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Schwarzer Holunder, Caprifoliaceae.

Name:

Sambúcus nígra L. Schwarzer Holunder. Französisch: Seu, sus, sureau, grand sureau, abre de Judas; englisch: Elder, bour-tree; italienisch: Sambuco; dänisch: Hyld; litauisch: šeivamedis; polnisch: Bez czarny; russisch: Buzina czornaja; schwedisch: Fläder; tschechisch: Bez černý; ungarisch: Fehér bodza.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Westasien.

Namensursprung:

Die Etymologie des Gattungsnamens“Sambucus“ steht nicht fest; vielleicht zu sabina=Sadebaum gehörig oder aus dem griechischen σαμψνχν (sampsychon) =Majoran entlehnt. Eine andere Erklärung geht unter Bezugnahme auf die rote Farbe des Saftes der Beeren auf die griechische Bezeichnung“sandex“für eine Pflanze, mit deren Saft Leinwand hellrot gefärbt wurde, zurück. Der Beiname „nigra“bezieht sich auf die schwarzen Beeren. Der Name Holunder ist vielfach zu erklären versucht worden; er wurde bald mit“hohl“, bald mit der“Göttin Holle“, ja sogar mit“heilig“in Verbindung gebracht. In der Endsilbe“der“steckt das althochdeutsche tar=Baum, Strauch.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Als Volksname ist das Wort Holunder und die davon abgeleiteten Wortformen besonders im Mittel- und Oberdeutschen gebräuchlich, der Niederdeutsche gebraucht „Flieder„: Hunnel, Hündele (Eifel), Húlungr, Húlandr (Thüringen), Holler, Hulla (bayrisch-österreichisch), Hollert, Holder(e), Haulert(t), Holdert (Elsaß), Holder(stock), (Schweiz, Schwaben), Dolder, angelehnt an Dolde (Schwaben). Die Bezeichnung“Flieder„ist nur im Niederdeutschen volkstümlich: Fledderbeernbusch (Schleswig), Fledder (Ostfriesland), Fledderbusk, -boom (Emden), Fler, Flier (Lübeck), Flirebôm (Niederrhein), Mûsflider, Thêflider (Kreis Jerichow). Lediglich niederdeutsche Namen sind ferner Ellhorn (Ostfriesland, Holstein), Elthören, Alhören, Alhôren (Göttingen), Alhorn (nördliches Braunschweig), Ahorn, mit Anlehnung an den Namen des Baumes (Lippe).

Botanisches:

Der bis 7 m hohe Strauch oder Baum mit rissiger Rinde ist in fast ganz Europa sowie in Kleinasien und Westsibirien anzutreffen. Die jungen Zweige sind grün, von zahlreichen grauen Rindenporen durchsetzt. Seine unpaarig gefiederten Blätter sind giftig. Die kleinen gelblichweißen Blüten stehen in flachen Trugdolden und wachsen zu glänzend schwarzvioletten Beeren aus. Blütezeit: Juni und Juli. Je nach dem Standort zählt man den Holunder zu den Lithium-. Barium- (im Frühjahr 0,0143% BaSO4 im Stengel), Dolomit-, Magnesia- oder Salpeterpflanzen. Er enthält auch Schwefel und Jod.

Geschichtliches und Allgemeines:

