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Weide, von verschiedenen Salixarten, Salicaceae.

Name:

Salix. Weide. Französisch: Saule; englisch: Willow; italienisch: Salice; dänisch: Pil; litauisch: Gluosnis; norwegisch: Pil; polnisch: Wierzba; russisch: Iwa, Werba; schwedisch: Pil; ungarisch: Heherfüz.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Gemäßigtes Asien. Nordafrika, in Amerika eingeführt.

Namensursprung:

Salix ist der Name der Weide bei den Römern. Das deutsche Wort Weide (althochdeutsch wida, mittelhochdeutsch wide) ist urverwandt mit dem griechischen ίτα (itea) = Weide, auch „aus Weide geflochtener Schild“ und dem lateinischen vitis = Rebe, Ranke (lat. vimen = Rute, Weidengerte).

Botanisches:

Die Gattung Salix ist eine sehr formenreiche Gruppe. Es gehören ihr große Bäume, aber auch kaum handhohe Sträucher an, neben solchen von mittlerer Größe. In Deutschland gibt es neben zahlreichen Bastarden etwa 25 Weidenarten. Meist sind die Äste der Weidenarten sehr biegsam und rutenförmig. Die kurzgestielten Blätter sind gewöhnlich länglich oder lanzettlich, ungeteilt, ganzrandig oder höchstens fein gesägt. Die Nebenblätter sind blattartig oder fehlen ganz. Die zweihäusigen Blüten stehen dachziegelartig angeordnet in endständigen Kätzchen. Die Blütenhülle fehlt und ist durch ein oder zwei Drüsen vertreten. Die Deckschuppen der Kätzchen sind ganzrandig. Staubblätter sind zwei bis zwölf vorhanden, Griffel einer mit zwei Narben. Die Blüten sind sehr honigreich. Die Frucht ist eine zwei-(bis vier-)klappige Kapsel. Die Samen tragen einen Haarschopf. Die Rinde der meisten Arten wurde für die Herstellung von Arzneien verwendet. Insbesondere gilt das von der Silberweide, Salix alba, deren Verwendung vor allem in Amerika üblich ist. Die Silber- oder Weißweide ist außerordentlich raschwüchsig. Sie kann über 20 m hoch werden und bildet dort, wo sie ungehindert wachsen kann, stattliche Bäume. Die Blätter sind länglich-lanzettlich, zugespitzt und kleingesägt. Auf der Unterseite sind sie seidenhaarig-filzig. Die Oberseite hat nur geringen Glanz. Die Äste, die nicht leicht abbrechen, sind grünlich-grau, braun, dottergelb oder rotgelb. Die männlichen Kätzchen sind dichtblütig, zylindrisch und aufrecht. Sie besitzen eine Länge von etwa 6,5 cm und einen Durchmesser von 1 cm. Staubgefäße sind zwei vorhanden. Die zylindrischen weiblichen Kätzchen haben eine Länge von etwa 4,5 cm und einen Durchmesser von 7 mm. Die Silberweide liebt feuchten Boden, ist aber häufig an Wegen und in Dörfern angepflanzt. Blütezeit: April bis Mai.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Anwendung der Weide in der Heilkunde geht bis in das Altertum zurück. Schon Dioskurides schreibt, daß Früchte, Blätter, Rinde und Saft adstringierende Kraft hätten. Die fein geriebenen Blätter mit etwas Pfeffer und Wein genommen, sollten die Empfängnis verhindern, die Frucht hülfe gegen Blutspeien, der Saft von Blättern und Rinde gegen Ohrenleiden. Der zur Blütezeit gewonnene Saft sei gut gegen Augenleiden. – Auch im Mittelalter wird die Weide häufig als Heilmittel erwähnt. Albertus Magnus und Dalechamp nennen sie als Antiaphrodisiakum. Die letztere Anwendung ist auch heute noch in der Tschechoslowakei bekannt. Die Asche von Salix alba wird dort auch gegen Warzen verwandt, der Saft von Salix caprea äußerlich gegen Ohrenschmerzen. In der fränkischen Schweiz kennt man Salix als Mittel gegen Fieber, worauf verschiedene volkstümliche Gebräuche hinweisen.

Wirkung

Von Paracelsus unter die „Constrictiva“ gezählt, wird die Weide auch von Lonicerus als Adstringens und Hämostyptikum beschrieben und auch gegen Podagra verordnet.

Darüber hinaus schildert Matthiolus sie als antikonzeptionelles und anaphrodisisches Mittel und empfiehlt sie äußerlich gegen Warzen, Hühneraugen, Ohrenschmerzen und als Kosmetikum.

Osiander nennt sie als Volksmittel bei Fieber, Krankheiten und Dekubitus, Hufeland als Chinarinden-Ersatz und als Adstringens.

Das Dekokt der Weidenrinde wird in England zu Kataplasmen gegen hartnäckige Dermatopathien und Ulzera verwendet.

In neuerer Zeit beschäftigte sich Leclerc eingehender mit der Weide. Er ist der Ansicht, daß die früher gebräuchliche Anwendung als Anaphrodisiakum mehr Interesse verdient als die als Fiebermittel. Mit dem aus den Weidenkätzchen hergestellten Fluidextrakt erzielte er gute Ergebnisse bei dysmenorrhöischen Beschwerden, sexueller Übererregbarkeit, ferner bei Schlaflosigkeit der Neurastheniker. Der von ihm zitierte Rénon soll gute Erfolge damit bei der Kriegsangst (l’angoisse de guerre) gehabt haben.

