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Lauchgamander, Lachenknoblauch, Labiatae.

Name:

Teúcrium scórdium L. (= T. palustre Lam., = T. arenarium Gmel., = Chamaedrys scordium Moench.). Lauchgamander, Lachenknoblauch, Wassergamander. Französisch: Scordion germandrée aquatique, chamarraz, thériaque d’Angleterre; englisch: Water Germander; italienisch: Scordio erba aglio; dänisch: Löglingtende Kortläbe; schwedisch: Löksuga; tschechisch: Ožanka ópavá; ungarisch: Gamandor.

Verbreitungsgebiet

 

Namensursprung:

Teucrium siehe T. scorodonia, Scordium vom griechischen σχρδιον (skordion), Name einer nach Knoblauch σχροδα (skoroda) riechenden Pflanze. Gamander verderbt aus χαμαδρνς (chamaidrys) = Erdeiche, wegen der niedrigen Pflanze, die in gewissen Arten eichenähnliche Blätter hat.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Wasserbathenig (am Oberrhein), Wasserbadengel (an der Donau), Schurjan (an der Havel), Lauchgamander, Sonnenscheldkraut.

Botanisches:

Teucrium scordium ist ein ausdauerndes, knoblauchähnlich riechendes Kraut. Die Hauptachse kriecht im Schlamm, ist reich bewurzelt, treibt Bodenausläufer und geht unmittelbar in einen aufrechten Laub- und Blütensproß über. Der einfache oder ästige Stengel wird 10-25 cm hoch, ist stielrund und ringsum zottig weich behaart, oft, wie die Laubblätter, mehr oder weniger violett überlaufen. Die länglich-elliptischen Laubblätter stehen dicht, sind ungestielt und am Rande mit vier bis sechs groben, meist stumpfen Kerbzähnen versehen und angedrückt behaart. Die 8-10 mm langen Blüten sind kurz gestielt und stehen in ein- bis vierblütigen Scheinquirlen. Der Kelch ist röhrig-glockig, am Grunde tief ausgesackt, wollig-zottig grün oder etwas violett. Die lanzettlichen Kelchzähne sind fast so lang wie die Röhre. Die Krone ist hell karminrot mit unterseits schwach behaarter Unterlippe, an der sowohl der rundliche Mittellappen wie auch die Seitenlappen herabgebogen sind. Blütezeit: Juli bis August. – Die Pflanze ist im größten Teil Europas verbreitet. In Deutschland tritt sie nur zerstreut auf. Sie wächst in nassen Streuwiesen, Gräben, an Seeufern und in Flußauen.

Geschichtliches und Allgemeines:

Teucrium gehörte zu den Gegengiften des Königs Mithridates von Pontus (124-64 v. Chr.), die aus 54 Substanzen bestanden und den Sammelnamen Mithridat führten. Es galt neben Ruta graveolens auch im Mittelalter als Hauptmittel gegen Ansteckungsgefahr bei der Pest. So finden wir es auch wieder in den neunerlei Kräutern, die an Mariä Himmelfahrt geweiht wurden. Daniel Sennert (1770) empfahl Teucrium bei Hypochondrie, Lange (1765) in „Tentamen de remediis Brunsvigiae domesticis“ als wirksam bei Engbrüstigkeit.

Wirkung

Lonicerus schildert den Lachenknoblauch als heilend bei inneren Verletzungen, Eiterungen und Entzündungen, wie auch bei alten Geschwüren, stopfend bei Roter Ruhr, als Diuretikum und Emmenagogum, vor allem aber als lösendes und reinigendes Mittel bei „Brustsucht“, Husten, Verschleimung und Bronchitis.

Auch Matthiolus schreibt, daß er „die Lung vor Fäulung behütet“ und nennt ihn „eines aus den fürnembsten stücken / welche man in der Pestilenz und Pestilenzischen Fiebern pflegt zu gebrauchen“.

  1. Haller rechnet den Lachenknoblauch unter die Gift- und Wurmarzneien, weil er mit dem Schweiße das Gift austreibe. Äußerlich werde er zu Umschlägen gegen den heißen Brand gebraucht. Als berühmt gelte die Essentia scordii Joh. Maur. Hoffmanni.

Als „ehedem berühmtes Mittel“ gegen Sepsis, Pest, Gangrän und Ulzera wird er auch von Hecker bezeichnet.