Der Holunder, den Höfler“die lebendige Hausapotheke des deutschen Einödbauern“ nennt, wird schon bei den Hippokratikern im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. als abführendes, wassertreibendes und gynäkologisches Mittel beschrieben. Dioskurides, der Holunder als Akte kennt, empfiehlt die Wurzel des Holunders und des Zwergholunders in Wein gekocht für Wassersüchtige und gegen Schlangenbiß, die frischen Blätter als Umschlag gegen Entzündungen und die Blätter als Gemüse gekocht als Schleim und Galle abführend. Die Angaben des Dioskurides decken sich ungefähr mit denen des Plinius, der noch erwähnt, daß die Masern verschwinden, wenn man die von ihnen befallenen Körperteile mit einem Holunderzweig peitscht. An der Anwendungsart der Alten hat sich in der Volksheilkunde durch das ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit kaum etwas geändert. Die medizinischen Schriften des Mittelalters behandeln ihn ausführlich. Albertus Magnus behauptet, daß die innere Rinde des Holunders, wenn sie von unten nach oben geschabt werde, ein Brechmittel, wenn von oben nach unten geschabt, ein Abführmittel sei. Übrigens findet man diesen Glauben auch noch heute bei den verschiedenen Völkern, wie Deutschen, Russen und Rumänen. In Rußland wird der Holunder besonders als schweißtreibendes Mittel geschätzt. Schon früh war ein aus Blüten des Holunders hergestelltes Öl bekannt, welches bei Hautkrankheiten Anwendung fand, den Leib erweichte und gut gegen den Krampf war. Bei Gicht, Wespen- und Bienenstichen, Husten und Schwindsucht sollte die heilende Wirkung dadurch erfolgen, daß man das Öl auf die betreffenden Stellen strich. In besonderer Form fand der Saft der blauen Beeren Verwendung. Es zeugt von einer volkstümlichen Ansicht über seine Heilkraft bei den alten Deutschen, wenn es bei Lohenstein (Arminius) heißt:“Es hätten die opfernden Menschen nicht nur ihre Antlitze, sondern gar die Bilder ihrer Götter mit Holdersaft gefärbt.“ Frische Holunderblätter sollen für Insekten schädlich sein, daher wird das Dekokt von den Gärtnern manchmal als Insektenvertilgungsmittel angewandt. Auch sollen Maulwürfe dadurch, daß man Blätter in ihre unterirdischen Gänge legt, vertrieben werden.

Wirkung

Holunder ist ein von alters her geschätztes Heilmittel und wurde von Hippokrates und Paracelsus häufig angewandt.

Lonicerus glaubt zwar, daß der Geruch der Holunderblüten“das haupt kräncke und die Nase gern bluten mache“, er empfiehlt sie aber trotzdem als Emolliens, Diuretikum, Purgans, Antifebrinum, als leberund milzreinigendes, magenstärkendes und geschwulstzerteilendes Mittel, äußerlich bei entzündeten Augen und Zittern der Hände. Die Blätter haben nach ihm die gleichen Eigenschaften, das daraus bereitete Wasser dient aber auch zum Waschen von“heyssen beinen und faulen brüchen“.

Matthiolus ist derselben Meinung.

Recht häufig führt Osiander den Holunder auf.

Hufeland verordnet ihn meistens in Form von Dämpfen und als Gurgelwasser bei Erkrankungen der Atmungsorgane.

Wie Bentley und Trimen berichten, wurde die innere Rinde früher als hydragoges Kathartikum verwendet. Sie empfehlen die nähere Nachprüfung des Mittels, dessen Gebrauch auch als Antiepileptikum ihnen bekannt ist.

Nach Bohn fördern die Blüten die Sekretion der Schweißdrüsen, während die Beeren die Nierenfunktionen anregen und die Wurzel und innere Rinde abführend wirken. In größeren Gaben erzeugen die letzteren Durchfall und Erbrechen.

Zwei Prager Ärzte, Epstein und Jokel, fanden, daß die Holunderbeeren eine starke antineuralgische Wirkung haben. Epstein hatte einem Patienten als Roborans Portwein verordnet und war erstaunt, wie gut dieser Wein die Neuralgien besserte. Bei der Nachprüfung stellte es sich heraus, daß es sich nicht um Portwein, sondern um einen mit Holundersaft gefärbten Wein gehandelt hatte. Er prüfte daraufhin mit reinem Holundersaft (Succus Sambuci inspissatus), der frei von Alkohol war, die Wirkung an insgesamt 48 Kranken mit langwierigen und schmerzhaften Trigeminusneuralgien nach. Er gab 5 Tage lang von dem Preßsaft täglich 20 g. Die Erfolge waren erstaunlich. Frische Fälle kann man angeblich innerhalb 10-14 Minuten nach Eingeben des Saftes heilen. Ältere Fälle benötigen 3-5 Tage. Ein geringer Alkoholzusatz von 20% verbesserte die Wirkung noch und verkürzte die Heilungszeit. Bei Fällen, die nicht geheilt wurden, handelte es sich nicht um echte Trigeminusneuralgien. Der Verfasser glaubte, daß diese Wirkung des Holunderbeerensaftes auch differentialdiagnostisch zu verwerten sei.

