter welchem er in Frankreich verbreitet wurde. Das recht harte, doch biegsame Stammholz wird in China als Werk- und Bauholz viel verwandt. Auch zu Papier kann es verarbeitet werden. Rinde und Laubblätter dienen als Bandwurmmittel oder zur Verfälschung von Sennes- und Belladonnablättern.

Wirkung

In Amerika schätzt man die Götterbaumrinde als gutes Taenifugium, verordnet sie aber auch bei bösartigem Scharlach mit dunklen Eruptionen, Gefühllosigkeit, Delirien u. a. zerebralen Symptomen und bei Heufieber.

Erfolge mit Ailanthus bei Taenia solium (in 3 Fällen zweimal Abgang mit Kopf) sah auch Hétet.

Die Homöopathie gebraucht Ailanthus hauptsächlich bei bösartigen Infektionskrankheiten wie Diphtherie, Scharlach, Typhus, Cholera und Ruhr und bei septischen Erscheinungen.

Ailanthusrinde wirkt in großen Dosen drastisch purgierend und ruft Übelkeit, Vertigo, Schwäche, kalte Schweiße, heftigen Kopfschmerz, Rückenschmerzen, Taubheit, Kribbeln in den Gliedern hervor. Bei Tieren lähmt sie das Gehirn und Rückenmark, wobei die Bewegungsminderung an den hinteren Extremitäten beginnt. Die Herztätigkeit wird zunächst beschleunigt, dann verlangsamt, der Puls wird klein und schwach, die Atmung vermindert und schließlich der Tod durch Atemlähmung herbeigeführt. Die Rinde enthält als vorwiegend wirksame Bestandteile einen Bitterstoff Ailanthin 0,005%, wahrscheinlich auch Glykosid eines Oxycumarins (fluoreszierend), Saponin, Gerbstoff und Phlobaphene, die Blätter enthalten Quercetin und die Knospen das Enzym Diastase, die Blüten ätherisches Öl.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Ailanthus glandulosa ist indiziert bei Infektionskrankheiten, namentlich wenn diese einen schleichenden, malignen Verlauf nehmen und von sehr starker Erschöpfung begleitet sind. Als Einzelindikationen sind anzuführen: Scharlach, Masern, Diphtherie, Typhus mit drohendem Kollaps und Dysenterie. Seine günstige Wirkung bei septisch bedingten Erscheinungen läßt das Mittel auch bei Blutvergiftungen Verwendung finden. Ferner hat es sich bei Luftröhrenverschleimung und Erysipel bewährt. Mehrfachen Heilerfolgen bei Heufieber stehen auch Mißerfolge gegenüber.

Als Wechselmittel werden gern verordnet Echinacea und Baptisia.

Die in der amerikanischen Medizin übliche Verwendung von Ailanthus glandulosa gegen Bandwürmer ist in Deutschland nicht gebräuchlich.

Angewandter Pflanzenteil:

Potter nennt nur die Verwendung der Rinde.

Wehmer bezeichnet Rinde und Blätter als Heilmittel.

The Brit. Pharm. Codex erwähnt den früheren Gebrauch der Götterbaumblätter als Ersatz für Belladonnablätter.

Zur Herstellung des „Teep“ werden die frischen Blüten, Sprossen und die Rinde der jüngeren Zweige verwendet. Die homöopathische Urtinktur nach dem HAB. hat die gleichen Ausgangsstoffe (§ 3).

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,5-1 g täglich (Clarus);

0,6-3,75 g des Fluidextraktes (Potter).

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ ein- bis zweistündlich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Ailanth. gland.)

In der Homöopathie:

dil. D 1-3, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, doch können bei größeren Dosen Vergiftungserscheinungen eintreten.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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