Von Banisteria caapi, Malpighiaceae.
Name:
Banistéria caápi Spruce. Yagé.
Verbreitungsgebiet
Amazonasgebiet, Peru, Bolivien, Brasilien, Venezuela und an den Pazifikküsten Kolumbiens und Ecuador. Durch lange Kultivierung ist das Ursprungsgebiet nicht mehr auszumachen (Quelle: Wiki).
Namensursprung:
Die Gattung erhielt ihren Namen nach dem im 17. Jahrhundert lebenden Forschungsreisenden John Baptist Banister. Yagé, Caapi, Ayahuasca (= Wein des toten Mannes), Nepe, Pinde, Natema sind Namen der Eingeborenen für die Pflanze.
Botanisches:
Als Stammpflanze der Droge Yagé ist nach neueren Forschungen fast einwandfrei die Liane Banisteria caapi Spruce festgestellt worden. Von einigen Autoren werden außerdem noch Banisteria quitensis, Mascagnia spilophylla (Juss.) Griseb. var. ß antifebrilis und Haemodictyon amazonicum Benth. genannt.
Geschichtliches und Allgemeines:
Verschiedene Banisteriaarten, von denen die bekannteste Banisteria caapi Spruce ist, werden in Nordbrasilien, Venezuela und Columbien von den Indianerstämmen als Rauschmittel schon lange sehr geschätzt. Sie bereiten sich unter verschiedenen geheimnisvollen Zeremonien aus diesen Pflanzen ein Getränk, durch dessen Genuß sie in den Besitz prophetischer Gaben zu gelangen hoffen. Doch werden auch die trockenen Stengel als Kaumittel z. B. von den Guahibos gebraucht. Die Hauptwirkung des Rausches äußert sich in lebhaften Visionen, optischen und akustischen Täuschungen, in wilden Träumen, lokalen Zuckungen und epileptiformen Krämpfen. Rouhier (zit. nach Reko, Magische Gifte) gibt folgende interessante Beschreibung: „Die Indios lassen ein Kilo Yagé in einem mehrere Liter Wasser fassenden Topfe während der Nacht stundenlang kochen. Wenn der Inhalt bis auf etwa 25 Zentiliter eingekocht ist, bezeichnen sie einen aus dem Kreise der ihren. Dieser trinkt dann die Abkochung mit etwas aus Zuckerrohr hergestelltem Branntwein. Er schläft bald darauf ein. Dann fassen ihn seine Kameraden unter den Armen und führen ihn in diesem willenlosen, fast bewußtlosen Zustande herum. Besonders werden Orte aufgesucht, wo man vermutet, daß sich Golderze befinden, oder wo der Überlieferung nach ein Schatz vergraben sein soll. Diese Somnambulen geben nämlich an, sie könnten durch Mauern hindurch und durch die Erde, „bis auf den Grund“, wie durch klares Wasser sehen. Wenn sie halt machen und andeuten, daß sie etwas in der Erde sehen, fangen alle anderen an dem bezeichneten Orte zu hacken und zu graben an, und zwar „beinahe immer (!X!) mit gutem Erfolge ….“.
Wirkung
Barriga Villalba isolierte aus der Droge Yagé ein Alkaloid, welches Yagein genannt wurde und das die Formel C12H10ON2 aufwies.
Perrot und Raymond-Hamet beschäftigten sich eingehend mit der Frage der Stammpflanze des Yagé und kamen zu dem Resultat, daß unter den verschiedenen bei den Eingeborenen gebräuchlichen Bezeichnungen Banisteria caapi Spruce zu verstehen ist. Auch andere Untersucher erkannten Banisteria caapi Spruce als Stammpflanze der Droge, so daß Lewin der Pflanzenbase den Namen Banisterin gab. Die für Banisterin gefundene Formel C13H12ON2 ergab seine Identität mit dem Harmin, einem schon seit längerer Zeit bekannten, aus den Samen der Steppenraute, Peganum harmala, isolierten Alkaloid.
Nach Kreitmair sind Banisterin und Harmin sowohl in ihrer toxikologischen als auch in der pharmakologischen Wirkung identisch. Beides sind auf das Zentralnervensystem erregend wirkende Gifte, die im Tierexperiment charakteristische Reaktionen motorischer wie psychischer Natur auszulösen imstande sind. Das im Tierexperiment durch subkutane oder intravenöse Gaben hervorgerufene Zittern des ganzen Körpers, besonders der Augen, wurde von Lewin als besonders charakteristisch für Banisterin bezeichnet. Derselbe Autor glaubt, daß es Ersatzmittel für Banisterin nicht gibt, und daß auch das mit ihm identisch sein sollende Alkaloid Harmin klinisch nicht dasselbe leistet. Weitere Literatur vgl. bei Peganum harmala.
Die Dosis von 30 g grünen Yagés erwies sich in Europa als unwirksam an den Versuchspersonen, während Experimente mit der gleichen Menge des gleichen grünen Yagés, welche Indianer in Bogota vorführten, zeigten, daß diese Dosis genügend war, um völlige Desorientiertheit und Halluzinationen sowie schreckhaftes Zusammenzucken, Kinnbackenkrämpfe, starkes Zittern usw. zu erzeugen. Es scheint demnach, daß der Gehalt an wirksamem Alkaloid ziemlich schwankt, es sei denn, daß er durch den Trocknungsprozeß und vielleicht auch während des Transports vermindert wird.
Eine intramuskuläre Injektion von 0,2 g Banisterin hydrochlor. rief nach Dermitzel schwere Vergiftungserscheinungen mit Ohnmachtsgefühl, Übelkeit, Tremor, Flimmern vor den Augen, kaltem Schweiß, Gedankenverwirrung und Leibschmerzen hervor.
Schuster hat Banisterin bei 18 Kranken versucht und zwar bei acht Fällen von Parkinsonismus nach Grippe, siebenmal bei Paralysis agitans, einmal bei pallidärer Starre nach Kohlenoxydvergiftung. Bei den meisten Kranken trat nach einer Viertelstunde eine wesentliche subjektive und oft geradezu überraschende objektive Wirkung ein. So bewegte ein bettlägeriger, ganz zusammengezogener Paralysis agitans-Patient beide vorher fast unbewegliche Arme mit voller Exkursionsbreite. Gehen, Kauen, Schlucken und Gesichtsausdruck waren bei fast allen Fällen nennenswert beeinflußt. Die Wirkung der einmaligen Gabe hielt im allgemeinen 3-6 Stunden an, jedoch konnten zwei Enzephalitiker sich in der Folge dauernd besser bewegen.
Neben den bereits erwähnten Inhaltsstoffen werden u. a. noch angegeben: das Alkaloid Yajenin sowie Tannin und ätherisches Öl. Der Alkaloidgehalt der Rinde betrug 2,2%, der des Holzes 1,06%.
Anwendung auf Grund der Literatur:
Yagé wird, in ähnlicher Weise wie Peganum harmala, gegen postenzephalitischen Parkinsonismus verordnet. Multiple Sklerose, Idiotie und die Folgen von Enzephalitis lethargica, Tremor, manische und depressive Psychosen, Angstneurosen und Delirien sind weitere Indikationen.
Ein beachtliches Mittel ist es auch bei Epilepsie.
Angewandter Pflanzenteil:
Die als Yagé in Europa bekannte Droge besteht aus den Stengelstücken der Banisteria caapi Spruce.
Dosierung:
Übliche Dosis:
1-2 Tabletten der Pflanzenverreibung „Teep“ steigend viermal täglich.
(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Yagé.)
0,04 g Banisterin (Lewin).
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt, doch cave zu große Gaben.
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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.