Jokel prüfte die Angaben Epsteins nach und bestätigte sie.

Vetlesen erweiterte die Nachprüfung auf andere Neuralgien. Er sah bei 13 Fällen von Ischias sehr gute Erfolge. Er gab zweimal täglich 30 g Beerensaft und 10 g Portwein. In akuten Fällen heilte er die Ischias in 1-11 Tagen, in subakuten in 8-17 Tagen, bei rezidivierenden Patienten sah er spätestens nach 23 Tagen vollständige Schmerzlosigkeit und dauernde Ausheilung eintreten. Auch bei einem Patienten, der 16 Jahre lang an Ischias gelitten hatte, trat noch eine große Besserung ein.

Müller gab ebenfalls den Saft bei Trigeminusneuralgien. Er fand die Wirkung ausgezeichnet auch bei Patienten, bei denen schon alle analgetischen Mittel angewendet worden waren, und die wegen der immer steigenden Schmerzen schon der Verzweiflung nahe waren.

Auch von französischen Ärzten wird der Holunder häufig angewandt. So gebrauchte Lemoine ihn mit gutem Erfolge bei akuter Nephritis mit Ödemen, und nach Lecoq kann die Bastrinde als Ersatz des Coffeins und der Digitalis angewandt werden, wo diese Arzneimittel versagen.

Über den Gebrauch des Holunders in der russischen Volksmedizin erhält man durch die folgende Zusammenstellung von W. Demitsch eine Übersicht:

„In Kleinrußland trinkt man einen Blütenaufguß des Holunder bei Husten (M. Bulgakow, Medicin.-topographische Beschreibung der Kreise Tschernigow, Gorodnja und Sossnitza. Militär.-medic. Jour. 1827, Teil IX, Nr. 2, S. 275 ff.). -In Grusinien macht man bei Stichen in der Brust Umschläge aus den Blüten der Pflanze und Knoblauchblättern (Reinhardt, über den Charakter der Krankheiten in Grusinien und den Gebrauch von Volksmitteln. Militär.-medic. Journ. 1834, Teil XXIV, Nr. 1 und 2). – Im Gouvernement Poltawa wird Sambucus nigra bei Fieber gebraucht und ihre Rindenabkochung bei Menstruationsverhaltung getrunken (Augustinowitsch, über wildwachsende medicinische Pflanzen im Gouvernement Poltawa. Kiew 1853, S. 59).-Mstislawsky machte auf die therapeutische Wirkung des Rindensaftes derselben bei Wassersucht aufmerksam. Seinen historischen Notizen zufolge ist das Mittel gegen allgemeine Wassersucht auch beim Volke Deutschlands seit langer Zeit gebräuchlich. Mstislawsky lernte die Anwendung der Sambucus nigra in südlichen und westlichen Provinzen Rußlands kennen, und zwar gebrauchen die Bauern die Rinde mit folgender naiver Vorstellung: Der Saft der morgens früh von unten nach oben geschabten Rinde wirke brechenerregend, der Saft der von oben nach unten abgeschabten führe ab. Mstislawsky gab 120,0-180,0 vom Rindensafte pro dosi. Nach 10-15 Minuten entstünden Übelkeit, Speichelfluß und reichliches Erbrechen und nach 2-3 Stunden Entleerungen zwanzig- bis dreißigmal. Von 10 Kranken (Aszites, Anasarka, Hydrops univers.) genasen 8 (Gesundheitsfreund 1851, Nr.9). – Im Gouvernement Kiew ist die Pflanze ein Diaphoretikum (T. Werschbizki, Pflanzen, die als arzneiliche vom Volke der hiesigen Gegend gebraucht werden. Kiewsche Gouvernements-Zeitung 1867). – Im Gouvernement Mohilew werden die Blüten als Schwitzmittel benutzt (Tscholowski, Entwurf der Flora des Gouvernements Mohilew, in Dembowetzkis „Versuch einer Beschreibung des Gouvernements Mohilew“. Mohilew 1882, S. 396 ff.).-In der Ukraine dient ein Beereninfus als Abführmittel (K. S. Gornitzki, Bemerkungen über einige wildwachsende und angebaute Pflanzen der Ukraine-Flora, die als Volksheilmittel im Gebrauche sind. Charkow 1887, S. 150).“

