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Ingwer, Zingiberaceae.

Name:

Zíngiber officinále Rosc. Ingwer. Französisch: Gingimbre; englisch: Ginger; dänisch: Ingefär; norwegisch: Ingefaer; polnisch: Imbier; russisch: Imbir; schwedisch: Ingefära; tschechisch: Zázvor.

Verbreitungsgebiet

überall in den Tropen.Er stammt aus Südost-Asien und Ost-Asien.

Namensursprung:

Zingiber ζιγγβερις (Zingiberis) bei den Griechen, Zingiber bei Plinius ist aus dem arabischen zindschabil = die Wurzel hervorgegangen. Dieser Name wird entweder auf das indische sringavera (Sanskritname des Ingwers) = hornförmig, in bezug auf die Form und die zähe Beschaffenheit der Wurzel, oder auch auf Gingi, da auf den Bergen dieses Landes die Pflanze wild vorkommen soll, zurückgeführt. Ingwer (althochdeutsch gigiber, mittelhochdeutsch Engeber, Ingewer, Igwer, Inber, Ingwer) ist aus Zingiber entlehnt.

Botanisches:

Die wahrscheinlich in Südasien heimische Pflanze wird heute nirgends mehr in wildem Zustande angetroffen. Ihr horizontal kriechender, knollig-vielgliederiger, fleischiger Wurzelstock ist ausdauernd und treibt jährlich aus den einzelnen Knollengliedern einen bis 1 m hohen, reich beblätterten schilfartigen Sproß. Die bis 24 cm langen, blütentragenden Sprosse sind mit reduzierten, die sterilen mit bis zu 16 cm langen lanzettlichen Laubblättern versehen. Die endständige Blütenähre wird aus dachziegelartig übereinanderliegenden, verkehrt-eiförmigen Deckblättern zusammengesetzt, in deren Achseln die grünlich-gelben, braunviolett punktierten Röhrenblüten sitzen. Frucht- und Samenbildung scheint unterdrückt zu sein, denn sie wurde bisher noch nie beobachtet.

Geschichtliches und Allgemeines:

Ingwer ist ein altindisches Gewürz, welches bei den Indern und Chinesen schon in ältesten Zeiten angebaut und auch medizinisch verwertet wurde. In chinesischen Arzneibüchern, in der Ayur-Vedas Susrutas als Ardraka, in der Sanskritliteratur als sringavera, aber auch in den Schriften der alten Griechen und Römer ist der Ingwer häufig erwähnt. Celsus, Dioskurides und Plinius nennen ihn bereits als wohlbekanntes Gewürz. Dioskurides empfiehlt ihn außerdem noch als Stomachikum, als Mittel gegen Verdunkelungen der Augen und als Antidot. Im 13. Jahrhundert unserer Zeitrechnung wird der Ingwer in den Rezepten des römischen Kochbuches von Apicius Caelius, De re coquinaria, sehr häufig genannt, doch galt er um jene Zeit noch als sehr kostbares Gewürz. Seine weitere Verbreitung in Europa erfolgte dann sehr rasch, schon im 11. Jahrhundert wird er in den angelsächsischen Tierarzneibüchern aufgeführt, und das württembergische Kloster Hirschau zählt ihn bereits zu den gemeinen Gewürzen. Die ersten Beschreibungen der lebenden Pflanze stammen von Marco Polo, Pegalotti, Montecorvinus u. a. Im 13. Jahrhundert kam der Ingwer entweder frisch, in Zucker eingemacht oder getrocknet in den Handel, und zwar galt Alexandrien für lange Zeit als der beste Einkaufsmarkt. Anfang des 16. Jahrhunderts soll Francisco de Mendoza, der Sohn des Vizekönigs von Mexiko, ihn nach Westindien und Mexiko verpflanzt haben. Die Verbreitung muß dort sehr rasch gewesen sein, denn schon 1547 führten die Spanier 22 000 Zentner Ingwer aus Westindien aus. Die erste Erwähnung des destillierten Ingweröles findet sich in einer Spezereitaxe der Stadt Kopenhagen aus dem Jahre 1672. Der scharfe Geschmack der Wurzel nimmt durch Düngung mit Jauche zu, darum wird auch vielfach die angebaute Pflanze bevorzugt. Diese schreibt auch das DAB. VI vor.

Wirkung

Schon bei der hl. Hildegard wird der Ingwer erwähnt.

Bei Paracelsus fand er häufig Anwendung.

Lonicerus hält ihn für „allen Menschen gut / so innerlich erkaltet sind“ und rät seinen Gebrauch bei Magenerkältung, Magen-Darmschmerzen, Blähungskoliken wie überhaupt zur Anregung der Verdauung, als schweißtreibendes Mittel bei „böser feuchtung“, äußerlich gegen Zahnweh.

Matthiolus empfiehlt ihn außerdem gegen Vergiftung, „die kalte Mutter“, als Purgans und Emmenagogum, widerrät aber seiner Anwendung bei Patienten mit „hitziger Leber“.