Hufeland behandelte Erysipelas, die Neigung zu Fäulnis und Brand zeigte, äußerlich mit Teucrium scordium.

Clarus läßt ihn äußerlich bei septischen Ulzera anwenden.

In neuerer Zeit nennt ihn Bohn bei Zuständen äußerster Schwäche nach Typhus oder Lungentuberkulose und bei Erkrankungen, die infolge hochgradiger Erschöpfung bei und nach Infektionskrankheiten auftreten, wie Ikterus, Hydrops und Kachexie.

Zu Injektionen bei Lupus, Abszessen und Aktinomykosis fand das Extractum Scordii dialysatum Anwendung.

Schulz erwähnt, daß sich der interne Gebrauch des Lachenknoblauchs bei Lungen-, Knochen- und Gelenktuberkulose in der Medizin – trotz mancher günstigen Angaben – nicht weiter eingebürgert habe, daß er aber in der Volksarzneikunde außerdem bei Bronchialkatarrh, ruhrähnlichen Durchfällen, Hämorrhoidalbeschwerden und Darmparasiten geschätzt werde.

Bei Injektionen des Scordium-Extraktes ins Parenchym wurden nach Lewin in der Nähe der Injektionsstelle Röte, Schmerzen und Ödeme, bei Injektionen in die Cutis Blasen und Mortifikation beobachtet. Der Gewebezerfall bedingt Fieber, Durst und Pulsbeschleunigung. Als vorwiegend wirksamer Bestandteil des Lachenknoblauchs wurde nach älteren Analysen der amorphe Bitterstoff Scordein (Scordiumbitter) angegeben. Nach Vollmer überschreitet der Gerbstoffgehalt 10%. Esdorn fand ebenfalls 10,6% Gerbstoff, ferner 0,15% ätherisches Öl und einen Bitterstoffwert von 1:500. Balansard ermittelte neben wenig Glukosid 0,22% saures Saponin.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Die Anwendung von Teucrium scordium ähnelt derjenigen von Teucrium scorodonia, nur wird der Knoblauchgamander nicht so häufig verwendet. Als Hauptindikationen können Erkrankungen der Atmungswege und entzündliche Affektionen gelten. Im einzelnen wird das Mittel verordnet bei chronischer Bronchitis, auch Bronchitis foetida, Lungen- und Knochentuberkulose, Empyem der Lunge und Galle, Nasenkatarrh, Ozaena, Polypen, speziell der Nase, Kiefernhöhlenentzündung (hier zu Spülungen) und trockenem Asthma.

Weiter wird es als harn- und schweißtreibendes Mittel, gegen Verschleimung des Verdauungsapparates, Blähungen, Würmer, Orchitis (im Wechsel mit Aconit.), Drüsenentzündungen und -schwellungen, Eiterungen und Schlaflosigkeit genannt.

Als letzte Indikationen können Hämorrhoiden und Lupus erwähnt werden.

Äußerlich wird der Saft oder Aufguß gegen Erysipel, septisch infizierte Wunden, Gangrän, Fäulniserscheinungen sehr gelobt.

Angewandter Pflanzenteil:

Wo Teucrium scordium als Heilpflanze erwähnt wird, da ist immer nur vom Kraut als verwendetem Teil die Rede, so bei Bock, Lonicerus Matthiolus, v. Haller, Hecker, Clarus, Zörnig, Thoms und Schulz.

Nur Bohn empfiehlt die Blätter.

Das HAB. läßt das frische blühende Kraut verwenden (§ 3). Das „Teep“ wird ebenfalls aus diesem gewonnen.

Sammelzeit: Juni bis August.

Herba Scordii (vulgaris) ist offizinell in Frankreich, Rumänien, Spanien und Mexiko.

Dosierung:

Übliche Dosis:

4 Teelöffel voll des Krautes (= 7,2 g) zum heißen Infus täglich.

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ vier- bis fünfmal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Hb. Teucrii scordii.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei Erysipel, Gangrän, septischen Wunden äußerlich:

Rp.:

Hb. Teucrii scordii conc. 30 (= Kraut vom Lauchgamander)

D.s.: 4 Teelöffel voll mit 1 Glas Wasser heiß ansetzen, 10 Minuten ziehen lassen und zu Umschlägen verwenden. (Der Tee kann auch getrunken werden.).

Preis nach Arzneitaxe 10 g -.10 RM.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938

Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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