Über die Verwendung in der tschechischen Volksmedizin stellt mir Dostál folgende Zusammenstellung zur Verfügung:

Die frischen oder getrockneten Blüten verwendet man als schweißtreibendes Mittel (3, 4, 5, 6, 7). Die Blüten in Milch gekocht sind gut gegen Husten (8). Die Früchte kocht man bei Magen- und Halserkrankungen (7). Povidel aus den Früchten stellen den Durchfall ein (6), dagegen wird ein Sirup aus den Früchten als Abführmittel verwendet (3). Aus den frischen Blüten wird ein Brei zubereitet, der auf Wunden und Geschwülste aufgelegt wird (4). Die Blätter verwendet man als Umschläge bei Kopfschmerzen (5), auf Geschwüre (9), Geschwülste (10) und Wunden (8).

Literatur: (3) Polívka, Květena III. 338; (4) Morávek, Rostlinná léčiva; (5) Krčmář, Ros. Chmel. 132; (6) Koštál 1001 (1901) 278; (7) Kozel, Z. prostonár. lék. v. Ročově (čL. VIII. 54); (8) Vluka, Slez. apat. (čL. VIII. 54); (9) Sál, z lid. léč. Poděbradska; (10) Vyhlídal, Malůvky z Hané.

Der Begründer der Homöopathie, Hahnemann, empfahl die Anwendung bei Hydrops, da Sambucus nigra, wie v. Haller berichtete, schon bei äußerem Auflegen Ödeme erzeuge.

Auf homöopathischer Basis wird das Mittel weiter bei übermäßigen Schweißen und asthmatischen Erscheinungen angewandt.

Die Blätter enthalten als hauptsächlich wirksames Prinzip Sambunigrin, ein Blausäure abspaltendes Glukosid, vermutlich auch Coniin; die diaphoretische Wirkung der Blüten beruht zum großen Teile auf ihrem Gehalt (0,025%) an ätherischem Öl.

Die von einigen Pharmakologen vertretene Ansicht, die Wirkung der Infuse angeblich schweißtreibender Drogen sei lediglich durch das heiße Wasser bedingt, konnte durch die Versuche Wiechowskis widerlegt werden.

Der wäßrige Auszug der Blüten tötet Bacterium coli.

Verträglichkeitsprüfung am Gesunden:

Eine starke schweißtreibende Wirkung von Sambucus nigra“Teep“wurde bei der von mir veranlaßten Verträglichkeitsprüfung am Gesunden beobachtet. 20 Prüflinge nahmen Sambucus“Teep“0. Bei der ersten Prüfung erwähnte nur ein Prüfling, daß er Hitzegefühl verspürt habe. Daraufhin wurde die Prüfung mit größeren Gaben wiederholt, und zwar wurden jedem Prüfling 5 Tabletten auf einmal gegeben. Es trat nun eine mehr oder weniger starke Schweißsekretion auf. In einigen Fällen schwitzten nur die Hände oder der Kopf, wieder in anderen Fällen trat der Schweißausbruch am ganzen Körper ein. Bei 3/4 der Prüfungspersonen, d. h. bei 75%, war das Ergebnis in diesem Sinne positiv. Die Prüflinge nahmen das Mittel an ihrem Arbeitsplatze bei der gewöhnlichen Zimmertemperatur ein, ohne daß eine stärkere körperliche Bewegung stattfand, und wiesen die Erscheinungen des Schwitzens bzw. des erhöhten Wärmegefühls schon sehr bald nach der Einnahme, spätestens aber nach 1/2 Stunde auf. Bei den stärker schwitzenden Personen wurde eine Pulsbeschleunigung bis 120 beobachtet. In einem solchen Fall war der Prüfling ganz heiß und fließend naß, starker Schweißgeruch machte sich schon von weitem bemerkbar, und der Prüfling klagte über Herzklopfen und Druck im Kopf. Für diesen Prüfling wäre demnach die Dosis 5 Tabletten“Teep“0 schon zu hoch, während für einige andere diese Dosis noch zu gering gewesen wäre. Im allgemeinen reichen 5 Tabletten“Teep“ D 1 aus, um ein allgemeines Wärmegefühl und leichtes Schwitzen hervorzubringen.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Innerlich als schweißtreibendes Mittel bei Katarrhen, Heiserkeit und rheumatischen Leiden, ferner bei Wassersucht; als Kräuterkissen zur Schmerzstillung.