Groß ist das Verwendungsgebiet des Ingwers in der Volksmedizin: Osiander führt ihn an als ableitendes Hautreizmittel, Stomachikum, Expektorans, Aphrodisiakum, gegen Magenkrampf, Febris intermittens, Sterilität, üblen Mundgeruch.

Als Magenmittel und gegen atonische Gicht wird er auch von Hufeland geschätzt.

In der englischen Medizin wird Zingiber bei atonischer Dyspepsie, die mit Flatulenz verbunden ist, und als Zusatzmittel zu starken, leicht Koliken verursachenden Kathartika gegeben. Weiter wird er als Kaumittel bei erschlafftem Zäpfchen und als Rubefaciens bei Kopf- und Zahnschmerzen genannt.

In der mongolischen Medizin wird der Ingwer nach Hübotter wie folgt angewandt: „Er unterstützt die Gestaltung der Hitze, regt den Appetit an, zerdrückt Gase und Schleim.“

In der indischen Volksmedizin macht man bei Grippe Einreibungen mit einer alkoholischen Lösung auf den schmerzenden Körperstellen, bei Kopfschmerzen nach Erkältung bestreicht man die Halsmuskulatur. Eine Ganzkörpereinreibung wird zur Erzeugung von Schweißen angewendet, Kompressen der geraspelten Wurzel werden auf übelriechende Wunden gelegt.

Innerlich gibt man 1 Teelöffel des Preßsaftes bei Magenkrämpfen. Bei übermäßiger Speichelabsonderung läßt man Ingwerblätter kauen. Wenn der Säugling die Muttermilch erbricht, dann soll die Mutter Ingwer essen.

Farrington empfiehlt ihn bei Asthma gastrischen Ursprungs, warnt dagegen vor der Anwendung bei Nierenkranken, da er die Entwicklung der Brightschen Nierenkrankheit fördere.

Während ältere Angaben Gingerol und Methylgingerol als Inhaltsstoffe nennen, haben neuere Untersuchungen festgestellt: das scharf schmeckende Keton Zingiberon (Zingeron), das ein Spaltprodukt des Gingerols ist, ferner u. a. α, β-Keton Shogaol, ätherisches und fettes Öl und Harze.

Ingwer wirkt, eingeatmet, niesenerregend, auf der Haut als Rubefaciens. Im Epigastrium ruft es Wärmegefühl hervor und befördert den Abgang der Blähungen.

Doch besitzt das Ingweröl auch stark reizende Eigenschaften, und Ingwergenuß soll sogar Hämorrhoidalbeschwerden hervorrufen und Harnzwang bedingen können.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Zingiber ist ein gutes Stomachikum, das bei Magenleiden aller Art, wie Verdauungsstörungen und – schwäche, Flatulenz, Appetitlosigkeit, chronischer Enteritis (hier im Wechsel mit Nux vomica), gastrischem Fieber, Magenschwäche, -erkältung und -druck, Vomitus, Nausea und Pyrosis gegeben wird. Sehr günstig soll Asthma gastrischen Ursprunges davon beeinflußt werden. Mehrfach wird Zingiber auch gegen Harnverhaltung genannt. So schreibt Dieterich, Stuttgart: „Hat mir einmal bei völligem Stillstand der Nieren und hochgradigen Ödemen rasche und befriedigende Diurese gebracht. Geheilt wurde das Leiden nicht, wirkt ähnlich wie Holunderblüten.“

Vor der Verordnung bei Nierenreizung wird gewarnt, vgl. auch Wirkung. Weitere Indikationen sind Rheuma, Halsentzündung (hier als Gurgelwasser), Unterleibsleiden, Pollutionen und Neurasthenie.

Angewandter Pflanzenteil:

Über die Verwendung von Rhizoma Zingiberis bestehen nirgends Zweifel. Schon die Kräuterbücher von Matthiolus und Lonicerus nennen sie.

Das HAB. läßt die Tinktur aus der getrockneten Wurzel bereiten (§ 4). Das „Teep“ wird ebenfalls aus den getrockneten Wurzeln hergestellt.

Rhizoma Zingiberis ist offizinell in allen Staaten außer Serbien.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1,2-7,5 g der Tinktur (Potter);

0,6-1,8 g des Fluidextraktes (Potter);

0,3-1,5 g Rhiz. Zingiberis mehrmals täglich (Klemperer-Rost).

1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Rhiz. Zingiberis.)

In der Homöopathie:

dil. D 1-Ø.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Als Stomachikum (nach Klemperer-Rost):

Rp.:

Rhiz. Zingiberis

Natrii bicarbonici   aa 0,5

M.f. pulv. D. tal. Dos. Nr. X. S.: Täglich 2-3 Pulver.

Rezepturpreis ad scat. etwa 1.23 RM.

Oder (nach Klemperer-Rost):

Rp.:

Rhiz. Zingiberis 15

Rhiz. Calami 10f. inf. colat 150

Tinct. Aurantii 5Sir. simpl. q. s. ad 200

D.s.: Stündlich 1 kleinen Eßlöffel voll.

Rezepturpreis c. vitr. etwa 1.84 RM.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938

Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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