  1. B. Inverni führt die Weide gleichfalls als Sedativum der Genitalorgane an. Die verschiedenen Weidenarten enthalten als höchst charakteristische und wirksame Bestandteile neben oft erheblichen Mengen von Gerbstoffen (4-10%) eine große Anzahl nahe verwandter Glykoside, deren wichtigstes das Salicin ist. Daneben kommen auch noch Flavonglykoside vor. Das Salicin kann außer in zwei Fällen in keiner anderen Pflanze nachgewiesen werden. Es ist also für die Gattung Salix spezifisch. Über das Vorkommen des Salicins werden in der einschlägigen Literatur außerordentlich widersprechende Angaben gemacht. Dies liegt in den außerordentlichen Schwankungen des Salicingehaltes begründet. Eigene Untersuchungen haben gezeigt, daß der Salicingehalt derselben Pflanze innerhalb eines Jahres zwischen 0 und 5% schwanken kann. Außerdem ist der Gehalt einer Salixrinde an Salicin noch stark abhängig vom Geschlecht des Baumes. Es wird also unbedingt notwendig sein, die Weidenrinde als Ausgangsmaterial für biologische Zubereitungen genauestens auf ihren Gehalt an Wirkstoffen zu prüfen. Das Salicin, das d-Glykosid des Orthooxybenzylalkohols ist leicht in Form kleiner, farbloser, stark bitter schmeckender Kristalle zu gewinnen. Es wird durch die Einwirkung von Enzymen, so wie durch Säuren in Saligenin und Traubenzucker aufgespalten. Das Saligenin (Salicylalkohol) besitzt lokalanästhesierende Eigenschaften und wird im Körper zu Salicylsäure oxydiert.

Experim. Literatur über Salicylsäure vgl. im Kapitel Gaultheria procumbens, ferner Meyer-Gottlieb, Wasicky und andere pharmakologische Lehrbücher.

In Tierversuchen konnte ich keine fiebersenkende Wirkung der Salixrinde feststellen.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Litauen: Die gepulverte Rinde als Fiebermittel an Stelle von Chinin, das Dekokt zu Wundspülungen und zu Waschungen bei zu starker Schweißsekretion.

Steiermark: Die Abkochung gegen Rheuma.

Ungarn: Bei Kolik, Bäder gegen Gicht.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Cortex Salicis wird häufig als Fiebermittel genannt. So schreibt mir z. B. Ryszkiewicz, Rottweil: „Gutes Antirheumatikum und Fiebermittel, hat bei mir vollständig Salizyl verdrängt.“ Da der Gehalt an Salizyl (vgl. oben) zu gering ist, um bei der Verabreichung der Rinde in therapeutischen Dosen der allein maßgebende Faktor zu sein, müssen demnach noch andere Stoffe in der Rinde vorhanden sein, die fieberherabsetzend wirken. Dasselbe gilt für die Wirkung bei Gelenkrheumatismus und Gicht.

Als Adstringens wird Weidenrinde gelegentlich bei Blutungen, auch Hämoptoe, und Diarrhöen gegeben. Ferner bewährt sie sich bei akuter und chronischer Dyspepsie, Magen- und Darmverschleimung, Kopfschmerzen, Gehörstörungen, Neuralgien, insbesondere Trigeminusneuralgie, und leichten Diabetesformen. Außerdem werden noch Skrofeln, Wurmleiden, Enzephalitis und von Junge Pertussis genannt.

Äußerliche Anwendung findet Salix gegen Fußschweiß (Teeaufguß als Fußbad), entzündete Nervenknoten (Salbenform), Ulcus cruris und brandige Geschwüre.

Angewandter Pflanzenteil:

Die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts berichten von der Verwendung von Rinde und Laub.

Bock erwähnt auch die der Samen.

Osiander führt Rinde und Blätter an. Später aber ist nur noch von der Rinde die Rede, so bei Hufeland, Kobert, Wasicky, Marfori-Bachem, Schulz u. a.

Das HAB. nennt die frische Rinde von Salix alba, Salix nigra und Salix purpurea (§ 3). Das „Teep“ wird aus der frischen Rinde von Weidenarten hergestellt, die einen hohen Gehalt an Salicin aufweisen. Sammelzeit: April bis Mai.

Cortex Salicis ist offizinell in Portugal und Griechenland.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Teelöffel voll (= 3,6 g) der Rinde zum kalten Auszug täglich;

1-2 g mehrmals täglich als Fiebermittel (Meyer).

2-3 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ mehrmals täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Cort. Salicis.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Als Antifebrinum und Antirheumatikum:

Rp.:

Cort. Salicis conc. 50 (= Weidenrinde) D.s.: 1 Teelöffel mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber trinken.

Bei offenen, brandigen Ulzera:

Rp.:

Cort. Salicis Carb. Fagi Carb. Tiliae aa 10 M.f. pulv. D.s.: Zum Aufstreuen. Rezepturpreis ad scat. etwa 1.07 RM.

Bei fieberhaften Erkrankungen:

Rp.:

Cinnamomi ceylan. (= Ceylon-Zimt) Cort. Chinae aa 10 (= Chinarinde) Fol. Menyanth. trifol. (= Fieberkleeblätter) Rad. Gentianae (= Enzianwurzel) Illicii veri (= Sternanis) Cort. Salicis aa 20 (= Weidenrinde) C.m.f. species. D.s.: 2 Teelöffel auf 2 Glas Wasser; vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa 1.12 RM.

Bei Rheumatismus und Gicht (nach Kroeber):

Rp.:

Fol. Sennae 10 (= Sennesblätter) Fol. Betulae 40 (= Birkenblätter) Cort. Salicis 50 (= Weidenrinde) C.m.f. species. D.s.: Täglich 1-3 Tassen als warmes Dekokt. Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 1 1/2 Teelöffel auf 2 Glas Wasser; vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa -.77 RM.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938

Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

 

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