Litauen: Das Infus der Blüten, Rinde und Früchte als schweißtreibendes Mittel und zur Regulierung der Verdauung.

Norwegen: Die Blüten äußerlich als Breiumschlag auf Geschwülste; der Holundertee als schweißtreibendes Mittel bei Erkältungen, Katarrhen usw.

Polen: Die Blüten als schweißtreibendes Mittel, die Wurzel als Diuretikum und die frischen Früchte als Purgans.

Ungarn: Innerlich gegen Gicht, äußerlich gegen Krätze.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Flores Sambuci sind ein ausgezeichnetes und beliebtes Diaphoretikum. Sie werden im Teeaufguß gern gegeben bei Erkältungskrankheiten, fieberhaften Affektionen, Erkrankungen der Respirationsorgane, wie Laryngitis, Bronchitis, Husten, Keuchhusten, beginnender Pneumonie, Tbc. pulmonum, Schnupfen, Grippe, Masern, Scharlach. Auch bei Asthma, Atemnot, Engbrüstigkeit leisten sie gute Dienste.

Radix und Cortex Sambuci nigrae werden gern als Diuretikum gegeben, z. B. bei Nieren- und Blasenaffektionen, Harnbeschwerden, Harndrang mit geringem Harnabgang, Hydrops, Ödemen, Muskel- und Gelenkrheumatismus. Auch als Purgans sind die Wurzeln wirksam, und man gibt sie bei Obstipation und Darmverschleimung. Auch bei Ileus mit Koterbrechen wird das Dekokt genannt.

Als Blutreinigungsmittel werden die Wurzeln und auch die Blüten bei Exanthemen und Skrofulose gegeben, als Entfettungsmittel bei Adipositas. Der Holundersaft (Succus Sambuci inspissatus e fructibus) wird bei Neuralgien, insbesondere Trigeminusneuralgie und Ischias, sehr gelobt.

Als allgemeines Schmerzstillungsmittel und Beruhigungsmittel findet der Saft, aber auch oft das Blüteninfus, Anwendung, so z. B. bei Neuritiden, Spasmus glottidis, Ohren- und Zahnschmerzen, Alpdrücken und Herzbeschwerden. Taller, Ronsperg, konnte langanhaltende, sehr intensive Kopfschmerzen, begleitet von leichten Krampferscheinungen, durch Sambucus nigra im Wechsel mit Chelidonium und Ruta graveolens zum Verschwinden bringen.

Sambucus nigra wird als Diaphoretikum häufig im Teegemisch mit Tilia, Sambucus ebulus, Berberis vulgaris und Juglans regia verordnet. Als Wechselmittel werden u. a. Aconitum, Belladonna und Bryonia genannt.

Angewandter Pflanzenteil:

Neben der Verwendung der Beeren weißMatthiolus auch von der Verwendung der Schößlinge und Blätter zu berichten.

Lonicerus erwähnt auch noch den Gebrauch der inneren grünen Rinde.

Bei Osiander finden sich Angaben über die Verwendung von Blüten, grünen Schößlingen, Blättern und Wurzeln sowie des Fruchtmuses.

Blüten, Blätter und Wurzeln führt auch Bohn an.

Hufeland spricht nur von den Blüten.

Hager nennt die Blüten, die Blätter und die Rinde.

Das HAB. nennt eine Essenz aus gleichen Teilen frischer Blätter und Blüten (§ 3) und eine weitere Essenz e cortice (§ 2), zu deren Bereitung die frische innere Rinde junger Zweige verwendet werden soll. Das „Teep“ wird aus der frischen inneren Rinde junger Zweige („Teep“Sambuci nigrae e cortice), aus den frischen Blüten („Teep“Sambuci nigrae e floribus) und aus den frischen Beeren („Teep“Sambuci nigrae e fructibus) hergestellt.

Flores Sambuci sind offizinell in allen Staaten mit Ausnahme von Frankreich, England, USA., Finnland, Argentinien, Venezuela und Japan.

Die frischen Früchte, Fructus Sambuci recentes, sind offizinell in der Schweiz, in Österreich, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Italien, Spanien, Portugal, Holland, Belgien.

Dosierung:

Übliche Dosis:

5-15 g Flor. Sambuci (=3-7 Teelöffel voll) zum Aufguß (Klemperer-Rost);

2-3 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung“Teep“ e floribus als Diaphoretikum auf einmal zu nehmen;

15 g Rinde im wäßrigen oder weinigen Auszug als Tagesgabe (Leclerc);

1 Teelöffel voll der Tinktur aus der Rinde (Dinand);

1/2 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung“Teep“ e cortice als Diuretikum dreimal täglich;

20 g des Beerensaftes (Succus Sambuci inspissat.) als Tagesgabe in Portwein (Epstein).

1 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung“Teep“ e fructibus dreimal täglich bei Neuralgien.

(Alle drei“Teep“-Sorten sind auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

In der Homöopathie:

dil. D 3.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Stuttgarter Wassersuchtstee (nach Hager):

Rp.:

Flor. Sambuci 10 (=Holunderblüten) Fruct. Carvi (=Kümmelsamen) Fruct. Juniperi aa 3 (=Wacholderbeeren) Bulb. Scillae (=Meerzwiebel) Fruct. Petroselini aa 2 (=Petersiliensamen) M.f. species. D.s.: Mit 1/2 l Wasser aufkochen, nach 1/4 Stunde durchseihen, im Laufe eines Tages zu trinken. Rezepturpreis ad chart. etwa-.87 RM.

Species diaphoreticae (F. M. Germ.):

Rp.:

Flor. Sambuci (=Holunderblüten) Flor. Tiliae (=Lindenblüten) Flor. Verbasci aa 20 (=Wollblumen) M.f. species. D.s.: 2 Teelöffel voll auf 1 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa 1.39 RM.

Als Diaphoretikum:

Rp.:

Flor. Sambuci nigrae 30 (= Holunderblüten) D.s.: 2 Teelöffel voll auf 1 Glas Wasser heiß ansetzen und 10 Minuten ziehen lassen. Zweimal täglich 1 Glas schluckweise heiß trinken. Preis nach Arzneitaxe 10 g -.05 RM.

Oder (nach Asmus):

Rp.:

Infusi Flor. Sambuci nigrae 10:160 Succi Citri 5 M.d.s.: Alle 3 Stunden 1 Eßlöffel voll zu nehmen, bis reichlich Schweißabsonderung eingetreten ist. Rezepturpreis ad chart. etwa 1.43 RM.

Bei Obstipation (nach Hämmerle):

Rp.:

Fruct. Sambuci nigrae 50 (= Holunderbeeren) D.s.: 1/2 Teelöffel reifer getrockneter Beeren pro Tasse abends kalt aufstellen, morgens erwärmen und trinken. Preis nach Arzneitaxe 10 g -.10 RM.

Kneipps Blutreinigungstee:

Rp.:

Stip. Juniperi 5 (= Wacholdersprossen) Flor. Acaciae 10 (= Schlehenblüten) Fol. Fragariae vescae (= Erdbeerblätter) Fol. Urticae urentis aa 10 (= Blätter der Kl. Brennessel) Visci albi (= Misteln) Ligni Santali albi (= Weißes Sandelholz) Cort. Frangulae (= Faulbaumrinde) Rad. Sambuci ebuli (= Attichwurzel) Flor. Sambuci nigrae aa 20 (= Holunderblüten)M.f. species. D.s.: Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 1 1/2 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa 1.58 RM.

Bei Skrofulose (nach Baumann):

Rp.:

Flor. Sambuci nigrae (= Holunderblüten) Fol. Juglandis regiae aa 25 (= Walnußblätter) M.f. species. D.s.: 1 Teelöffel voll auf 1 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa -.65 RM.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938

Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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